Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Paradies ist zu Ende - Louis Lautr страница 30

Автор:
Серия:
Издательство:
Das Paradies ist zu Ende - Louis Lautr

Скачать книгу

Mutter begleitete mich, sie wollte sich unbedingt bei Frau Kofer für meine neuen Schuhe bedanken. Hartmut hatte einen Korb mit der Bürste und einem alten Lappen, um die Fallen zu reinigen. Ich hatte unsern Spaten mitgenommen, mit ihm konnten wir die Wühlmausgänge besser aufgraben, als mit der kleinen Schaufel. Unsere Lehrerin kam mit Lindtraud pünktlich, sie stieg aus ihrem Auto, um meine Mutter zu begrüßen. Meine Mutter bedankte sich und sagte, es wäre ihr fast peinlich, was sie für mich tun würde. Frau Kofer umarmte meine Mutter und sagte: „Martha, obwohl ich jünger bin, möchte ich dir das Du anbieten, du weißt, dass ich Esther heiße, wenn wir mehr Zeit haben, machen wir es offiziell. Meine Kleeblattkinder sind mir ans Herz gewachsen, ich habe Louis, Lindtraud, Rosanna und Reinhild lieb gewonnen. Ich habe mich mit deinem Sohn über die neuen Schuhe gefreut. Es gefiel mir, einer armen Witwe finanziell zu helfen. Falls du mal ein finanzielles Problem hast, helfe ich dir gerne. Weißt du, liebe Martha, was hätte mein kleines Vermögen für einen Sinn, wenn ich es für mich behalten würde?“ Meine Mutter lächelte mit zwei Tränen im Auge und sagte: „Esther, du bist vielleicht tatsächlich ein Engel, wenn alle vermögenden Menschen so denken würden, wie du, wäre die Welt Gerechter.“ Mutter verabschiedete sich von uns und sagte leise zu mir: „Bedank dich bei deiner Lehrerin.“ „Aber Mutter“, antwortete ich, „das musch mir doch nimmer sage, des mach i doch immer.“ Hartmut wollte sich zu mir nach hinten setzen. Frau Kofer sagte zu ihm, lass Lindtraud hinten sitzen, du fährst so selten Auto da kannst du dich gerne vorne hinsetzen. Frau Kofer wusste, dass wir schmusen würden. Wir fuhren zunächst zum ersten Feld und hatten drei Wühlmäuse in den sieben Fallen gefangen. Hartmut und ich stellten die Fallen neu und gruben sie wieder ein. Dann fuhren wir zur Wiese in der wir die restlichen fünf Fallen aufgestellt hatten. Dort hatten wir mit fünf Fallen nochmals zwei Wühlmäuse gefangen. Unsere Ausbeute war nicht schlecht. Lindtraud sagte: „Meine Eltern werden sich freuen.“ Ich fragte: „Lindtraud, können wir den Spaten und den Korb in dem Heuschober unterbringen, da wir die Fallen bei euch aufgestellt haben, müssen wir die Sachen nicht immer mitbringen.“ Lindtraud zeigte uns einen Platz im Heuschober und sagte: „Da könnet ihr eure Sache immer glei hole, au wenn i nit dabei bin.“ Frau Kofer verabschiedete sich und sagte: „Lindtraud, grüße deine Eltern und deine Schwestern, ich fahre heute weiter und besuche dieses Wochenende meine Freundin in Hornfleeg.“

