Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer
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Читать онлайн книгу Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer страница 16
Ein blasser Lichtstrahl verließ den Planeten. Sein Ursprung lag bei der unterirdischen Stadt Elgen Damoth und verlor sich im Weltraum. Auf der ZETRIS gab es sogenannte Psychosensoren, die Aufzeichnungen der Ausstrahlungen lebendiger Wesen machen konnten. Sie schlugen in diesem Augenblick bis zum Anschlag aus.
„Eine solch starke Psychostrahlung habe ich noch nie erlebt“, erklärte der Ortungsoffizier fassungslos. „Man könnte meinen, ganz Elveran wird von jeglichem Leben entblößt. Aber wohin geht es?“
Plötzlich überkam Tjerulf eine Ahnung, was da geschah, und wenn er Recht hatte, dann war es geradezu phantastisch, dass sie es miterleben durften. Er brauchte nur noch einen letzten Beweis.
„Kannst du die genaue Richtung feststellen?“, fragte er den Ortungsoffizier.
Der stellte einpaar Berechnungen an, dann sagte er: „Hast du geahnt, dass dieser Strahl zielgerichtet ist? Er führt genau in das Südkamin-System. Bedeutet das etwas?“
Kaum hatte er seine Frage gestellt, löste sich das Ende des Lichtstrahls von der Oberfläche Elverans und schnurrte wie ein Gummi ins All. Dann verschwand er.
„Und ob es etwas bedeutet. Das, meine Freunde, war der Große Auszug der Ogmari. Das Südkamin-System ist die Heimatwelt der Amurthi, von denen die Ogmari abstammen. So erfüllen sich am Ende die Legenden. Die Ogmari kehren in ihre Heimat zurück.“
Plötzlich erfüllte ihn eine tiefe Wehmut. Mit dem Großen Auszug war sein Freund Trywfyn endgültig von Elveran weggegangen.
Die Verwandlung des Planeten hatte inzwischen erschreckende Ausmaße erreicht. Die Oberfläche war nur noch ein bunter Brei aus den Farben der Landmassen und der Meere. Der Rand des Planeten erschien jetzt ausgefranst und insgesamt schien er transparent zu werden. Wenn es so weiter ging, würde er bald durchsichtig werden und dann ganz verschwinden. Die Ortungsgeräte, besonders die Psychosensoren zeigten irrwitzige Daten. Ein solches Ende eines Planeten, noch dazu in einer so rasanten Geschwindigkeit, hatte keiner der Beobachter je erlebt.
„Jetzt bleibt nicht mehr viel Zeit“, erklärte Tjerulf.
Einige sahen in verständnislos an, nur Durhad verstand. Er war in die Pläne seines Freundes eingeweiht.
„Zeit zum Abschied“, erklärte Tjerulf. „Ich werde Elveran nicht verlassen, habe ich entschieden. Durhad, Fintas und ich werden jetzt dorthin zurückkehren. Solange es noch möglich ist.“
„Zurück nach Elveran?“, fragte Taligh entsetzt. „Hast du nicht gesehen, was mit dem Planeten geschieht? Er ist dabei sich aufzulösen. Bald wird es ihn im sichtbaren Weltraum nicht mehr geben.“
„Aber er wird weiterexistieren, das weißt du.“
„Aber du könntest doch mit eurem Schiff nach Tiba zurückfliegen“, schlug Scilla vor.
„Es gibt einige Gründe, warum das, vorläufig, aber wahrscheinlich für immer, nicht möglich sein wird. Es war eine aufregende Zeit, mit euch nach den Fragmenten des Chrysalkristalles zu suchen. Doch das ist jetzt vorüber. Und jetzt gibt es für mich noch einiges zu erledigen. Ich möchte euch nun bitten, mir die beiden Teile der »Sphäre« zu übergeben und uns dann auf den Planeten hinunterzufliegen.“
„Wenn das deine Entscheidung ist, dann soll es so sein“, meinte Neneema und veranlasste, dass sein Wunsch erfüllt wurde.
