Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker

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Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten - Alfred Bekker

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du deine Waffe in jeder Hinsicht beherrschst“, versprach Nhorich.

      Als sich Gorian, kurz bevor sie die Lichtung verließen, noch einmal umdrehte, war von dem Tempel der Alten Götter nichts mehr zu sehen.

      „Es gehört inzwischen zu den festen Eigenschaften dieses Ortes, sich zu verbergen“, erklärte es Nhorich. „Wahrscheinlich würde der Tempel selbst dann noch verschwinden, würde ich all den Zauber auflösen, den ich zum Verstecken der Klingen webte.“

      „Sag mir, was du von Ar-Dons Geist erfahren hast“, verlangte Gorian. „Von seinen Erinnerungen an das, was nach seiner Flucht aus deiner Schmiede geschah.“

      „Das ist schnell erzählt“, behauptete Nhorich. „Er floh tatsächlich zu Morygor. Nach einem langen Flug gelangte er schließlich zur Frostfeste, und dort erhielt er seinen Namen und wurde zu einem Diener Morygors abgerichtet.“ Nhorichs Gesicht war plötzlich sehr blass geworden, und er sah mit sorgenvollem Stirnrunzeln auf die Wunde an seiner Hand. Gorian fiel beides auf, und er fragte sich, ob die Verletzung vielleicht schlimmer war, als sein Vater bisher zugegeben hatte.

      Den ganzen Ritt zurück sprach Nhorich kein einziges Wort. Er wirkte schwach und kraftlos. Als sie dann den Hof erreichten, überließ er sein Pferd Beliak, der gerade vor dem Haupthaus stand, und zog sich zurück, um sich auszuruhen.

      Gorian aber wog Sternenklinge in der Hand, und er war sich in diesem Augenblick unsicherer denn je, ob die Schicksalslinie, der er folgte, die richtige war.

      Kapitel 4: Nicht-Tode

      Tagelang lag Nhorich darnieder und war die meiste Zeit über nicht ansprechbar. Er fantasierte im Fieber, und schwarzes Blut drang aus der Wunde, die er an der Hand davongetragen hatte. In den wenigen lichten Momenten aber musste er sich immer wieder davon überzeugen, dass sich Schattenstich in seiner Nähe befand. Gorian schlug daher vor, das Schwert an die Wand zu hängen, sodass sein Vater es von seinem Lager aus jederzeit sehen konnte. Und in der Tat hatte dies eine beruhigende Wirkung auf ihn.

      Sternenklinge jedoch behielt Gorian bei sich. Er suchte sich unter den ledernen Schwertscheiden, von denen es auf dem Hof des ehemaligen Schwertmeisters genügend gab, eine besonders Schöne aus und schnallte sie sich auf den Rücken; um das Schwert an der Seite zu tragen, war er noch nicht groß genug.

      Ansonsten wich Gorian kaum vom Bett seines Vaters, wachte Tag und Nacht bei ihm und fiel zwischendurch immer wieder in einen kurzen unruhigen Schlaf.

      Olgarich, ein Zahlenmagier dritter Ordnung, den Nhorich schon vor vielen Jahren als Verwalter des Hofes eingestellt hatte, schickte ein paar Knechte als Boten aus, um einen Arzt aus Twixlum zu holen. Falls der dortige Arzt nicht zur Verfügung stünde, sollten sie sich weiter die Küste entlang auf den Weg nach Thisia machen. Diese Hafen- und Handelsstadt war groß genug, dass man erwarten konnte, dort einen Medicus von ausreichendem Rang auftreiben zu können. Die Knechte nahmen sich die größte Barkasse, die an der Anlegestelle des Hofs festgemacht war.

      Zudem wurde auch Gaerth der Orxanier ausgeschickt. Er sollte sich in die bewaldete Wildnis im Süden begeben, denn angeblich wohnte dort, zwei Tagesreisen entfernt, ein Heilkundiger, auf dessen Kunst Olgarich große Stücke hielt. Beliak war skeptisch hinsichtlich dieses Mannes, denn einer seiner Adh-Freunde, der auf einem benachbarten Hof angestellt war, hatte ihm berichtet, dass dort Vieh gestorben war, nachdem der Heilkundige den Tieren eine seiner Mixturen verabreicht hatte – was aber nie die Runde machte, da der Besitzer des Hofes befürchtete, alle Welt könnte annehmen, sein Vieh wäre an einer ansteckenden Krankheit verendet.

      Olgarich aber schwor auf die Dienste dieses Mannes, und als er die Geschichte von Gaerths Adh-Freund hörte, tippte er sich an seine stark nach vorn gewölbte Stirn. Sein Haupt war etwa um ein Drittel größer als das eines gewöhnlichen Menschen, und der vollkommen haarlose Hinterkopf glich einer anschwellenden Froschblase. Er wurde von pulsierenden Adern durchzogen, und als Gorian noch sehr klein gewesen war und zum ersten Mal von den Schicksalslinien gehört hatte, war sein erster Gedanke der, dass sie wohl auch derart untereinander verwoben sein mussten und sich immer wieder kreuzten wie die Adern auf Olgarichs Kopf.

      Weder der Orden noch die Priesterschaft erkannten die Zauberei der Zahlenmagier als Magie im eigentlichen Sinn an, und doch bedienten sich beide Gruppen ihrer Dienste. Zumeist aber wurden sie von Handelshäusern, Geldwechslern und Gutsbesitzern angestellt, denn niemand konnte so gut wirtschaften wie sie.

      „Mein Vater hat die Dienste von Heilkundigen und Ärzten immer gleichermaßen abgelehnt“, sagte Gorian an Olgarich gewandt.

      „Ja, nach dem Tod deiner Mutter hat er den heilenden Künsten ganz allgemein misstraut. Aber wir sollten seinen Willen in diesem Fall ignorieren, findest du nicht auch?“

      Gorian nickte. „Gut“, murmelte er. „Jedoch hege ich Zweifel, dass er mit den Mitteln dieser Künste überhaupt zu heilen ist.“

      „Wieso das?“

      „Weil ich glaube, dass alles mit der Verletzung an seiner Hand zu tun hat. Er hat sich die Erinnerungen des Gargoyle angeeignet, der vor kurzem von Schattenreitern über das Meer gebracht wurde, um mich zu töten.“

      Gorian kannte Olgarich, solange er sich entsinnen konnte, und daher vertraute er dem Zahlenmagier fast so sehr wie seinem Vater. Es gab keinen Grund, nicht mit ihm in aller Offenheit zu sprechen, so meinte er, denn wenn Nhorich recht hatte und früher oder später ein weiterer Angriff Morygors erfolgte, musste man sich darauf vorbereiten, und das galt auch für Olgarich und alle anderen, die auf dem Hof lebten.

      Der Zahlenmagier sah den Jungen nachdenklich an, und seine zumeist straff gespannte, deutlich geäderte Stirn legte sich auf einmal in tiefe Falten, die sogar das Muster der bläulichen Adern überdeckten. Genauso versuchte

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