Unbestreitbare Wahrheit. Mike Tyson

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Unbestreitbare Wahrheit - Mike  Tyson

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auf mich war. Ich bekam nie die Chance, mit ihr zu reden oder mehr über sie zu erfahren. „Beruflich“ hatte dies keine Folgen für mich, aber emotional und psychisch war es vernichtend für mich. Wenn ich mit meinen Freunden zusammen war und deren Mütter vorbeischauten, bekamen sie einen Kuss von ihnen. Ich wurde von meiner Mutter nie geküsst. Da mich meine Mutter bis zum 15. Lebensjahr in ihrem Bett schlafen ließ, hätte man annehmen können, sie würde mich mögen, dabei war sie die ganze Zeit nur betrunken.

      Da ich jetzt im Justizvollzugssystem eingebettet war, beschloss das Gericht, mich in eine Wohngruppe zu stecken, um mich auf den rechten Weg zu bringen. Man nahm einen Haufen fertiger Kids, missbrauchter Kids, böser Kids und Psychokids und steckte sie in irgendein Heim, dessen Personal von der Regierung dafür bezahlt wurde, uns hereinzulegen. Dort herrschte ein regelrechtes Gedränge. Ich hielt es da nie länger als zwei Tage aus und lief immer wieder weg. Einmal steckte man mich in ein Heim in Brentwood, Long Island. Ich rief zu Hause an, quengelte und jammerte meiner Mutter vor, dass ich kein Gras habe. Also beauftragte sie Rodney, mir welches zu besorgen. Sie war immer eine Vermittlerin.

      Schließlich wurde ich nach Mount Loretto geschickt, einer Einrichtung auf Staten Island. Aber nichts und niemand konnte andere Menschen aus uns machen. Jetzt bestahlen wir halt die Jungs auf der Staten-Island-Fähre. Allerdings weiß man nie, wen man bestiehlt. Manchmal raubt man den Falschen aus, einen widerlichen Dreckskerl, der dann sein Geld zurückverlangt und alle verrückt macht.

      „Wer hat mir mein verdammtes Geld geklaut?“, schrie er.

      Er fing an, auf jeden einzuprügeln, sämtliche Passagiere mussten diesen Dreckskerl überwältigen. Mein Freund war derjenige, der ihn beklaut hatte, und der Kerl versetzte ihm einen Tritt in den Arsch, aber er wusste nicht, dass er der Täter war. Wir gingen von Bord und lachten uns ins Fäustchen, weil wir das Geld hatten. Sogar mein Freund lachte unter Tränen, denn er hatte immer noch Schmerzen. Hätte dieser Kerl gewusst, dass wir das Geld haben, hätte er uns vom Schiff geworfen. Wenn ich darüber nachdenke, was für ein Leben ich führte, wird mir heiß und kalt. Oh Gott, er hätte uns tatsächlich umgebracht, denn er war der Typ dafür.

      Anfang 1978 wurde ich aus der Einrichtung auf Staten Island entlassen und kehrte nach Brownsville zurück. Immer wieder erfuhr ich, dass Freunde von mir wegen Banalitäten wie Schmuckraub oder wegen ein paar 100 Dollar getötet wurden. Das machte mich doch etwas nachdenklich, dennoch hörte ich nicht auf, Brüche zu machen und zu stehlen. Ich beobachtete die älteren Jungs, die meine Vorbilder waren, erlebte ihren Aufstieg, aber auch, wie sie auf der Straße lagen. Ich beobachtete, wie sie gnadenlos verprügelt wurden, denn diese Jungs waren ständig damit beschäftigt, andere zu beklauen. Aber sie hörten nie damit auf, es lag ihnen im Blut.

      Mein Umfeld wurde immer bedrohlicher, und ich wurde immer mehr gehasst. Ich war gerade elf und schlenderte manchmal durch unsere Gegend, nur auf mich bedacht, und die Hausbesitzer oder Geschäftsinhaber entdeckten mich und warfen mit Steinen nach mir.

      „Du verdammter dreckiger Dieb“, brüllten sie.

      Sie sahen mich in meinen schicken Klamotten und wussten, dass ich der Nigga war, der sie bestahl. Eines Tages kam ich an einem Gebäude vorbei und blieb stehen, um mich mit einem Freund zu unterhalten, als ein Kerl namens Nicky mit einer Schrotflinte und ein Freund von ihm mit einer Pistole aus dem Haus stürmten. Sein Freund richtete die Pistole auf meinen Kopf und Nicky die Schrotflinte auf meinen Penis.

      „Hör zu, du dreckiger kleiner Nigga, wenn ich höre, dass du wieder auf diesem verdammten Dach warst, blase ich dir das Licht aus. Und wenn ich dich je wieder hier sehe, schieß ich dir die Eier ab“, drohte er mir.

