Unbestreitbare Wahrheit. Mike Tyson

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Unbestreitbare Wahrheit - Mike  Tyson

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an, mich ohne Vorwarnung zu verprügeln. Ich spielte mit ihnen, aber sie meinten es ernst, und ich wurde überrumpelt. Erst viel zu spät dämmerte es mir, dass ich mich wehren musste. Damals kam jemand und beendete den Spuk, aber sie hatten sich als stärker erwiesen als ich. Ich wollte nicht mit ihnen streiten.

      Für meine Mutter und meine Schwester war es keine Überraschung, dass ich klaute und keineswegs gesellschaftsfähige Dinge tat, um Geld heimzubringen. Sie sahen meine hübschen Klamotten, und ich versorgte sie mit Essen – Pizza oder was von Burger King und McDonald’s. Meine Mutter erkannte, was es geschlagen hatte, aber es war bereits zu spät. Sie dachte, ich sei ein Krimineller, ich würde umkommen oder vor die Hunde gehen. Vermutlich hatte sie schon früher Kids wie mich erlebt und ahnte, dass ich jeden bestehlen würde. Ich kannte keinerlei Grenzen und machte vor niemandem Halt.

      Meine Mutter zog es vor zu betteln. Sie verwirrte mich ein wenig, da sie zu ehrlich war. Allerdings bettelte sie ständig um Geld, so war sie halt. Ich gab meiner Schwester viel Geld für den Haushalt. Manchmal gab ich meiner Mutter 100 Dollar oder so, aber ich bekam es nie zurück. In den Augen meiner Mutter war ich nie so viel wert. Wenn ich sagte, „Ma, du schuldest mir Geld“, antwortete sie lediglich: „Und du schuldest mir dein Leben, Junge. Ich zahle dir nichts zurück.“

      Nachdem die großen Jungs in der Nachbarschaft wussten, dass ich ein Dieb war, nahmen sie mir das Geld, den Schmuck und meine Schuhe weg, und ich hatte Angst, es meiner Mutter zu sagen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sie verprügelten mich, stahlen mir meine Tauben und wussten, wie sie mich einschüchtern konnten. Barkim brachte mir nicht bei, wie man sich wehrte. Er brachte mir lediglich bei, wie man sich gut kleidete und Hygiene betrieb. Wenn mich auf der Straße jemand anschrie oder jagte, nahm ich einfach mein Zeug und machte mich aus dem Staub. Ich wurde weiterhin schikaniert, aber ich wurde jetzt auch mehr respektiert.

      Als ich heranwuchs, wollte ich immer im Mittelpunkt stehen. Ich wollte der Kerl sein, der cool daherredete: „Ich bin der größte Dreckskerl weit und breit“, „Ich habe die besten Vögel“. Ich wollte ein richtiger Straßenjunge sein, ein cleverer Bursche, aalglatt und redegewandt, aber ich war zu schüchtern und unbeholfen. Wenn ich versucht hätte, so zu reden, hätte mir jemand was auf die Rübe gegeben und gesagt: „Halt die Schnauze, Nigga!“ Doch als ich in meinen ersten Straßenkampf geriet, bekam ich einen Vorgeschmack davon, wie es war, sich in der Bewunderung der Menge zu sonnen.

      Eines Tages ging ich nach Crown Heights und brach mit einem älteren Jungen in ein Haus ein. Wir fanden 2.200 Dollar Bargeld, und er gab mir 600 Dollar. Ich ging in eine Tierhandlung und kaufte für 100 Dollar Vögel. Sie wurden für mich in eine Kiste verpackt, und der Besitzer half mir, sie in die U-Bahn zu verfrachten. Als ich ausstieg, half mir jemand aus meiner Nachbarschaft, die Kiste zu dem Abbruchhaus zu schleppen, wo ich meine Tauben versteckte. Aber dieser Junge erzählte einigen Kids der Umgebung, dass ich all diese Vögel hätte. So tauchte ein Kerl namens Gary Flowers mit ein paar Freunden auf, um meine Tauben zu klauen.

      Meine Mutter beobachtete, wie sie sich an den Vögeln zu schaffen machten, und rief mich sofort. Ich rannte zu ihnen und stellte sie zur Rede. Sie sahen mich kommen und ließen von den Tauben ab, nur Gary hatte immer noch einen meiner Vögel unter dem Mantel versteckt. Inzwischen hatte sich eine Menschenmenge um uns versammelt.

      „Gib mir meinen Vogel zurück“, protestierte ich.

      Gary holte den Vogel unter seinem Mantel hervor.

      „Willst du den Vogel? Willst du wirklich den verdammten Vogel?“, fragte er mich. Dann drehte er der Taube den Hals um und warf sie auf mich, so dass mein Gesicht und mein Hemd voller Blut waren.

