Septemberrennen. Isolde Kakoschky

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Septemberrennen - Isolde Kakoschky

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schau doch mal das Bild an«, wies sie auf das Buchcover hin. »Kennst du die Walhalla

      »Klar, kenne ich das Ding, steht bei Regensburg oben auf dem Berg rum«, antwortete er eher desinteressiert. Monika zog die Augenbrauen hoch und streifte ihren Mann mit einem kritischen Blick. »Du alter Ignorant! Das ist unsere Geschichte! Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne mal wieder hinfahren. Denn seit

      wir uns kennen, war ich nicht mehr dort. Und du wahrscheinlich noch nie. Es ist herrliches Wetter für Sonntag angesagt. Der Ausblick von da oben ist traumhaft. Gib dir einen Ruck und lass uns morgen hinfahren!«

      Christian beugte sich über den Tisch zu Monika herüber und küsste sie schmatzend auf den Mund. »Natürlich fahren wir da hin, wenn du es gerne möchtest.« Viel zu oft musste sie zurückstecken, wenn er für seinen Beruf und sein Hobby, was auf das Gleiche raus kam, unterwegs war. Da konnte er sich schon mal mit ihr gemeinsam etwas Kultur und Geschichte reinziehen.

      

       4. Kapitel

      

      

      Nach einem ausgiebigen, gemütlichen Frühstück brachen Christian und Monika am Sonntag in Richtung Regensburg auf. Den vorigen Abend hatten sie noch auf der Terrasse verbracht, bis die Dunkelheit hereinbrach. Monika hatte zwischendurch den bereits vorbereiteten Auflauf in den Herd geschoben und Christian sorgte für eine kühle Flasche Weißwein. Sie genossen den wunderbaren, lauen Sommerabend in romantischer Stimmung. So verschieden sie auch waren, so sehr liebten sie sich und nahmen manchen Kompromiss füreinander in Kauf. Während sich Monika auf die Besichtigung des Denkmals freute, war es für Christian nur wichtig, seine Frau neben sich zu haben und sie glücklich zu sehen.

      Der schnellste Weg wäre ein Stück über die Autobahn gewesen, doch sie wählten die etwas längere, aber schöner zu fahrende Strecke über die Landstraße. Heute kam es nicht auf ein paar Minuten an. Am gegenüberliegenden Donauufer sahen sie in der Ferne bereits Regensburg liegen, die mächtigen Türme des Doms ragten weithin sichtbar auf. Und während sie sich Donaustauf von Osten her näherten, rückte der gewaltige Bau der Walhalla in ihren Blick, wie er oben auf dem Felsen thronte. Christian steuerte den Wagen die Walhallastraße hinauf bis zum Parkplatz und als sie ausstiegen, wehte ihnen die hochsommerliche Wärme entgegen. Wie gut, dass keiner auf die Idee gekommen war, vom Donauufer die Treppen hinauf zu steigen, dachte Monika. So war es nur noch ein kurzer Anstieg, dann hatten sie das Plateau erreicht.

      »Was für ein Bauwerk!«, bekannte Christian voller Erstaunen. »Aus der Ferne begreift man gar nicht, wie riesig das wirklich ist.« Sein Blick ging entlang der Säulen, die sich 15 Meter hoch gen Himmel reckten.

      »Ist schon gewaltig, was unsere Vorfahren hier gebaut haben, und das vor über 170 Jahren ohne die technischen Hilfsmittel von heute«, pflichtete ihm Monika bei.

      Sie liefen durch den Säulengang bis zum Eingang und betraten kurz darauf die Ruhmeshalle. Innen empfing sie eine angenehme Kühle. Monika ließ ihrem Mann Zeit, den Gesamteindruck auf sich einwirken zu lassen. Die riesige Halle wirkte imponierend und erhaben und bot einen wahrhaft ansprechenden Rahmen, um die Persönlichkeiten des deutschen Volkes zu ehren. Gemächlichen Schrittes liefen sie an den Büsten der berühmten Menschen aus vielen Jahrhunderten, die hier einen Platz gefunden hatten, entlang. Vor Martin Luther verweilte Christian einen Moment. Auch wenn er sich nicht viel aus Geschichte machte, den kannte er. In Eisleben war Luther geboren und gestorben, in der Stadt wohnte seine Schwester jetzt,

      und auf dem Marktplatz stand ein Denkmal des großen Reformators. Und sogar hierher, ins katholische Bayern, in die Walhalla, hatte es der Begründer des Protestantismus geschafft. Auch Händel entdeckte er, dessen Denkmal auf dem Halleschen Markt stand; ebenso Goethe und Schiller und Gottfried August Bürger, der ganz in der Nähe von Christians Heimatstadt geboren wurde und von dem er schon als Kind etwas gehört hatte, vor allem von den »Abenteuern des Freiherrn von Münchhausen«. Die meisten der Marmorbüsten waren ihm aber unbekannt. Der Adel vergangener Jahrhunderte zählte nicht zu seinen Interessen. Dennoch stand er voller Ergriffenheit inmitten dieser Stein gewordenen Personen, denen etwas gemeinsam war, sie hatten deutsche Wurzeln.

