Mara und der Feuerbringer. Tommy Krappweis

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Mara und der Feuerbringer - Tommy Krappweis

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was für Dingen sind die denn überlegen, die Wiccas?«, fragte sie stattdessen im Plauderton und biss in den Apfel.

      »In … vielen Dingen eben!«, antwortete Mama. »Aber das kann ich dir nicht so einfach erklären. Dazu musst du noch ein bisschen älter werden. Nicht umsonst gibt es keine Wiccas unter … achtzehn Jahren.«

      »Gibt es nicht?«, fragte Mara.

      »Gibt es nicht«, sagte Mama.

      »Aha«, sagte Mara.

      »Jaja, so ist das eben«, sagte Mama.

      Und dann wuschelte sie ihrer Tochter durch die Haare, wie sie es immer tat, wenn sie das Thema wechseln und Mara gleichzeitig darauf hinweisen wollte, dass sie dafür sowieso noch nicht alt genug war.

      Ihr Blick fiel auf den Obstkorb. »Also, ich bin immer wieder begeistert, wie lange das Obst unter der Energy-Vital-Pyramide frisch bleibt. Hast du denn außer diesem Apfel schon etwas gegessen? Dein Schokomüsli?«

      »Nein«, sagte Mara und log weiter: »Ich hab den ganzen Vormittag Hausaufgaben gemacht, aber dafür bin ich jetzt fast fertig.«

      Mara schwindelte weder gerne noch besonders gut, aber in diesem Fall musste Mama vor der Wahrheit geschützt werden. Vor allem, wenn Mara selbst erst mal herausfinden musste, was eigentlich die Wahrheit war.

      Aber irgendwie tat Mara das Gespräch mit ihrer Mutter gut: Es gab ihr auf eine ganz spezielle Art das sichere Gefühl, dass sie nicht verrückt war.

      Diese verschwurbelten Erklärungen über die Wiccas, das Geschimpfe über Papa – das war die reale Welt.

      Dummerweise ist zu der realen Welt noch was total unreal Reales dazugekommen, dachte Mara, als sie wieder in ihrem Zimmer war und die Tür hinter sich zuzog. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und sah aus dem Fenster, wo sie heute Morgen den Zweig vergraben hatte. Als sie daran dachte, was sie am Montag vorhatte, war ihr schon ein bisschen mulmig zumute, aber ihr Entschluss stand fest: Mara würde direkt nach der Schule zur Münchner Maximilians-Universität fahren.

      Sie war zwar noch nie dort gewesen, aber sie wusste genau, wo auf dem U-Bahn-Plan die Haltestelle mit dem Namen Universität war. Schließlich verbrachte sie jeden Tag elfeinhalb Minuten damit, diesen Plan anzustarren. So lange brauchte die U-Bahn, um bis zur Haltestelle Giesing zu fahren, wo Mara zur Schule ging.

      Sie starrte immer auf den Plan während der Fahrt, weil er ihr irgendwie interessanter erschien als alle ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Die Mädchen gackerten die ganze Zeit und schielten dabei laufend auf ihr eigenes Spiegelbild in den dunklen Fenstern. Und die Jungs führten sich jeden Tag gegenseitig aufs Neue vor, dass sie mit ihren Handys besonders blechern Musik hören und dabei mit den Händen täuschend echte Furzgeräusche produzieren konnten. Irgendwie hatte Mara das Gefühl, dass die Jungs ernsthaft darauf bauten, dass eins der Mädels sich mal umdrehte und sagte: »Hey, das klang ja wie ein echter Furz! Und fast im Rhythmus von dem Lärm aus deinem voll coolen Handy! Wahnsinn! Wer von euch Superhelden hat das denn gerade so toll hingekriegt und hat Lust, mit mir zu gehen?«

      Andererseits, so doof konnten nicht mal Jungs sein, oder?

      Oder?

       Kapitel 5

      Am Montag in der Schule war es zunächst so wie immer. Langweilig bis nervtötend. Und regnerisch. Also mal wieder typisch.

      Doch in der Pause fand Larissa zur Abwechslung ein neues Opfer, das sie auslachen konnte: einen kleinen blonden, dicklichen Jungen, vermutlich aus der Fünften, den Mara bisher noch nie bemerkt hatte. Sie fragte sich, wie er wohl Larissas Aufmerksamkeit erregt hatte. Ganz offensichtlich hatte der Junge nämlich nichts gemacht, außer verloren herumzustehen. Aber vielleicht war er einfach nur zwei Dinge gewesen: da. Und dick.

