Ein Haus voller Robinsons. Adrian Plass

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Ein Haus voller Robinsons - Adrian Plass

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- das war Joscelyn. Sie wollte mir von ihrer Woche in diesem Manor-Dingsda erzählen, und wie sehr es …“

      „Wie es ihr Leben in allen Einzelheiten revolutioniert habe, ich weiß schon.“

      In Mikes Stimme schwang ein Schmunzeln mit. Er glaubte sich hier auf sicherem Boden. Die Sache mit Joscelyns Bedürfnis nach geistlichen Abenteuern von epischem Ausmaß war zwischen uns häufig Anlass zu milder Erheiterung und echter Herzlichkeit gewesen. Zuversichtlicher fuhr er fort.

      „Na, das erklärt den frühen Zeitpunkt des Anrufs. Ich war nur deshalb so sauer, weil du dran warst, dich um alles zu kümmern, und dann dauernd aufgelegt hast, wenn ich abgenommen habe - stimmt's, du ungezogenes Mädchen?“

      Oh nein. Nicht den scherzhaften Tonfall. Bitte, Mike, fang nicht an, den scherzhaften Tonfall anzuwenden, weil du meinst, dann renkt sich schon alles ein. Dieser Tonfall ist mir selbst zu den besten Zeiten verhasst, und jetzt umso mehr. Bitte, ich flehe dich an, versuche nicht, scherzhaft zu sein …

      Da mir nichts mehr einfiel, was ich mit dem Abwasch noch hätte anstellen können, drehte ich mich schwerfällig zu meinem Mann um. Ich merkte schon, dass er das Gefühl hatte, nun bald gefahrlos zum Thema Mark überleiten zu können. Doch vorher kam zweifellos noch ein Wort über Joscelyn, nur um unseren netten kleinen Plausch abzurunden.

      „Ach, Kath, nur gut, dass wir die alte Joss so gut kennen, was? Hätte uns jemand anderes um diese nachtschlafende Zeit angerufen, um sich über seinen geistlichen Pulsschlag auszubreiten, dann hättest du ihm bestimmt gesagt, er soll dahin gehen, wo der Pfeffer wächst, stimmt's?“

      Es war unmöglich, die zusätzliche Frage in seinem Tonfall zu überhören. Ich fand einen verhärteten Klumpen ehemals essbaren Materials neben mir auf der Arbeitsplatte und begann, mit dem Daumennagel daran herumzukratzen.

      „Das habe ich.“

      Das leichte Schmunzeln, mit dem Mike seinen letzten Satz beendet hatte, erstarb abrupt in seiner Kehle. Da mir plötzlich die Knie ein wenig weich wurden, zog ich den Stuhl unter dem anderen Ende des Tisches hervor und setzte mich. Ich wartete ab, bis er sich mit der Hand durchs Haar gefahren war und den Kopf geschüttelt hatte, wie um seine Gedanken zu klären. Nachdem er beides getan hatte, sprach er weiter.

      „Was meinst du damit, du hast?“

      „Ich meine, ich habe Joscelyn gesagt, sie soll dahin gehen - na ja, nicht mit diesen Worten, aber, äh …“ Ich räusperte mich und blickte auf, bevor ich weitersprach. „Weißt du, sie erzählte das ganze übliche Zeug - du weißt schon, dass sich alles verändert hätte und so, und ich war drauf und dran, schon wieder diesen ganzen bestätigenden Blödsinn abzusondern - Mike, warum guckst du eigentlich immer so schuldbewusst zur Tür, wenn ich ein Wort sage, mit dem du nicht einverstanden bist? Wir sind hier schließlich nicht auf der Schultoilette und rauchen, oder? Oder dachtest du, vielleicht lauert ein verdeckter Ermittler von der Sitte in der Diele und sammelt Beweise dafür, wie verkorkst dein Privatleben ist?“

      „Weißt du, du kannst ziemlich unangenehm sein, wenn du in Verteidigungsstellung bist“, sagte Mike mit sehr leiser Stimme. „Ich war nur besorgt, Felicity könnte vielleicht heruntergekommen sein und dich so reden hören. Das ist alles.“ „Da hätte sie aber allerhand zu tun, da sie heute bei Caroline Burton übernachtet hat und noch nicht nach Hause gekommen ist. Offenbar reicht deine tiefe Sorge um deine zehnjährige Tochter nicht so weit, dass du dich auch nur einen Funken dafür interessierst, wo sie die Nacht verbringt.“

