Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag - Andreas Haller страница 14
Sant’Angelo a Nilo
Die Stiftskirche wäre eventuell kaum eines Blickes wert, wenn sich innen nicht ein ganz besonderes kunsthistorisches Kleinod befände. Es handelt sich um das Grabmal des Kardinals Brancaccio, weswegen das Gotteshaus auch als Cappella Brancaccio bekannt ist. Die sechs Skulpturen − fünf stehend, eine liegend − schufen mit Donatello und Michelozzo zwei bedeutende Renaissancebildhauer. Bemerkenswert sind die Faltenwürfe der Gewänder!
♦ Mo−Sa 8.30−13 und 16.30−18.30, So 8.30−13 Uhr. Eintritt frei.
San Domenico Maggiore
Karg wirkt die Fassade der Dominikanerkirche von außen, innen überwältigt üppiger Barock. Die prächtige Ausstattung erzeugt einen stimmigen Gesamteindruck und verhehlt dabei nicht, dass es sich ursprünglich um ein gotisches Bauwerk handelte. Übrigens studierte 1239−1244 Thomas von Aquin am Studium Generale der Universität von Neapel; der Dominikaner sollte in der Folge zu einem der bedeutendsten Kirchenlehrer des Mittelalters werden. Seltsamerweise führt vom Vorplatz am Spaccanapoli eine Treppe hinauf und in die Kirche, wobei man das Gotteshaus durch eine Türe direkt am Hauptaltar betritt! Im Kloster nebenan werden die Kirchenschätze ausgestellt, die sich bei einer Führung begutachten lassen.
♦ Kirche: Tägl. 10−19 Uhr. Eintritt frei. Kloster und Museum: Tägl. 10−18 Uhr. Führungen 5 €, erm. 4 € (kompakt), 7 €, erm. 5 € (ausführlich). Piazza San Domenico Maggiore 8a, www.museosandomenicomaggiore.it.
Santa Chiara
Der ehemalige Klarissinnenkonvent zählt zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt. Die Fenster der riesigen Kirche im Zentrum des Klosterkomplexes lassen nur wenig Licht hinein, und auch sonst wirkt das hoch aufragende gotische Längsschiff auf den ersten Blick etwas karg. Eigenartigerweise verzichtet der Sakralbau auf Querhaus und Chor, was konzeptionelle Gründe hat: Der benachbarte Klarissinnenkonvent musste nämlich integriert werden, ein Problem, das die Architekten im 14. Jh. mit einem komplett vom Innenraum abgetrennten Nonnenchor lösten. Das Längsschiff wird auf beiden Seiten von Kapellen flankiert, die u. a. als Grabkapellen neapolitanischer Herrscher fungierten. Das kunsthistorisch bedeutendste Grabmal befindet sich hingegen am Hochaltar. Hier ruhen die sterblichen Reste Roberts von Anjou, Mitte des 14. Jh. schufen die florentinischen Künstler Giovanni und Pacio Bertini das Monumentalgrab. Ein Bombenangriff am 4. August 1943 richtete schwere Zerstörungen in der Kirche an.
Sehenswert ist auch der Kreuzgang südlich der Kirche. Einzigartig sind die Säulen, Balustraden und Sitzbänke, die mit farbigen Majolikaplatten gefliest sind. Der spielerisch-leichte Gesamteindruck will so gar nicht zur monastischen Strenge passen, schließlich leben heute noch immer einige franziskanische Minderbrüder in dem Kloster. Den Majolikakreuzgang schuf 1739 der bedeutende neapolitanische Maler und Rokokobildhauer Domenico Antonio Vaccaro. Den Umbau der mittelalterlichen Klosteranlage im Stil des Barock sponserte u. a. die Königin Maria Amalia von Sachsen, Frau des Bourbonenkönigs Karl III., mit nicht geringen finanziellen Mitteln. Vom Seitenflügel des Kreuzganges ist ein übersichtliches, aber sehenswertes Museum zugänglich (Museo dell’Opera): Die gezeigten Exponate illustrieren Aspekte der Baugeschichte und stammen aus unterschiedlichen Epochen von der Gotik bis zum Barockzeitalter. Außerdem sind vom Museum die freigelegten Reste einer Therme aus römischer Zeit zugänglich. Es handelt sich um die größte bislang entdeckte Thermenanlage im Stadtgebiet; die wichtigsten Funde aus dem Grabungsareal werden ebenfalls nebenan im Museum präsentiert.
