Der rote Feuerstein. Kim Scheider
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Читать онлайн книгу Der rote Feuerstein - Kim Scheider страница 10
„Haben sie auch magische Abwehrzauber oder so was? Das wäre es, was ich jetzt wirklich brauchen könnte”, fragte er die verdutzte Frau. „Nein?” Und ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er den Laden hastig wieder. Er wusste selbst nicht, was ihn störte, aber da zog er doch lieber die Gesellschaft eines Dämons vor, als sich weiter das affektierte Gehabe der Verkäuferin anzutun. Kopfschüttelnd sah diese ihm hinterher.
„Wohl zu viele Zauberergeschichten gelesen, was?”, nuschelte sie verärgert und stürzte sich flugs auf den nächsten Kunden.
Unbehelligt von irgendwelchen Rochusmenschen und Verkäuferinnen erreichte Paul kurz darauf die Ferienwohnung. Kaum hatte er die Türe hinter sich geschlossen, als die wohlige Wärme und die vertraute Umgebung dafür sorgten, dass die Anspannung schlagartig von ihm abfiel. Er musste sogar etwas grinsen, als er sich noch einmal das entrüstete Gesicht der Verkäuferin ins Gedächtnis rief. Sie würde ihr mechanisches Grinsen wohl an einen anderen Kunden verschwenden müssen. Paul dachte an das Plakat am Bunkereingang mit den Terminen der nächsten Führungen. Inzwischen hatte er beschlossen, tatsächlich die Bunkerführung später am Nachmittag mitzumachen. Er hoffte inständig, das Monster würde sich mittlerweile woanders aufhalten und nicht wieder am Eingang Stellung bezogen haben. Jetzt galt es nur noch, seine Eltern von der Notwendigkeit eines erneuten Besuches der Anlagen zu überzeugen. Sein Taschengeld hatte er schließlich schon direkt zu Anfang des Urlaubes verbraten. Davon würde er sich höchstens noch eine Pommes leisten können. Hoffentlich kämen sie nicht gleich auf die Idee mitzukommen, dann hätte sich die geplante Extratour in den einen oder anderen Nebenstollen wohl gleich erledigt.
Doch zunächst einmal waren seine Eltern gar nicht da. Ein Zettel lag auf dem Tisch, darunter klemmte ein Fünf-Euro-Schein.
Sind bei Kwitschinskis zum Kaffee
eingeladen. Hol’ dir von dem Geld
bitte etwas zu essen.
(Aber etwas Vernünftiges!!!)
Kannst ja später nachkommen, wenn du magst.
Ansonsten noch einen schönen Tag!
Mama & Papa
Perfekt! Somit waren alle Probleme auf einmal gelöst. Er hatte genügend Geld für den Eintritt und seine Eltern stünden ihm auch nicht im Weg. Schlagartig verbesserte sich Pauls Laune. Der Zwischenfall mit dem Unhold war schon fast vergessen.
Dass er sowohl den Rochusmenschen als auch das Felsinnere noch besser kennenlernen würde, als ihm lieb war, ahnte er zum Glück noch nicht.
„Da bist du ja endlich!” Mit vorwurfsvoller Miene saß Vicki auf der Küchenzeile.
„Das Gleiche könnte ich ja wohl zu dir sagen”, gab Paul entrüstet zurück, dem vor Schreck beinahe das Herz stehen geblieben wäre. „Erst fängst du an, mir lauter unglaubliches Zeug zu erzählen und dann verschwindest du einfach und lässt mich allein mit all den Fragen.”
„Und mit dem Rochusmenschen”, fügte er noch beleidigt hinzu.
„Du bist einem von ihnen begegnet? Was wollte er von dir?”
Vicki schien ernsthaft besorgt zu sein und diese Tatsache besänftigte Paul ein wenig. „Er wollte dich! Er meinte, wenn ich dich ihm übergeben würde, dann hätte ich nichts zu befürchten.”
Vicki sah auf einmal ganz grau und irgendwie stumpf aus. Bei genauer Betrachtung bemerkte Paul, dass das geheimnisvolle Leuchten, das immer von der Fee ausgegangen war, wieder wie ausgeknipst wirkte.
Wahrscheinlich ist das ihre Art, vor Schreck blass zu werden, vermutete er im Stillen.
Aufgeregt war die Fee vor ihn auf den Tisch geflattert. „Und was,... Was hast du gemacht?”
„Ich habe dankend abgelehnt und gesehen, dass ich weg kam.” Betont lässig lehnte Paul sich auf seinem Stuhl zurück und beschloss, ihr besser nichts davon zu erzählen, dass er sich vor Angst beinahe ins Hemd gemacht hatte.
„Dann hast du also das Chaos auf der Treppe angerichtet?”
Knips, da war das Leuchten wieder.
„Du solltest die nächste Zeit besser nur noch mit Tarnkappe vor die Tür gehen, mein Lieber. Deine, ich zitiere „rücksichtslose Gestalt, die harmlose Kurgäste wie von Sinnen über den Haufen rennt” scheint da draußen nicht sonderlich erwünscht zu sein. Deine Aktion ist das Thema des Tages!”
Diese Ankündigung hatte durchschlagende Wirkung, denn augenblicklich sackte die lässige Gestalt auf dem Stuhl in sich zusammen.
„Oh Mann, was hättest du denn an meiner Stelle gemacht?", sagte Paul deprimiert. „Ich mein, ich bin ein ganz normaler Junge, der seit er denken kann, jedes Jahr viel Zeit hier verbracht hat. Das ist hier sozusagen mein zweites Zuhause. Hier war immer alles in Ordnung.
Bis gestern zumindest.
Und auf einmal passieren mir Sachen, wie in einem schlechten Film. Fabelwesen reden mit mir, Monster greifen mich an... Und da soll einem nicht die Muffe gehen? Außerdem hast du mich gestern selber dazu aufgefordert, so schnell ich kann wegzurennen. Ich weiß ja noch nicht einmal, was mir geschehen würde, wenn er mich bekäme.”
War da nicht eine Spur von Mitleid in Vickis sonst eher amüsiert wirkendem Blick?
„Warum passiert mir das alles, Vicki?”
„Das erklär’ ich dir alles ein andermal. Jetzt müssen wir -”
„Ein andermal, ein andermal”, unterbrach Paul sie ärgerlich. „Immer alles ein andermal. Was glaubst du eigentlich, wie viel Zeit wir noch haben? Übermorgen reisen wir ab!”
„Eben drum”, würgte die Fee ihn energisch ab. „Eben weil wir nicht viel Zeit haben, kann ich dir das alles erst erzählen, wenn wir erstmal unterwegs nach Atlantis sind. Jetzt müssen wir zusehen, dass -”
Aber wieder unterbrach Paul sie.
„Was soll das heißen, wenn wir erstmal unterwegs sind? Du glaubst doch nicht etwa...?” Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Natürlich! Was sonst hätte sie von ihm gewollt haben können als das? Sie konnte den Schlüsselstein schließlich nicht zum Tor schaffen, das war ihm ja auch klar gewesen. Aber hatte sie nicht auch von mehreren Toren auf dem Weg nach Atlantis gesprochen? Das würde bedeuten, das sie von ihm jetzt erwartete...
„Nein! Nein! Nein und noch mal nein! Auf gar keinen Fall und niemals und nie!”
Deutlicher hätte er es wohl kaum ausdrücken können.
Aufbruch