Verlorener Sohn. Brennan Manning

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Verlorener Sohn - Brennan Manning

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Profiboxer. Er stand mit einem würgenden Gefühl auf; sein Gesicht war so gerötet wie auf dem Foto von der Isla Mujeres. „Du Blödmann“, schnaubte er. „Du rotznasiger Teenager. Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?“

      „Ich habe dir vertraut!“ Danny schrie es fast. Er stieß den Stuhl zurück und kam vor den Schreibtisch, um Jack anzustarren. „Ich habe dich geliebt wie meinen eigenen Vater, Jack. Ich habe dich verehrt. Als wärst du mein eigener Vater.“

      Danny hatte die Fäuste geballt und vorgestreckt, als brauche es nur noch die kleinste Provokation und er würde zuschlagen. Jack dachte kurz daran, ihm diese Provokation zu liefern – dann überfielen ihn Erinnerungen: Danny, immer hilfsbereit, immer umsichtig, immer unterstützend.

      Die beste Nummer zwei, die er sich hätte wünschen können.

      „Das hättest du nicht tun sollen“, sagte Jack schließlich. Sein Zorn fiel in sich zusammen und er fühlte sich erschöpft. „Mir so zu vertrauen. Auch ein Vater enttäuscht einen früher oder später.“

      Er ließ sich in einen Stuhl fallen, saß dort mit hängenden Schultern. Danny setzte sich wieder hinter den Schreibtisch.

      Schweigend saßen sie da.

      Jack dachte daran, wie er Danny direkt nach dem College eingestellt hatte, wie er ihn gefördert, ihm Predigen beigebracht und ihn schließlich zum Pastor von Grace Cathedral ordiniert hatte.

      Es waren schöne Erinnerungen. Erinnerungen, an die er nun nie wieder ohne Trauer würde denken können.

      Was hatte er getan?

      Bitte, Gott.

      Schließlich brach Jack das Schweigen. „Was soll jetzt passieren, Danny?“

      Danny starrte auf seinen Schreibtisch. „Die Ältesten treffen sich gerade. Martin hat mir gesagt, du hättest dich geweigert, ihnen die Entscheidung zu überlassen, wie mit dir verfahren wird. Geweigert, um Vergebung zu bitten.“

      Jack atmete tief ein und wieder aus. Es war zu spät. Nichts würde sich ändern. „Stimmt“, sagte er.

      „Dann sehen sie vermutlich gerade die Satzung durch und überlegen, was es bedeutet, wenn die Gemeinde dich feuert.“

      „Das ist meine Gemeinde“, sagte Jack und seine Stimme klang zuversichtlicher, als er sich fühlte. „Sie können mich nicht feuern.“

      „Es ist Gottes Gemeinde, Jack“, sagte Danny. Er stand auf, kam um den Schreibtisch herum und legte Jack eine Hand auf die Schulter. Er drückte einmal kräftig, dieser Junge, der ihm vertraut hatte, und das war schlimmer als jeder Schlag.

      Jack konnte es nicht ertragen; er würde kaputtgehen. Er würde alles tun, was sie verlangten, um zu verhindern, dass alles so endete.

      Dann verließ Danny den Raum und ließ Jack allein zurück. Schließlich, als deutlich war, dass Danny nicht wiederkommen würde, ging er zurück in sein eigenes Büro. Unterwegs begegnete er niemandem. Sallys Büro war immer noch leer, das Licht aus. Seine Sekretärin sah nicht auf, als er vorbeiging.

      Es war, als ob er bereits gegangen wäre.

      Und dabei blieb es. Bevor der Tag um war, hatte die Gemeinde ihren Gründer gefeuert, seine Frau informiert und ihr beträchtliche finanzielle Mittel angeboten, vorausgesetzt, sie ginge nicht ins Licht der Öffentlichkeit, das ziemlich grell geworden war und noch greller werden würde.

