Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer

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Werwolfsgeheul - Melanie Ruschmeyer

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zwinkerte mir unbemerkt zu. Sicher wollte sie sich Li vorknöpfen. Der arme Mann tat mir jetzt schon irgendwie ein bisschen leid. Nur zu gut kannte ich Josys ganz andere Seite.

      Flora schaute indessen verbissen auf ihre Hände, die in ihrem Schoss ruhten. Sie waren rot angeschwollen und zeugten von den letzten Anzeichen ihrer Wut und Trauer. Kein Blick wanderte zu mir, sie war reglos und ich dachte darüber nach, ob sie vielleicht auf eine bestimmte Reaktion von meiner Seite wartete. Doch als mir nichts einfiel, breitete sich das Schweigen aus wie ein dunkles Tuch.

      Ungewollt lauschte ich ihrem Herzschlag, der sich wieder allmählich beruhigte, wenn auch widerstrebend, so kam es mir jedenfalls vor.

      Es tat mir schon sehr leid, ihr die Teilnahme des Ereignises einfach genommen zu haben. So lange hatte sie sich darauf gefreut, doch eine Geburt kann man nun einmal nicht vorhersehen.

      Die Sonne war bereits untergegangen. Das fade Grau verschmolz mehr und mehr mit dem Schwarz einer gewöhnlichen Nacht. Josys Eigengeruch kroch für den Sekundenbruchteil an mich heran. Sie schien extrem schnell durch das Wohnzimmer zu huschen. Lautlos wollte sie unser Schweigen nicht unterbrechen. Mit einem Klicken schickte sie uns ein Fünkchen Licht ins Dunkel und ich dankte ihr im stillen. Flackernd ging die Außenbeleuchtung an und sandte ihre Schatten zu allen Gegenständen heraus. Noch immer war ich steif wie ein Brett und traute mich nicht die Stille zu durchbrechen. Sie war angenehm und doch beängstigend. Selten hatte ich Flora so ruhig erlebt.

      ››Wie lange ist Alexander eigentlich weg?‹‹, fragte Flora plötzlich und riss mich aus meiner Starre.

      Keiner von uns hatte ihr gebeichtet, warum Alex laufend an Vollmond verschwand. Genauso wie mein kleines Geheimnis war es besser, wenn es so wenige wussten, wie nur möglich. Doch es war nur eine Frage der Zeit bis es letzten Endes auffallen würde. Flora war alles andere als dumm. Sie war sehr scharfsinnig und würde irgendwann von ganz alleine darauf kommen, dessen war ich mir sicher. Ob es dann wirklich so gut war, es ihr verheimlicht zu haben, würden sich dann erst zeigen. Schließlich hatte sie uns eben eine kleine Kostprobe ihrer Wutausbrüche präsentiert. Keiner, auch ich nicht, konnten einschätzten, wie sie es auffassen würde, wenn man ihr wichtige Details mit voller Absicht verheimlichte.

      ››Morgen Mittag nehme ich an‹‹, konterte ich und drehte mich zu ihr um.

      Gegen meine Hoffnung endlich wieder auf einer ruhigen Ebene mit ihr sprechen zu können, sagte sie nichts mehr. Sie schien auf etwas zu warten und langsam wurde mir auch klar worauf.

      Denn als Josy um die Ecke lugte und ein freudiges Grinsen in ihr Gesicht zauberte, sprang Flora sofort auf. Die Vampirwolffamilie schien bereit für neuen Besuch zu sein.

      Todestag

      Die Nacht war endlos lang und eintönig gewesen. Anfangs hatte ich Flora dabei zu gesehen, wie sie überglücklich die Welpen angeschaut und Shila gestreichelt hatte. Die Neulinge waren zusehends muntererer geworden. Zwar waren sie durch ihre Blindheit ziemlich eingeschränkt und konnten noch nicht wirklich spielen und ihre Umgebung erfassen, doch ständig musste ihre Mutter nach ihnen sehen, da sie sich trotzdem vom Korb zu entfernten versuchten. Wie kleine Würmchen robbten sie vorwärts und deuteten bereits jetzt auf ihre geballte Kraft hin.

      Flora hatte mich überhaupt nicht mehr wahrgenommen. Die Faszination in ihren Augen und ihre glückliche Ausstrahlung hatten ihre gesamte Anspannung von zuvor verdrängt.

      Jedoch war es irgendwann an der Zeit gewesen für sie ins Bett zu gehen, schließlich war sie ihrer Schulpflicht verschrieben und stets bemüht diese einzuhalten.

