Trissa, Hexe von Eichstätt. Lars Gelting

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Trissa, Hexe von Eichstätt - Lars Gelting

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auch. Sie hat´s gestanden! Also, was fällt euch jetzt noch ein?“ Zufrieden ob seines Schachzuges und dessen Wirkung lehnte er sich zurück, schaute sie aus großen stechenden Augen an, wartete.

       Hilflos streckte sie ihre zitternden Hände vor, schüttelte langsam, beschämt und tiefem Unverständnis folgend den Kopf „Das ist doch Unsinn! So etwas gibt es doch gar nicht!“ Dann etwas lauter, während sie ihn direkt ansah „So etwas kann es doch gar nicht geben, das sind Hirngespinste!“

       Ihr Gegenüber rührte sich nicht, fast entsetzt blickte sie von einem teilnahmslosen Gesicht hinter dem Tisch zum anderen, hörte die Feder des Schreibers kratzen, kam nicht bis zum Pater, „Wie ihr wollt!“

       Seine Stimme markierte, dem Tonfall nach, das Ende von etwas. Er beugte sich vor, legte beide Hände dicht nebeneinander auf den Tisch, blickte sie an, gleichgültig, kalt. „Wir werden gleich wissen, ob das Hirngespinste sind oder vielleicht doch die Wahrheit. Doktor Moshofer!“ Sie folgte seinem Blick ganz nach links zu dem Mann, der direkt vor Pater Gregor saß und sich jetzt mit einer betont vornehmen Neigung des Kopfes dem Weißhaarigen zuwandte. „Schaut doch einmal nach, ob ihr den Beweis findet, mit dem wir die Delinquentin vielleicht zur Wahrheit und endlich zu einem Geständnis überreden könnten.“

       Mit Entsetzen verfolgte Therese, wie sich der als ´Doktor Moshofer´ angesprochene nach einer angedeuteten Verbeugung erhob. Mit einer raschen Bewegung glättete er seinen eleganten Rock, zwängte sich dann, wie vordem Pater Gregor, zwischen Wand und Tisch hindurch und wandte sich ihr gemessenen Schrittes zu.

       Kleiner als die meisten Männer, kleiner auch als Therese, eher gedrungen, gut fünfzigjährig, wirkte er aufgesetzt vornehm, erschien Therese streng, unnahbar, als leibhaftige Bedrohung.

       Doktor Moshofer hatte sie jedenfalls, während er ihr näher kam, fest ins leidenschaftslose Auge gefasst, taxierte sie geradezu, blieb dann aber dicht vor ihr unvermittelt stehen. Als sei ihm etwas eingefallen, worüber er konzentriert nachdenke, legte er, ausgesucht elegant, den rechten Zeigefinger vor den Mund, drehte dann, wieder eine Spur zu geziert, Kopf und Oberkörper in Richtung des Weißhaarigen: „Ich werde,“ dozierte er langsam und sehr deutlich, „für diese Untersuchung eine gewisse Zeit benötigen. Vielleicht solltet ihr diese Zeit für eine sicher längst fällige Vesper nutzen. Ich gebe nichts darum und kann derweil ohne Zeitdruck umso sorgfältiger arbeiten.“ Kein Lächeln schlich sich in sein Gesicht, während er das sagte und den Weißhaarigen bedeutungsvoll ansah.

       Überdeutlich geisterte die Raußbacher, gequält und verunstaltet, durch Thereses Hinterkopf. Was kam auf sie zu? Was sollte der Medicus untersuchen, ihr Blick fuhr zurück über den Tisch, suchte eine Antwort. Aber der Weißhaarige war schon dabei, sich mit dem Angebot des Arztes anzufreunden, zog die Augenbrauen freudig hoch. Alle Strenge und Widerwärtigkeit war mit einem Male verflogen, „Sehr gut, lieber Doktor!“ Die Ellenbogen auf den Tisch gestützt hoben und öffneten sich seine Hände seitwärts und in Höhe des plötzlich aufgeräumten Gesichtes, „Ein ärztlicher Rat, dem wir wohl gerne folgen. Meine Herren?“ Er beugte sich leicht vor und schaute kurz nach links und rechts zu seinen Beisitzern und Schöffen, die ihm freudige Zustimmung signalisierten. „Nun denn,“ er schaute den Doktor gut gelaunt an, „genehmigen wir uns eine ärztlich verordnete Vesper!“ Während er sich dann erhob, klopfte er dem neben ihm Sitzenden auf die Schulter, „Herr Amtmann Huerseler, auf geht´s, erhebt euch! Die Vesper geht zu den Prozesskosten. Also, ihr könnt heut ruhig mitgehen!“ Sein kurzes Lachen klang meckernd, spöttisch, als er sich nach links wandte, wo ihm der Amtsdirektor Hartmann und der Assessor Rosenbichler aufbrechend bereits den Rücken zudrehten.

