Operation Terra 2.0. Andrea Ross
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Philipps Gedanken kreisten um die Frage, wohin er den Rover eigentlich steuern sollte. Sie würden täglich Wasser benötigen, also musste die Zeltstelle in unmittelbarer Nähe des Flusses liegen. Genau dort würde man jedoch am ehesten nach ihnen fahnden … es lag auf der Hand, dass spätestens morgen früh ein Suchtrupp ausrücken würde. Er beschloss, zunächst dem Flusslauf zu folgen und die Entscheidung erst vor Ort zu fällen, wenn sie bei den Hügeln angelangt waren.
Die Fahrt wurde lang und beschwerlich. Mehrmals musste Philipp anhalten, um seiner schwangeren Frau die Möglichkeit zum Ausruhen zu bieten. So auch jetzt. Noch standen sie mehrere Kilometer vom Fuß der schroffen Hügelkette entfernt. Die Sonne versank allmählich am Horizont und es wurde mit jeder Minute kühler.
»Es hilft nichts, wir müssen heute Nacht erst einmal hier bleiben. Bis zu den Hügeln schaffen wir es nicht mehr. Es wäre zu gefährlich, in der Dunkelheit über dieses unebene Gelände zu fahren. Ich würde Abgründe zu spät erkennen. Da dasselbe aber auch für unsere Verfolger gilt, werden wir bis zum Morgengrauen wohl unbehelligt bleiben. Bevor der Morgen dämmert, müssen wir das Zelt wieder abgebaut haben. Die weiße Oberfläche würde sonst die Sonne reflektieren und den Suchtrupp auf unsere Spur führen«, murmelte Philipp frustriert.
Er legte ein etwa vierzig mal vierzig Zentimeter messendes Päckchen auf den Boden, zog an einer Lasche. Sofort entfaltete sich das Zweimannzelt, stand nur drei Sekunden später fix und fertig aufgebaut in der Landschaft. Die Emmersons statteten es mit Decken und ein paar Proteinriegeln aus, und Philipp holte im verlöschenden Tageslicht noch einen Kanister Wasser aus dem Fluss. Um es vom Dreck zu befreien und trinkbar zu machen, würden sie es durch ein Stückchen Stoff filtern müssen.
»Glaubst du, wir werden es wirklich schaffen?«, fragte Swetlana schläfrig. Draußen zerrte der auffrischende Wind an der Zeltkonstruktion, ließ unablässig Flugsand darauf einprasseln. Das Geräusch hörte sich ein bisschen wie Graupelschauer an.
»Wir müssen nur fest daran glauben. Wir sind nicht so weit gekommen, um irgendwann aufzugeben«, entgegnete ihr Gatte im Brustton der Überzeugung. Doch insgeheim nährte er Zweifel. Es gab viele Faktoren, die das Unternehmen jederzeit scheitern lassen konnten. Was sollte er hier draußen im Nirgendwo unternehmen, falls Swetlana beispielsweise gesundheitliche Probleme bekam? Die sorgenvollen Überlegungen hielten ihn für den Rest der Nacht wach, obgleich er sich zerschlagen und übermüdet fühlte.
Gegen fünf Uhr früh erhob er sich mit steifen Gliedern, füllte den Wasserkanister noch einmal auf und weckte Swetlana. Sie litt an Kreuzschmerzen, ihre Laune fiel dementsprechend aus. Philipp konnte keinerlei Rücksicht auf Befindlichkeiten nehmen, trieb sie unbarmherzig zur Eile an.
Eine Viertelstunde später war das gesamte Equipment wieder abgebaut und im Rover verstaut, es konnte weitergehen. Von eventuellen Verfolgern war weit und breit nichts zu erkennen.
Beim Fahren kam Philipp das geheimnisvolle Glitzern wieder in den Sinn, das er weiter östlich gesehen hatte. Vielleicht würde sich bald eine Möglichkeit ergeben, dieser Stelle einen Besuch abzustatten, sobald das Zelt an seiner endgültigen Position aufgeschlagen war. Er konnte und wollte nicht tagelang nur herumsitzen und abwarten, dass die Zeit verstrich.
Gegen Mittag war die Hügelkette zum Greifen nah. Philipp entschloss sich, sie an ihrem westlichsten Punkt zu umrunden und zwischen Fluss und Erhebung nach einem Lagerplatz zu suchen. Eine Stelle schien so gut oder schlecht wie die andere zu sein. Es gab keine Höhlen oder Felsspalten, in denen man ein Zelt hätte verbergen können. Wenigstens mussten sie jetzt nicht mehr befürchten, dass man die Staubwolke des Rovers weithin erkennen könnte.
