Mein Leben - Meine Musik. John Fogerty
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Aber damit ich nun auf den Punkt komme: Das Solo von „I Think I’m Gonna Kill Myself“ klang meiner Meinung nach exakt gleich wie jenes von „Believe What You Say“, und ich war mir dessen auch jahrelang sicher. Nachdem ich es aber unlängst wieder gehört habe, finde ich, dass sie sich doch ein wenig voneinander unterscheiden. Allerdings sind sie beide in derselben Tonart und im sehr hohen Bereich angesiedelt. Damals in den Fünfzigerjahren konnte man diese Töne praktisch nur auf einer Telecaster erreichen.
Jahrelang grübelte ich viele Male über das Mysterium dieser beiden Soli nach. Daher fragte ich Buddy Knox, als ich ihn schließlich traf, auch danach. Seine Antwort lautete: „Ich weiß nicht, ob sie gleich sind, aber Cliff Gallup hat schon stark Gitarre gespielt.“ Mann, wie war ich angesichts dieser Antwort doch aus dem Häuschen! Ich nehme an, dass nur wir Gitarren-Freaks es wissen, aber Cliff war der Typ, der auf „Be-Bop-a-Lula“ spielte. Und auch er verschwand (freiwillig) von der Bildfläche.
1957 war für die Rhythm Orchids ein ziemlich erfolgreiches Jahr. Sie begleiteten Buddy Knox bei „Party Doll“ und „Hula Love“, Songs, die sich millionenfach verkauften. Außerdem hatten sie mit Jimmy Bowen, dem Bassgitarristen der Gruppe, noch einen weiteren Millionen-Seller, „I’m Stickin’ with You“, und veröffentlichten zusätzlich noch Jimmys „Warm Up to Me, Baby“. Ich kaufte alle vier.
Im Sommer ’57 arbeitete ich am Russian River im kalifornischen Heraldsburg. Überall lief im Radio „That’ll Be the Day“. An meinem Arbeitsplatz wurden wir per Lautsprecheranlage im Freien damit beschallt. Ich verlor fast den Verstand. Diese rockende Gitarre, dieses rockende Schlagzeug, dieser Harmoniegesang und dann noch die Stimme des Leadsängers – ich kannte sie bis dahin nur als die Crickets. Und dann dieser Riff! Es klang alles einfach so verdammt richtig.
Zwar hatte jeder Interpret seine Band, doch der Fokus lag in der Regel auf dem Sänger, so wie bei Elvis und Ricky. Die Crickets waren jedoch eine Band. Sie waren die Band. Das war ein neuer Ansatz, und auf dem Cover ihres Debütalbums – The „Chirping“ Crickets – waren vier Typen in Anzügen abgebildet. Zu viert hielten sie zwei Gitarren und blickten direkt in die Sonne. Buddy Holly versucht zu lächeln, aber die Sonne scheint ihnen in die Augen, weshalb sie alle blinzeln. Dies waren offensichtlich keine reichen Jungs. Sie hatten auf das Dach eines hohen Gebäudes in New York City klettern müssen, um für dieses Foto zu posieren. Es ist kein schmeichelhaftes Bild, doch es erzählt eine Geschichte – eine Geschichte, die die Beatles nur noch veredeln würden. Die Weisheit, ein kompaktes Image zu transportieren ‒ und keinen zusammengewürfelten Haufen wie etwa die Grateful Dead darzustellen. Es war einfach ein bisschen mehr showbiz.
Ich war zu dem Schluss gelangt, dass Buddy Holly zu jenen Leuten gehörte, denen ich durch ihre ganze Karriere hindurch treu bleiben würde. Ich war bereit, jede seiner Platten zu kaufen. Zuerst waren das neben dem ersten Crickets-Album noch ein paar Singles.
In der achten Klasse trug ich nach wie vor Zeitungen aus, und eines Tages, als ich meinen Stoß entgegennahm, sprang mich eine Schlagzeile an: Buddy Holly war zusammen mit dem Big Bopper und Ritchie Valens bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Als Don McLean nun Jahre später in seinem Song „American Pie“ darüber sang, Zeitungen mit den News vom „day the music died“ auszutragen, dachte ich mir: Wow, genau das habe ich tatsächlich erlebt. Das war wirklich ein trauriger Tag für den Rock ’n’ Roll.
So um 1965 fiel mir ein Buddy-Album mit unveröffentlichten Versionen von Songs wie „That’ll Be the Day“, das in einer anderen Tonart gespielt war, in die Hände. Diese Version klang ganz anders als jene, die ein Hit gewesen war, und ich bin mir sicher, dass Buddy, wüsste er von dieser Veröffentlichung, sich im Grab umdrehen würde. Vielleicht haben ja Sammler ihre Freude an so etwas, doch als Musiker ist es mir peinlich. Interpreten müssen mit ihren Songs eine Art Evolutionsprozess durchlaufen, bevor ihnen eine Aufnahme gelingt, die sie der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen. Der Rest ist eher nicht dafür geeignet und verschwindet in Archiven.
