Reine Nervensache. Martin Arz

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Reine Nervensache - Martin Arz страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Reine Nervensache - Martin Arz

Скачать книгу

immer einen seltsamen Geschmack, was seine Frauen anging. Gott sei dank hat er mit keiner Kinder in die Welt gesetzt. Mein Sohn … er mochte ihn sehr, er hat ihn wie sein eigenes Kind behandelt und total verwöhnt.« Der Brillenproduzent deutete in Richtung Kopf seines Bruders ohne hinzusehen und fragte: »Und der Rest? Ich meine, wo ist sein Körper?«

      »Das wissen wir leider noch nicht. Ich bin mir aber sicher, dass wir ihn bald finden werden«, sagte Pfeffer wider besseres Wissen, denn er hatte das dumpfe Gefühl, dass sie den Körper nie finden würden.

      »Schön, schön.« Man konnte merken, dass das Maximum an Beherrschung bei Hans-Georg Veicht nun erreicht war. Er wollte so weit als möglich weg von dem Schädel seines Bruders. »Ich bin sicher, Sie machen das richtig. Ist das dort der Mörder?« Er deutete hinüber zu dem jungen Mann, der bei der Scharade die Rolle des Trampers gespielt hatte. Jo Wagenbrenner lehnte blass an einem Baum und unterhielt sich mit einem der beiden Uniformierten, die abgestellt waren, ihn zu bewachen. Dabei schüttelte er ununterbrochen seinen Kopf.

      »Wir wissen noch nicht, ob er der Mörder ist. Fest steht nur, dass er den Kopf Ihres Bruders in einer Reisetasche mit sich trug. Wir gehen momentan noch davon aus, dass er wie alle anderen dachte, es sei ein künstlicher Schädel.«

      »Natürlich. Sie wissen am besten, was zu tun ist.« Veicht floskelte vor sich hin. »Ich möchte nun zu meinem Sohn.« Er drehte sich abrupt von Gerda Pettenkofer und Max Pfeffer weg und prallte beinahe mit Freudensprung zusammen, der leise an die Gruppe herangetreten war.

      »Ist das ein Maybach?«, fragte Freudensprung ehrfürchtig und deutete auf Veichts Luxuslimousine.

      »Äh, ja«, antwortete der Brillenfilialist irritiert. »Ja, ein Maybach.« Er ging mit staksigen Schritten zu seinem Sohn Benni.

      »Wow, ein Maybach!« Paul Freudensprung lief davon, um den Wagen aus der Nähe zu inspizieren.

      »Meine Lesebrille ist von Veicht-Optik«, sagte die Gerichtsmedizinerin.

      »Spannend«, antwortete Pfeffer trocken.

      »Nicht wahr? Nun weiß ich wenigstens, wo mein Geld geblieben ist. Der Kopf wurde übrigens mit absoluter Sicherheit mit einer Säge abgetrennt. Und das nicht so wahnsinnig professionell. Das sieht man schon an der leicht zerfetzten Haut und den Halsmuskelpartien. Es gibt keine geraden Schnittkanten. Da braucht man nicht erst die Knochen zu checken. Da musst du gar nicht irgendwelche Metzger oder Schlachter oder Mediziner in den Kreis der Verdächtigen aufnehmen. Die könnten das besser. Und außerdem war er schon vorher tot. Das Enthaupten ist also nicht die Todesursache. Alles Weitere kriegst du demnächst schriftlich. In ein paar Tagen, nächste Woche, irgendwann halt.«

      »Ich liebe deine exakten Prognosen. Apropos, meinst du, wir haben eine Chance den Körper zu finden?«

      »Sonst noch Fragen, Maxl? Ich bin keine Profilerin. Ich beschäftige mich nur mit Toten. Aber wenn du mich schon so fragst – nein, ich denke nicht.«

      Pfeffer nickte zustimmend.

