Verlorener Sohn. Brennan Manning

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Verlorener Sohn - Brennan Manning

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wurde heute getwittert. Irgendjemand hat auch Filmmaterial auf YouTube eingestellt. Jemand aus der Gemeinde hat es gesehen und mir zugeschickt.“

      „Martin …“, begann Jack und nahm das Smartphone.

      Dann sah er das Bild.

      Es war aus der Bar auf der Isla Mujeres. Jacks Gesicht war erhitzt und gerötet, er hielt eine Krabbe am Schwanz und schickte sich an, sie in den Mund zu stecken. Hinter ihm feuerte Sally ihn an. Ihre Hand lag auf seinem Rücken. Er war umgeben von etwa einem Dutzend ebenfalls angeheiterter Nachtschwärmer.

      Jack sah Martin an, der den Kopf schüttelte. „Jack, bist du das?“

      „Wer hat das gemacht?“, fragte Jack. Er atmete ruhig und gleichmäßig, während er Martin das Smartphone zurückgab.

      „Eine amerikanische Touristin. Kam gerade vorbei und fand, du sähest irgendwie bekannt aus. Das Video, das ihre Freundin gemacht hat, ist noch schlimmer. Du küsst Sally. Und nicht als ihr Pastor, das kannst du mir glauben.“ Martin kochte vor Empörung.

      „Das bin ich nicht“, sagte Jack, und er versuchte, es selbst zu glauben. „Es ist nichts dergleichen passiert.“

      „Ich habe mit den Ältesten gesprochen“, sagte Martin, als hätte Jack gar nichts gesagt. „Wir haben eine Entscheidung getroffen. Jack, wir wollen verzeihen. Schaden wieder heilen. Den Menschen zeigen, dass man sündigen kann und doch Vergebung verdient, wie du immer gesagt hast. Wenn du dich am Sonntag vor die Gemeinde stellst, berichtest, was du getan hast, und um Vergebung bittest, haben wir vielleicht eine Chance, dich zu retten.“ Er zuckte die Achseln.

      „Es würde eine Freistellung bedeuten. Vielleicht auch für länger. Wir würden entlastende Gründe finden – Sexsucht. Alkohol. Irgendwas.“

      „Ich bin nicht sexsüchtig. Und ich habe kein Alkoholproblem“, sagte Jack. Allein der Gedanke daran, vor seiner Gemeinde zu stehen und über das hier zu reden, ließ ihn erstarren. Seine Stimme bekam einen scharfen Ton. „Ich werde nichts bekennen, was ich nicht getan habe.“

      Martin sah ihn an. Die Trauer in seinem Blick sprach von mehr als nur der gegenwärtigen Situation. Er schien persönlich zutiefst von Jack enttäuscht zu sein.

      Genau wie Jacks Vater.

      Jack verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Martin über den polierten Schreibtisch hinweg an. „Vergiss es. Das mache ich nicht.“

      „Ich biete dir eine Chance, deinen Job zu retten, Jack“, sagte Martin. „Das einzig Richtige zu tun. Bitte, Jack, sei …“

      „Ihr könnt mir diese Gemeinde nicht wegnehmen“, murmelte Jack. „Ich hab sie aufgebaut – aus dem Nichts.“

      „Und genauso schnell kannst du sie auch ruinieren“, sagte Martin. „Wir haben schon ein paar Hundert E-Mails aus der Gemeinde bekommen. Die Leute fragen, was jetzt geschehen soll.“

      Jack erhob sich langsam, als wolle er das Ende des Gesprächs ankündigen. „Ihr könnt mir diese Gemeinde nicht wegnehmen“, wiederholte er.

      Martin stand auf und maß ihn mit seinen Blicken, bevor er seine Jacke zuknöpfte. Dann nickte er. „Tut mir leid, Jack. Es tut mir wirklich aufrichtig leid.“ Er schüttelte den Kopf, bot Jack aber keine Hand an.

      Dann drehte er sich um und verließ den Raum.

      Jack blieb einen Moment ruhig sitzen. Sein Herz raste. Er griff zum Telefon und begann, die Nummer seiner Familie zu wählen, überlegte es sich dann aber anders. Er tippte Sallys Durchwahl ein und lauschte, während der Anrufbeantworter aktiviert wurde.

