Mein Leben - Meine Musik. John Fogerty

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Mein Leben - Meine Musik - John Fogerty Musiker-Biographie

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aus dem Anhänger in den Kühler umleiten musste. Er parkte, und wir alle stiegen aus, um zu helfen. Die entsprechende Klappe stand offen, und der Schlauch war verschwunden. Wir waren angeschmiert! Offenbar funktionierte das Schloss nicht richtig, und die Klappe war aufgesprungen. Mein Dad wurde ordentlich sauer und fing an, mit einem Beil auf die Klappe einzuschlagen. Uns dämmerte schließlich: Diese Stellen, die uns aufgefallen waren, waren exakt die gleichen wie jene, die nun unser Dad mit dem Beil hinterließ. Anscheinend war dem Vormieter des Anhängers genau dasselbe widerfahren wie uns.

      Nun fing Dad an, gegen den Anhänger zu treten. Aus seinem Mund kamen etliche unschöne Ausdrücke. Da ich meinen Dad in erster Linie als bedachten und friedvollen Zeitgenossen kannte, war ich einigermaßen schockiert. Er war plötzlich ein komplett anderer Typ. Um ehrlich zu sein: Wir ähnelten uns sehr in diesem Punkt. Bereits seit meiner frühesten Kindheit war auch ich ein Hitzkopf. Ich erinnere mich da etwa an einen Jungen, der während des Ballspielens zu mir sagte: „Weißt du, du musst lernen, dein Temperament zu zügeln.“ Auch den Lehrern in der Grundschule fiel es auf.

      Jahre später also, als wir meinem Vater beim Umzug halfen, stand da dieser alte, verbeulte Fernseher. Creedence waren bereits eine Zeit lang Geschichte, und es war nicht unbedingt so, als wäre ich gerade auf der Sonnenseite des Lebens beheimatet. Aber ich warf einen Blick auf diesen Apparat und begriff, dass mein Vater nun 70 Lenze auf dem Buckel hatte und immer noch so drauf war. Ich dachte mir bloß: Auf keinen Fall will ich als mürrischer alter Mann sterben.

      Zum Glück gelang es meiner Mom nach all dem Durcheinander, sich noch einmal zu verlieben. Sie traf einen wunderbaren Mann, Charles Loosli. Sie heirateten am 11. Juni 1977. In späteren Jahren verbrachte ich mehr Zeit mit den beiden. Wir alle mochten Charles.

      Die Teenagerzeit ist wohl für fast jeden die schwerste im Leben. Vor allem, wenn man sich als Opfer einer großen Ungerechtigkeit empfindet. Ich fühlte mich unfair behandelt und wertlos. Die Scheidung kam mir wie ein großer, sogar extrem großer Fehlschlag vor. In guten Familien gab es so etwas nicht. Ich baute einfach einen hohen Zaun um mich herum auf. Der Umstand, dass unsere finanzielle Situation nach der Scheidung immer prekärer wurde, machte alles nur noch schlimmer. Ich hatte das Gefühl, mich ganz unten in der gesellschaftlichen Hierarchie zu befinden. Ich war sicher nicht so schlimm dran wie irgendwelche Typen, die in Mississippi in einer Hütte ohne Strom und Wasser hausten, aber irgendwie fühlte ich mich arm. In Verbindung mit der Scheidung meiner Eltern war das kaum auszuhalten.

      Nachdem ich die neunte und die halbe zehnte Klasse erneut in einer katholischen Schule, St. Mary’s, besucht hatte, sagte einer der Lehrer zu meiner Mom: „John wirkt so traurig und reserviert. Er ist einfach so ruhig. Ist denn alles in Ordnung? Geht es John gut?“ Meine Mom versuchte, zu erklären: „Ach, nein, er ist nur sehr nachdenklich.“ Ich griff sogar selbst auf diese Begründung zurück. Fast alle Fotos aus meiner Kindheit zeigen mich von meiner grüblerischen Seite. Meine Augenbrauen scheinen auf diesen Bildern ineinander verknotet zu sein. „Traurigkeit“ mag vielleicht nicht das beste Wort für meinen Zustand gewesen sein, aber ein anderes fällt mir selbst heute noch nicht ein.

      Ich schämte mich für das Haus, in dem wir wohnten. Der Ofen funktionierte nie richtig. Die Nachbarschaft war zwar Mittelklasse, aber unser Haus war das schlimmste weit und breit. Als ich die siebte oder achte Klasse besuchte, zog ich schließlich in jenes Untergeschoss, das im Winter ständig überschwemmt war. Der Boden stand dann fünf Zentimeter unter Wasser, und ich musste Holzlatten auslegen, um ins Bett zu klettern, ohne dabei nass zu werden.

      Mein erstes Radio war einer dieser Art-Deco-Apparate aus Plastik. Es war blaugrau und von Philips oder Emerson. Mit dem Geld, das ich als Zeitungsjunge verdiente, leistete ich mir schließlich einen Radiowecker. Irgendwann fielen die Regler ab. Ich nahm gern Dinge auseinander, also werde ich sie wohl selbst entfernt haben. Jedoch waren da jetzt nur mehr metallene Stümpfe. Eines Morgens stand ich nun im Wasser und wollte das Radio aufdrehen. Als ich hinlangte, erhielt ich einen ordentlichen Stromschlag. Ein Glück, dass er mich nicht umbrachte.

