Führung - Bildung - Gesundheit. Robin J. Malloy

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Führung - Bildung - Gesundheit - Robin J. Malloy страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Führung - Bildung - Gesundheit - Robin J. Malloy

Скачать книгу

Beanspruchung oder unerwünschte Fehlbeanspruchung wahrgenommen wird: die individuellen Bewältigungsstrategien. Als Beispiele für Bewältigungsstrategien (Coping) werden in der DIN EN ISO folgende genannt: Suche nach Verhaltensalternativen, Änderung der Bedingungen, Problemsituationen kognitiv neu bewerten oder einen Handlungsplan entwerfen sowie Ziele und Werte verändern. Abbildung 2 zeigt eine Übersicht des o. g. Modells.

       Abbildung 2:

      Das Belastungs-Beanspruchungs-Modell (BAuA 2007)

       Der Deutungsmusteransatz von Arnold

      Das Ziel dieser Arbeit ist es, ein erwachsenenpädagogisches Konzept zu begründen, anhand dessen Erwachsenenpädagogen in die Lage versetzt werden, sowohl bei Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung als auch der allgemeinen Erwachsenenbildung die besonderen psychosozialen Belastungen, die durch die sozioökonomischen Entwicklungen in weiten Bereichen der deutschen Bevölkerung Fuß fassen, angemessen zu berücksichtigen und den Teilnehmern zu ermöglichen, sich selbst und ihre Situation zu verstehen und mögliche Auswege aus psychischen Beeinträchtigungen zu finden. Das Konzept baut sowohl auf dem sogenannten Deutungsmusteransatz von Arnold als auch auf dem Modell des reflexiven Deutungslernens von I. Schüßler auf, die hier skizziert dargestellt werden sollen.

      2.1.1 Konstruktivismus

      Ausgangspunkt des Deutungsmusteransatzes von Rolf Arnold ist die Annahme der Existenz des Konstruktes „Identität“ als soziologische Begriffsordnung sowie einer sozial-konstruktivistischen Sichtweise der Welt. Die ursprüngliche Begründungsgrundlage des Deutungsmusteransatzes von Arnold war der symbolische Interaktionismus von Blumer, der heute in den sozialen Konstruktivismus überführt wurde (vgl. Blumer 1973, hierzu siehe Seite 27). An dieser Stelle soll nur kurz erläutert werden, was mit dieser konstruktivistischen Sichtweise gemeint ist.

      Der radikale Konstruktivismus (vgl. Schmidt 1987 u. 1992) geht davon aus, dass es keine ontologische, d. h. strukturell seiende und objektiv wahrnehmbare Wirklichkeit gibt, sondern lediglich eine subjektive Interpretation der eigenen Wahrnehmungen:

      „Kennzeichnend für eine konstruktivistische Sicht der Wirklichkeit ist die vollständige Lösung vom repräsentationistischen Denken, d. h. von der Vorstellung, Erkenntnis sei die „Suche nach ikonischer Übereinstimmung mit der ontologischen Wirklichkeit“ (zitiert in Arnold 2006, S. 9).

      Um mit eigenen Worten zu sprechen, stellt die subjektive Erkenntnis somit nicht ein fotografisches Abbild einer existenten, seienden Wirklichkeit dar, sondern sie ist immer eine subjektive Projektion und Interpretation in die Welt hinein. Dies bedeutet, dass wir nicht von einer Übereinstimmung zwischen unserer Wahrnehmung und einer absoluten Wahrheit ausgehen können:

      „Gleichwohl können wir nicht mehr länger in einem naiven Realismus davon ausgehen, dass unsere Sinneseindrücke und unser Denken jemals mit einer absoluten, ontischen Wirklichkeit übereinstimmen können (…)“ (Arnold 2006, S. 9).

      Um es in wenigen Worten auf den Punkt zu bringen, kann gesagt werden, „dass wir die Welt, in der wir zu leben meinen, uns selbst zu verdanken haben“ (v. Glasersfeld 1990, S. 17).