      Ich sagte zu Frau Kofer: „Sie können uns an der Straße rauslassen und nach Hornfleeg weiter fahren, dr Hartmut on i laufet heim, mir hen außer unsere fünf Mäuse nix zum Trage.“ Frau Kofer meinte: „Das ist nett von euch beiden, also dann sehen wir uns am Montag in der Schule, wann wollt ihr wieder nach den Fallen sehen.“ Ich sagte: „Ich bin am Sonntag sowieso bei Gerners wegen der Schtond on no guck i glei nach den Fallen un kann sie neu schtelle. Mir könnet dann am Dienschtag wieder na gange.“ Hartmut war von unserer Lehrerin begeistert und sagte: „Wenn du nit mein Freund wärsch, dät i di um eure Lehrerin beneide, mir hen au en nette Lehrer, aber so wie euer Lehrerin isch er nit.“ Am Sonntag sagte Lindtrauds Vater: „Louis, du kasch glei deine Wühlmausfalle neu schtelle, es isch im Herrgott sicher lieber, wenn ihr die Wühlmäuse auf den Feldern fanget. No kommsch mit der Linde direkt zum Veschper beim Senders-Bauer.“ Ich hatte ein Schraubglas und mein Taschenmesser dabei. Lindtraud und ich schauten zunächst nach den sieben Fallen auf dem Feld und holten drei Mäuse aus den Fallen. Auf der Wiese hatten wir nur eine gefangen. Unsere gesamte Ausbeute lag jetzt bei acht Wühlmäusen. Ich sagte zu Lindtraud, die Wiese wäre inzwischen ein schlechter Platz, ich würde die Fallen lieber wieder auf einem andern Feld aufstellen. Lindtraud zeigte mir ein Feld auf dem ich einige Wühlmaushügel erkennen konnte. Es schien ein guter Platz zu sein. Ich grub mit meinem Spaten die sieben Fallen ein und stellte die restlichen fünf auf dem andern Feld. Beim Heuschober stellte ich den Korb mit der Bürste und den Spaten ab. Ich fragte Lindtraud: „Dei Vater vorher zu dir Linde gesagt, kann i künftig au Linde zu dir sage, der Name gfällt mir?“ Linde lachte und sagte: „Egal, wenn dir Linde gfällt, no sagsch Linde zu mir.“ Ich fragte: „Linde, wie lang laufen wir zum Senders-Bauer?“ Sie sagte: „Wenn mir schnell laufet no könne mir in re dreiviertel Schtund dort sei.“ Ich sagte: „Linde, no könnet mir no a Weile em Schuppe schpiele, no hemmer Zeit.“ Sie lachte mich an und fragte: „Willsch mit mir verschtecke oder fange schpiele.“ Wir spielten nicht verstecken oder fangen. Wir zogen uns aus und spielten mit uns. Wir kamen zum Ende der Schtond zum Senders-Bauer und vesperten ausgiebig. Gerda sagte zu Lindtraud, wir hätten lange gebraucht. Lindtraud meinte, wir hätten einen neuen Platz gesucht. Die Bauern redeten allgemein über die Wühlmausplage und fragten mich wie wir die Fallen gestellt hätten. Es gefiel mir, als alle mir zuhörten und ich erklärte, wie Fallen einzugraben und aufzustellen sind. Lindes Vater sagte: „Dr Louis isch ein erfolgreiche Falleschteller.“ Ich sah, wie Linde stolz auf mich war und freute mich darüber. Sogar meine Mutter und meine Geschwister waren auf ihren Sohn und ihren kleinen Bruder stolz.

