Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker
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„Ich werde wohl einige Zeit brauchen, um meine Kraft zurückzuerlangen“, sagte Nhorich, und dabei wurden seine Augen vollkommen schwarz. Er versuchte das, was ihm derzeit an körperlicher Kraft fehlte, durch die dunkle Kraft auszugleichen. Vollständig konnte das nicht gelingen, das wusste selbst Gorian, auch wenn er diese Kraft natürlich nicht annähernd so gut beherrschte wie sein Vater.
„Ich möchte wissen, was der Gargoyle auf der Frostfeste erlebte“, sagte er nach einiger Zeit, am Bett seines Vaters sitzend. „Du wolltest es mir erzählen.“
„Da bin ich inzwischen zu einer anderen Ansicht gelangt.“
„Warum?“
„Es ist besser, wenn du mit den Gedanken des Bösen nicht in Berührung kommst. Du hast gesehen, was solche Gedanken anrichten können. Ich kann froh sein, noch unter den Lebenden zu weilen.“
„Ich will es trotzdem wissen“, verlangte Gorian.
Nhorich sah ihn an und erklärte dann: „Es reicht, wenn du weißt, dass Ar-Don auf der Frostfeste war. Dass Morygor ihn abrichtete wie einen Falken und seine kalte Steinseele mit dem Wissen eines Schwertmeisters verschmolz, der seit langem vermisst wurde ...“
„Domrich!“, entfuhr es Gorian.
„Ja, das war sein Name. Ar-Don hat ihn zu einem Teil seiner Selbst gemacht, auf gleiche Weise, wie es ein namenloser Schlacke-Gargoyle mit meinem Hund Branwulf tat. Dieses Wesen ist ein äußerst gefährlicher Gegner, Gorian. Gefährlicher, als ich zunächst angenommen habe.“
In diesem Moment wollte Gorian seinem Vater davon erzählen, dass Ar-Dons Geist mit wispernder Stimme zu ihm sprach und versuchte, ihn zu beeinflussen. Er hatte die Worte schon auf der Zunge, aber da war eine Kraft, die verhinderte, dass er sie auch aussprach.
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Wochen später erreichte ein Reiter Nhorichs Hof. Er trug Schwert und Mantel eines Ordensmeisters – und zwei Ringe an seiner Hand, die ihn als Meister zweier Ordenshäuser auswiesen.
Sein Gesicht wirkte wie gemeißelt. Ein gestutzter Bart bedeckte den unteren Teil davon, die Augen waren dunkel und hatten einen durchdringenden, fast stechenden Blick. Das Haar war grau durchwirkt, bedeckte Stirn und Ohren und wurde von einem mit magischen Kraftzeichen besticktes Band zusammengehalten. Das Alter des Mannes zu bestimmen war unmöglich.
Gorian zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass dies Thondaril war. Also hatte die Nachricht, die Olgarich über einen Boten an die nächste Ordenskomtur geschickt hatte, ihren Adressaten gefunden.
Thondaril musterte Gorian prüfend, sagte aber kein einziges Wort – nicht mal, als Gorian ihn ansprach und begrüßte.
Nhorich bestand darauf, allein mit dem ehemaligen Ordensbruder zu sprechen. Sie gingen zum Ufer der Thisilischen Bucht, wo der Wind jedes Wort verwehte. Ihre Unterhaltung dauerte sehr lange, und Gorian fragte sich, was sie wohl die ganze Zeit über zu bereden hatten.
Dann kehrten sie zum Haupthaus zurück, und Thondaril schwang sich wieder in den Sattel seines Pferdes und machte sich auf den Weg.
Vom Fenster seines Zimmers aus sah Gorian, wie sich der zweifache Ordensmeister in einiger Entfernung noch einmal umdrehte. Er sah – da war sich Gorian ganz sicher - direkt zu ihm hin; den Blick, mit dem er den Jungen dabei bedachte, ließ sich für diesen jedoch nicht deuten.
Fast könnte man meinen, er sei meinetwegen gekommen, und nicht, um meinem Vater zu helfen, ging es Gorian durch den Sinn.
Was der fremde Meister mit Nhorich gesprochen hatte, darüber erhielt Gorian keinerlei Auskunft. „Es war ein Gespräch unter Meistern“, sagte sein Vater einfach nur. „Und ein Meister kann von einem anderen Meister absolute Verschwiegenheit erwarten.“
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In der folgenden Zeit begann Nhorich mit seinem Sohn den Umgang mit den Schwertern Sternenklinge und Schattenstich zu üben.
Täglich kehrte ein Stück mehr von Nhorichs ursprünglicher Vitalität zurück. Nur die Wunde an seiner Hand wollte nicht heilen. Sie änderte ihre Farbe vom hellen Rot einer frischen Brandwunde zu einem sehr viel dunkleren Ton, der an ein Feuermal erinnerte. Manchmal war sie über Tage oder gar Wochen hinweg geschlossen, dann aber quoll plötzlich wieder Blut daraus hervor, das mal dunkelrot, dann ganz schwarz war.
„Das ist die dunkle Kraft, die ich durch die Erinnerungen des Gargoyle in mich aufgenommen habe“, erklärte er dazu. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, mein Sohn. Diese Kraft muss raus, denn sie ist so überflüssig wie damals die Schlacke der Schwerter – nur dass die Kraft in diesem schwarzen Blut nicht ausreicht, dass daraus ein ähnliches Wesen wie Ar-Don entsteht.“
Manchmal trug er über Tage hinweg Bandagen um seine Hand, und schließlich ließ er sich einen speziellen Handschuh anfertigen, um das Schwert weiterhin mit beiden Händen führen zu können, wie es der Kunst eines Schwertmeisters entsprach, ohne dass er dabei durch die Wunde behindert wurde.
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Monate vergingen. Der Winter kam und war so hart und lang wie keiner zuvor. Nie hatte es so viele geflügelte Fische in der Bucht von Thisilien gegeben, und die besonders flachen Regionen am Estrigger Ufer waren sogar für ein paar Wochen von einer tückischen dünnen Eisschicht bedeckt.
Die Kunde davon verbreitete sich trotz der harten Witterung wie ein Lauffeuer, denn so etwas war bislang nur aus den Buchten Torheims und Orxaniens bekannt. Zusammen mit dem eisigen Nordwind und der tief stehenden, fahl scheinenden Sonne schien das eine Warnung zu sein. Der Schattenbringer, der zuvor, je nach Wetterlage, manchmal sogar noch vom Licht der Sonne überstrahlt wurde, verdunkelte diese nun so sehr wie noch nie. Ein Zeichen des Himmels, dass die Bedrohung, die man so lange für fern gehalten hatte, ihre Klauen auch nach Süden ausstreckte. Viele, die insgeheim gehofft hatten, dass das Unheil nicht mehr zu ihren Lebzeiten und vielleicht nicht einmal mehr zu denen ihrer Kinder und Kindeskinder das Heilige Reich heimsuchen würde, strömten nun in die Tempel des Verborgenen Gottes und flehten um Gnade und Hilfe.
Aber mit dem Frühling schmolz das Eis, und da dieser Frühling so warm war wie immer, verbreitete sich die Ansicht, dass dieser Winter