      Ich hatte keine Ahnung, wer zum Teufel dieser Kerl war, aber anscheinend kannte er mich. Können Sie sich vorstellen, dass man mit einem Kind so spricht und es so behandelt?

      Ein paar Monate vor meinem 13. Geburtstag, wurde ich erneut wegen des Besitzes von Diebesgut festgenommen. Inzwischen wusste man nicht mehr, wo man mich hinschicken sollte, da man alle Institutionen um New York City herum ausprobiert hatte. Ich weiß nicht, welchen wissenschaftlichen Diagnosetest sie anwandten, doch man beschloss, mich zur Tryon School for Boys zu schicken, einer Einrichtung im Hinterland von New York, etwa eine Stunde nordwestlich von Albany. Das war eine Einrichtung für jugendliche Straftäter.

      Meine Mutter war froh, dass ich aus New York verschwand, denn zu der Zeit kreuzten jede Menge erwachsener Männer bei uns auf und suchten nach mir.

      „Dein Bruder ist Abschaum, ich werde ihn umbringen“, erklärten sie meiner Schwester.

      „Er ist doch noch ein Kind“, protestierte diese. „Er hat Ihnen ja nicht die Frau oder so weggenommen.“

      Stellen Sie sich vor, erwachsene Männer kommen zu Ihnen nach Hause und suchen nach Ihnen, obwohl Sie erst 12 sind. Ist das nicht Scheiße? Kann man es meiner Mutter verübeln, dass sie in Bezug auf mich jegliche Hoffnung aufgegeben hatte?

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      Die Tatsache, dass man mich in eine staatliche Besserungsanstalt schickte, war keineswegs cool, denn dort war ich mit den großen Jungs zusammen. Sie waren weitaus abgefuckter als die Jungs in Spofford. Aber Tyron war gar nicht so übel. Es gab hier jede Menge Cottages, und man konnte draußen herumspazieren, Basketball spielen und in die Sporthalle gehen. Ich jedoch bekam mal wieder sofort Schwierigkeiten. Ich war die ganze Zeit über schlecht gelaunt und einfach mies drauf, war streitsüchtig und band jedem auf die Nase, dass ich aus Brooklyn stamme und keine Lust habe, mich mit irgendeinem Bullshit abzugeben.

      Eines Tages spazierte ich zu einer Unterrichtsstunde, als mir ein fremder Kerl begegnete. Er gab sich ganz taff, als ob er ein Killer wäre. Als er an mir vorbeiging, sah er, dass ich meine Mütze in der Hand hielt. Im Vorbeigehen zerrte er daran. Ich kannte ihn nicht, aber er zollte mir keinen Respekt. Als ich im Unterricht saß, grübelte ich volle 45 Minuten darüber nach, wie ich diesem Kerl dafür, dass er an meiner Mütze herumgezerrt hatte, den Garaus machen könnte. Als der Unterricht zu Ende war, ging ich hinaus und entdeckte ihn und seine Freunde an der Tür.

      Den Kerl kaufe ich mir, dachte ich, und trat auf ihn zu. Er hatte die Hände in den Taschen vergraben und sah mich an, als könne er kein Wässerchen trüben. Deshalb griff ich ihn nicht besonders heftig an.

      Man legte mir dann Handschellen an und schickte mich nach Elmwood, einem abgeriegelten Cottage für unverbesserliche Kids. Elmwood war das Letzte, und die Wärter waren echte Schläger. Die Typen von Elmwood sah man nur in Handschellen und in Begleitung von zwei Männern.

      An den Wochenenden verschwanden alle Kids von Elmwood, die sich einwandfrei verhalten hatten, für ein paar Stunden. Sie kehrten mit gebrochenen Nasen, kaputten Zähnen, geplatzten Lippen und gebrochenen Rippen heim – sie waren in einem erbärmlichen Zustand. Ich nahm an, sie seien vom diensthabenden Personal so vermöbelt worden, zu der Zeit kam niemand auf die Idee, sich an die Gesundheitsbehörde oder den Sozialdienst zu wenden. Aber je intensiver ich mich mit diesen schlimm zugerichteten Kids unterhielt, desto bewusster wurde mir, dass sie keineswegs unglücklich waren.

      „Verdammt, fast hätten wir ihn drangekriegt“, lachten sie. Ich hatte keine Ahnung, was sie meinten, und dann klärten sie mich auf. Sie kämpften gegen Mr. Stewart, einen der Gefängnisberater. Bobby Stewart war ein robuster Ire, ungefähr 77 Kilo schwer, ein ehemaliger Profiboxer und Amateurmeister.

      Als ich im Loch saß, erzählte man mir, dass ein ehemaliger Box-Champion den Kids beibringe, wie man kämpfe. Die Mitarbeiter, die mir von ihm erzählten, waren sehr nett zu mir, und so wollte ich ihn kennenlernen, weil ich glaubte, er wäre es auch. Ein paar Wochen später, als ich wieder in meinem Zimmer war, klopfte

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