Entmutigt stellte der Deutsche, dessen amerikanischer Vater schon in seiner frühesten Jugend das Weite gesucht hatte, das Gefährt am Flussufer ab, um Rast zu machen. Hier war das Ufer noch frei von Bewuchs, weil man es nur in Siedlungsnähe künstlich begrünt hatte. Er warf sich etwas Wasser ins Gesicht, um es vom Staub zu säubern. Als er wieder klar sehen konnte, fiel sein Blick auf eine dunkle Delle am Hang neben ihnen. Wie hoch mochte sie liegen, so sieben, acht Meter?
»Swetlana, ich klettere mal eben da hinauf. Rühre dich bitte nicht vom Fleck, ich bin gleich wieder da!« Er kramte in der Werkzeugkiste, förderte Hammer und Meißel zutage. Damit schlug er provisorische Trittstufen in die steilste Stelle des relativ weichen Felsens. Er bestand aus rotem Sandstein. Behände kletterte er hinauf, erreichte ein kleines Plateau. Geröll löste sich, ein paar größere Brocken plumpsten direkt neben Swetlanas Füßen zu Boden. Erschrocken sprang sie zur Seite. Dann war Philipp aus ihrem Blickfeld verschwunden.
Kurz darauf tauchte sein dunkelblonder Haarschopf wieder auf, gefolgt vom gesamten Körper. »Was für ein Glück, dass wir hieran nicht achtlos vorbeigefahren sind! Hier oben gibt es zur Linken ein Loch in der Felswand, in das unser Zelt hineinpasst. Der wellige Untergrund ist voller angewehtem Sand, so dass der Boden schön weich ist. Ich hole jetzt die Sachen, stelle das Zelt auf – und danach helfe ich dir beim Aufstieg. Wir haben ein stabiles Seil dabei«, rief Philipp.
Die Schwangere formte ihre Hände zum Trichter, um gegen das Heulen des Windes anzukommen. »Und wo verstecken wir unseren Rover? Wenn sie den finden und mitnehmen, sind wir hier draußen verloren.«
»Darum kümmere ich mich später!«
*
Am nächsten Tag machte sich Philipp gegen den Willen seiner Frau auf den Weg gen Osten. Natürlich hatte er ihr vorsichtshalber kein Wort von einem mysteriösen Glitzern erzählt, das er untersuchen wollte. Er ließ sie in dem Glauben, dass er lediglich nach eine Stelle forschte, an der man den Rover ungesehen parken konnte. Sie würden ihn ja bis zur Rückfahrt nicht mehr benötigen.
Die werdende Mutter war hinund hergerissen. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn, und das war nicht nur hormonell bedingt. Einerseits verstand sie, dass das verräterische Fahrzeug hier weg musste, andererseits jedoch verspürte sie große Angst vor dem Alleinsein. Schließlich war man auf dem Mars wirklich so einsam und verlassen wie ein Mensch nur sein konnte, sobald man sich von der bis dato einzigen menschlichen Siedlung ein Stück entfernte.
Philipp legte noch einen ausreichenden Wasservorrat an und schärfte ihr ein, keinesfalls vom Felsplateau herunterzuklettern oder auch nur bis zur abbröckelnden Kante zu gehen. Sie solle sich möglichst viel hinlegen und entspannen. Er versprach ihr feierlich in die Hand, dass keine Macht der Welt ihn davon abhalten werde, vor Einbruch der Dunkelheit zu ihr zurückzukehren.
Angespannt fuhr er los. Die schreckliche Vorstellung, dass Swetlana und die ungeborenen Kinder in dieser lebensfeindlichen Einöde unweigerlich sterben würden, falls er verunglückte, schärfte seine Sinne. Er achtete auf jede Bodenrinne, fuhr langsam und vorausschauend. Mehrfach musste er Gerölllawinen ausweichen, die sich am Fuße der Hügel auftürmten. Vermutlich hatte sie der Regen im Frühjahr zu Tal befördert. Die Abbruchkanten sahen frisch aus. Ein Grund mehr, sich gegen Gefahren von oben vorzusehen.
Nach dreieinhalb Stunden ging die steile Felsformation in moderate Hügel über, die an ihrer höchsten Stelle aber dennoch zackige Kanten aufwiesen. Regenfälle und Erosion hatten merkwürdige Formen geschaffen, von denen einige an Forken erinnerten. Gerade als Philipp eine davon in Gedanken Mistgabel des Teufels taufte und einen Moment abgelenkt war, prallte er fast gegen sein Ziel. Verdattert hielt er den Rover an und stieg aus.
Vor seiner Nase erhob sich ein etwa zwei Meter hohes Gebilde aus mattglänzendem Metall, das von der Form her an ein Iglu erinnerte. Den Durchmesser schätzte Philipp auf rund sieben Meter. Auf einer Plattform daneben waren antennenähnliche Vorrichtungen angebracht. Die einen Stäbe wiesen kugelförmige Enden auf, andere sahen eher wie Schalen aus, die ihre Öffnung dem Himmel entgegen streckten. Bestimmt handelte es sich