Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller

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Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag - Andreas Haller MM-Reiseführer

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Zauberserum injiziert, um das augen­blickl­iche Erstarren des Gefäßapparates zu erwirken. Tatsächlich kaufte er eins dieser Modelle der menschlichen Anatomie einem Arzt aus Sizi­lien namens Giuseppe Salerno ab, nachdem er es auf einer öffent­lichen Ausstellung entdeckt hatte. Das zweite Modell, die schwangere Frau, gab er danach bei dem Arzt in Auftrag.

      Die Stiftskirche wäre eventuell kaum eines Blickes wert, wenn sich innen nicht ein ganz besonderes kunst­histo­ri­sches Kleinod befände. Es handelt sich um das Grab­mal des Kardinals Bran­caccio, weswegen das Gottes­haus auch als Cappella Bran­cac­cio bekannt ist. Die sechs Skulpturen − fünf stehend, eine lie­gend − schufen mit Do­natello und Michelozzo zwei bedeutende Renais­san­ce­bildhauer. Be­merkenswert sind die Faltenwürfe der Gewänder!

      ♦ Mo−Sa 8.30−13 und 16.30−18.30, So 8.30−13 Uhr. Eintritt frei.

      Karg wirkt die Fassade der Domini­ka­ner­kirche von außen, innen über­wäl­tigt üp­pi­ger Barock. Die prächtige Aus­stattung erzeugt einen stimmigen Ge­samt­eindruck und verhehlt dabei nicht, dass es sich ursprünglich um ein goti­sches Bauwerk han­del­te. Übrigens stu­dier­te 1239−1244 Thomas von Aquin am Studium Generale der Uni­versität von Neapel; der Dominikaner sollte in der Folge zu einem der be­deu­tendsten Kir­chenlehrer des Mittelalters werden. Seltsamerweise führt vom Vor­platz am Spaccanapoli eine Treppe hinauf und in die Kirche, wobei man das Gottes­haus durch eine Türe direkt am Haupt­altar betritt! Im Kloster nebenan wer­den die Kirchenschätze ausgestellt, die sich bei einer Führung begutachten lassen.

      ♦ Kirche: Tägl. 10−19 Uhr. Eintritt frei. Klos­ter und Museum: Tägl. 10−18 Uhr. Füh­run­gen 5 €, erm. 4 € (kompakt), 7 €, erm. 5 € (aus­führlich). Piazza San Domenico Maggiore 8a, www.museosandomenicomaggiore.it.

      Der ehemalige Klaris­sinnen­konvent zählt zu den Haupt­sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Fen­ster der riesigen Kir­che im Zentrum des Kloster­kom­plexes lassen nur we­nig Licht hinein, und auch sonst wirkt das hoch aufragende go­ti­sche Längsschiff auf den ersten Blick etwas karg. Eigen­artigerweise ver­zichtet der Sakralbau auf Quer­haus und Chor, was kon­zeptionelle Gründe hat: Der benach­barte Kla­ris­sin­nen­kon­vent musste nämlich integriert werden, ein Problem, das die Architekten im 14. Jh. mit einem komplett vom In­nen­raum abgetrennten Nonnenchor lös­ten. Das Längsschiff wird auf beiden Seiten von Kapellen flankiert, die u. a. als Grab­kapellen nea­politanischer Herr­scher fungierten. Das kunst­his­to­risch be­deu­tendste Grabmal befindet sich hin­gegen am Hochaltar. Hier ruh­en die sterb­lichen Reste Roberts von Anjou, Mitte des 14. Jh. schufen die flo­ren­ti­ni­schen Kün­st­ler Giovanni und Pacio Ber­tini das Monumentalgrab. Ein Bom­benangriff am 4. August 1943 richtete schwere Zerstörungen in der Kirche an.

      Sehenswert ist auch der Kreuzgang südlich der Kirche. Einzig­artig sind die Säu­len, Balustraden und Sitzbänke, die mit farbigen Majolika­platten gefliest sind. Der spielerisch-leichte Gesamt­ein­druck will so gar nicht zur monas­ti­schen Strenge pas­sen, schließlich leben heute noch immer einige franzis­ka­ni­sche Minder­brüder in dem Kloster. Den Majolika­kreuzgang schuf 1739 der be­deu­te­nde neapoli­tanische Ma­ler und Ro­koko­bildhauer Domenico Antonio Vaccaro. Den Umbau der mit­tel­al­ter­lichen Klo­ster­anlage im Stil des Barock sponserte u. a. die Königin Maria Ama­lia von Sachsen, Frau des Bour­bonen­kö­nigs Karl III., mit nicht geringen finan­ziellen Mit­teln. Vom Seitenflügel des Kreuz­ganges ist ein über­sich­t­li­ches, aber se­hens­wer­tes Museum zu­gän­g­lich (Museo­ dell’Opera): Die ge­zeig­ten Ex­ponate illustrieren As­pekte der Bau­geschichte und stammen aus unter­schiedlichen Epochen von der Go­tik bis zum Barockzeitalter. Außerdem sind vom Museum die freigelegten Res­te ei­ner Therme aus römischer Zeit zu­gäng­lich. Es handelt sich um die grö­ßte bislang ent­deckte Thermen­an­la­ge im Stadt­ge­biet; die wichtigsten Funde aus dem Gra­b­ungs­areal werden ebenfalls ne­ben­an im Museum präsentiert.

      ♦ Kirche: 7.30-13 und 16.30-20 Uhr. Kloster: Mo−Sa 9.30−17.30, So 10−14.30 Uhr. 6 €, erm. 4,50 €. Via Santa Chiara 49c, www.monasterodisantachiara.it.

      Oase der Ruhe: Der Majolika-Kreuzgang von Santa Chiara

      Von außen ist dieses Gotteshaus aus gu­tem Grund nicht als ein solches er­kenn­bar: Denn ursprünglich befand sich hinter der Diamantquaderfassade mit den Py­ra­mi­den­spitzen aus Stein der Palazzo der Adelsfamilie San­se­ve­ri­no. Im Zeitalter der Re­nais­sance ent­wi­ckel­te sich der Palast zu einem der be­deu­tend­sten kulturellen Zen­tren der Stadt. Nach der gescheiterten Revolte Fer­ran­te Sanseverinos gegen die spa­nischen Herr­scher wurde das Familien­ei­gentum be­schlagnahmt; es handelte sich um eben jene Ereignisse, die u. a. Tor­quato Tasso dazu zwangen, seine Hei­mat Sor­rent zu verlassen (→ Link). Als man zur Förderung der Ge­gen­re­for­ma­tion nach ei­nem geeigneten Ort für die Jesuiten suchte, baute man 1584−1601 das Pro­fan­an­wesen in einen Sa­kral­komplex um. Nachdem 1688 die Kuppel nach einem Erd­be­ben ein­ge­stürzt war, verpasste man der Kirche ein barockes Kleid, das an Prunk und Protz schwerlich zu übertrumpfen ist. Im Ein­gangs­portal ist das Kon­ter­fei des 1987 hei­liggesprochenen Wunder­dok­tors Giu­seppe Moscati eingelassen. Der fromme Arzt half u. a. 1906 bei einem Ve­suv­ausbruch den betroffenen Men­schen.

      Im Zentrum der Piazza Gesù Nuovo steht eine üppig ausstaffierte Marien­säule aus wei­ßem Marmor (Obelisco dell’Immacolata). Das Barock­kunst­werk ersetzte Mitte des 18. Jh. ein Rei­ter­standbild an gleicher Stelle zu Ehren des spanischen Königs Philipp V.

      Im Volksmund heißt der Sakral­kom­plex an der Via dei Tribunali „Kirche der Totenköpfe“. Und in der Tat zieren die barocken Memento mori nicht nur die Balustrade vor dem Portal. Bis ins letzte Drittel des 20. Jh. hinein war die Unterkirche, das heutige Hypogäum, ein wichtiges Epizentrum des neapoli­ta­ni­schen Totenkults (→ Kasten). Die enge Verflechtung des Sa­kral­baus mit dem Totenkult wird schon bei der Gründung 1616 durch die Bru­der­schaft Opera Pia del Purgatorio ad Arco sichtbar: Deren Aufgabe war, bei Be­gräb­nissen mittelloser Menschen fi­nan­zielle Hilfe zu leisten. In der Folge fungierte die Kirche als Ort, an dem für die Seelen im Fegefeuer gesorgt wurde. Das Hypogäum unterhalb der barocken Kirche stand dabei symbolhaft für das Purgatorium. Die Besucher werden von einem abgedunkelten Sakralkomplex, in dem eine moderne Installation auf den Totenkult einstimmt, empfangen. Eine Treppe führt von der Oberkirche zum eigentlichen „Friedhof“ darunter. In der Sakristei befindet sich ein be­schei­denes Kirchenschatzmuseum.

      ♦ Jan. bis März tägl. 10−14, Sa bis 17 Uhr, April bis Dez. Mo−Sa 10−18, So bis 14 Uhr. Führungen fakultativ möglich. 6 €, erm. 5 €. Via dei Tribunali 39, www.purgatorioadarco.it.

      „Neustadt“ ist nicht ganz zutreffend, denn zu ihr gehören Geschäfts- und Wohn­quar­tiere aus unterschiedlichen Epo­ch­en: vom ausgehenden Mittel­alter bis zum 20. Jh. Beispielhaft dafür steht das zwischen der Via Toledo und den Ab­hängen des Vome­ro-Hügels gele­gene Spa­ni­sche Viertel (Quartieri Spagnoli). Ob­wohl in der Tat neu­zeit­lichen Ur­sprungs, wirkt es aber atmosphärisch wie eine über­gangslose

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