      Viel länger, als es Monika erwartet hätte, verweilten sie in der Ruhmeshalle. Als sie wieder hinaustraten in den heißen Sommertag verschlug es ihnen fast den Atem. Die Temperatur musste inzwischen auf mindestens 30 Grad geklettert sein. Sie liefen in Richtung der großen Freitreppe, die hinab zur Donau führte und setzten sich auf die Stufen. Vor ihnen bot sich ein herrlicher Blick über die Donauniederung bis hin zum Bayerischen Wald.

      »Schade, dass es heute nicht ganz so klar ist«, bedauerte Monika. »Manchmal kann man sogar die Spitzen der Alpen erkennen.«

      »Trotzdem, das Bauwerk ist der Hammer.« Christian deutete zur Walhalla. »Und der Ausblick auch. Deine Idee war gar nicht schlecht. Aber jetzt könnte ich was zu essen vertragen und etwas trinken auch bei der Wärme.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und kraxelte die Stufen wieder hinauf, um im Schatten der Säulen auf Monika zu warten, die immer noch nachdenklich den Unterbau des Gebäudes betrachtete. Wie es wohl war, damals beim Bau der Walhalla?, fragte sie sich. Gab es wirklich Tote und lag hier noch immer eine wertvolle Schmuckkassette versteckt, wie sie gestern in ihrem Buch gelesen hatte? Mit Sicherheit barg das Gemäuer mehr als ein Geheimnis. Das Buch würde sie noch einmal lesen, jetzt, wo sie die örtlichen Gegebenheiten wieder genauer vor Augen hatte. Sie wandte sich nach oben und winkte ihrem wartenden Mann zu. Monika gab ihm recht, sie verspürte ebenfalls Hunger und Durst und das Kioskangebot war nicht das, was sie sich gerade wünschte. Gemeinsam schlenderten sie zurück zum Parkplatz.

      Obwohl das Auto im Schatten großer Bäume gestanden hatte, war es doch in der Hitze aufgeheizt worden. Selbst die Klimaanlage schaffte es nicht, den Innenraum abzukühlen. Schließlich öffneten sie die Seitenscheiben und ließen sich den Wind um die Nase wehen.

      »Wir sollten nicht direkt hier im Ansturm der Touristen eine Gaststätte suchen«, gab Monika zu bedenken, während sie Donaustauf durchquerten. »In einer halben Stunde können wir in Regenstauf sein. Lass uns doch zu Francesco gehen.«

      »Gute Idee!«, stimmte Christian sofort zu. So lange hielt er es gerade noch aus.

      Wenig später erreichten sie die am Sonntagnachmittag nur wenig befahrene Bundesstraße, was Christian veranlasste, über Gebühr aufs Gas zu treten.

      »Liebling, du bist aber nicht auf der Rennstrecke!«, wies ihn Monika mit einem kritischen Seitenblick zurecht.

      Er reduzierte die Geschwindigkeit ein wenig. »Ich wollte doch nur etwas schneller in der Pizzeria sein«, gab er sich reuig, um gleich darauf lachend wieder Gas zu geben. »Ich tue doch keinem was!«

      »Dann hätten wir die Autobahn nehmen müssen, wenn du schnell sein willst!«, wiedersprach Monika.

      »Ach Schatz, keine Panik, ich bin doch bei dir!« Resigniert ließ sich Monika an die Rücklehne sinken. Christian war eben verrückt nach Fahren. Und seit er selbst keine Rennen mehr fuhr, trat er ab und an mit dem Bleifuß auf´s Gas. Und sowieso kam das Ortsschild schon in Sicht.

      Kurz darauf bog Christian in die kleine Gasse am Markt ein, wo er das Auto direkt vor dem Ristorante abstellte.

      »Buon giorno!«, begrüßte Francesco die beiden, die sich trotz der Wärme einen Platz im Freien gesucht hatten. Noch war es relativ leer, doch das würde sich am Abend garantiert ändern. Sie waren nicht gerade Stammgäste des Lokals, doch der nette italienische Wirt

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