Die Muse von Florenz. Manuela Terzi
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Читать онлайн книгу Die Muse von Florenz - Manuela Terzi страница 13
»Ich werde morgen frühzeitig in den Palazzo della Signoria gehen und Giovanni beweisen, dass ich im Recht bin«, erklärte Ferdinando wütend. Er blieb zwischen Tür und Angel stehen, was Juliana genug Zeit verschaffte, die Pläne an ihren Platz zu schieben. Bevor ihr Vater sie ertappte, sprang sie auf und schloss rasch den Schrank mit den Büchern.
Überrascht, sie hier zu finden, hob ihr Vater die buschigen Augenbrauen. »Sind alle verrückt geworden? Hinaus mit dir, und wage nie wieder, mein Arbeitszimmer zu betreten!«
Mit weichen Knien blieb Juliana vor der geschlossenen Tür stehen, in der Hoffnung, ihr Vater käme zur Vernunft und riefe sie zurück, doch nichts geschah.
»Ich werde das Modell wiedersehen«, flüsterte sie. »Und wenn ich den capomaestro selbst darum bitten muss!«
Kapitel 5
In den nächsten Tagen versuchte Juliana, ihrem Vater aus dem Weg zu gehen. Das war ein Leichtes, denn der notario war von morgens bis abends außer Haus. In die Casa Serrati wurden schwere Truhen und Holzkisten geliefert, für deren sicheren Transport viel Schweiß floss. Antonio und Bernardo hatten den Auftrag erhalten, sich darum zu kümmern, dass alles unversehrt in den großen Salon im obersten Stock getragen wurde. Die Arbeit blieb an den beiden jüngeren Männern hängen, denn Federico war zu alt und die Küchenmägde zu unbeholfen. Interessiert sah Juliana ihnen zu und hoffte, einen Blick auf den Inhalt erhaschen zu können, um den Antonio so besorgt war, dass er Bernardo anflehte, die Treppen behutsamer zu erklimmen.
Mit schweißglänzenden Gesichtern rasteten die ungleichen Männer auf der Galerie.
»Brunelleschi hätte diese Kisten längst mit einem Kran nach oben geschafft«, stöhnte Bernardo und deutete auf die ausgetretenen Stufen, die noch vor ihnen lagen.
Antonio grinste mit einem verständnisvollen Nicken. »Bereits bei der Planung hätte er nichts dem Zufall überlassen. Ganz sicher würde er nicht uns solch kostbare Stücke anvertrauen.«
Bernardo wurde leichtsinnig, weil der gebildete Antonio so unbeschwert mit ihm sprach. Er trat gegen eine der leichteren Kisten und sah besorgt auf, da etwas darin zerbrach. »Der notario wird mich aus dem Haus jagen!« Ängstlich hob er die Kiste hoch und sah sich unschlüssig um. »Nehmt Ihr sie.« Er drückte sie dem überraschten Antonio in die Hände.
»Zum Teufel, nein!«
Bernardo floh in den Innenhof, während Antonio unbeeindruckt tat.
Juliana trat aus ihrer Kammer und ging auf Antonio zu. »Wollt Ihr die Kiste tatsächlich im Salon abstellen und darauf hoffen, dass mein Vater den Schaden nicht bemerkt? Was befindet sich darin, weshalb Ihr so viel Aufheben darum macht?«
Antonio bedeutete ihr, leise zu sein, und winkte sie näher. »Es ist eine Büste, die ein Künstler der Dombauhütte extra für Euren Vater angefertigt hat.«
Juliana lächelte. »Stellt die Kiste in meine Kammer. Vielleicht kann ich Euch helfen, Euer Missgeschick zu verbergen.« Unbemerkt von den Dienern und Mägden, die immer wieder die Stufen vom Schmutz befreiten, den Bernardo und Antonio darauf verteilten, verschwand die Kiste in Julianas Schrank.
»Kein Wort zu meinem Vater«, ließ Juliana Antonio versprechen, bevor sie ihn entließ. Ungeduldig wartete sie, bis er im Innenhof mit Bernardo weitere Kisten in Empfang nahm.