      Sie boten Sally einen großzügigen Vergleich an, der nicht öffentlich werden würde, wenn sie ebenfalls ohne Aufsehen gehen und die Dinge nicht durch Enthüllungsgeschichten oder – was Gott verhüten möge – eine Anklage wegen sexueller Belästigung noch schlimmer machen würde.

      Jack boten sie definitiv gar nichts an.

      Als Jack nach Hause kam, war das Haus dunkel. Seine Familie war fort. Er rief ein paar Leute an, von denen er wusste, dass sie noch mit ihm sprechen würden, aber die Anrufe brachten ihn nicht weiter. Niemand wusste, wohin Tracy und Alison verschwunden waren – zumindest sagte es ihm niemand –, und niemand hatte etwas anderes zu bieten als schlechte Nachrichten.

      Sheila, seine Agentin, teilte ihm mit, sein Verleger würde ihm unter Berufung auf den Paragrafen zu moralischem Fehlverhalten, den die meisten christlichen Verlage in ihren Verträgen hatten, keine Tantiemen mehr zahlen. „Er klang beinahe schadenfroh“, sagte sie.

      „Sie schulden uns noch eine Menge Geld“, sagte Jack. „Klar, dass sie froh sind.“

      Tracy antwortete nicht auf seine Anrufe, auch niemand sonst aus ihrer Familie.

      Sally wollte ihn allem Anschein nach nicht retten. Sie hatte immer noch nicht zurückgerufen.

      Wenige Stunden zuvor hatte Jack noch Tausende, vielleicht Zehntausende Bewunderer gehabt. Aber er hatte nie viele enge Freunde besessen.

      Jedes Mal, wenn er versuchte zu beten, fühlte es sich an, als führe er Selbstgespräche.

      Er war ganz allein.

      Und so kam es, dass er zu Weihnachten auf der Isla Mujeres saß, heimatlos, ohne Geld, allein, mit einer letzten Flasche Tequila, die er trinken würde, bevor der Hausmeister des Hotels die Zimmertür aufbrechen und ihn in eine leere Zukunft hinausstoßen würde.

      Niemand würde ihn davor retten.

      „Fröhliche Weihnachten“, sagte Jack noch einmal. Bei diesen Worten brach etwas in ihm entzwei. Er wusste, es war Selbstmitleid, Kummer nicht über das, was er getan hatte, sondern was man ihm antat. Aber es fühlte sich trotzdem an wie echter Kummer. Tränen strömten ihm aus den Augen, und er umklammerte die Flasche, als wäre sie sein einziger Freund. Er schluchzte – ein tiefes, quälendes Schluchzen, das seinen ganzen Körper schüttelte.

      Und dann klopfte jemand an der Tür.

      Jack biss sich auf die Lippen, um sich selbst zum Schweigen zu bringen.

      Er lauschte.

      Das Klopfen erklang noch einmal, zaghafter. In den letzten Tagen war das Klopfen hart gewesen und von ärgerlichen Rufen begleitet: „Señor Chisholm?

      Dies hier war anders.

      Er kam schwankend auf die Beine, durchquerte den Raum und stellte sich darauf ein, sich in die Arme von allem zu werfen, was er nach Gottes Ansicht verdient hatte.

      „Na dann“, sagte er und öffnete die Tür. „Ich werde leise verschwinden …“

      Dann blieb er wie angewurzelt stehen, er schwankte nur leicht.

      Auf der anderen Seite der Tür stand sein Vater, Tom Chisholm, älter und dünner und, ja, trauriger als zehn Jahre zuvor, als Jack aus seinem Leben verschwunden war.

      Sie standen da und sahen sich an. Jack hatte ein Gefühl, als ob er neben sich stand. Wie im Nebel bemerkte er, dass sein Vater ein Handy in der Hand hatte. Die andere war noch erhoben, wie um an die Tür zu klopfen.

      Schließlich fand er die Sprache wieder und brachte das Wort heraus, das er seit Jahren nicht mehr ausgesprochen hatte. „Dad?“

      Sein Vater nickte.

      „Wie

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