      Mehr brauchte es ja gar nicht für Larissa, und schon schallte ihr meckerndes Gelächter mal wieder quer über den Pausenhof. Dabei zeigte sie auf die zugegebenermaßen nicht besonders zeitgemäße Bommelmütze, die der Junge wahrscheinlich von einer fürsorglichen Mutter aufgesetzt bekommen hatte. Sofort stimmten auch die ganzen Schleimhilden rund um Larissa in das Gelächter mit ein.

      Der Junge wurde immer kleiner, traute sich aber auch nicht wegzugehen. Mara kannte das Gefühl. Wenn man sich so vorkam, als wären die Beine mit dem Boden verwachsen. Und jede Bewegung, die man machte, fühlte sich so schwer an, als wäre man gefangen in einem Schwimmbecken voller Götterspeise.

      Doch als Larissa dann auch noch anfing, den Jungen an seinem Schal zu ziehen und ihn sich unter dem Gelächter der Zickenclique hin- und herdrehen ließ wie auf einem Präsentierteller im Home Order TV, kam ihr plötzlich ein völlig irrsinniger Gedanke: Musste sie nicht dazwischengehen und dem Jungen helfen? War es nicht sogar ihre Pflicht? Wie sollte sie denn die Welt retten, wenn sie nicht einmal den Mut hatte, einen kleinen Jungen von Larissa und ihren Hohlbirnen wegzuziehen?

      Irgendwie kam ihr im Vergleich die Sache mit der Weltrettung gerade deutlich einfacher vor. Trotzdem, sie konnte nicht länger zusehen, wie Larissa den Jungen an seinem Schal hin- und herzerrte wie einen Tanzbären am Nasenring! Wie von selbst setzten sich ihre Beine in Bewegung. Sie stapfte wild entschlossen direkt auf Larissa und die anderen zu …

      … und hätte auch innerhalb der nächsten 30 Sekunden zwischen dem Jungen und Larissa gestanden, wenn nicht in dem Moment der Gong das Ende der Pause signalisiert hätte.

      Aus Hunderten von Schülerkehlen löste sich das übliche frustrierte Aufstöhnen. Sofort blockierten mehrere hundert Schülerkörper Maras Weg zu Larissa und dem Jungen und trotteten zurück in ihre Klassen.

      Nur der kleine Junge stand immer noch alleine mit hängendem Kopf an der Stelle, wo Larissa und ihre Clique ihn stehen gelassen hatten. Mara versuchte, sich einen Weg zu ihm zu bahnen. Sie wollte ihm wenigstens erklären, dass er sich das nicht so sehr zu Herzen nehmen sollte. Doch dann wurde auch sie vom Gewusel erfasst und zurückgespült in das Schulgebäude …

      Kaum ertönte der erlösende letzte Gong des Tages, war Mara auch schon unterwegs zur U-Bahn. Von dort würde sie mit der U2 zum Sendlinger Tor fahren und dann umsteigen in die U6 oder U3 zur Universität.

      Für die Fahrt musste sie stempeln, denn hier galt ihre Monatskarte nicht. Aber Gott sei Dank hatte sie noch eine Streifenkarte mit zwei übrigen Streifen in ihrer Jacke. Die Fahrt ging für Mara überraschenderweise schneller vorbei als der tägliche Schulweg, obwohl es mehr Stationen waren und sie sogar einmal umsteigen musste.

      An der Haltestelle Universität folgte Mara einfach der Beschilderung, bis sie auf dem Geschwister-Scholl-Platz direkt vor dem Haupteingang der Ludwig-Maximilians-Universität stand.

      Mara sah sich um. Mitten auf dem Platz befand sich ein großer Brunnen, auf dessen Rand mehrere Studenten saßen. Dahinter erstreckte sich ein ausladendes u-förmiges Gebäude, das genauso aussah, wie sich Mara eine Universität immer vorgestellt hatte: ein riesiges, irgendwie schlossartiges Gebäude mit vielen Fenstern und einem großen Eingang, das von außen düster wirkte. So als wäre innen alles voller dunklem Holz und mit alten Ölbildern toter Professoren an den Wänden, außerdem voll mit unzähligen Treppen und noch mehr Gängen mit Hunderten von Schildern, auf denen sinnlose Abkürzungen standen und Pfeile in alle Richtungen zeigten.

      Mara atmete einmal durch und ging dann

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