Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer

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Werwolfsgeheul - Melanie Ruschmeyer

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die stille Konversation unterbrechen und das Knistern der emporsteigenden Gefühle vernichten. Wir liebten diese Momente des Wiedersehens. Sie schmeckten so süß wie Honig, verklebten den Mund und riefen nach Mehr! Uns war beiden klar, dass man der süßen Versuchung nicht lange widerstehen konnte.

      ››Oh, Julia!‹‹, rief er und breitete seine Arme weit aus. Ich kicherte über diese Aussage, stimmte mit ein: ››Oh, Romeo!‹‹

      Mit einem Atemzug hatte er sein Instrument in der Hosentasche verstaut und sprang zu mir herauf. Anmutig hielt er sich am steinernen Balkon fest und beugte sich zu mir. Sein angenehmer Atem erfasste meine Wangen und seine Stirn drückte sich sanft an meine. Liebevoll hauchte er mir ein paar Worte zu: ››Hast du mich vermisst?‹‹

      Ich kam nicht umher eine Braue hochzuziehen. ››Meine Faust hat dich sehr vermisst.‹‹

      Alex lachte. ››Ach stimmt, ich kann ja was erleben, wenn ich wieder nach Hause komme.‹‹ Sein schiefes Grinsen konnte ihn jetzt auch nicht mehr helfen. Mir war nur zu gut bewusst, dass er jedes Wort verstanden hatte und er wusste genauso wie ich, das es der puren Absicht gegolten hatte.

      ››Wäre es dir lieber gewesen meinem Werwolfrute in die Farbe zu tunken?‹‹

      Nachdenklich verzog ich meinen Mund. ››Verführerische Vorstellung!‹‹, gab ich zu und er lachte wieder.

      Er legte ein Knie auf den Geländersims und drückte sich weiter an mich. Eine Hand umfasste meinen Nacken und seine gierigen Lippen berührten die meinen. Es war nur eine so kurze Zeitspanne gewesen, in der ich ohne ihn verharrt hatte. Eine Vollmonddauer, die uns beide getrennte hatte. Trotzdem erlag ich jedes Mal aufs Neue dem Glauben, dass mir erst dieser Kuss den wahren Schmerz offenbarte. Wie ein gestrafftes Gummiband, welches sich ruckartig in meine Richtung zurückzog, traf es mich ins Herz. Es kam mir fast so vor, als wenn mein Verstand mich daran erinnerte wie hart es ohne ihn gewesen war. Fast so, als würden die Gefühle rückwirkend ausbrechen und in Zeitlupe, wie die letzten Sekunden eines Lebewesens, durch mich hindurch strömen. Bei seiner Abwesenheit fehlte ein Teil, ein so wichtiger Teil! Stetig war mir dies bewusst, doch danach, wenn sich das wichtige Puzzleteil wieder in das Gefüge der Vollkommenheit einbrachte, war es seltsam. Es kam einer Sucht gleich, die ich liebte und hasste.

      Leicht fuhren meine Fingerspitzen über seine nackte Brust. Wie so oft machte ich mir Gedanken darüber, wie es sich wohl anfühlen musste, wenn sein Körper wegen der Verwandlung anfing zu beben und zu explodieren. Wenn seine Hülle eine Veränderung vollzog, die in so direktem Gegensatz zu einem Vampir stand, dass es noch immer etwas Unfassbarem glich.

      Einmal hatte ich es bereits gesehen, wie seine makellose Haut dem struppigen Fell Platz gemacht und sein eigentliches Ich verdrängt hatte. Nie wieder wollte ich dieses Wesen in ihm sehen, so wollte Alex es jedenfalls. Er hatte damit nicht ganz Unrecht. Mir war bewusst, dass er eine Gefahr zu dieser Zeit des Mondstandes bedeutete und ich verband so gar nichts mit seinem anderen Ich. Aber irgendwie hatte es auch etwas Reizvolles. Die natürliche Macht des Ungewissen und vielleicht auch ein bisschen der Spieltrieb, den es in mir erweckte, kitzelten immer wieder in mir. Allerdings wurden diese Gedanken stets vom einem lauten Knurren und Brummen in meiner Brust verdrängt. Mein zweites Ich fand diese Vorstellung bei weitem nicht so interessant, wie ich es tat. Mittlerweile war ich sogar der Ansicht, dass sie Alexanders Anziehungskraft auf mich zu hassen begann. Sie schien ihn überhaupt nicht als Vampir zu sehen, eher als den Feind im Schafspelz verkleidet. Oder etwa wie das trojanische Pferd, dass die Nacht abwartete, um seine Luken zu öffnen und der Heimtücke, wofür es erbaut worden war, freien Lauf zu lassen.

      Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er sich auf den Sims gesetzt und meinen Körper an sich heran gezogen hatte. Sein Atem wanderte zusammen mit seinen zarten Lippen an meinem Hals entlang und ich spürte mein Herz extrem schnell schlagen. Noch immer war es mir ein Rätsel, was es in meine leeren Venen pumpte, doch glaubte ich, dass es eine Art Energie beinhaltete, die meinen ganzen Körper erfasste und ihn auf die Situation einstimmte.

      Irgendwie wollte die Stimmung nicht so recht in mir auflodern. Das heiße Feuer in mir kämpfte gegen die Erinnerung aus Wut und Frust an. Stets aufs Neue gewann es die Oberhand, aber nur für kurze Augenblicke. Mein Gemüt hatte sich nach ihm verzehrt, kam aber dennoch nicht über alles hinweg.

      Mit wenigen Worten, die in meinem Gedächtnis fest verankert waren, brach ich die Stimmung: ››Du sollst dich übrigens bei Li melden.‹‹

      Abrupt brach er ab und hielt seltsam inne. Es war nur eine Sekunde seiner Körperanspannung, die ihn verriet und mich umso aufmerksamer werden ließ. Ich blinzelte kurz zu ihm herüber, doch sein Gesicht blieb mir verwehrt, da er sich zu sehr über meine Schulter gelehnt hatte.

      ››Alles klar, dann tue ich das mal lieber gleich. Du kennst ihn und seine Geduld ja.‹‹

      Er drehte den Kopf zu mir und legte das übliche Pokergesicht auf. Obgleich er mir damit wohl sagen wollte, dass hier alles in Ordnung war, sagten mir meine empfindlichen Nackenhaare etwas ganz anderes. Es war so gar nicht seine Art abrupt unsere Zweisamkeit zu beenden. Meistens schob er alles andere auf, wo ich dann meist diejenige war, die ihn an die Zeit erinnerte. Nun allerdings schien etwas ohne mich gespielt zu werden und das gefiel mir ganz und gar nicht. Gute Miene zum unbekannten Spiel, so konnte man meinen Ausdruck wohl bezeichnen. Ich gab Alex keinen Anschein, als würde es mich interessieren. Doch ich nickte kurz zum Zimmer herüber.

      ››Bevor du wieder mit Abwesenheit glänzen willst, schau dir bitte wenigsten an, was ich alles in der Zeit deiner Abwesenheit geschafft habe‹‹, sagte ich gelassen und grinste ihn wie ein Honigkuchenpferd an.

      Anerkennend sah er sich im Raum um. Die Hände in den Taschen der Jeans verstaut, wollte er sie wohl vor mir verbergen, denn ich fühlte genau seine immense Unruhe. Etwas in mir begann sich zu räkeln und gierte nach Anerkennung und Klarheit. Ich wollte ein liebes Wort aus seinem Munde hören und trotzdem wurde diese Gier zur Nebensächlichkeit.

      Er kannte mich viel länger, als ich ihn. Alex hatte seit meinem zwölften Lebensjahr über mich gewacht; mal mehr, mal weniger. Wahrscheinlich konnte er meine Reaktionen viel genauer vorhersagen als ich und somit drängte sich mir eine messerscharfe Drohung auf. Es war so offensichtlich, dass er etwas vor mir verheimlichte, das es schon weh tat. Was konnte so schlimm sein, das ich es nicht erfahren durfte? Warum wurde immer ich im Dunkeln gelassen?

      Wie unzählige Blätter im Wind wurde ich aufgewirbelt und rang nach Fassung. Auf keinen Fall durfte er bemerken, das ich etwas erahnte.

      Lässig lehnte ich mich an den Türrahmen und hob eine Braue an. ››Sag ja nichts falsches!‹‹, knurrte ich verführerisch und zwang all den brodelnden Zweifel zur Ruhe. ››Da morgen schon die Möbel kommen, musste es ja gemacht werden. Zu zweit hätte sich das natürlich etwas einfacher gestaltet.‹‹

      Der verspottende Unterton war so vergewaltigend, das es mir schauderte. Eigentlich hatte ich den Streit begraben wollen und jetzt überfuhr mich erneut ein LKW aus Frust. Doch dieses Mal wegen etwas ganz anderem.

      Genervt seufzte er und schaute mich spöttisch an. ››Wie lange soll ich mir das noch anhören? Ich muss ja wissen, wie lange ich auf Durchzug schalten muss.‹‹

      ››Hm, lass mich überlegen‹‹, setzte ich nachdenklich an und nach einer Pause grinste ich, ››die Ewigkeit ist so lang.‹‹

      Da er mir das wirklich sichtlich abkaufte, schüttelte ich resigniert den Kopf und hätte wohl vermutlich auch gerne auf Durchzug geschaltet. ››Das war ein Scherz.‹‹

      Mit einer flüssigen Körperbewegung stand er vor mir und streichelte über meine

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