      Unser Heimweg war zwar weit, es war bewölkt, aber es regnete nicht. Die Wühlmausschwänze hatte ich in ein Schraubglas gelegt, das ich in meiner Umhängetasche aus Rucksackstoff hatte, man bezeichnete diese damals als Brotbeutel. Der Begriff kam, soweit ich weiß aus der Militärsprache. Ich glaube, dass wir den Brotbeutel noch von unserem verstorbenen Vater hatten. Am Montag knetete ich mit Hartmut, nach dem Mittagessen, zu den neun Schwänzen noch sieben Schwänze aus Knete, die wir im Glas zum Rathaus brachten. Das Schraubglas stank schon ein wenig nach verwesten Schwänzen. Frau Stark vom Rathaus rümpfte die Nase und sagte: „Die schtinket ja scho, komm nehmet se glei ufs Klo, no zähle mer se dort. Hartmut nahm einen nach dem andern und warf ihn ins Klo. Frau Stark zählte laut und sagte: „Mir hen sechzehn Stück zählt. Ja da henmer wieder ein neue Rekord, da krieget ihr tatsächlich vier Mark.“ Hartmut und ich unterschrieben wieder einen Zettel. Ich sagte: „Do schtehn aber fünf Mark on mir krieget ja bloß vier“. Frau Stark sagte, des duet mer leid. Do hat vorhin einer vier Schwenz bracht on i han vergesse, ihm en Zettel für sei Unterschrift zu gebe. Macht euch des ebes aus.“ Es machte uns nichts aus, ich hatte aber das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Auf dem Heimweg sagte ich zu Hartmut: „D‘ Frau Schtark bscheißt vielleicht s’Rathaus“. Hartmut fand es nicht wichtig und sagte: „Des kann uns egal sei.“ Als ich am Dienstag in die Schule kam, fing mein Schulfeind Erhard einen fürchterlichen Streit an. Er sagte: „Louis, i han uf der Wies beim Heiner-Bauer meine Falle ufgeschtellt on's ganze Wochenende bloß zwei Wühlmäus gfange. No han i grad en fufziger kriegt.“ Zu dem Streit kam unsere Lehrerin hinzu. Sie fragte: „Warum streite ihr?“ Erhard erzählte ihr nochmals seine Geschichte. Sie sagte: „Aber Erhard, wenn Louis und Hartmut auf der Wiese beim Heiner-Bauer schon tagelang ihre Fallen hatten, dann sind doch die meisten Wühlmäuse tot. Es ist klar, dass auf dieser Wiese fast keine mehr sind. Du solltest dir eine andere Wiese suchen.“ Erhard meinte: „Aber es kann doch nit sei, dass der on sei Freund an eim Wochenende sechzehn Wühlmäuse fanget, wenn i bloß zwei han.“ Frau Kofer und Lindtraud waren überrascht, weil wir sechzehn Wühlmäuse gefangen hatten, sie ließen sich jedoch nichts anmerken. Lindtraud rechnete mir danach vor: „Am Samschtig hemer uf der Wies zwei on uf dem Feld drei Wühlmäus gfange, un am Sonntig hemer uf dem Feld drei un uf der Wies zwei aus dene Falle gholt. Wenn mir jetzt richtig rechnet no hemer insgesamt neun Schwänz von neun Wühlmäus. Die Wühlmäusschwänz kennet nit vögle on au keine Junge kriege, wie kasch du un dein Freund vier Mark für 16 Schwänz kriege? D’ Frau Schtark vom Rathaus dät sicher merke wenn ihr bloß halbe Schwänz abgebet. Ich glaub, dass du manches kasch, aber zaubre kasch doch nit. Oder ka i vielleicht neme gscheit rechne?“ Ich sagte: „Du Linde, lass es no a Weile mei on em Hartmut sei Geheimnis bleibe, i erzähls dir a mal.“ Erhard unterhielt sich mit einigen Jungs, sie wollten nachmittags gute Plätze suchen um endlich mit Hartmut und mir konkurrieren zu können. Sie waren zu siebt und hatten vierzehn Fallen, die sie aufstellen wollten. Unsrer Lehrerin gefiel der Konkurrenzkampf, der sich unter den Jungs in ihrer Klasse abspielte. Sie wollte mich und Hartmut nicht bevorzugen. Gleichzeitig sollte keiner der Schüler erfahren, dass sie uns mit ihrem Auto zu Gerners fuhr, deshalb bat sie Lindtraud und mich, nach der Schule noch zu bleiben, sie wollte mit uns etwas besprechen. Sie sagte: „Lindtraud, wenn deine Eltern einverstanden sind und du nicht helfen musst, könnten wir am Dienstag auf euer Feld fahren, damit Louis seine Fallen lehrt und neu stellt. Anschließend kann ich dich mitnehmen und du kannst bis Donnerstag bei mir übernachten. Am Donnerstag kann Louis abends mit seinem Freund die Mäuse

Скачать книгу