Tjerulf spürte die Freude von Kerlon und Ithlor in seinem Körper. Bald schon würden sie wieder in der ganzen »Sphäre« vereint sein. Und vielleicht wäre auch Ughel-do´bec nicht damit einverstanden gewesen, dass er Elveran verließ. Aber der war wieder einmal nicht da. Tjerulf jedenfalls hatte seinen Willen derart entschlossen geäußert, dass niemand versuchte, ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
Der Abschied fand im Hangar der Raumfähre statt. Die Oson Taligh, Scilla, Gnee, Hyldan, Vanes, Orlis, Kirouena, Elemaris, Neneema und Héth-Béckûs, die Tibaner Tjerulf und Branis Alen sowie die Morain-Menschen Durhad und Fintas trafen sich ein letztes Mal. Tjerulf trug einen handlichen Behälter mit den beiden »Sphären«-Elementen.
„Bevor wir uns trennen, muss ich euch noch etwas mitteilen“, eröffnete Elemaris. „Auch ich werde nach Elveran zurückkehren.“ Das war eine Überraschung. „Ihr irrt euch, wenn ihr mich für den Oson Elemaris haltet. Bisher habt ihr mich immer so genannt, oder einst Angrod, und ich habe nichts dagegen einzuwenden gehabt, aber dieses Wesen existiert schon lange nicht mehr in diesem Körper.“
„Warum existiert Elemaris nicht mehr?“, fragte Neneema erstaunt. „Hast du dich von uns losgesagt? Dass deine Entwicklung auf Elveran anders verlief, ist uns zwar stets ein Rätsel gewesen, aber trotzdem bist du ein Oson und gehörst zu uns. Also was soll dieses Spiel?“
„Das ist kein Spiel. Ich will versuchen, es euch zu erklären. Als Angrod noch ein Kind war, war er schwer erkrankt und einige Zeit ohne Bewusstsein. Seine Familie befürchtete, dass er sterben würde. Nun, so war es auch, obwohl es keiner bemerkte, denn im gleichen Augenblick habe ich von seinen Körper Besitz ergriffen. Ich habe seine Erinnerungen kopiert, und nachdem sein Körper wieder gesund war, als Angrod weitergelebt. Aber ich bin kein Oson und konnte mich deswegen der Gruppe von Taligh nicht anschließen. In Wirklichkeit bin ich ein körperloses Wesen auf der Suche nach Erkenntnissen. Es war für mich eine günstige Gelegenheit.“
„Aber woher kommst du?“, fragte Taligh. „Und was wurde aus Elemaris?“ Er zögerte einen Augenblick, fragte dann aber frei heraus: „Hast du ihn getötet?“
„Nein, das müsst ihr mir glauben. Ich stritt mich mit ihm nicht einmal um seinen Körper. Er war des Lebens auf Elveran überdrüssig, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte. Das war der Grund für seine Krankheit. Ohne weitere Erklärung verschwand er und ich hörte nie wieder etwas von ihm. Ich kann euch nicht sagen, wo er ist, aber ich hatte angenommen, er wollte in seinen osonischen Körper zurückkehren.“
„Das ist er aber nicht“, erklärte Héth-Béckûs. „Sein Körper befindet sich auf der ZETRIS und lebt. Hätte er versucht, ihn wieder einzunehmen, hätten die Geräte es bemerkt.“
„Das ist merkwürdig. Aber gebt ihn nicht auf. Ich bin sicher, eines Tages wird er in ihn zurückkehren. Er wird ihn finden.“
Das war eine unheimliche Geschichte, und es fiel nicht allen leicht, sie zu glauben, andererseits erklärte sie aber das rätselhafte Verhalten von Elemaris, oder desjenigen, den sie für ihn gehalten hatten.
„Willst du uns wenigsten deinen Namen verraten und wo du herkommst?“, fragte Neneema.
„Mein Ursprung liegt nicht im Irdischen und dieser Körper ist nicht der erste, den ich übernommen habe. Und es wird sicher nicht der letzte sein. Mein Name ist Tno´tau. Aber er hat keine Bedeutung, weil ich ihn mir nur vorübergehend zugelegt habe.“
„Was hast du vor, wenn du nach Elveran zurückgekehrt bist?“, fragte Tjerulf.
Tno´tau im Körper des Elveraners Angrod lächelte.
„Wenn du einverstanden bist, werde ich mich dir für einige Zeit anschließen. Das wird bestimmt interessant. Man sagt, du bewegst dich in illustren Kreisen.“
Tjerulf lächelte zurück. Diese Tatsache war ihm noch