♦ Kirche: 7.30-13 und 16.30-20 Uhr. Kloster: Mo−Sa 9.30−17.30, So 10−14.30 Uhr. 6 €, erm. 4,50 €. Via Santa Chiara 49c, www.monasterodisantachiara.it.
Oase der Ruhe: Der Majolika-Kreuzgang von Santa Chiara
Chiesa Gesù Nuovo
Von außen ist dieses Gotteshaus aus gutem Grund nicht als ein solches erkennbar: Denn ursprünglich befand sich hinter der Diamantquaderfassade mit den Pyramidenspitzen aus Stein der Palazzo der Adelsfamilie Sanseverino. Im Zeitalter der Renaissance entwickelte sich der Palast zu einem der bedeutendsten kulturellen Zentren der Stadt. Nach der gescheiterten Revolte Ferrante Sanseverinos gegen die spanischen Herrscher wurde das Familieneigentum beschlagnahmt; es handelte sich um eben jene Ereignisse, die u. a. Torquato Tasso dazu zwangen, seine Heimat Sorrent zu verlassen (→ Link). Als man zur Förderung der Gegenreformation nach einem geeigneten Ort für die Jesuiten suchte, baute man 1584−1601 das Profananwesen in einen Sakralkomplex um. Nachdem 1688 die Kuppel nach einem Erdbeben eingestürzt war, verpasste man der Kirche ein barockes Kleid, das an Prunk und Protz schwerlich zu übertrumpfen ist. Im Eingangsportal ist das Konterfei des 1987 heiliggesprochenen Wunderdoktors Giuseppe Moscati eingelassen. Der fromme Arzt half u. a. 1906 bei einem Vesuvausbruch den betroffenen Menschen.
Im Zentrum der Piazza Gesù Nuovo steht eine üppig ausstaffierte Mariensäule aus weißem Marmor (Obelisco dell’Immacolata). Das Barockkunstwerk ersetzte Mitte des 18. Jh. ein Reiterstandbild an gleicher Stelle zu Ehren des spanischen Königs Philipp V.
Chiesa di Santa Maria delle Anime del Purgatorio ad Arco
Im Volksmund heißt der Sakralkomplex an der Via dei Tribunali „Kirche der Totenköpfe“. Und in der Tat zieren die barocken Memento mori nicht nur die Balustrade vor dem Portal. Bis ins letzte Drittel des 20. Jh. hinein war die Unterkirche, das heutige Hypogäum, ein wichtiges Epizentrum des neapolitanischen Totenkults (→ Kasten). Die enge Verflechtung des Sakralbaus mit dem Totenkult wird schon bei der Gründung 1616 durch die Bruderschaft Opera Pia del Purgatorio ad Arco sichtbar: Deren Aufgabe war, bei Begräbnissen mittelloser Menschen finanzielle Hilfe zu leisten. In der Folge fungierte die Kirche als Ort, an dem für die Seelen im Fegefeuer gesorgt wurde. Das Hypogäum unterhalb der barocken Kirche stand dabei symbolhaft für das Purgatorium. Die Besucher werden von einem abgedunkelten Sakralkomplex, in dem eine moderne Installation auf den Totenkult einstimmt, empfangen. Eine Treppe führt von der Oberkirche zum eigentlichen „Friedhof“ darunter. In der Sakristei befindet sich ein bescheidenes Kirchenschatzmuseum.
♦ Jan. bis März tägl. 10−14, Sa bis 17 Uhr, April bis Dez. Mo−Sa 10−18, So bis 14 Uhr. Führungen fakultativ möglich. 6 €, erm. 5 €. Via dei Tribunali 39, www.purgatorioadarco.it.
Sehenswertes in der Neustadt
„Neustadt“ ist nicht ganz zutreffend, denn zu ihr gehören Geschäfts- und Wohnquartiere aus unterschiedlichen Epochen: vom ausgehenden Mittelalter bis zum 20. Jh. Beispielhaft dafür steht das zwischen der Via Toledo und den Abhängen des Vomero-Hügels gelegene Spanische Viertel (Quartieri Spagnoli). Obwohl in der Tat neuzeitlichen Ursprungs, wirkt es aber atmosphärisch wie eine übergangslose