Steve Howe - Die Autobiografie. Steve Howe

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Steve Howe - Die Autobiografie - Steve Howe

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zu kaschieren. Wir hatten bereits ein Demo dieser Nummer aufgenommen, die 1998 als Teil einer CD mit dem Titel 50 Minute Technicolor Dream erscheinen sollte. Diese Version hatte dasselbe Intro und dasselbe Ende, aber litt unter einer Überdosis Phasing. Wir nahmen den Song schließlich mit einigen die Stimmung verändernden Elementen auf. Dazu gehörten etwa ein paar Streichinstrumente.

      Es machte einen Heidenspaß, bei „A Real Live Permanent Dream“ die Sitar zu spielen. In erster Linie spielte ich aber meine 175. Meine andere Gitarre, die winzige Antoria LG50, die mit etlichen bunten Karton-Schnipseln beklebt war, kam für mehrere kleine Overdubs zum Einsatz. So etwa bei „Strawberry Fields“, wo ich sie für das Bending von G zu A verwendete. Das Arrangement dieses Songs war vielleicht von Vanilla Fudge beeinflusst.

      Ich hätte auch beinahe mit Ella Fitzgerald gespielt. Ian Ralfini, ein A&R-Mann, hatte mich für diese Session gebucht. Ich kam gerade rechtzeitig bei den Olympic Studios in Barnes an, um dann jedoch mitzukriegen, wie diese Grande Dame gerade von zwei Muskelprotzen hinausbegleitet wurde. Womöglich hatte ihr irgendetwas nicht ganz in den Kram gepasst. Schade, ich hätte nur allzu gern mit ihr gespielt. Es kreuzten verschiedene Musiker auf, scheinbar aus dem Nirgendwo, und verschwanden wieder. Jim Capaldi saß hinterm Schlagzeug, Mick Jagger stand im Regieraum. Das ist alles, woran ich mich noch erinnern kann. Irgendetwas wurde auch aufgenommen, aber ich glaube nicht, dass es jemals veröffentlicht wurde.

      Eines Abends verließ ich den UFO-Club ein wenig benommen. Da realisierte ich, dass mir wohl jemand etwas in meinen Drink gekippt hatte. Ich erinnere mich noch vage daran, dass ich mit einem Bus zum Whitestone Pond in Hampstead fuhr. Anschließend spazierte ich durch den nahegelegenen Park Hampstead Heath. Dann reißt meine Erinnerung ab. Am nächsten Morgen erwachte ich auf einer Bank vor dem Kenwood House. Dieses wunderbare Gebäude mitsamt eigener Parkanlage hatte da bereits seine Pforten für Besucher geöffnet.

      Die Auswirkungen von LSD jagten mir eine Heidenangst ein. Wir hatten uns gelegentlich einen halben Trip eingeworfen, aber auch nur, wenn Zeit und Ort dies zuließen, im Kreis von Freunden in sicherer Umgebung. So bestimmten wir zumindest selbst über unser Schicksal. Manchmal musste ich so heftig lachen, dass ich Seitenstechen davon bekam. Die Musik fühlte sich immer sehr intensiv an, während die Zeit langsamer zu vergehen schien. Liebe schien uns alle auf telepathischem Wege zu verbinden.

      Mark Wirtz wollte ebenfalls LSD ausprobieren. Also fanden wir uns eines Abends bei ihm in seiner Wohnung in einem Hochhaus neben dem GPO Tower ein, um genau das zu tun. Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band – die wichtigste Platte von 1967 und von hohem Stellenwert für unser Leben – lief in Endlosschleife. So richtig laut! Zunächst tauchte Mark noch gut ins Feeling ein, doch dann öffnete er die Balkontüre und verkündete: „Ich glaube, ich kann fliegen!“ Keith und ich zerrten ihn wieder zurück in die Wohnung und schlossen die Tür. Er beruhigte sich langsam wieder, aber wir mussten ein paar Stunden lang ein Auge auf ihn haben.

      Ein anderes Mal auf LSD saß ich in meinem Zimmer und spielte Gitarre. Die ganze Nacht lang! Leute unterhielten sich daneben, und ich begleitete sie auf meinem Instrument, wie es mir angemessen erschien. Es passierten aber auch oft verrückte Sachen, und Menschen kamen dabei zu Schaden. Manche nur vorübergehend, wohingegen andere nicht so viel Glück hatten. Mit der Zeit kam es aus der Mode, sich LSD einzuwerfen. Es kam vor, dass sich Leute eine Auszeit nehmen mussten, um sich von den Folgen zu erholen. Bei manchen wirkten die Effekte von LSD auch noch jahrelang nach.

      Mit Tomorrow trafen wir schließlich auch einen unserer ganz großen Helden, nämlich den großartigen Songwriter und Gitarristen Frank Zappa. Twink brachte ihn mit in seine Wohnung nach Eden Grove, wo Keith und ich geduldig auf sein Eintreffen warteten. Er versicherte mir, dass er mein Gitarrensolo bei „Claremount Lake“ – der B-Seite von „My White Bicycle“ – für eines der besten Solos überhaupt hielt. Ich war völlig geplättet! Wir unterhielten uns über seine Band und darüber, wie sehr wir alle auf Absolutely Free, das erste Album der Mothers of Invention, sowie seine Spieltechnik und sein Songwriting abfahren würden. Er war sehr einflussreich und vertrat seine Haltung. Auch wusste er, das Wah-Wah-Pedal sehr clever einzusetzen – wie ein Lockgeräusch, wenn man auf der Pirsch lag, bevor er wirklich Gas gab. Es war eine schräge Mischung aus rhythmischer Hexerei, die sich erst zu entfalten vermochte, wenn er zu performen begann.

