Steve Howe - Die Autobiografie. Steve Howe

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Steve Howe - Die Autobiografie - Steve Howe

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verkaufte heiße Klamotten und verfügte über eine eigene Stammkundschaft. Tatsächlich besitze ich auch heute noch jene Jacke, die ich bei Granny gekauft hatte und auf den Fotos von Tomorrow trage. Die Auswahl an Drogen in dieser Gegend wurde nur durch die eigene Vernunft beschränkt. LSD wurde kaum konsumiert und wenn, dann nur mit gebotener Vorsicht. Hasch und Gras wurden brüderlich geteilt, solange der Vorrat reichte. Speed galt mittlerweile als uncool. Harte Drogen standen im Ruf, total destruktiv zu sein. Zumindest traf das auf unseren eigenen Bekanntenkreis zu. Immerhin hatte ich mit eigenen Augen die fatalen Folgen dieser Rauschmittel gesehen, weshalb ich mich nie darauf einließ. Mir wurde schon relativ früh eingebläut, die Finger von dem Zeug zu lassen – und zwar von jemandem, der sich auskannte.

      Der benebelte Impuls, der unsere Leben damals kurzfristig zu bestimmen schien, dauerte nur 1967 an. Der Spaß schien keine Grenzen zu kennen, und wir fühlten uns auf telepathische Weise mit Menschen verbunden, die wir gar nicht persönlich kannten. Unser Ziel hieß Frieden – und Liebe war die bevorzugte Methode. Eines Tages saßen wir alle in einem Londoner Taxi und fuhren die Kensington High Street hinunter. Wir waren durch ein geschlossenes Fenster vom Fahrer getrennt. Hinten rauchten wir gerade, als plötzlich ein Polizeiwagen auf sich aufmerksam machte. Er überholte und stoppte direkt vor uns. Ich nahm an, dass wir nun gleich festgenommen würden, weshalb ich ein weißes Kistchen samt anderen „Raucher-Paraphernalien“ aus dem Fenster bugsierte. Was wir bis dahin geschmaucht hatten, flog gleich hinterher. Die Polizisten näherten sich dem Fahrer und erklärten ihm, dass er verbotenerweise rechts abgebogen sei. Wir aber sprangen flott aus dem Taxi und betonten, dass wir nicht länger warten könnten. Schnell liefen wir die Straße zurück, um das weiße Kistchen sicherzustellen. Ach, so typisch 1967!

      Unsere Musik ertönte in den populärsten Schuppen Londons – etwa im UFO an der Tottenham Court Road, im Middle Earth in Covent Garden und im Roadhouse in Chalk Farm. Tomorrow machten oft den Anheizer für Pink Floyd, und eines Abends, als wir gar nicht selbst spielen sollten, wurde ich eilenden Schrittes ins UFO befohlen, um für Syd Barrett einzuspringen, von dem die Jungs von Pink Floyd vermuteten, dass er sie versetzen würde. Ich hatte mich bereits darauf eingestellt und sollte einfach improvisieren, da wir ja keine Zeit gehabt hatten, miteinander etwas einzustudieren. Aber dann kam Syd (leider!) doch noch auf den letzten Drücker zur Tür hereingeschneit. Allerdings sah er schon ein wenig angeschlagen aus, der Gute.

      Wir spielten Unmengen Konzerte, gingen mit anderen Gruppen auf Tour und traten einmal ein Wochenende lang mit Donovan und Tom Jones in einer Küstenstadt auf. Keine Ahnung, wie diese Touren, die wir mit anderen Bands absolvierten, nur funktionieren konnten. So begaben wir uns etwa mit Traffic und Vanilla Fudge auf Achse. Am ersten Abend traten wir im Astoria in Finsbury Park auf, aus dem später das Rainbow wurde. An diesem Abend kam es noch vor ihrem Auftritt zu einem Mordsstreit zwischen den Jungs von Traffic. Kurze Zeit später stiegen sie aus der Tour aus.

      Ein weiterer überaus denkwürdiger Abend fand am 28. April im UFO statt. Während einer unserer Improvisationen stellte Junior seinen Bass zur Seite und ergötzte das Publikum mit einer spontanen Tanzeinlage. Das verstand Jimi Hendrix als Einladung, auf die Bühne zu kommen und sich Juniors Bass zu schnappen. Die Musik ging weiter, nun mit Jimis Unterstützung. Er wirkte konzentriert – fest entschlossen, mit uns einen heißen Jam hinzulegen. Diese Solo-Passagen konnten schon einmal 10 bis 15 Minuten anhalten. An diesem Abend dehnten wir diese Sequenz sogar noch länger aus. Wenn damals nur irgendjemand unser Set aufgenommen hätte! Unser Freund Joe Boyd, der auch im Publikum stand, meinte, er hätte jemanden mit einer Kamera filmen gesehen. Aber wir fanden nie irgendwelche Aufnahmen davon. Joe war ein großer Fan von Tomorrow und half uns oft dabei, unseren Karren entlang der holprigen Straße zum Starruhm – oder zumindest in die Nähe dessen – auf Kurs zu halten. Wir waren ganz fest davon überzeugt, dass es unsere Musik verdient hatte, sich in der absoluten Elite zu etablieren. Am Tag nach unserem Jam mit Jimi Hendrix, dem 29. April 1967, spielten wir beim „Fourteen-Hour Technicolour Dream“, einem Konzert im Nordlondoner Alexandra Palace. Ebenfalls auf dem Programm standen viele der größten Bands der Psychedelic-Ära. Das war ein sehr denkwürdiger Gig in einem riesigen Konzertsaal, der perfekt ausstaffiert war für ein tolles Freakout-Happening.