      Am Nachmittag hatte sich das Video verbreitet wie ein Virus. Seine Facebook-Seite quoll über vor Hasstiraden und „Ich-hab’s-ja-gleich-gewusst“-Botschaften. Auf Twitter war „#Lügen-Jack“ der meistaufgerufene Tweet. Die Website der Gemeinde war entweder unter dem Ansturm von Aufrufen zusammengebrochen oder sie war gehackt worden – jedenfalls war sie tot. Drei der größten Nachrichtenfeeds hatten das Video aus Isla gepostet, und Jacks Telefon und Smartphone klingelten ununterbrochen. Innerhalb von zwanzig Minuten sprach er mit der „Seattle Times“, „CNN“, „Fox News“ und einem Lokalsender.

      „Wir geben derzeit keine Stellungnahme ab“, wiederholte er ein ums andere Mal, bis er schließlich seine Sekretärin anwies, keine bescheuerten Anrufe mehr durchzustellen.

      „Jawohl, Sir“, sagte sie spitz, als wäre er ein völlig Fremder.

      Noch nie in den fünf Jahren, die sie für ihn arbeitete, hatte Carly ihn „Sir“ genannt.

      Er wählte noch einmal Sallys Nummer. Sie mussten ihre Geschichte abstimmen; noch war es nicht unmöglich, das Ganze glaubhaft abzustreiten.

      Die Wahrheit würde – in diesem Fall – alles andere tun, als sie frei machen.

      Sie nahm immer noch nicht ab.

      Jack lief durch die Halle zu ihrem Büro. Es war dunkel, die Tür verschlossen, nichts wies darauf hin, dass sie heute überhaupt zur Arbeit gekommen war.

      „Bitte, Gott“, betete er. Noch immer war er nicht sicher, worum er eigentlich bitten wollte, aber er brauchte Hilfe, brauchte irgendetwas. Die Dinge gingen definitiv den Bach runter.

      Er musste nachdenken.

      Er zwang sich, ruhig zu atmen, die Anspannung auszuatmen.

      Drei Türen weiter hatte Danny sein Büro. Er klopfte, öffnete die Tür und trat ein.

      Dannys Augen waren rot, und für einen Moment sah er einfach zu Jack auf und sagte nichts. Als er sprach, klang er erschöpft. „Jack, was hast du getan?“

      Jack schnaubte verächtlich, eine Art Lachen. Er durchquerte den Raum und trat an den Schreibtisch.

      Danny sah zu ihm hoch. „Was an dieser ganzen Sache ist bitte komisch, Mann?“ Er streckte sich in seinem Stuhl. „Dass sich die Leute über Grace Cathedral das Maul zerreißen, weil unser Pastor sich mal privat austoben musste, auf der ‚Insel der Frauen‘? Dass die Leute den ‚Herzenspastor‘ jetzt den ‚Schmerzenspastor‘ nennen? Vermutlich.“ Er nickte. „Das ist schon ein Hammer.“ Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. „Oder dass ich der größte Idiot auf Gottes Erdboden war, weil ich an dich geglaubt habe?“

      Jack konnte nicht zuhören. Er musste die Ruhe bewahren. Er musste die Dinge im Griff behalten. „Das Ganze ist lächerlich“, sagte er. „Ein Irrtum. Ich habe schon Schlimmeres von der Kanzel herunter gestanden.“

      „Es ist kein ‚Irrtum‘“, erwiderte Danny und machte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. Er schüttelte den Kopf, lehnte sich kurz in seinem Stuhl zurück, dann wieder vor und stützte die Ellenbogen auf. „Ein Irrtum ist es, wenn du, sagen wir, jemandem aus Versehen falsche Instruktionen gibst, weil du nicht genau weißt, was du willst. Dies hier ist schlimmer. Okay, ich hab schon gehört, wie du auf der Kanzel Fehler eingestanden hast: ‚Ich habe gesündigt‘, hast du uns erzählt. ‚Ich bin nicht vollkommen.‘“

      Danny unterbrach sich und biss sich auf die Lippen, als bereite es ihm Schmerz, weiterzureden. „Du erzählst uns ständig, wir müssten uns Gottes Liebe verdienen, wir müssten uns mehr anstrengen. Jetzt sieht es ganz so aus, als ob du selbst nicht tust, was du verkündest.“ Seine Stimme zitterte,

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