Steve Howe - Die Autobiografie. Steve Howe

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Steve Howe - Die Autobiografie - Steve Howe

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dass ich je vorgespielt hätte. Darüber hinaus erhielt ich auch einen Anruf von Jethro Tull, nachdem Mick Abrahams bei ihnen ausgestiegen war. Allerdings bestanden sie darauf, dass ich als Songwriter nichts beisteuern solle. Sie brauchten mich ausschließlich als Gitarristen, was bei mir die Alarmglocken schrillen ließ. Ich benötigte einen Neuanfang mit einer neuen Band und wollte das Wesen des Sounds mitgestalten dürfen.

      Nachdem ich eine sehr trostlose Phase durchlebt hatte, bei der nur so wenig für mich herausgeschaut hatte, musste ich also mein Interesse an einer neuen Aufgabe als Gitarrist lancieren. Ende 1969 rief mich dann Jim Morris an, der Ehemann und Manager der Sängerin P. P. Arnold. Er frage, ob ich mir vorstellen könne, Pat zusammen mit dem hervorragenden Trio Ashton, Gardner & Dyke, das für seinen Orgel-Sound bekannt war, auf Tour zu begleiten. Sie sollten mit Delaney & Bonnie (mit Eric Clapton!) auf eine einmonatige Konzertreise durch Europa gehen. Natürlich zeigte ich mich von dieser Idee sehr angetan. Es sollte eine Art Aufwärmprogramm für 1971 werden, in der Yes als Anheizer für Iron Butterfly auf Tournee gingen. Diese Tour stellte einen großen Schritt vorwärts dar und war eine rundum gute Erfahrung.

      Wir probten eine Weile mit Pat und begaben uns dann in die Londoner Konzert-Location Lyceum, wo Delaney & Bonnie gemeinsam mit Eric C. ihre finalen Proben absolvierten. Als Delaney & Bonnie loslegten, waren wir alle wie weggeblasen. Der mächtige Sound dieser Besetzung war ein einmaliges Erlebnis: Es war ehrfurchtsgebietend und aufregend. Jimmy Miller hielt diesen Sound auch hervorragend auf einer Platte fest, die eine schöne Erinnerung an diese Tour darstellt. Ich kenne jeden einzelnen Ton, jede Note sämtlicher Songs dieser Live-LP!

      Die Tour startete mit einem Abstecher zu George Harrisons Haus. Wir holten ihn mit dem Bus ab, da er sich bereiterklärt hatte, die erste Woche der Tournee mitzuspielen. Dave Mason war auch mit dabei, blieb aber bis ganz zum Schluss. Jeden Abend rockten sie die Konzerthallen! In der Fairfield Hall in Croydon schaffte es der DJ nicht mehr rechtzeitig auf die Bühne, um die Band vorzustellen, weshalb ich für ihn einsprang. Die einleitende Musik verebbte, und ich musste ankündigen, wer nun welches Instrument spielen würde! Das war schon ein bisschen beängstigend, half mir aber auch dabei, mein Selbstvertrauen aufzubauen.

      Ich bereue immer noch, die Einladung ausgeschlagen zu haben, mich Delaney & Bonnie samt Eric auf der Bühne anzuschließen. Dafür war ich aber wohl ein wenig zu schüchtern. Ich hatte das Gefühl, dass mit Eric, George, Dave und mir einfach zu viele Gitarristen spielen würden. Eine verpasste Gelegenheit! Eines Tages sagte Eric zu mir im Tourbus, dass wir beide, obwohl im Sternzeichen Widder geboren, uns als Typen sehr stark voneinander unterscheiden würden.

      Ich bewunderte so viele Dinge an Eric. Allein schon wegen dieser Tour. Aber auch alles, was er für die Musik geleistet hat, sowie die Hilfe, die er einigen seiner Mitmenschen angedeihen ließ. Er war immer sehr großzügig und bedacht. Vor der Tour besuchte ich ihn einmal in seinem Apartment im Zentrum Londons. Er fragte mich, ob ich „Classical Gas“ von Mason Williams spielen könne. Ich präsentierte es ihm daraufhin, was ihn zu freuen schien. Ein anderes Mal spielte gerade Albert Lee in seiner Begleitband, als wir zufällig im selben Chicagoer Hotel abgestiegen waren. Ich hing mit Albert etwa eine halbe Stunde in Erics Zimmer ab. Wir schoben eine unverbindliche Jamsession ein, bevor wir dafür zu müde waren und dann noch eine abschließende Partie Pool am hoteleigenen Tisch spielten.