      Ich, für meinen Teil, war wieder einmal die treue Seele gewesen. Als ich in unser gemeinsames Zimmer getreten war und in das pure Chaos blickte, wurde ich wieder weich. Beflügelt von den Ereignissen, versuchte ich mich erneut an meiner Malertätigkeit. Dieses Mal hatte ich auch mehr Glück damit. Die Gefühle waren geglättet und der Kopf frei. Auch wenn ich diese Arbeit nun eher widerwillig tat, freut ich mich auf Alexanders Gesichtsausdruck. Fehler um Fehler wurde ausgeglichen und ich tänzelte auf der Plastikplane zwischen den tückischen Farbklecksen herum. Ungewöhnlich schnell ging es mir von der Hand und ich konnte es nicht glauben, als ich die Wände in ihrer grünen Pracht sah. Was man doch nicht alles vollbringen konnte, wenn der Verstand nicht durch böse Gedanken getrübt wurde!

      Nun stand ich auf dem Balkon und wartete auf ihn. Innerlich schwor ich mir, wenn er auch nur den Hauch von Negativem an meinem Kunstwerk auszusetzen hätte, würde ich ihn eigenhändig auseinander nehmen!

      Der salzige Hauch des Meeres berührte meine nackte Haut, die in ein weißes Kleid gehüllt war. Meine Hände ruhten auf dem Balkonsims. Ich hatte sie in seidige Stoffhandschuhe gehüllt und betrachtete die helltürkisen Blumenverzierungen darauf. Der Silvesterball an dem ich sie zu dem wunderschönen, türkisen Kleid getragen hatte, war schon lange her. Alexander, das wusste ich, war noch immer auf der Suche nach einem sehr guten Schneider. Dieser sollte mir ein neues Abendkleid nähen; eines, was das Andere noch übertraf. Dennoch glaubte ich nicht, das irgendjemand diesen Schatz ersetzten oder gar übertreffen konnte. Zu unser beider Leidwesen hatten wir uns gezwungen gesehen, es während der Flucht hierher zurückzulassen.

      Meine Fingerspitzen, die durch einen seidigen Stoff geschützt waren, zogen den diamantenbesetzten Ring an meiner Silberkette nach und ich musste unwiderruflich lächeln.

      Und als hätte meine Geste seine Aufmerksamkeit erweckt, vernahm ich ihn. Den Klang seiner umwerfenden Lippen, die auf einer Mundharmonika spielten und die frohe Botschaft seiner Rückkehr einläuteten. Die Möwen brachen ihren Flug abrupt ab und schwenkten in die entgegengesetzte Richtung. Einstimmig krähten sie im Rhythmus der mir so bekannten Melodie. Schnell bemerkte ich, wie ich in das Lied mit ein stimmte. Mein Rumpf surrte, als ich zu summen begann.

      Ich suchte den Strand ab und fand einen kleinen Punkt im Westen. Immer größer formte sich eine Silhouette und wenn ich mich genau anstrengte, konnte ich ihn bereits erkennen.

      Die warmen Sonnenstrahlen schienen ihn zu begrüßen und griffen nach seiner Umgebung. Wie eine magische Hülle kündigten sie seine Ankunft an und zauberten glitzerne Diamanten auf das Meer, die sich auf der hellen Haut zu spiegeln begannen.

      Vom Wind erfasst flatterte sein offenes, weißes Hemd und entblößte den perfekten, muskulösen Oberkörper. Er saugte die Wärme in sich auf und genoss jede Sekunde.

      Die Jeanshose hatte er hochgekrempelt, damit er mit seinen blanken Füßen durch das Wasser waten konnte. Das Wellenspiel erfasste seine Knöchel und tauchte sie ein.

      Mittlerweile war er dem Haus so nahe, dass ich seine emotional, geschlossenen Augen und das vom Wind zerzauste, dunkelbraune Haar erkennen konnte.

      Etliche Vögel waren seinem Klang gefolgt und hüpften über den Sand. Wie kleine Zuschauer legten sie verständlich die Köpfe schief und piepsten ihm zu. Es war wie ein Orchester ohne großen Aufwand, nur mit einer kleinen Mundharmonika und dem Gesang von Waldleben.

      Alex blieb vor dem Balkon stehen und brach sein Lied plötzlich ab, jedoch ohne das Instrument von seinen wundervollen Lippen zu nehmen. Die Tierwelt, die er damit immer in Begeisterung für sich vereinnahmte, verschwand. Tier um Tier. Manche Möwen krähten verärgert. Sie verlangten eine Zugabe und flatterten wild um ihn herum. Doch er regte sich nicht. Wartend verharrte er wie eine Fels im Sand, bis auch das letzte Tier aufgab. Seine Lieder waren für sie wie eine Droge. Sie zogen sie an und brachten eine Freude in ihr Herz, die sie nur schwer loslassen konnten.

      Dann öffnete er seine roten Katzenaugen und blickte zu mir auf. Langsam nahm er die Mundharmonika aus seinem Gesicht und

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