Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem
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»Doch!« Adina schob die Unterlippe vor.
»Adina, trotze bitte nicht wie ein kleines Kind«, bat der Vater und fühlte sich in diesem Augenblick absolut hilflos.
»Adina, komm!« rief Cordula von der Schaukel her.
»Geh zu deiner Freundin, Liebes«, sagte Wolfgang. »Wir werden uns schon einigen.«
Das Mädchen zuckte die Schultern und warf einen Blick auf ihre Großmutter. Sie fragte sich, ob diese etwas von der Unterhaltung mitbekommen hatte. Sicher würde sie ihr fest beistehen. Vergnügt rannte sie zur Schaukel.
Birgit trat mit einer riesigen Schüssel voll Heringssalat auf die Terrasse und stellte sie auf den bereits gedeckten Tisch. Sie war müde. Der Nachmittag war ziemlich anstrengend gewesen. Sie sehnte sich nach etwas Ruhe.
Als sie in die Küche zurückkam, war Wolfgang Kayser gerade dabei, ein Brot aufzuschneiden. »Ich dachte, ich helfe Ihnen ein bißchen«, sagte er.
»Sie sollten eigentlich bei Ihrer Schwiegermutter und Ihrer Tochter sein«, erwiderte Birgit, obwohl sie sich über sein Angebot freute.
Er schüttelte den Kopf. »Die amüsieren sich auch ohne mich, Frau Keller.«
»Das klingt so resignierend«, meinte die junge Frau.
»Ich bin müde, unwahrscheinlich müde«, entgegnete Wolfgang. »Nicht physisch, sondern psychisch. Diese Pferdegeschichte hat mich ziemlich mitgenommen.«
»Das kann ich verstehen.«
»Sehen Sie, wenn mir meine Schwiegermutter vorher wenigstens ein Wort davon gesagt hätte. Aber einfach hinzugehen und diese Zarah zu kaufen… Vor einigen Wochen habe ich mich noch mit ihr über Adinas Wunsch unterhalten. Wir waren uns beide einig, daß meine Tochter nicht unbedingt ein Pferd haben muß.«
»Sie wollte ihr eine Freude machen.«
»Aber nur in zweiter Linie, in erster wollte sie mich treffen«, sagte der Geschäftsmann. »Frau Keller, ich hätte eine große Bitte an Sie.« Er sah ihr ins Gesicht.
»Und die wäre?«
»Würden Sie mir heute abend, wenn die Invasion hinter uns liegt, die Freude machen und mit mir ein Gläschen Wein trinken? Ich habe einen wunderbaren Burgunder im Keller. Er sollte endlich seiner Bestimmung zugeführt werden.«
»Gern, Herr Kayser.« Birgit lächelte ihm zu.
»Das freut mich.« Er legte kurz den Arm um ihre Schultern. »Es war sicherlich auch ein sehr anstrengender Tag für Sie, Frau Keller. Eigentlich hätten Sie draußen mit an die Festtafel gehört. Das nächste Mal…« Er unterbrach sich. »Was kann ich Ihnen noch helfen?«
»Es ist sehr nett von Ihnen gemeint, Herr Kayser, aber es ist besser, wenn Sie sich wieder den Gästen widmen«, erwiderte Birgit.
Seufzend nahm Wolfgang den Arm von ihren Schultern. »Warum müssen Sie nur immer so schrecklich vernünftig sein, Frau Keller?« fragte er, erwartete aber keine Antwort, sondern griff nach der nächstbesten Bratenplatte und verließ mit ihr die Küche.
Die Kinder wurden von ihren Eltern nach dem Abendessen abgeholt. Vilma Stein brachte ihre Enkelin zu Bett. Sie unterhielt sich noch lange mit ihr, bevor sie wieder hinunterkam. Als Wolfgang an das Bett seiner Tochter trat, schlief sie bereits. Er hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn und ging leise aus dem Zimmer.
