Der Thriller um Michael Jackson. Hanspeter Künzler

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Der Thriller um Michael Jackson - Hanspeter Künzler

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meine Aufmerksamkeit galt mehr den Negativschlagzeilen, wobei ich diese auch nur am Rande registrierte – er war mir eigentlich ziemlich gleichgültig.

      Als ich die Todesnachricht hörte, war es mir auch gleichgültig. Ich kann nicht genau beschreiben, was dann passierte – jedenfalls fing ich in der Mittagspause zu googeln an. Und plötzlich landete ich auf diversen Fan-Seiten und beschäftigte mich das erste Mal mit MJ. Zu diesem Zeitpunkt interessierte es mich mehr, warum diese Fans so auf MJ fixiert waren. Man kennt ja immer nur die schreienden Teenies, und ich konnte das alles gar nicht nachvollziehen.

      Nach und nach stieß ich auf immer mehr Hintergrundinfos über ihn, und die Sache wurde für mich interessant. Ein paar Tage später habe ich mir diverse Videos von seinen Auftritten angeschaut. Es ist unglaublich, dass mir da erstmalig auffiel, wie genial er getanzt hat und wie viel Herzblut in dieser Musik steckte. So kam ich Schritt für Schritt näher an MJ. Dann stieß ich auf die Seite „Fanship turns to Friendship“, und ich wurde vom Michael-Fieber angesteckt.

      So nach und nach wurde mir klar, was man diesem Menschen alles angetan hat. Natürlich spielt hier auch eine Portion Mitleid eine Rolle. Aber in meinen Augen ist er inzwischen einer der größten Künstler, den die Welt bisher erleben durfte. Zudem hatte er tatsächlich ein Herz für Kinder – aber im positiven Sinne.

      Rosi, 50, Sachbearbeiterin für Sozialhilfe und Grundsicherung, Offenbach

      1991, da war ich acht Jahre alt geworden, da bekam ich von meiner Tante meine allererste CD geschenkt. Es war zufälligerweise „Dangerous“. Als Kind hat mich MJ immer in eine Zauberwelt gebracht. Das fand ich toll. 2001 fing mein richtiges „FanSein“ an. Seitdem sammle ich alles und verfolge alles, was mit und um MJ passierte.

      Brian, 25, Aushilfe, Königstein im Taunus

      Als ich sieben Jahre alt war, fand ich unter den CDs von meiner Mama das Album „Thriller“. Ich hörte es mir an, und sofort machten sich meine Beine selbständig. Ich wollte gar nicht mehr aufhören, der Musik zu lauschen.

      Kirstin S., 13, Schülerin, Bamberg

      Zu einem echten Fan, der sich mit den Tiefen der MJ-Geschichte befasst, wurde ich erst nach dessen Tod. Die Musik mochte ich immer. Aber ich habe die Bandbreite seines Könnens erst jetzt erfasst.

      Patrizia, 40, Hagen

      Ich war schon als Kind Michael Jackson-Fan. Mein Vater war allerdings absolut dagegen. Wann immer etwas von Michael am Radio kam, hat er weggeschaltet. Ich durfte keine CDs, keine Poster, gar nichts haben. Allerdings habe ich zum Beispiel den „Wetten, Dass …“-Auftritt heimlich auf dem kleinen Fernseher im Schlafzimmer meiner Eltern angesehen, als alle unten waren. Eine Weile habe ich Michael dann aus den Augen verloren. Erst als ich seine Verhaftung am TV gesehen habe, habe ich mich wieder so richtig erinnert. Ich habe die Bilder gesehen und dachte sofort: „Das stimmt nicht!“ Von dem Moment an war ich wieder voll dabei.

      Carina, 22, angehende Medizinstudentin, Bremen

      Dass ich auf Michael Jackson aufmerksam geworden bin, habe ich meiner Mutter zu verdanken. Daran erinnere ich mich noch, als wäre es gestern. Ich war sieben Jahre alt und ging einkaufen mit ihr. Wie so oft führte der Weg auch durch die Musikabteilung, mein Ziel waren ganz klar die Kinderhörspiele. Meine Mutter schaute auch ein paar CDs durch und hielt irgendwann „Blood on the the Dance Floor“ in Händen. Ich war von dem Cover fasziniert. Ich liebte die Farben, besonders den dunkelroten Anzug, die Stadt im Hintergrund. „Weißt du was, ich kaufe sie dir“, sagte meine Mutter. Kaum zu Hause angekommen, rannte ich ins Wohnzimmer und legte die CD in den Player. Die ersten Töne erklangen, und ich war hin und weg. Seitdem haben Michael und seine Musik mich ständig begleitet. Ich saß stundenlang auf dem Bett und hörte mit Kopfhörern dieses Album, versuchte im Booklet die Texte mitzulesen. Meine Mutter machte sich sogar Sorgen, weil es in meinem Zimmer so still wurde. Was vorher nicht häufig vorgekommen war.