      Wir performten auch in der allerersten Show von John Peel auf BBC Radio 1, die in Kooperation mit den Maida Vale Studios aufgezeichnet wurde. Es hatte sich ein neuer Radio-Stil entwickelt. Dabei war es nun möglich, längere Tracks und Live-Sessions von neuen Gruppen wie uns auszustrahlen. John war ein Fan von uns.

      Ich spielte ein paar Sessions für Mark Wirtz, den ersten Produzenten, der mich als Gitarrist für ein paar Overdubs buchte. Als ich eintraf, wunderte ich mich, wo denn die anderen Musiker steckten. „Ach, ich habe nur dich herbestellt“, meinte Mark. Ich kam daraufhin schon bald in die Gänge und spielte ein paar Parts für „Theme From A Teenage Opera“ ein. Es war das erste Mal, dass ich meine Gitarre doppelte. Das machte alles einen Riesenspaß, da ich die ungeteilte Aufmerksamkeit des Produzenten genoss. So erfuhr ich all die Akribie, die einzelnen Gitarren-Sounds zuteilwurde.

      Mark betreute fortan Tomorrow als Produzent, was zum Teil daran lag, dass er mich für Sessions buchte – zunächst als Rhythmus-, dann als Leadgitarrist, nachdem er mich und Big Jim Sullivan gegeneinander ausgetauscht hatte. Allerdings lag es wohl auch daran, dass er mich gefragt hatte, ob ich einen Sänger kennen würde, der seine eigenen Texte schreibe. Und auf Keith traf diese Beschreibung zu. So arbeiteten die beiden schließlich an der Hit-Single „Grocer Jack – Excerpt From A Teenage Opera“. Zu diesem Track steuerte ich übrigens ebenfalls Overdubs bei. Hier spielte ich wie auf einer Mandoline, wobei die Spur verlangsamt ablief. Marks Oper blieb indes unvollendet. Die Single allein hatte schon so viel Geld gekostet, dass EMI Mark das Budget kürzte und er seine extravaganten Projekte nicht mehr auf demselben Level fortsetzen konnte. Doch nun kannte er schon die halbe Band, und wir wollten ein Album aufnehmen, weshalb uns Mark einen Deal mit EMI organisierte.

      Dazu muss man aber anmerken, dass diese Deals in den Sechzigerjahren richtig beschissen waren. Die EMI ließ sich nie auf Verhandlungen ein. Bis heute bekommen wir nur zwei Prozent, die wir untereinander aufteilen müssen. Das bedeutet, dass 98 Prozent aller von uns generierten Einnahmen an die EMI fließen – und den vier Bandmitgliedern bleiben jeweils 0,5 Prozent. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen! Wie viel Unrecht muss erst geschehen, bis irgendwann der Gerechtigkeit Genüge getan wird?

      Als wir in den Abbey Road Studios aufnahmen, schauten auch die Beatles manchmal bei uns im Studio 2 vorbei. Na ja, zumindest Paul und Ringo. Das war schon sehr cool und ließ uns die Sessions gleich noch mehr genießen. Wir probierten freakige Ideen aus, die manchmal die tatkräftige Unterstützung der Hausmeister erforderte – weil sie etwas reparieren oder ein neues Spielzeug hereinschleppen mussten. Diese Typen in ihren weißen Overalls erinnerten mich ein bisschen an den „Fahrrad-Reparier-Mann“ bei Monty Python’s Flying Circus! Mittlerweile war „Rückwärtsgitarre“ in Mode gekommen. So haben wir unseren Song „My White Bicycle“ mit rückwärts abgespielter Leadgitarre und Hi-Hat aufgenommen. Das Ende wurde an den Anfang gestellt, und der Anfang – ja, richtig geraten – landete am Ende. Wir luden sogar einen richtigen Polizisten ins Studio ein. Nachdem wir vorab gewisse Dinge weggeräumt hatten, baten wir ihn, in seine Pfeife zu blasen, sobald Keith sang: „They’ll find some charge, but it’s not thieving.“ Dabei war „Charge“ ein anderes Wort für, nun ja, Rauchwaren. Er blies also feste in sein Pfeifchen, damit es auch so authentisch wie möglich klang. Wir spielten diesen Song oft zu Beginn und am Ende unserer Konzerte. Außerdem veröffentlichten wir ihn im Mai 1967 als Single. „My White Bicycle“ mauserte sich noch vor der endgültigen Fertigstellung des Albums zu einer Art Hymne.

      Die meisten Tracks betreute niemand Geringerer als Geoff Emerick als Toningenieur. Er hatte sich auch um etliche Beatles-Aufnahmen gekümmert. Wir verfügten aber nur über begrenzt Material, weshalb wir wohl oder übel auf einige seltsame Pop-Nummern zurückgreifen mussten. Unsere zweite Single namens „Revolution“, die Keith und ich gemeinsam geschrieben hatten, entstand noch vor dem gleichnamigen Beatles-Song, soll sie aber zu dem Titel inspiriert haben. Die verschiedenen Elemente dieses Songs waren alle wunderbar

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