      Die Tour mit Delaney & Bonnie führte uns auch nach Skandinavien und quer durchs restliche Europa. Das war von Anfang bis Ende eine fabelhafte Erfahrung. Allein schon jeden Abend ihrer wundervollen Musik lauschen zu können! Damals hatte ich bereits „Clap“ geschrieben, und ich bin mir sicher, dass ich es eines Abends während Pats Auftritt anspielte. Die Tour dauerte den ganzen Dezember und war meine erste Berührung mit der Oberliga der Musikwelt. Wann sonst hätte ich jemals George Harrison dabei beobachten können, wie er in der Garderobe auf seiner Akustikgitarre herumzupfte und dazu „Here Comes The Sun“ sang? Einfach unvergesslich! Auch hörte ich, wie George im Foyer eines Hotels in Manchester ein Interview gab. Er sprudelte nahezu über vor lauter Witz. Wie lustig er doch war! Ein echter Charmebolzen. Wir unterhielten uns oft über Gitarren. Er besaß eine Spezialanfertigung von Gibson, die er für nicht ganz gelungen hielt. Sie hatten seine Vorgaben offenbar falsch interpretiert. Solche Spezialanfertigungen von Gibson galten damals als besondere Rarität. In Großbritannien gierte man damals schon längst nach Modellen von hoher Qualität. Wir mussten aber stattdessen mit europäischen Herstellern Vorlieb nehmen. Eine der ersten Abbildungen einer Fender Stratocaster in Großbritannien fand sich auf dem Plattencover von The „Chirping“ Crickets, wo Buddy Holly diese vielleicht bekannteste und am häufigsten gespielte Gitarre der Welt hochhält. Dieses Foto, auf dem eines von Hollys Bandmitgliedern eine Gibson ES-225T präsentiert, ließ damals so manchem Gitarristen das Wasser im Munde zusammenlaufen. Unsere Begeisterung fußte auf dem Verlangen, diese herrlichen US-Gitarren, die dereinst Klassiker sein würden, nicht nur zu sehen, sondern sogar spielen zu dürfen. Ich sammelte etwa Gitarrenkataloge, um einfach nur die verschiedenen Formen und Farben zu begutachten, während ich mir gleichzeitig ausmalte, welch exquisite Klänge sie zu erzeugen imstande wären. Vor allem, wenn sie über ein Copicat-Echogerät von Watkins und einen Vox-Verstärker gespielt würden!

      Während die Sechzigerjahre voranschritten, beobachtete ich, wie Gitarristen für gewisse Songs die Gitarren wechselten, oftmals zwischen Fender Telecaster und Gibson ES-335. Ihre jeweiligen Klangfarben weichen stark voneinander ab, womit sie die Musik in jeweils eigene Richtungen lenken. Der schlanke, eisige Ton der Telecaster unterschied sich eklatant vom bauchigen, tieferen Klang der 335. Auch ihre Bauarten standen im klaren Kontrast zueinander.

      Oft sage ich, dass ich erst, wenn ich mich auf die Bühne begeben würde, wirklich begriffe, dass ich ein Gitarrist sei. Wenn ich dort stehe, um zu spielen, kann mich nichts mehr bremsen: Es ist dann der Zeitpunkt gekommen, Musik zu machen. Sämtlicher Ballast bleibt hinter der Bühne zurück. Auf ihrer Platte von 1957, Sing A Song Of Basie, singt das Gesangstrio Lambert, Hendricks & Ross eine Vielzahl von Lyrics aus der Feder von Jon Hendricks zu einem Dutzend Songs von Count Basie. Einer davon war Basies „Blues Backstage“. Daran muss ich oft denken. Es handelt von einem Typen, dessen Freundin ihn gerade abserviert hat. Direkt vor dem Konzert! Aber die Show muss weitergehen, nicht wahr? Doch innerlich brodelt es, er muss seine Gefühle verbergen. Auch wenn es manchmal schwerfällt, wenn es einem gerade nicht so gut geht, muss man doch durchhalten und sein Ding durchziehen. Ich habe das nur allzu oft selbst miterlebt. Es war meine Schwester Stella, die mir diese Platte geschenkt hat. Sie steckt voller Dynamik und Schwung. Das lag auch daran, dass man hier klugerweise auf Basies eigene Rhythmuscombo, bestehend aus Nat Piece am Klavier, Freddie Greene an der Gitarre und Eddie Jones am Schlagzeug, zurückgriff. Ein weiterer phänomenaler Song auf dieser Platte heißt „Pony Ride“, der in einen Gesangs-Breakdown mündet, in dem sie scatten: „Get a record that’ll play a week … Good bebop good be … What a wonderful pony ride.“ Sie schufen mehrspurig aufgenommene Harmonien, die jene, welche Les Paul mit Mary Ford produzierte, noch übertrafen.

      Ich muss betonen, dass die Stimme das wunderbarste Instrument ist, das wir haben. Jeder hat dazu seine Meinung, aber ihre Erhabenheit ist schlichtweg nicht zu leugnen. Die ersten Geräusche – Gespräche und Gesang – vernehmen wir noch im Bauch der Mutter. Als Neugeborenes, noch bevor wir wirklich sehen können, sind es Geräusche, die uns mit der Welt verbinden. Diese Laute bilden einen Übergang zur Sprache, und das gesprochene Wort orientiert sich an unterschiedlichen Tonlagen – je weiter östlich man auf der Welt geht, desto mehr trifft dies zu. Wenn man sich etwa eine Phrase immer wieder anhört, wird das immer offensichtlicher. Aufsteigende Aussagen treffen auf absteigende Aussagen. Unterbewusst erkennen wir so die Stimmung, in der sich der Sprecher befindet. Akzente bieten innerhalb der Sprache eine herrliche Variation. In Großbritannien können wir die Heimatstadt anhand des Akzents eines Sprechers erkennen. Dieses Phänomen lässt sich jedoch auf der ganzen Welt beobachten. Wir sind in der Lage, nationale und lokale Akzente zu erkennen.

      Hoffentlich seid ihr größere Sprachtalente als ich, der nur seine Muttersprache beherrscht. Aber das Singen ist ein Genuss, den jeder Mensch auskosten kann und sollte. Ich lernte in den Siebzigerjahren bei

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