Killerwitwen. Charlie Meyer

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Killerwitwen - Charlie Meyer

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geht mir ja auch nichts an, und glauben Sie mich oder glauben Sie mich nich’, dass der Thomas immer am Sonntag mit die Lütten zum Essen kommt, das is’ ja auch nur, weil er sich so ‘ne Polnische zur Frau genommen hat. Und wissen Sie, was dieses Luder macht? Jeden Sonntag, da redet sie doch dem Jungen ein, das sie wieder ihre Migräne hat und gar nichts machen kann, und der Dämlack, der glaubt sie das auch noch. Das is’ ja man so ’n ganz Sensibler, mein Thomas. Und wenn er dann wieder nach Hause kommt mit die Lütten, dann flegelt sich das Luder doch immer noch im Bette rum, und er muss noch mal los und von der Tankstelle ‘ne Pulle Wein holen, weil sie sich dann besser tut entspannen können. Migräne! Das is‘ ja lachhaft. Ich sag’ nur: Hempels unterm Sofa! Jochen, nu is‘ er auch schon seit vier Jahren unter die Erde, also mein Jochen, der sagte immer, wie man sich bettet, so liegt man. - Aber jetzt muss ich mal weiterschrubben. Am Wochenende, da sollen es nämlich über dreißig Grad werden, hat die Frau vom Heinrich gesagt. Sie wissen schon, von meinem Schwager seinem Bruder die Frau und die is’ ja man so ’ne Spökenkiekerin. Und was die in die Glotze immer sagen, da können Sie ja nu gar nichts mehr drauf geben. Heute Nachmittag, da will ich denn noch schnell mal nach dem Friedhof, die Margrittens pflanzen und mein Männeken begießen. Der vertrocknet mich ja sonst noch. Vier Jahre is‘ er nu schon da oben. Wie doch die Zeit vergeht! Und wissen Sie was, mein Jochen, das war doch ’n nobler Mann. Zu alle Welt immer freundlich, und die Wilcke von der Heinestraße, Sie wissen doch, die bucklige Alte, die damals auf der Kastanienallee vom Auto überfahren wurde, also die hat schon vor vierzig Jahren zu mich gesagt: Täubchen, sagte die, mit deinem Jochen, da hast du doch ‘nen großen Treffer gelandet. – Übrigens, auf ’m Markt, da gibt‘s die Margrittens für fuffzig Cent das Stück. Is’ ja schon büschen spät für Stiefmütterchen und nu, wo ich letzte Woche das Efeu rausgerissen hab’, das sieht ja man so schofelig aus – da is‘ es mir doch reinweg zu nackicht auf meinem Jochen. Obwohl der immer gesagt hat: Ilsekind, du kannst mich alles ins Haus holen aber keine Margrittens nich’, weil davon läuft mich doch nur der Rüssel. Aber glauben Sie mich, jetzt läuft dem sein Rüssel nich’ mehr, da kann ich auch Margrittens pflanzen. - Und da wir gerade beim Friedhof sind, was glauben Sie wohl, was der Jochen jetzt für Nachbarn hat? Also, da muss ich mal von vorn anfangen. Sie kennen doch dem Bauer Hippel sein Bohnenfeld, das an den Friedhof grenzt. Ja, nich’? Also, die Frau von dem Ollen, die is’ doch vorm Jahr mit ’nem Tommy durchgebrannt von der Kaserne da oben – nach Oldenburg sollen die gezogen sein. Und der Olle hat sich dann ´ne Jungsche angelacht. Und die hat nu sein ganzes Geld durchgebracht und is’ dann mit dem Bruder von der Frau des Hippel, die wo nach Oldenburg is’, ebenfalls durchgebrannt, und der Olle is’ nu pleite und musste sein Feld an die Stadt verkaufen, weil er die Hyptheken auf’s neue Haus nich’ zahlen kann. Und die Stadt, die macht nu den Friedhof größer, und zwar genau neben meinem Jochen sein Grab. Die Bohnenstrunke sind umgepflügt, und nu sind da schon drei neue Gräber. Von heute auf morgen. Und jetzt halten Sie sich fest. Wissen Sie, was auf den Grabsteinen steht? Klöppel!!! Nu gucken Sie, was? Da soll mich doch der Deibel holen, wenn die nich’ in das Barackenlager oben am Ribbenkopp gehörten. Na, nu tun Sie man nich’ so dämlich, ich meine die, wo ihr Hermann immer zu seiner Gaitana hinging. Die hießen doch auch alle Klöppel! Und jetzt liegt mein Jochen genau neben diese Leute, das muss ’n Mensch doch erst mal verkraften tun! Nee, nee, Sie brauchen gar nichts zu sagen. Sie und Ihre liberalen Ansichten, die kenn’ ich schon, aber ich weiß besser, was das für ’n Pack is. Wissen Sie noch, wie ich in die Sechziger im Konsum an der Ecke gearbeitet hab’? Damals kamen die vom Ribbenkopp immer zum Einkaufen dahin, die Frauen, die wurden vorgeschickt mit ’nem vollen Korb an die Kasse, und die Männer sind hinterhergedackelt mit ihren schwarzen Augen, aber ob Sie‘s glauben oder nich’, wenn die ganze Sippschaft rausging, dann beulten sich bei die Männer unten an den Beinen die Pluderhosen immer so auf, wissen Sie, irgendwie eckig sah das aus, und einmal, da riss das Gummi bei einem der Kerls und haste was, biste was rutschten dem doch zwei Weißbrote aus der Hose. Was sagen Sie nu? Und es is’ ja man nich’ so, dass ich was gegen die Ausländers habe, gar nichts hab’ ich gegen die, aber die oben am Ribbenkopp, das is ‘ne andere Chose. Na ja, mein Jochen, der hat schon zu Lebzeiten immer gesagt: Mein Gott, Ilsekind, was haben wir aber auch immer Pech mit den Nachbarn. Und nu erst recht. Nu wird er sich im Grabe umdrehen. - