Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller

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Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag - Andreas Haller MM-Reiseführer

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Teil der Führung durch das v. a. in römischer Zeit ge­wach­sene Sy­stem unterirdischer Zisternen und Was­ser­leitungen. Die Besucher schie­ben sich, teilweise mit Kerzen in der Hand, durch Gänge in klau­stro­pho­bi­scher Enge, dann wieder weitet sich die Sze­nerie und der Blick fällt auf bizarre Tuff­stein­ka­vernen. Wo die Einwohner im Zwei­ten Weltkrieg Schutz vor Bomben such­ten, züchtet man heute Kräuter oder lagert Wein (Letzteren gibt es im Shop am Ausgang zu kaufen).

      ♦ Führungen tägl. 10−18 Uhr zu jeder vollen Std. (ital.), engl. Führungen um 10, 12, 14, 16 und 18 Uhr. 10 €, erm. 8 €, Kinder (5−10 J.) 6 €. Piazza San Gaetano 68, www.napolisotterra­nea.org.

      Der Komplex an der Abzweigung der Krippengasse von der Via Tribunali besteht aus drei Teilen: der Basilika, dem Kloster sowie den Ausgrabungen aus der Antike un­terhalb des Gottes­hauses. Kirche und Kloster gehörten im Mittelalter dem Fran­zis­kanerorden an, den Sakralbau im Stil der franzö­si­schen Gotik initiierte König Karl von Anjou im letzten Drittel des 13. Jh. Das ungewöhnlich breit konzipierte Haupt­schiff endet am architektonisch be­son­ders schön gelungenen Chor­umlauf. Eben­falls im Chor ist an zwei Stellen mit Plexiglas das originale Boden­mo­saik ab­ge­deckt; es stammt von der früh­christlichen Vorgängerkirche aus dem 6. Jh., die dem hl. Laurentius ge­weiht war.

      Lustiges Panoptikum: Neapels einzigartige Krippengasse

      Das angrenzende Kloster mit dem freskenverzierten Refektorium (Sala Sisto V.) aus dem 17. Jh. und dem schmu­cken Kapitelsaal (Sala Capito­lare) birgt den Zugang zu den Aus­gra­bun­gen aus griechisch-römischer Zeit. Zu sehen ist der ehe­malige Cardo Maxi­mus nebst an­grenzenden Geschäften, u. a. mit Wäscherei, Bäckerei und ei­ner Stoff­handlung. Eine stimmungsvolle Be­leuch­tung verleiht den erstaunlich gut kon­servierten Relikten aus der An­tike einen ganz spezifischen Reiz. Der Rund­gang en­det schließlich im Mus­eum, das in verschiedenen Räu­men Fund­objekte aus der An­tike, darunter Sar­kophage und Keramiken, sowie s­a­krale Kunst prä­sentiert. Ein Mo­dell ver­anschaulicht die exakte Lage des römi­schen Theaters (→ Link) in der heu­tigen Altstadt.

      ♦ Tägl. 9.30−17.30 Uhr. 9 €, erm. ab 6 €, Kombiticket mit Galleria Borbonica (→ unten) 15 €, erm. 10 €. Piazza San Gaetano, www.sanlorenzomaggiorenapoli.it.

      Was bei uns der Tannen­baum, ist für Neapolitaner die Krippe. Aus diesem Grund herrscht in den Kunsthand­werks­boutiquen beiderseits der Krip­pen­gasse in der Vor­weihnachtszeit der größte Trubel. Die neapoli­tanische Krip­pen­kunst ist jedoch weit mehr als gelebte christ­li­che Volks­frömmigkeit, denn wer genauer hin­sieht, entdeckt in den Auslagen Fi­gu­ren, die im Weihnachts­kontext eigent­lich nichts verloren haben: Politiker, Fuß­ball­spie­ler, Stars aus dem aktuellen Showbiz oder Prominente, die − aus welchen Grün­den auch immer − im jeweiligen Jahr in die Schlagzeilen geraten sind. Manche ver­or­ten daher die Ursprünge dieser Tradition in vorchristlichen Zei­ten. Das 18. Jh. brachte die Blüte der Krip­pen­kunst: Während man im höfi­schen Kontext Figuren aus feinem Por­zellan be­vorzugte, war man beim ein­fa­chen Volk etwas sparsamer und formte die Figuren aus Holz-Draht-Gestellen, an die man Tonköpfe befestigte. Auf diese traditionelle Art entstehen die Figuren noch heute, wobei zunehmend Bil­ligware aus Fernost den ein­hei­mi­schen Künstlern das Leben erschwert. Neben Krip­penfiguren findet man in den Vitrinen häufig das rote Hörnchen (corno) − ein be­liebter Glücksbringer (→ Link).