      „Kämpf mit ihm“, drängte einer meiner Freunde. „Hab keine Angst, kämpf einfach mit ihm.“

      Zuvor war ich immer viel zu ängstlich gewesen, mit jemandem zu kämpfen. In meiner Gegend wohnte ein älterer Kerl, Wise, der mal in der Police Athletic League geboxt hatte. Er rauchte mit uns Gras, und wenn er high war, fing er mit Schattenboxen an. Ich beobachtete ihn, und er sagte: „Los, mach mit.“ Aber ich hatte nicht einmal den Mut, mit ihm die Boxbewegungen zu trainieren. Ich erinnerte mich jedoch an seinen Boxstil.

      Also sagte ich mir, scheiß drauf. Meine Freunde waren schockiert. Ich hatte keine Ahnung, was ich tat, schlug einfach wie wild um mich. Ein Schlag traf ihn, und er ging zu Boden. Wise tänzelte, wenn er Schattenboxen trainierte. Nachdem ich Gary k.o. geschlagen hatte, tänzelte ich ebenfalls. Es schien das Leichteste auf der Welt zu sein. Der ganze Block schaute dabei zu. Alle jubelten und klatschten. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, obwohl mein Herz wie wild raste.

      „Dieser Nigga hat eine schnelle Faust“, lachte einer der Jungs. Ich probierte den Ali-Shuffle, aber ohne Erfolg. Trotzdem war es ein gutes Gefühl, sich zu verteidigen, und ich mochte es, wie mir alle applaudierten und mich abklatschten. Hinter meiner Schüchternheit verbarg sich vermutlich schon immer ein wilder Entertainer.

      Jetzt erntete ich auf der Straße eine ganz neue Art von Respekt. Die Jungs fragten jetzt meine Mutter nicht mehr: „Kann Mike mit uns spielen?“, sondern: „Kann Mike Tyson mit uns spielen?“

      Andere Jungs schleppten ihre Kumpels an, damit sie gegen mich antraten, und schlossen Wetten auf den Ausgang ab. Ich hatte jetzt also eine weitere Einnahmequelle. Sie strömten auch aus anderen Bezirken herbei. Obwohl ich noch ein Kind war, trat ich gegen ältere Jungs an und gewann viel Geld. Selbst wenn ich verlor, sagten die Jungs, die mich geschlagen hatten: „Verdammt, bist du wirklich erst elf?“ So wurde ich allmählich in Brooklyn bekannt. Ich hatte den Ruf, dass ich gegen jeden antrat, auch gegen erwachsene Männer, einfach gegen jeden. Ich begann jetzt, Rachepläne für die Schläge zu schmieden, die ich bei den Schikanen abbekommen hatte. War ich mit ein paar Freunden unterwegs und entdeckte einen der Jungs, die mich vor Jahren verprügelt und schikaniert hatten, verfolgte ich ihn in das Geschäft, das er betrat, drängte ihn hinaus und bearbeitete ihn mit meinen Fäusten. Ich erklärte meinen Freunden nicht, weshalb, sondern sagte nur: „Ich hasse dieses Arschloch da drüben.“ Sie unterstützten mich, zerrissen seine Kleider und verprügelten ihn. Und der Kerl, der meine Brille weggeworfen hatte? Ich verprügelte ihn auf der Straße wie einen räudigen Hund, weil er mich so gedemütigt hatte. Er hatte das vielleicht schon vergessen, aber ich nicht.

      Mit meinem neu gewonnenen Selbstbewusstsein, meinem Glauben an meine Fähigkeit, mich selbst verteidigen zu können, eskalierte meine Kriminalität. Ich wurde immer verwegener und fing sogar an, meine Nachbarschaft zu bestehlen. Ich dachte, so mache man es, und kapierte nicht das Gesetz der Straße. Ich dachte, jeder sei Freiwild, da ich anscheinend ja auch für alle Freiwild zu sein schien. Ich wusste nicht, dass man mit bestimmten Leuten nicht spaßen sollte.

      Zu der Zeit lebte ich in einem Mietshaus und bestahl jeden, der hier wohnte, aber niemand wusste, dass ich der Dieb war. Einige dieser Leute waren mit meiner Mutter befreundet. Sie lösten ihren Sozialhilfescheck ein, kauften ein paar Spirituosen und besuchten meine Mom, kippten sich einen hinter die Binde und hatten Spaß miteinander. Ich zog mich derweil zurück, kletterte die Feuerleiter hoch, brach in die Wohnung einer der Frauen, die unten bei Mom waren, ein und stahl alles, was nicht niet- und nagelfest war. Als die Frau dann in ihre Wohnung zurückkehrte, entdeckte sie das Unheil und rannte schreiend zu meiner Mutter: „Lorna, stell dir vor, man hat mir alles gestohlen, sogar die Kindernahrung, einfach alles.“

      Nachdem sie gegangen war, kam meine Mutter in mein Zimmer.

      „Junge, ich weiß, du hast was damit zu tun, oder? Was hast du getan?“

      Ich erwiderte: „Mom, das war ich nicht, schau dich doch um.“ Ich hatte nämlich das gesamte Diebesgut auf dem Dach verstaut und wollte es mir später mit meinen Freunden holen.

      „Wie hätte ich das anstellen sollen? Ich war doch in meinem Zimmer und sonst nirgendwo“,

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