      Julia Strauss, 20, angehende Bürokauffrau, Witten

      Alles hat angefangen, als ich zehn Jahre alt war. Im Fernsehen sah man viele Berichte über Michael Jackson, die nicht gerade positiv waren. Es fingen damals die Gerüchte an, dass er den 13-jährigen Jordan Chandler missbraucht haben sollte. Ich sah die vielen Berichte und ich sah Michaels Augen, die einfach magisch waren! Ich wusste schon als Zehnjährige, dass Michael etwas Besonderes war, und ich habe mich gefragt, warum sie ihm das antaten. Ich war mir sicher, dass er sowas nie tun würde, das sagten mir vor allem seine Augen. Ich war sehr traurig, denn ich dachte, er würde nun all seine Fans verlieren. Da beschloss ich, selbst ein Fan zu werden.

      Diana Baltruschat, 30, Hotelfachfrau, Puchheim

      Ich bin Fan seit dem 28.6.2009. Also genau drei Tage nach seinem Tod. Im Fernseher kam ziemlich viel von Michael, und dann hab ich mir einfach mal MTV angeschaut, um die Videos zu sehen. Ich war total fasziniert, vor allem von „Remember the Time“. Danach kam „Say Say Say“ mit Paul McCartney, und da ist es geschehen. Ich habe vor Michaels Tod geglaubt, er wäre schuldig mit dem Kindesmissbrauch, und ich lag völlig falsch!

      Jennifer Scheinder, 14, Schülerin, Wiesbaden

      Ich bin Fan seit 1984. Damals war ich bei meiner Tante in einer Wohnsiedlung zu Besuch. Als ich den Müll runterbrachte, entdeckte ich im Müllcontainer einen großen blauen Müllsack mit lauter Kassetten darin. Ich nahm den Sack mit. Alle Kassetten waren selbst aufgenommen aus dem Radio, bis auf eine: Michael Jacksons „Thriller“. Ich konnte damals mit dem Namen nichts anfangen, es war mich auch ziemlich wurscht ;-). Jedenfalls war das der Tag, an dem mein großartiges Fanleben begann. „Thriller“ lief von da an täglich in meinem kleinen Kassettenrekorder.

      Vanessa Wieser, 33, Bürokauffrau, München

      Ich war sieben oder acht Jahre alt, und die anderen Kinder haben alle Heintje gehört. Damit konnte ich aber noch nie etwas anfangen. Eines Tages habe ich dann „Klein Michael“ mit den Jackson 5 gesehen. Ich weiß nicht mehr, wo das gewesen sein könnte, denn damals kam so etwas ja noch nicht so oft am TV wie heute. Ich wusste sofort: Das ist es.

      Inge Dove, 49, Bürokommunikationskauffrau, Pforzheim

      Gedanken zum Fan-Sein:

      Erstens …

      „Kassetten“. „Kassettenrekorder“. Wörter, die aus dem heutigen Alltagsvokabular praktisch verschwunden sind. Die Treue von einigen MJ-Fans hat nicht nur sie, die „Musicassette“, überdauert. Mit DAT (Digital Audio Tape), MiniDisc und – fast – CD sind inzwischen noch drei weitere Errungenschaften der Tonträgertechnologie gekommen und gegangen, die uns allesamt eine Weile lang als „die Zukunft der Musik“ verkauft wurden. Soeben noch brach in der ganzen westlichen Welt ein Jogging-Boom aus, weil es dank des brandneuen Kassetten-Walkmans plötzlich möglich war, eselhaftes Trotten mit munteren Klängen zu versüßen und bei sachdienlichem Einsatz von Lautstärke elf rundum coolen Musikgeschmack zu markieren. Heutzutage erntet man bloß noch ein mitleidiges Schmunzeln, wenn man mit seinem CD-Walkman im Zug hockt. Andersherum: Die jüngsten Fans haben Michael Jackson mittels MP3 und über das Internet entdeckt – zwei Arten von Technik, die es zu Zeiten von „Thriller“ – geschweige denn „I Want You Back“ – erst im Reich der Science Fiction gab, ebenso wie Handy, Gen-Modifikation und Salatbars in Schnellimbissbuden.

      Das Spektrum der Geburtsjahrgänge der Fans, die sich an meiner Fragebogen- und Interview-Aktion beteiligten, ist enorm. Der älteste wurde 1947 geboren, der jüngste 1997 – eine Spanne von glatten fünf Jahrzehnten. Ein vom Alter her so breit gefächerte

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