Sie versuchte gerade, die Kiste zu öffnen, da rief ihre Mutter zum Abendbrot. Etwas weiß Glänzendes glaubte Juliana durch den schmalen Spalt zu erspähen, eine nähere Betrachtung musste warten.
*
»Dein Vater bedauert den Vorfall sehr«, erklärte ihre Mutter beim Abendbrot.
Juliana ging nicht näher darauf ein. Tat es ihm leid, dass er mit einem Tablett nach ihr geworfen hatte? Oder wollte er eingestehen, dass er sie zu Unrecht als Lügnerin bezeichnet hatte? Der blutrote Sonnenuntergang tauchte den Salon in ein eigenartiges Licht, das Dinas Haar in eine feuerrote Glocke verwandelte. Sie sah aus wie eine Göttin. Atemlos starrte Juliana ihre Mutter an und fühlte sich unscheinbar dagegen. Mutters volle Lippen, dazu die makellose Haut und der gertenschlanke Körper erinnerten sie an die kostbaren Statuen, an denen die Florentiner Künstler arbeiteten. Wie oft werden diese Frauen bewundert und für ihre Schönheit verehrt? Fühlten sich Dario und ihr Vater von Frauen angezogen, die sich unterwarfen oder ihren eigenen Willen durchsetzen wollten?
»Juliana? Ist alles in Ordnung?« Dinas fragender Blick ruhte auf ihr. Sie hielt inne, dann lächelte sie und griff nach Julianas Hand. »Es wird wohl Zeit. Dein Vater wird erleichtert sein.« Sie beendeten ihr Abendmahl und Juliana folgte ihrer Mutter in deren Schlafgemach. Ein Ort, den sie von Zeit zu Zeit betreten durfte. Mutters Refugium. Sie blickte auf die Papageien, deren kunterbunte Federn die Wände schmückten. In einer Ecke lag der Kamin, der sie in den kalten Winternächten wärmte. Sie roch den Duft vertrockneter Rosen und sah beschämt auf das Bett ihrer Mutter. Kam jetzt die befürchtete Ansprache, vor der Assunita sie gewarnt hatte?
»Dein Vater mag seine Fehler haben, doch eines zweifle ich nie an: Er liebt uns. Auf seine Weise. Dennoch gibt es Dinge, die ihm Angst bereiten. Auch du.«
»Ich?« Juliana sah verblüfft hoch. Warum sollte sie einem gebildeten Mann, einem notario, Angst machen?
Dina lächelte milde. »Es ist uns nicht entgangen, dass du dich verändert hast. Du gleichst einer Rose, die erblüht, und dieses Wissen verunsichert deinen Vater zutiefst. Niemals darfst du eine Rose zu früh beschneiden oder sie des Wassers berauben, das sie benötigt.«
Juliana gluckste vergnügt. »Ich bin keine Rose und Wasser gibt es genug im Arno.«
Dina zog sie in ihre Arme und hielt sie fest umschlungen. »Liebes, du irrst!«
Ins Dickicht des wallenden Haares ihrer Mutter flüsterte Juliana: »Ach, Mutter, was soll ich tun, wenn er in mir keine blühende Rose sieht? Ich kann ihn nicht vergessen!« Sie schloss ihre Augen und gab sich verträumt dem Klang von Darios Stimme hin.
»Nur ein Blinder oder ein Narr würde das, geliebte Juliana.« Ihre Mutter löste sich aus der Umarmung und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich denke, es ist an der Zeit, dich in die Geheimnisse einer guten Ehe einzuweihen.« Sanft drehte sie Juliana mit dem Rücken zu sich, löste ihr Haarband und die Riemen, die den Surcot um Julianas schmale Taille zusammenhielten.
Nackt, wie Gott sie geschaffen hatte, stand sie mit klopfendem Herzen vor ihrer Mutter. »Er ist weder blind noch ein Narr, glaubt mir, Mutter.«
»Das ist Antonio gewiss nicht«, sagte ihre Mutter lächelnd, während sie einige Tropfen ihres kostbaren Rosenöls auf Julianas Hals träufelte.
»Antonio