      03 »Wo warst du?! Wo warst du?!«

      »Warum schreist du so? Du weißt, dass ich dich höre.«

      »Wo warst du?! Ich habe dich so gebraucht und du warst nicht da!«

      »Bist du sicher, dass ich nicht da war?«

      »Was? Nein, ich …«

      »Höre ich da Verzweiflung? Warum? Und um deine Frage zu beantworten: Ich war da.«

      »Wirklich? Natürlich, wenn du es sagst. Ich war mir nicht sicher. Ich hatte Angst.«

      »Ich weiß. Wir haben noch viel Arbeit vor uns.«

      »Dann hast du alles gesehen?«

      »Deine Fragen langweilen mich wirklich.«

      »Entschuldige. Oh, ich sollte mich ja nicht ständig entschuldigen. Ich fühle mich jetzt jedenfalls so unglaublich lebendig!«

      »Weil du es getan hast?«

      »Nein, ja, auch, aber hauptsächlich, weil du da bist.«

      »Das ist eine Selbstverständlichkeit! Komm mir nicht mit solchen Schmeicheleien. Denkst du, ich lege Wert auf so etwas? Ich bitte dich. Dazu solltest du mich besser kennen.«

      »Kenne ich dich wirklich? Manchmal denke ich, ich kenne dich in- und auswendig, dann habe ich Angst, ich kenne dich gar nicht. Dann bist du so weit weg.«

      »Gut, wir kommen der Sache schon näher. Du lernst dazu, denn du kennst mich wirklich nicht.«

      »Bist du nun böse auf mich?«

      »Böse? Ich? Das ist gut, das muss ich mir merken. Du denkst immer noch zu sehr in deinen Kategorien. Wieso sollte ich DIR böse sein?«

      »Ich weiß nicht. Ich habe alles getan, was du mir gesagt hast.«

      »Was ich dir gesagt habe? Habe ich dir gesagt, gehe hin und hacke ihm den Kopf ab? Das sollen meine Worte gewesen sein?«

      »Nein, natürlich nicht. So hast du es nicht gesagt.«

      »Gut, darauf lege ich doch einigen Wert.«

      »Doch für mich waren deine Worte unmissverständlich. Also habe ich es getan. Es war grauenhaft, aber ich habe es getan. Für dich.«

      »Meine Worte sind für gewöhnlich immer unmissverständlich. Und bettle nicht so sehr um Lob. Das stößt mich ab. Sieh her, schau mich an. Keine Angst. Sieh her. Es wird dir nichts passieren. Nicht jetzt und nicht später. Du bist sicher. Ich werde dich nun mit dir alleine lassen, aber du weißt, dass ich trotzdem immer bei dir bin.«

      »Nein, geht nicht. Lass mich jetzt nicht alleine! Ich brauche dich doch.«

      »Ich bin immer da. Doch du musst aufpassen. Konzentriere dich. Du muss ganz bei dir sein, damit sie nichts merken.«

      04 »Die Ereignisse von gestern Abend scheinen Sie am wenigsten mitgenommen zu haben.«

      »Finden Sie?« Jonas Wagenbrenner lehnte sich auf dem unbequemen Stuhl zurück und pustete vorsichtig in den Becher mit heißem Kaffee, den ihm Annabella Scholz gegeben hatte. Seine blasse Haut glänzte talgig im Sonnenlicht, das durch die Jalousien hereinfiel. »Das täuscht. Ich habe die ganze Nacht keine Auge zu getan. Vielleicht wirke ich nur so ruhig, weil ich so ziemlich als einziger nicht persönlich involviert war.«

      »Nicht persönlich involviert? Sie sind gut, Herr Wagenbrenner.« Max Pfeffer zog sich sein Jackett aus und hängte es sorgfältig über den Schreibtischstuhl, damit es keine Knitterfalten bekam. Als er heute früh das Büro betreten hatte, hatte Annabella Scholz laut gepfiffen und Pfeffer von oben bis unten gemustert. Pfeffer war bekannt dafür, dass er sich immer stilsicher kleidete, sommers wie winters, ohne overdressed zu sein. Neider im Büro hielten ihn deshalb für einen eitlen Fatzke und selbstverliebten Gecken. Es juckte Pfeffer herzlich wenig.

      Er strengte sich nicht einmal sonderlich an. Er überlegte nie groß, was er anziehen wollte, sondern entschied innerhalb von Sekunden. Er las selten Modemagazine und war kein Shoppingfreak, er hatte es einfach im Gespür und verfügte über

Скачать книгу