      Der Mensch als Teil seiner Umwelt – so ergänzend der systemische Blickwinkel des Konstruktivismus – bleibt immer Teil seiner Umwelt, auch während er die Umwelt beobachtet. Somit schafft er als Teil immer auch den von ihm beobachteten Raum:

      „Ein Beobachter kann nicht sehen, was er nicht sehen kann. Er lässt sich durch die Offensichtlichkeit der ihn überzeugenden Form blenden“ (Luhmann 1990, S. 69, zitiert in Arnold 2006, S. 9). „Der Mensch bildet demnach als Beobachter der Welt diese nicht einfach ab, sondern er konstruiert und erschafft das, was er zu erkennen glaubt im Akt der Beobachtung selbst (…)“ (Arnold 2006, S. 9).

      Genau hierin liegt die Begründung für den Begriff „Konstruktivismus“: Die von dem Subjekt wahrgenommene „Wirklichkeit“ ist immer (zumindest auch) Konstrukt des Subjektes. In Bezug zum Belastungs-Beanspruchungs-Modell erkennen wir einen wichtigen Zusammenhang. Nicht die objektive Situation führt zu einer psychischen Beeinträchtigung, sondern die individuelle Bewertung der Situation, z. B. auf der Grundlage kognitiver Bewertungen.

      2.1.2 Identität

      Siebert definiert den Begriff „Ich-Identität“ wie folgt: „Ich-Identität ist die angesammelte Zuversicht, dass das eigene innere Gleichgewicht und die eigenen inneren Folgen mit dem Gleichgewicht und der Kontinuität in den Augen anderer übereinstimmen“ (Siebert 1985, S. 12).

      Dieses innere Gleichgewicht beruht auf einem Abgleich der Selbstwahrnehmung mit der Fremdwahrnehmung. Diese Wahrnehmung wiederum ist eine Interpretation seiner selbst und der Umwelt auf der Grundlage von Deutungsmustern. Bevor wir zu einer Definition der Deutungsmuster kommen, soll weiter auf die Konstruktivität der eigenen Wahrnehmung, d. h. die Interpretation seiner selbst und der Umwelt eingegangen werden.

      Ausgehend von dem oben beschriebenen konstruktivistischen Verständnis geht der Deutungsmusteransatz davon aus, dass diese Selbst- und Umweltinterpretation die soziale und subjektiv wahrnehmbare Realität erst schafft:

      „Kennzeichnend für den Deutungsmusteransatz ist das Moment des Deutens sozialer Realität. Durch individuelle Deutung bzw. Sinnzuschreibung entsteht die soziale Wirklichkeit gewissermaßen erst. Eine nicht gedeutete soziale Realität ist nicht existent. Dies heißt, dass die soziale Realität dem einzelnen Menschen nicht als eine objektiv und eindeutig vorgegebene Welt begegnet, sondern vielmehr als ein Netz von Bedeutungen“ (Arnold 2003, S. 63).

      In Bezug auf die eigene Wahrnehmung bedeutet dies, dass für das Individuum nicht eine „objektive Realität“ bestimmend ist, sondern die subjektiv wahrgenommene Umwelt sowie die daraus resultierende Interpretation seiner selbst und der „sozialen Realität“. Gerade dies beschreibt die konstruktivistische Dimension des Deutungsmusteransatzes.

      Erneut kann an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass psychische Beeinträchtigungen im Wesentlichen von der Konstruktion der sozialen Realität bestimmt sind.

      Eine Identität basiert auf der Interpretation seiner selbst sowie seiner Umwelt sowie eines „inneren Abgleichs“ der Fremd- und Selbstwahrnehmung. Diese Wahrnehmung und Interpretation ist ausgehend von dem Konstruktivismus nicht eine objektive Wahrnehmung, sondern ein subjektives Konstrukt. Ausgehend von dem Deutungsmusteransatz nach Arnold basiert eben diese Interpretation oder auch diese Konstruktion der Selbst- und Umweltwahrnehmung auf den sogenannten Deutungsmustern.

      Der Begriff „soziale Deutungsmuster“ stammt aus der Soziologie und wurde erstmalig in einem Aufsatz von Ulrich Oevermann (1973) erwähnt. Dieser definierte Deutungsmuster als „Ensemble von sozial kommunizierbaren Interpretationen der physikalischen und sozialen Umwelt“ (ebenda, S. 4).

      Diese Deutungsmuster sind nach Oevermann die durch die Sozialisation entwickelte Basis der „inneren Logik“ (ebenda, S. 9), d. h. der Einstellungen, Werteorientierungen,

Скачать книгу