      Ich hörte gerne vor der Schule Radio. Wenn der Wecker also anging, stieg ich auf die hölzerne Konstruktion auf dem Boden meines Zimmers, stellte den Alarm ab, warf mich wieder auf die Matratze und hörte noch eine Runde Musik. Dies war mein allmorgendlicher kleiner Tanz.

      Direkt über meinem Bett befand sich eine Metallluke für den Ofen. Jeden Morgen, wenn meine Mutter sich auf den Weg zur Arbeit machte, stampfte sie darauf und rief: „John! John! Wach auf!“ Bumm, bumm, bumm.

      Kennt ihr den Song „In My Room“ von Brian Wilson? Er sagt die Wahrheit. Dein Zimmer ist dein Allerheiligstes. Dort konnte ich einfach ich selbst sein. Oben, bei meiner Familie, war alles ein wenig chaotisch und anstrengend, aber dort unten war ich allein mit Duane Eddy, Elvis, Bill Haley und den Coasters. Für den Keller hatten wir keine Vorhänge oder Rollos, und die Leute aus dem Nachbarhaus konnten von ihrer Garage aus in mein Zimmer blicken. Deshalb lehnte ich die Cover meiner Platten gegen die Fenster, um die Sicht zu versperren.

      Musik war mein Freund. Ich liebte es einfach, Musik zu hören, umgab mich mit ihr und dachte den ganzen Tag an nichts anderes. Ich glaube, dass mein Interesse nach der Scheidung meiner Eltern nur noch stärker wurde. Musik vermittelte Freude. Und aus irgendeinem Grund – keine Ahnung, wie oder warum – bestätigte mir dieses Hochgefühl, was ich bereits seit meiner frühesten Kindheit zu wissen schien: Musik war genau mein Ding.

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      ALS ICH DIE FÜNFTE KLASSE besuchte, kam ich zu dem Schluss, dass ich etwas Geld dazuverdienen sollte. Damals gab mir meine Mom einen Vierteldollar Taschengeld. Das ließ auf keinen Fall große Sprünge zu.

      Die Oakland Tribune musste am Sonntagmorgen bereits um 4 Uhr ausgeliefert werden, und man brauchte zum Ausliefern einen Erwachsenen, der einen im Auto durch die Gegend fuhr. Meine Mom war dazu nicht bereit. Also übernahm ich stattdessen einen Job als Zeitungsausträger bei der Berkeley Gazette, jener kleinen Zeitung, bei der mein Dad angestellt war. Sie wurde am Sonntag nicht ausgeliefert. Außerdem befand sich die Ausgabestelle der Zeitung nur zwei Straßen von unserem Zuhause entfernt, neben dem Friedhof ganz oben in der Fairmont Avenue. Auf meiner Route musste ich auch nur ungefähr 35 Haushalte in den Straßen diesseits der Harding Grammar School beliefern. Wenn alles glattlief, verdiente ich so zwischen 20 und 25 Dollar im Monat. Allerdings stellte sich heraus, dass ein paar Leute bei der Zeitungsausgabe gewissenlos agierten. Obwohl ich nur 35 Kunden belieferte, erhielt ich nämlich manchmal 40 Exemplare der Zeitung. Für diesen Überschuss musste allerdings ich geradestehen. Deshalb musste man das bei der Berkeley Gazette melden. Auf jeden Fall passierte mir das öfter. Das zog sich über Monate hin. Manchmal hörte es auf, nur um dann wieder vor vorne loszugehen. Als ich einmal nur 31 Zeitungen für 35 Haushalte erhalten hatte, reichte es mir, und ich drehte den Spieß um. Ich ging also zu einer dieser Zeitungsboxen, aus denen man sich für zehn Cent auf Vertrauensbasis eine Ausgabe holen konnte, nahm mir die vier Zeitungen, die mir fehlten, und lieferte sie aus. Ich war echt stinksauer. Jedoch erlaubte mir diese Art der Arbeit, Dinge zu kaufen – und diese Dinge waren üblicherweise Schallplatten.

      45er-Singles waren der letzte Schrei. Wenn es einen Hit-Song gab, der einem gefiel, dann kaufte man sich die Single. Die ersten solchen Schallplatten, die ich erstand, waren „The Great Pretender“ von den Platters und „At My Front Door“ von den El Dorados. Ich kaufte sie als Weihnachtsgeschenke für meine Brüder Jim und Tom. Tom und mich verband das Thema Musik schon, da gab es Rock ’n’ Roll noch gar nicht. Da war etwa dieser Song „Billy’s Blues“ von Billy Stewart. Tom fuhr echt ab auf diese Nummer. Klarerweise gab es noch kein Internet, und diese Scheibe ließ sich nirgendwo auftreiben. Also marschierte ich in einen kleinen Laden im Einkaufszentrum und überredete die Inhaber, mir die Platte zu bestellen – obwohl sie schon vor eineinhalb Jahren herausgekommen war –, damit ich sie Tom zum Geburtstag schenken konnte. Ich wusste, dass das ein kostbares Geschenk war, wertvoller als eine

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