Mein Leben - Meine Musik. John Fogerty

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Mein Leben - Meine Musik - John Fogerty Musiker-Biographie

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Howlin’ Wolfs Einfluss auf meinen Gesang war unermesslich. Hört mal genau hin: „Big wheel keep on toinin’.“ Damals fiel mir das aber nicht weiter auf. Es kam mir ganz natürlich vor.

      Schnellvorlauf in den August 1968. Howlin’ Wolf tritt vor Creedence auf, was mir sogar heute noch rätselhaft erscheint. Ich stand da im Publikum und sah mir Wolfs ganzes Set an. Er war ein großer Typ. Obwohl er in erster Linie saß, war dies kein alter Mann, der einen volllaberte. Hier ging es um Leben und Tod. Hubert Sumlin begleitete ihn an der Gitarre, einer 335 Gibson, und er war ein wilder Hund. Er kam sehr jugendlich rüber und erinnerte ein wenig an Floyd Patterson, als dieser den Schwergewichtstitel gewann. Wir betraten die Garderobe und ich fühlte mich wie ein kleines Kind. Der Wolf rauchte seine Kools, genau so wie ich auch zu jener Zeit. Wir rauchten zusammen. Ich bin mir sicher, dass ihn das amüsierte. Er sah mich an, als ob er gerne meinen Kopf getätschelt hätte.

      Für jeden gibt es eine Handvoll Typen, die es immer bringen. Für mich waren das stets welche, die sich einfach nicht kopieren ließen. Warum gibt es seit Jimmy Reed keinen mehr wie ihn? Weil eben keiner dazu in der Lage war. Jimmy spielte ein paar sehr hohe Mundharmonika-Soli. Keiner sonst begab sich in diese Sphären. Und auf der Gitarre hatte er es nicht eilig. Hie und da baute er ein paar sonderbare Noten ein. Ebendiese Noten waren aber sein Markenzeichen. Ich habe mir erst vor ein paar Tagen „Honest I Do“ ungefähr drei Mal angehört. Mann, das hat einfach dieses Feeling. Alles geschieht darin aus einem Grund. Die Band ist einfach so eingespielt.

      Ich habe ihn bloß ein einziges Mal gesehen, und zwar 1964 im Berkeley Community Theatre. Jimmy war sturzbetrunken. Besoffen. Seine Gitarre war verstimmt, und er musste während seines Auftritts sitzen. Ich weiß noch, dass nach drei ziemlich zusammenhanglos vorgetragenen Songs irgendwer im Publikum rief: „Stimm deine Gitarre!“ Wenn man damals einer Ikone wie ihm so etwas auf die Bühne zubrüllte, musste schon viel im Argen liegen. Es war mir so unangenehm, das mitansehen zu müssen.

      Später stellte sich heraus, dass ihn seine Plattenfirma um seine Tantiemen betrogen hatte, weshalb er sehr verbittert war und Alkoholiker wurde. Keine große Überraschung, oder? Obwohl ich später das Gleiche durchmachte, war mir dies eine Art Lehre. So wollte ich nicht enden. Versteht mich nicht falsch, ich war um nichts besser, aber immerhin war mir die Tragik des Ganzen durchaus bewusst.

      Die neue Musik, die veröffentlicht wurde, als ich ein Junge war, war brandheiß. So kaufte ich mir etwa Bo Diddleys erstes Album. In meinen Augen war Bo wie Elvis. Außerdem war er der Auslöser für den ersten Streit, den ich mit den Jungs in meiner Band hatte. Für einen unserer Gigs bekamen wir insgesamt um die zwölf Dollar, und statt mir neue Saiten zu kaufen, ging ich mit meinen vier Kröten schnurstracks in den Plattenladen, um mir diese Scheibe von Bo zu holen. „Was?! Warum zum Geier hast du das getan?!“, hieß es da. „Weil auf dem Album gleich ein paar Songs drauf sind, die wir als Band lernen sollten, etwa ‚Before You Accuse Me‘.“ Viel später nahmen wir genau diesen Song auch tatsächlich auf. Wie ich es gesagt hatte!

      Das erste Album von Bo war gerammelt voll mit gutem Zeug. Etwa „Who Do You Love?“ mit seinem „Totenkopf-Kamin“, der „Kobra-Krawatte“ und all den anderen lyrischen Extravaganzen. Diese Bildsprache faszinierte mich. Immer wieder habe ich betont, dass ein Teil meines Songwritings und der Bilder, auf die ich zurückgreife, ein wenig unheimlich und sonderbar ist und von düsteren Orten handelt. Diesen besonderen Raum, wo ich all dies vorfand, betrat ich durch eine Tür, die mir Bo Diddley aufhielt. Der Song „Bo Diddley“ ist wahrscheinlich mein Lieblingssong von ihm. Geht’s überhaupt noch gespenstischer? Die Masche mit dem Kinderreim – das primitivste Kauderwelsch! Und dennoch klang alles so voll im Radio. Ich kann nicht einmal sagen, ob da ein Bass spielt. Das ist aber auch egal. Bo zieht einfach sein Ding auf der Gitarre ab. Und dieses Solo! Einfach hypnotisch. Seine Magie beruhte auch auf den tiefen Trommeln. Den Toms, den Maracas – alles pulsierte. Sogar heute noch hört sich dieser Beat so mächtig an: bum da bum da bum. Über viele Jahre hinweg haben sich etliche Bands am Bo-Diddley-Beat versucht und sind nicht einmal annähernd an das Original herangekommen.

