Kirchliches Leben im Wandel der Zeiten. Группа авторов

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Kirchliches Leben im Wandel der Zeiten - Группа авторов Erfurter Theologische Studien

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Tübingen, bestand, nicht erstaunlich.36 Eine differenzierte Wahrnehmung offenbart denn auch Kepplers Würdigung der jüngst verstorbenen Professoren der Fakultät: Dem Apologeten Paul von Schanz (1841-1905), der durchaus eine gewisse Offenheit für moderne Fragestellungen an den Tag legen konnte,37 bescheinigte Keppler ein sentire cum ecclesia. Auf Schanz’ Rat hatte er sich ganz gestützt, als 1899 und 1901 in Rom Denunziationen gegen Tübingen gelaufen waren.38 An dem Alttestamentler Paul Vetter (1850-1906) pries Keppler die Gelehrsamkeit, während der kritische Kirchenhistoriker Franz Xaver Funk (1840-1907), dessen Name noch heute eine Rolle in der Wissenschaft spielt,39 eine sehr nüchterne Würdigung erfuhr: Funk habe sich zwar durch die Integrität seines Charakters ausgezeichnet, habe aber durch seine freiere Denkungsart dem Bischof nicht wenig Sorge bereitet. In den letzten Jahren habe er sich aber zurückgehalten. In seinen Vorlesungen habe er den Hörern freilich weder geschadet noch genutzt. Er vermochte es nicht, sie zur Liebe zur Heiligen Kirche und zum Priestertum zu entflammen.40 – Tatsächlich war Funk am Ende seines Lebens verbittert über die Verdächtigungen, denen er von römischer Seite ausgesetzt gewesen war. Das Verbot der italienischen Übersetzung seines bekannten Lehrbuchs der Kirchengeschichte durch die Konsistorialkongregation (1912) musste er nicht mehr erleben. Seine Beurteilung durch Keppler zeigt, dass dem Bischof letztlich eine eng verstandene Kirchlichkeit vor Wissenschaftlichkeit ging. Mit der Fakultät, wie sie sich 1907 darstellte, war Keppler aber sehr zufrieden: Der Neutestamentler Johannes (von) Belser (1850-1916), der Kanonist Johannes Baptist Sägmüller (1860-1942)41, der Dogmatiker Wilhelm Koch (1874-1955), der patristische und scholastische Philosoph Ludwig Baur (1871-1943), den Keppler 1903 gegen den Funk-Schüler Hugo Koch (1869-1940)42 durchgesetzt hatte,43 und der Alttestamentler Paul Rießler (1865-1935) – sie alle seien kirchlich und gut sowie weit entfernt von jedem Verdacht auf Liberalismus und Neologismus; von den böswilligen Protestanten werden sie mit dem Prädikat des „Ulramontanismus“ geehrt und verachtet. Nur der Moraltheologe Anton Koch (1859-1915) – ein Schüler Linsenmanns, der mit Funk zusammen die „liberale Partei“ in der Fakultät gebildet hatte – habe einen gewissen Verdacht des Laxismus und Liberalismus auf sich gezogen, weniger wegen seiner Lehre als wegen seines Lebenswandels. Außerdem sei er früher mit den bayerischen Reformkatholiken verbunden gewesen; doch habe er sich in den letzten Jahren gebessert.44 Keppler konnte damit in Rom eine strengkirchlich durchsanierte Tübinger Fakultät präsentieren; die späteren Konflikte um Wilhelm Koch waren noch nicht abzusehen.45

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