      Die Kirche und der Kreuzgang sind − über jeweils getrennte Treppen­auf­gän­ge − von der Krippen­gasse aus zu­gäng­lich und werden angesichts des Rummels rund um die Ver­kaufsstände gerne übersehen. Der Sakralbau ent­puppt sich als ty­pischer Ver­tre­ter nea­po­l­ita­ni­scher Ba­rockkunst mit einer prachtvollen Fres­ken­ausstattung, die bei­nahe voll­ständig vom neapoli­tani­schen Ba­rock­künstler Luca Gior­dano stammt. Der wunderbar weit­läufige Kreuz­gang wiederum wirkt im Gegen­satz zum Stadt­ge­tüm­mel wie eine Oase. Ein Au­gen­schmaus ist der mar­morne Barockbrunnen in der Mit­te mit allerlei verschlungenen Figuren und Meeres­tieren.

      ♦ Kirche: Mo−Sa 9−12, sonn- und feiertags 9−13 Uhr. Eintritt frei. Kreuzgang: Mo−Fr 9.30−13, Sa/So 9.30−13 und 15−18 Uhr. 4 €, erm. 3 €.

      Marmorstatue für den Flussgott im Altstadtzentrum

      Auf einer Platz­erweiterung am Spacca­napoli steht auf einem Marmorsockel die un­schein­bare Statue des antiken Fluss­gottes Nil. Es handelt sich tat­säch­lich um ein Kunst­werk aus römi­scher Zeit, das in den Wirren der Völ­ker­wanderungen ver­loren ging und erst im 12. Jh. wieder aufgefunden wurde. Der im Mittelalter fehlende Kopf wurde 1667 hinzugefügt. Die Bar gegenüber heißt standesgemäß Bar Nilo. Wer hi­nein­schaut, entdeckt an der Wand ei­nen Altar für Diego Ma­radona. Der ar­gen­tinische Fußballprofi, bekannt durch die „Hand Gottes“ im Länder­spiel 1986 ge­gen England, wurde 1987 und 1990 mit dem SSC Neapel italie­ni­scher Fuß­ball­mei­ster. Hiesigen Tifosi gilt er noch immer als sakrosankt.

      Die Privatkapelle der Adelsfamilie San­se­vero ist von außen unscheinbar, birgt aber ein bemerkenswertes Kunst­werk, das man sich nicht entgehen lassen darf. Es han­delt sich um die Statue des Verhüllten Leichnam Christi (Cristo velato), die der nea­po­litanische Meister Giuseppe San­martino 1753 schuf. Von atem­beraubender An­mut ist das Lei­nen­tuch aus Marmor, das auf die Be­trachter der „Pietella“ wie ein trans­pa­ren­tes Tuch wirkt, obwohl es in Wahr­heit aus einem Stück mit dem Rest der Sta­tue angefertigt wurde. Es handelt sich in der Tat um ein kolos­sales Meister­werk der Barock­kunst! Zudem be­herbergt das Kirchlein zwei ana­to­mi­sche Modelle, die ein wenig an Gunther von Hagens und seine platinierten mensch­lichen Körper er­in­nern. Die „Skulp­turen“ − es handelt sich um ei­nen Mann und eine schwangere Frau − entstanden ebenfalls im 18. Jh. Wis­sen­schaftliche Unter­suchungen erg­a­ben 2008 die Echtheit der Skelette, das Netz der Blutgefäße hingegen ist künst­lich und be­steht aus Draht und farbi­gem Wachs. Die an ein Wunder­ka­bi­nett ge­mahn­enden Aus­stattungs­stücke ga­ben im­mer wieder zu Spe­ku­la­tio­nen Anlass, zumal der da­ma­li­ge Eigentümer der Privatkapelle Frei­mau­rer war, dem man beste Be­zie­hun­gen zur al­chi­mis­ti­schen Szene nachsagte (→ Kasten, siehe unten).

      ♦ Tägl. außer Di 9−19 Uhr. 8 €, erm. 6 €. Via Francesco De Sanctis 19−21, www.museosansevero.it.

      Freimaurer, Erfinder, Alchimist: Raimondo, Fürst von Sansevero

      Raimondo di Sangrio (1710−1771), Fürst von Sansevero, war eine schil­lern­de Figur im barocken Neapel. Der Soldat in Diensten der Bour­bonen erhielt in Rom eine fundierte Jesuitenausbildung, be­vor er sich in Neapel niederließ und in der Hauptsache wisse­n­schaft­liche Forschungen betrieb. Zahlreiche Frei­maurersymbole in der Privatkapelle der Familie Sansevero (→ siehe oben) las­sen ver­mu­ten, dass Raimondo Mitglied in den Geheimbünden der Frei­mau­rer

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