»Für mich wird es auch Zeit«, sagte Vilma Stein zu ihm. »Es war ein schöner Tag.« Sie griff nach ihrer Handtasche. »Ich hole dann Adina morgen nach der Schule ab. Wir werden den Nachmittag gemeinsam verbringen.«
»Morgen, okay, aber das kommt nicht jeden Tag in Frage, Schwiegermutter«, sagte Wolfgang. »Adina wird in Zukunft weder die Schule, noch ihre Geigenstunden vernachlässigen. Sie selbst wollte Unterricht für dieses Instrument haben, und sie hat sich bisher immer darauf gefreut. Ich werde morgen die von Schoeneckers anrufen und sie fragen, ob sie nicht jemand wissen, der Zarah während der Woche ausreiten kann. Wenn Adina das Wochenende bei dem Pferd verbringt, reicht das.«
»Du scheinst ihr Zarah nicht zu gönnen«, meinte Frau Stein.
»Das hat damit überhaupt nichts zu tun, Schwiegermutter. Du hattest kein Recht, ihr diese Stute hinter meinem Rücken zu kaufen.«
»Immerhin bin ich ihre Großmutter«, empörte sich Vilma. »Ellen war schließlich meine Tochter. Wenn mir schon Ellen genommen wurde, so laß ich mir nicht noch meine Enkelin nehmen.«
»Kein Mensch will dir Adina nehmen.«
»O doch, Wolfgang. Du tust alles, um mich von dem Kind fernzuhalten. Aber das laß ich mir nicht gefallen.« Sie ging zur Haustür. »Adina wird so oft wie es ihr gefällt bei mir sein.«
»Ich bin ihr Vater, und ich habe auch gewisse Rechte«, sagte Wolfgang. »Gute Nacht!«
Vilma Stein wandte sich ihm noch einmal zu. »Verlange bitte nicht, daß ich dir auch eine gute Nacht wünsche«, erwiderte sie. Schallend flog die Haustür hinter ihr ins Schloß.
Birgit war in der Küche mit dem Abwaschen beschäftigt. Frau Wächter hatte ihr zwar angeboten, diese Arbeit am nächsten Tag selbst zu erledigen, doch sie hatte die Küche nicht so hinterlassen wollen.
»Ich helfe Ihnen«, sagte ihr Chef, als er zu ihr kam. Er griff nach einem Handtuch und begann, wie selbstverständlich abzutrocknen. »Die Flasche Burgunder wartet bereits darauf, daß wir sie köpfen.«
»Wir haben sie uns redlich verdient«, meinte Birgit. »Ich mit der Arbeit und Sie… Na ja, ich habe Ihren Streit mit Ihrer Schwiegermutter gehört.«
»Denken wir heute abend nicht mehr an sie«, schlug Wolfgang Kayser vor. Er stellte den Teller, den er gerade abgetrocknet hatte, auf einen anderen. »Ich dachte, daß wir es uns auf der Terrasse gemütlich machen. Der Abend ist so lau, daß es eine Sünde wäre, ihn innerhalb der vier Wände zu verbringen.«
Es dauerte fast noch eine Stunde, bis sie endlich mit dem Abwasch fertig waren. Wolfgang hakte Birgit unter und führte sie ins Freie hinaus. Er hatte bereits den Wein und zwei Gläser auf ein Tischchen gestellt. Rechts der Flasche stand ein Schälchen mit Birgits Lieblingsnüssen.
»Sind es die richtigen?« fragte er scherzend.
»Ihr Gedächtnis ist ausgezeichnet«, erwiderte Birgit.
»Ich erinnerte mich daran, daß Sie bei mir im Geschäft ab und zu diese Nüsse geknabbert haben«, sagte Wolfgang. »Kommen Sie, setzen Sie sich!«
Kaum hatte Birgit Platz genommen, schenkte er den Burgunder ein. »Trinken wir auf Adinas Zukunft«, schlug sie vor.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Adinas Zukunft ist zweifach gesichert«, sagte er. »Einmal durch ihre Großmutter, deren Alleinerbin sie sein wird, und einmal durch mich. Das dürfte doch reichen.« Er sah ihr in die Augen. »Trinken wir lieber darauf, daß es für