2136. Tino Hemmann
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»Kein Weib wird dich nehmen, 17, Heulkotz du. Kannst den Arsch von 34 ficken, Spritzpimmel, auf dass dein Tierschwanz Ruhe gibt!«, warf 14-Spund-Thom, ein Educares, von unten ein.
Paul verteidigte Simo sofort: »Yäh, 14, nehm dein Schlitz zum Einspritzen, hast doch ’n Schlitz? Bist doch ’n Weib? Hab nie an dir ’n Bürzel entdeckt! Oder hat’s Python dir’s Stummelchen und ’s Keimdrüsen auffressen, du femininer Pseudognom?«
Jetzt lachten alle lauthals auf, selbst die Educares, denn »femininer Pseudognom« war ein völlig neues Schimpfwort, das Paul für den Educares Thom nutzte. Simo hatte keine Ahnung, wo Paul das herhatte, vielleicht von einem anderen Spund aufgeschnappt.
Jedenfalls machte das Lachen der anderen auch Simo Mut. »Yäh, 14-Spund-Thom, eil dich zu mir, gleich spritzt’s. Mein Schleim tut deiner ebenen Weiberschwarte wohl, sei mein versklavter Schwanzlutscher, du femininer Pseudogeist. Kriegst ganz umsonst mein Heilsamstes! Oder fürchtest, könnt’s dir ’s Antlitz wegätzen?«
Mit »ebener Weiberschwarte« war die glatte Haut der Educares gemeint, die pubertäre körperliche Veränderungen nicht kannten und sich ihrerseits über die gelegentlich bereits auftretenden Pickelchen bei einigen Räudigern lustig machten.
Der Raum war so dunkel, dass Simo nicht sehen konnte, dass 14, dem die Koje drei Etagen unter ihm zugeordnet war, mittlerweile die Leiter erklomm. Kurz darauf fühlte Simo dessen Atem, doch er konnte keinen Laut mehr von sich geben. Die Kojen boten nur wenige Zentimeter Platz nach oben, 14-Spund-Thom hatte sich auf Simo geworfen, drückte ihm augenblicklich mit beiden Händen die Kehle zu und ein Knie derb in dessen Weichteile. Dabei brüllte er: »Dafür mach ich dich glatt, 17, du peinlicher Rattenschiss!«
Simo rang nach Luft. Die Schmerzen in seinem Unterleib waren unerträglich. Zudem war Thom nicht gewillt, den Griff an Simos Hals zu lockern. Simos rechte Hand suchte das schnaufende Gesicht des Angreifers, um dessen Ohr zu ergreifen und daran zu reißen, denn die bei allen Spunden stets kurz geschorenen Haare versprachen keinen Halt. Mit einem Finger der anderen Hand stach er Thom ins linke Auge. Eine Sekunde lang konnte Simo tief Luft holen, bis Thom losbrüllte und sein Knie erneut mit brachialer Gewalt zwischen Simos Beine stieß.
Der Lärm ließ die anderen Spunde aufhorchen.
»14, Schwanzlutscher, verpisster, stromer’ aus seim Lager! Sonst glätt ich dich!«, brüllte Paul.
Erneut drückten Thoms Hände Simos Hals zu, noch derber als zuvor. Simo krümmte sich und zuckte am ganzen Körper. Fast schloss er mit dem Leben ab, denn 14 ließ ihm keine Chance zu atmen.
Dann tauchte überraschend ein Spund auf, riss Thoms Hände von Simos Hals, schlug dem Educares mehrmals mit voller Wucht in die Seite und zerrte ihn von Simo herunter. Thom stürzte dreieinhalb Meter in die Tiefe und schlug mit einem dumpfen Geräusch auf dem Betonboden auf, während Simo regungslos in der Koje verharrte.
»Mach endlich das Licht an, 01!«, rief einer der Spunde. 01-Spundgruppenführer-Elia, der auf der gegenüberliegenden Seite in einem einzelnen Bett lag, schlug auf den Lichtbutton. Es knirschte unter der Zimmerdecke, dann erhellte gleißendes Licht den Schlafraum der beiden Gruppen. Elia erhob sich und lief zu dem Körper, der mit zerschmettertem Kopf auf dem blutrot gefärbten Beton lag.
»Wer hat das mit 14 getan?«, schrie er mit hoher Stimme. »Wer?« Er schaute hinauf, sah einen Spund auf der Leiter, der einen anderen Spund zu küssen schien. »12-Spund-Juli, dreckiger Schwanzlutscher, was tust du da?«
Als Simo zu sich kam, spürte er, dass ihm jemand Luft in die Lungen pumpte. Er röchelte und hustete.