Da ich nicht möchte, dass mir dasselbe widerfährt, lasse ich meine Outtakes stets vernichten, so etwa auch eine frühe, unveröffentlichte Version von „Mystic Highway“ oder die Originalversion von „Wrote a Song for Everyone“. Die kann niemand herausbringen, weil sie nicht mehr existieren!
Es gibt ein paar Platten aus der Rock ’n’ Roll-Ära, die für mich über allen anderen stehen. Dazu gehören etwa:
„Deep Feeling“ von Chuck Berry, „Lost Dreams“ von Ernie Freeman, „Honky Tonk von Bill Doggett, „Blue Moon“ von Elvis Presley, „For Your Precious Love“ von Jerry Butler & the Impressions, „Little Boy Blue“ von Bobby „Blue“ Bland.
Und in letzter Zeit:„Island Style“ von John Cruz.
Ich glaube, dass ich Country zum ersten Mal im Fernsehen hörte. Da gab es diese Show, The Hoffman Hayride, die bei uns zu Hause ziemlich angesagt war. Ich erinnere mich daran, dass Jimmy Wakely dort auftrat und dass mir sein Look gefiel. Er war ein Cowboy und hatte diese große, goldgelbe Gitarre. Später tat er sich mit Margaret Whiting zusammen. Wenn ich mir ihre Sachen heute anhöre, dann wirken sie recht schmalzig, wie eine Art Nelson Eddy und Jeanette MacDonald auf Country, aber ihre Outfits waren toll!
Zu den aufregendsten Dingen, an die ich mich aus diesen frühen Tagen des Fernsehens erinnere, gehört Johnny Cash. Wir sprechen hier über 1956, und die meisten Unterhaltungssendungen hatten eine Tanz-Truppe wie die June Taylor Dancers am Start. Diese Tänzerinnen formierten sich gerne zu einem Kreis und wurden von oben gefilmt. Die Inszenierungen waren aufwendig und erinnerten an Filme von Busby Berkeley. Und mittendrin performte Johnny „I Walk the Line“. Das war echt krass. Da war sein Gesicht und hinter ihm nichts außer seinem Schatten, vielleicht noch ein einzelner Typ, der auf seiner Gitarre herumschrammelte, aber in erster Linie war da einfach nur Johnny, der von der Seite gefilmt wurde und aussah, als wäre er einer der Präsidenten vom Mount Rushmore. Ich saß einfach nur mit offenem Mund da, weil es so stark war. Das war etwas anderes als die June Taylor Dancers. Es war düster. Intensiv. Dieser Typ war einfach – imposant! Wow!
Natürlich liebte ich auch Hank Williams. Ich bin mir sicher, dass ich schon als Kind von ihm gehört hatte, weil ich mich an „Jambalaya“ und „Kaw-Liga“ erinnere, als wären es Kinderreime gewesen. Jedoch begann ich ihn erst bewusst wahrzunehmen, als ich die Single „Great Balls of Fire“ von Jerry Lee Lewis kaufte. Als ich nämlich die B-Seite auflegte, hörte ich Jerry Lees Version von „You Win Again“, die für sich selbst einmalig ist. Es ist einer der allergrößten Rock ’n’ Roll-Songs. Doch unter dem Titel stand „Hank Williams“, und meine Neugier war geweckt. Ich musste einfach mehr über diesen Typen in Erfahrung bringen, weshalb ich mich mehr und mehr mit seiner großartigen Musik auseinandersetzte. Songs wie „Lovesick Blues“, „I’m So Lonesome I Could Cry“ und „Your Cheatin’ Heart“ zogen mich total in ihren Bann. So wurde Hank zu einem meiner größten Einflüsse und bewohnt auch heute noch meinen persönlichen Olymp.
Ein weiterer Musiker, der auf meiner Liste von Country-Einflüssen ganz oben zu finden ist, ist Lefty Frizzell. Ich wollte auch immer schon eine Version von „Long Black Veil“ einspielen. Auch liebte ich Webb Pierce. Er hatte so viele großartige Songs, aber eigentlich reicht es schon vollkommen aus, dass „I Ain’t Never“ von ihm stammt. Diese Gitarre, Leute! Ich nahm die Nummer für mein Album The Blue Ridge Rangers auf. Chet Atkins gehört auch zu meinen Favoriten. Er war mir eine solche Inspiration. Keine Ahnung, ob es jemals einen