      „Was hast du zu Joscelyn gesagt?“

      „Ich kann es nicht fassen, dass du tatsächlich vergessen hast, dass Felicity gar nicht hier ist. Das finde ich ziemlich außergewöhnlich.“

      Mike reckte sich nach hinten über die Stuhllehne, weg von meinem erbärmlichen Versuch, das Thema zu wechseln. „Sei nicht albern. Was hast du zu Joscelyn gesagt?“

      Ich legte meine Handflächen zusammen und verbarg mein Gesicht dahinter.

      „Ich habe ihr gesagt, dass sie mir nach ihren geistlichen Fressgelagen eigentlich nie sonderlich verändert vorkommt und dass sie eigentlich nur Schritt für Schritt allmählich herausfindet, dass sie eine gerettete Sünderin ist.“

      „Oh …!“

      Ströme ärgerlicher Missbilligung stürzten auf meinen gesenkten Kopf herab.

      „Und ich, äh … habe ihr gesagt, dass ihr ewiges Gerede, sie wäre vollkommen verwandelt, ein einziger Haufen Blödsinn sei, und unter dem Strich würde sie eigentlich nur endlos über sich selber schwafeln.“

      „Das hast du mit diesen Worten gesagt?“

      „Nein - ja - ach, wahrscheinlich noch schlimmer. Immerhin habe ich gesagt, dass ich es selbst auch nicht anders mache …“

      Ich riskierte einen Blick durch den Palisadenzaun meiner Finger. Nach Mikes Gesichtsausdruck zu urteilen, würde ich jeden Moment aus dem Klassenzimmer geschickt werden, um für den Rest des Tages an einem kleinen Tisch Aufgaben zu rechnen, als abschreckendes Beispiel für die anderen Kinder. Dann fiel mir noch etwas ein.

      „Ach ja, und zum Schluss habe ich ihr noch gesagt, dass sie lernen muss, sich zu entspannen. Mhm, richtig, das habe ich auch noch gesagt.“

      „Du hast ihr vorgeworfen, sie könne sich nicht entspannen?“

      „Ja.“

      „Ich weiß nicht, was ich sagen soll …“

      In diesen nicht gerade seltenen Momenten, wenn ich meine abscheulichen Verbrechen offen eingestand, hatte ich immer das Gefühl, dass Mike mich innerlich frustriert drängte, mich selbst auszuschimpfen, damit er es nicht tun müsste - sozusagen mir selbst eine zu knallen und mich mit Vorwürfen zu überhäufen, bis ich heulen müsste und er mir mit ein wenig wohldosiertem Trost zur Seite springen könnte. Es machte ihn wahnsinnig, dass ich mit ausdrucksloser Stimme sprach und mich nie freiwillig dazu bereit erklärte, zur Buße für meine Sünden die Latrinen mit einer Zahnbürste zu schrubben oder den Rasen mit einer Nagelschere zu mähen. Als er merkte, dass der erhoffte reuevolle Zusammenbruch wie üblich nicht zu erwarten war, ging er zum nächsten Thema über.

      „Und das Mädchen an der Tür - das Milchmädchen -, was hast du zu ihr gesagt?“

      „Der habe ich mehr oder weniger gesagt, sie solle verschwinden, weil ich keine Ahnung hätte, wovon sie da redete, und dann habe ich ihr die Tür vor der Nase zugeknallt.“

      Wieder schüttelte Mike den Kopf.

      „Kathy, ich verstehe nicht, wie du dasitzen und mir das einfach so erzählen kannst, als wäre es völlig bedeutungslos. Wirklich.“

       Wir wollen doch eigentlich Christen sein, oder?

      „Wir wollen doch eigentlich Christen sein, oder?“

      Schweigend saßen wir da. Mike fragte sich, warum ich nicht endlich anfing, mir selbst den Hintern zu versohlen, und ich sah es kommen, dass wir gleich auf das Thema zu sprechen kommen würden, das mich endlich zum Weinen bringen würde.

      „Und was hatte Mark mit der ganzen Sache zu tun? Was hat er angestellt?“

      Ich lehnte mich zurück und schlug mir mit den Handflächen schwungvoll auf die Schenkel.

      „Keine

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