»Zum Glück lebst du, 17«, flüsterte der Spund in Simos Ohr. »Die Python hätte mir das nicht verziehen.«
Einen Moment lang sah Simo in die Augen seines Retters. »12?«, fragte er. »Warum?«
12-Spund-Juli legte einen Finger auf Simos Lippen, dann kletterte er rasch die Leiter hinunter.
Unten betrachtete er den nackten Körper von 14-Spund-Thom. Die Blutlache breitete sich weiter aus. Alle anderen Jungen schauten missmutig aus ihren Kojen, beobachteten erwartungsvoll den Spundgruppenführer, Nummer 12 und die Leiche von Nummer 14.
»Der Schwanzlose wollte 17 glätten«, erklärte Juli dem Gruppenführer. Beide standen sich nackt gegenüber.
»Na und? 17 ist ein peinlicher Räudiger.«
Juli, fast zwölf, um einiges größer als der Gruppenführer und zudem muskulöser als die meisten in der Rotte, blickte Elia stur in die Augen. »Hast du vergessen, was die Python dir aufgetragen hat?«, flüsterte er. Und laut, sodass es alle hören konnten: »17 ist unser wertvollster Spion. Du weißt es. Ich weiß es. Er war am längsten draußen. Eines Tages wirst du froh sein, dass er lebt, 01.« Mehr sagte Juli nicht. Er ging zu der gerade leer gewordenen Koje, zog die Zudecke heraus und legte sie über die Leiche von 14-Spund-Thom. Dann lief er zurück zu Elia. »Was ist los, 01? Du musst den Nachrücker bestimmen.«
»Frag mich, was mit dir los ist, 12. Warum ist das da?« Elia zeigte auf das für einen zwölfjährigen Educares ziemlich große Geschlechtsteil und Julis Schambehaarung. »Warum belebst du den Räudiger und glättest den Educares? Warum hast du das da und wir nicht?«
Überraschend schnell ergriff Juli das Kinn des Spundgruppenführers und drückte die Finger so derb in Elias Wangen, dass sich dessen Mund von ganz allein öffnete. »Weil ich keins von beiden bin, 01«, flüsterte Juli. »Ich bin ein Mensch. Ich bin ein Junge. Du solltest das auch sein als unser Gruppenführer, Elia, ob du nun einen Schwanz hast oder nicht. Und nun verpetz mich bei unserer Python! Sie wird dir die Leviten lesen, weil du dem Kleinen nicht geholfen hast!«
Elia stand da und atmete tief ein und aus. Er wollte auf keinen Fall wie ein Verlierer wirken. »Verpiss dich in deine Koje, verfurzter Rattenschiss!«, rief er eilig.
12-Spund-Juli führte den Befehl sofort aus. Während er die Leiter am zweiten Bett hinauf bis in die sechste Koje stieg, warf er Simo, der mit bleichem Gesicht in seiner Koje lag, einen lächelnden Blick zu.
»Morgen früh entsorgst du 14 im Totenschacht und beseitigst die Schweinerei in unserem Schlafsektor! Vergiss nicht den Chip!«, rief Elia Juli nach. »41-Spund-Manu, hinkender Heulkotz! Du rückst auf! In den dritten Zweig an die zweite Stelle! Der sechste Zweig schrumpft somit auf fünf Spunde. 41, du bist ab sofort ein Spion! Verstanden, du krebskranker Kotfresser? Jetzt sofort!«
41-Spund-Manu, ein gerade achtjähriger und recht ängstlicher Educares, kletterte zitternd aus der obersten sechsten Koje herunter, nahm seine Decke mit, warf einen traurigen Blick auf den leblosen Menschhaufen vor dem dritten Bett und kletterte dort in die zweite Etage. Mit seinem Gesicht zur Wand legte er sich in die ehemalige Koje des Toten und weinte leise.
Ohne ein weiteres Wort kroch 01-Spundgruppenführer-Elia in seine Einzelkoje und trat wütend gegen den Lichtbutton.
Dunkelheit herrschte. Und Schweigen.
Simos Atem ging schwer. Sein Unterleib schmerzte noch immer. Er krümmte und versteckte sich komplett unter der Decke. Er war bereits tot gewesen, wie Thom jetzt tot war, das wusste er. Doch Juli hatte ihn zurückgeholt, hatte ihn beatmet, ihm die Lunge geliehen. Juli, vor dem in diesem Raum alle Respekt hatten! Galt er doch als der beste Spundschütze der ganzen Rotte.
Thom