      Gegen Ende 1967 spendierte Keith uns beiden einen Urlaub auf Jamaika. Der Erfolg unserer Hit-Single machte es möglich. Wir flogen in einer VC10, fläzten uns in große Lehnsessel ohne Sicherheitsgurte und rauchten – nicht, dass ich das heute auch nur im Geringsten vermissen würde. Wir nahmen zwei Gibson-Archtop-Gitarren mit, damit wir komponieren konnten. Seine Cromwell, die zwar von Gibson gebaut, aber unter einem anderen Namen verkauft wurde, kam ganz unbeschadet an. Meine Gibson, das ein ähnliches Modell war, jedoch exklusiv über den britischen Laden Francis, Day & Hunter verkauft wurde, überstand die Reise hingegen nicht. Die British Airways Overseas Corporation zahlte letztendlich für die Reparatur.

      Wir schrieben nicht wahnsinnig viele Songs dort, lagen stattdessen in der Sonne herum und sinnierten darüber nach, ob es nicht möglich wäre, für immer dort zu bleiben. Auch fragten wir uns, ob das Leben in London oder doch unser Leben hier auf Jamaika das „echte“ sei. Wir fuhren mit dem Taxi nach Montego Bay, um lokale Erzeugnisse zu erstehen. Damals war das eine Barackenstadt. Wir schlenderten über einen Marktplatz. An den Ständen wurden in erster Linie Schuhe feilgeboten. Unser Fahrer steckte unser Geld einem Typen zu, der auf der einen Seite des Marktes herumlungerte. Dann fuhren wir auf die andere Seite, wo uns ein Päckchen auf die Rückbank geworfen wurde. Wir waren nun im Besitz des berüchtigten „Ganja“. Bob Marley wäre sicher stolz auf uns gewesen.

      Wenn wir dieses Zeug rauchten, waren wir oft wie gelähmt. Manchmal lachten wir aber auch Tränen. Eines Abends, so erinnere ich mich, sagte ein Kellner mit verschmitztem Lächeln zu mir: „Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Madam.“ Da prusteten wir los und konnten uns kaum mehr einkriegen. Wir waren es so gar nicht gewohnt, puren Stoff aus einer Pfeife zu rauchen. Das war schon ziemlich brutal. Bei Gelegenheit zeigte uns ein Typ, der die hoteleigenen Chalets dekorierte, wie man mit Zeitungspapier Joints drehen konnte. Offenbar machten das die Einheimischen so. Wir zeigten uns aber nur wenig beeindruckt davon und vermissten weiterhin unsere angestammten Papierchen von Rizla.

      Die beiden Wochen vergingen wie im Fluge. Es war eine willkommene Abwechslung, die uns neue Sichtweisen eröffnete. Bevor wir uns aber versahen, bestiegen wir erneut eine VC10 und reisten zurück nach London. Wir spürten, dass sich die psychedelische Party von 1967 dem Ende zuneigte. Nun war schon der Januar 1968 angebrochen, und wir fühlten uns nur mäßig auf das vor uns liegende Jahr vorbereitet. Die Stimmung sollte schon bald kippen. Die Gigs wurden immer weniger, und die Band spaltete sich in zwei Lager auf. Junior und Twink vertraten jeweils einen gemeinsamen Standpunkt, wohingegen Keith und ich auf der anderen Seite standen. Es zog uns in unterschiedliche Richtungen.

      Keith und ich freuten uns über die charmante Gesellschaft unserer Freunde, mit denen wir ein herrliches Loft in Cromwell Gardens unweit der Cromwell Road teilten. Wir verbrachten unsere Nächte in einem wunderbaren Nebel aus Musikmachen, Essen, Trinken und Rauchen. Gespräche ergaben sich zwanglos und verebbten, sobald der herannahende Morgen seine ersten Vorboten aussandte.

      Unser Album Tomorrow erschien erst im Februar 1968. Doch da war der geeignete Zeitpunkt, um großen Eindruck zu hinterlassen, bereits verstrichen. Zur Jahresmitte 1968 spielten wir beim Festival im Donington Park. Es sollte eines unserer letzten Konzerte sein. Keith erfreute sich in der Welt der Popmusik immer größer werdender Berühmtheit, was sowohl positive als auch negative Konsequenzen mit sich brachte. Manchmal wurden wir als „Tomorrow fea­turing Keith West“ oder „Keith West & Tomorrow“ angekündigt. Doch in seiner Einstellung blieb er sehr wohl ein Teamspieler. Immerhin opferte er seine Solokarriere dafür, bei uns zu bleiben. Er wollte nicht bloß ein Popstar sein, nein, vielmehr wollte er der Sänger in einer Band sein. In Irland erwarteten sich die Fans aber „Keith West & Tomorrow“, und die Shows liefen alle ein bisschen aus dem Ruder. Sie wünschten sich die Art Song,

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