      „Vielleicht!“ Der Doktor hob noch einmal, fast entschuldigend, Arm und Zeigefinger, machte so verhalten auf sich aufmerksam. Schon abwesend, aber gutmütig und fragend wandte sich ihm der Weißhaarige noch einmal zu.

      „Vielleicht – wenn der Schreiber bleiben könnte?“ Er streckt den Arm andeutungsweise in Richtung des Schreibers aus.

      „Der Stierner? – Natürlich kann der bleiben!“ Legte dem Schreiber, der sich noch gar nicht erhoben hatte, die Hand auf die Schulter, gewissermaßen im Vorbeigehen, „Also Stierner, bleiben´s halt und gehn dem Doktor ein wenig zur Hand!“

       Dienstbeflissen, vielleicht auch ein wenig hungrig, hielt ihm der Rosenbichler, der kleine, dicke Geheimrat schon die Türe auf, und in weniger als einer Minute befand sich das ´Hohe Gericht´ fast gänzlich auf dem Weg ins Gasthaus. Die Verhandlung war für die Zeit der Vesper unterbrochen!

       Thereses Blick war noch beim Schreiber liegengeblieben, der ohne erkennbare Reaktion weitergeschrieben und vermutlich die letzten Äußerungen der noch laufenden Verhandlung festgehalten hatte.

       Sie verstand inzwischen gar nichts mehr, fühlte sich leer, klein, mehr Ding als Mensch. Ganz offensichtlich lief das Spiel des Lebens zur Zeit ohne sie, lief einfach an ihr vorbei. Selbst der Pater! Aus seiner Gegenwart hatte sie ein wenig Hoffnung geschöpft, war sich nicht ganz so alleine vorgekommen. Aber sie war allein! Sein Stuhl war leer und sie hatte nicht einmal bemerkt, dass er gegangen war – zum Vespern! …

      7. Die Hochnotpeinliche Untersuchung

      „Mein Gott! Auch das habt ihr behalten!“ Pater Gregor stand in der Nähe des Feuers, hatte zuhörend in die Glut gestarrt und drehte sich jetzt herum.

      „Es stimmt: Ich hatte mich ziemlich unauffällig davon gestohlen, weil ich ein fürchterlich schlechtes Gewissen hatte – immerhin zeichnete sich die Folter ja schon deutlich ab. Aber es gab keine Möglichkeit, einer solchen Einladung, die in Wirklichkeit eher eine Aufforderung war, nicht zu folgen. Außerdem war ich damals ja nur ein Anhängsel von Pater Vinzenz.“

      Die frischen Kiefernscheite, die Stefan aufs Feuer geschichtet hatte, nährten die hungrig lodernden Flammen, knackten, knisterten und schossen glühende Funken durch die Luft. Vor diesem Hintergrund agierte der Pater wie ein Scherenschnitt, sein Gesicht war nicht zu erkennen.

      „Eine solche Vesper war üblicherweise Teil der Verhandlung. Die haben eben nicht nur gegessen und getrunken, sondern so zwischendurch auch die Prozesslage erörtert und den weiteren Verlauf schon mal skizziert. Kaum zu glauben, aber wahr! Übrigens waren die Kosten der Vesper ´Prozesskosten´. Sie mussten – ich nehme an, es ärgert euch nicht mehr – vom Angeklagten und später Verurteilten übernommen werden…“

      „Ihr irrt euch schon wieder, Pater! Das ärgert mich über alle Maßen – noch heute! Dass ich diesen selbstgerechten, bornierten Kerlen, die da so gnadenlos über mich zu Gericht saßen, auch noch eine sicher sehr üppige Mahlzeit bezahlt habe, das ärgert mich ganz fürchterlich! Man muss sich das mal vorstellen!“

      Sie rutschte aufgebracht nah an den Tisch heran, wischte wütend einen lichtblind herumschwirrenden Falter von der Platte und stützte sich mit den Ellenbogen ab, „Die wussten alle, dass sie mich nach der Mahlzeit dem Pocher übergeben und dieser mich wie die Raußbacher zerschinden würde. Die waren sich sicher, dass sie mich schuldig sprechen würden, egal was ich noch sagte, in jedem Falle! Also konnten sie auch schon mal auf meine Kosten speisen! Grün vor Wut könnte ich werden, lieber Pater, wenn ich mir das vorstelle. — Ha!“

      Sie warf den Kopf zurück, schaute bitter lächelnd nach oben. Blieb einen Atemzug lang auf der Kante sitzen, um dann ganz langsam zurück an die Wand zu rutschen. „Zu gern hätte ich all diesen aufgeblasenen Kerlen zuteil werden lassen, was sie mir und der Raußbacher zuteil werden ließen, zu gern! Aber,“ sie blickte zu Franz, blickte am Pater vorbei ins Leere, „wir werden sehen!

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