      Mann, ich war schon ein Glückspilz! Ich sah Ray Charles gleich ein paar Mal, als der Song „What’d I Say“ sein großes Ding war. Er spielte auf einem alten, beigefarbenen 120 Wurlitzer. Später legte ich mir selbst auch eins zu. Außerdem spielte er auch Saxofon. Unglaublich.

      Mein Lieblingsalbum von ihm war Ray Charles in Person. Gibt es überhaupt ein besseres Live-Album? Es wurde von einem DJ in Atlanta mit nur einem Mikro aus dem Publikum heraus aufgenommen. Die Show wurde im Sommer im Freien aufgezeichnet, aufgrund der Akustik kann man die heiße Luft fast schon hören. Gott, der Sound der Instrumente! Offenbar gab es vor Ort keine Echo erzeugenden Apparate. Es ist alles live und ganz natürlich. Rays Version von „The Night Time Is the Right Time“ ist viel souliger als die von Creedence, die sich mit ihrer kreischenden Gitarre mehr an Rock ’n’ Roll orientiert. Auf diesem Album findet sich auch „Drown in My Own Tears“. Alles daran ist einfach so zähflüssig. Er quetscht auch noch den letzte Tropfen Feeling aus dieser Nummer. Auf jeden Fall hatte dieses Album eine große Wirkung auf mich, und sein Einfluss hält noch bis heute an. Little Richards Einfluss auf mich ist allumfassend. 2008 traten wir gemeinsam bei den Grammys auf, da konnte ihm endlich sagen: „Richard, Mann, ich liebe dich, seit ich ein kleiner Junge war.“ Er hat die vermutlich beste Rock ’n’ Roll-Stimme überhaupt. Davon bin ich tatsächlich überzeugt. Seine Performances auf diesen klassischen Rock ’n’ Roll-Scheiben sind einfach perfekt: „Lucille“, „Keep a Knockin’“, „Good Golly, Miss Molly“ und „Send Me Some Lovin’“ sind Lehrbuchbeispiele dafür, wie ein Rock ’n’ Roll-Sänger klingen sollte. Dann gibt es da noch ein paar Nummern, die mir immer schon so viel bedeutet haben, etwa „Long Tall Sally“ oder „Slippin’ and Slidin’“. Besser geht es einfach nicht!

      Schon als Kind bereitete es mir Freude, eine Aufnahme regelrecht zu sezieren. Die Musik war mir dabei ebenso wichtig wie der Gesang. Ich fand Gene Vincent einfach toll. Seine Songs erinnerten mich an Instrumentalstücke, zum Beispiel „Lotta Lovin’“, „Woman Love“ und natürlich „Be-Bop-a-Lula“. Wenn ich ihn mir auf meinem Plattenspieler anhörte, blockierte ich in meinem Kopf die Stimme, weil da so viel sagenhaftes Zeug abging. Menschenskind! Das war die simple Lehre, die ich daraus zog: Ohne den Gesang ist es eine Instrumentalnummer. Und wie ihr schon bald sehen werdet, präsentierte ich auf diese Weise meine Songs auch meinen Creedence-Jungs.

      Wie herrlich, dass ich zu einer Zeit aufwuchs, in der viele Gitarren-basierte Instrumental-Rock ’n’ Roll-Platten aufgenommen wurden. Für mich als Jugendlichen waren sie sehr wichtig und ein toller Weg zu lernen. Ich denke da etwa an „Honky Tonk“ von Bill Doggett aus dem Jahr 1956. Eine unglaubliche Platte! Die war für mich damals immens wichtig. Auf der ersten Seite dominiert die Gitarre, auf der zweiten das Saxofon. Beide sind schlichtweg umwerfend. Dieser Groove! Als Junge beschloss ich eines Abends, mir „Honky Tonk“ beizubringen. Ich legte mir die Single auf und übte. Ich spielte den Song übrigens in F-Dur, so wie auf der Aufnahme. Das ist recht schwer, weil es kein einfacher Akkord ist. In den vergangenen paar Jahren habe ich ein paar dieser Online-Foren durchstöbert, und siehe da, dort unterhielten sich auch ein paar Gitarren-Verrückte über „Honky Tonk“. Da stand dann zum Beispiel: „Wenn du diesen Song spielst, dann sei ein Mann und spiele ihn in F!“ Wenn man ihn in E-Dur spielt, wird nämlich alles gleich viel einfacher. Das taten The Ventures und ließen den Song mehr nach Rock ’n’ Roll klingen. „Hide Away“ war auch so ein Song, der mich vom Hocker haute! Als Top-40-Hit lief er nicht nur auf R&B-Sendern. Sein Interpret, Freddie King, beeinflusste mein Gitarrenspiel und mein musikalisches Verständnis im Allgemeinen enorm. Er spielte einen Shuffle, doch der Klavierspieler legte es eher geradlinig an, wohingegen das Schlagzeug sich irgendwo zwischen beidem bewegte. Das erzeugt ein unglaublich cooles Feeling, gerade heute im Zeitalter der Computer-Musik, in dem alles auf total langweilige Weise aufeinander abgestimmt zu sein scheint. Meine erste Band, die Blue Velvets, spielte beinahe so viele Covers von Freddie King wie von Duane Eddy. Einer der Songs, die wir immer spielten, war „Just Pickin'“.

      Manche mag es überraschen,

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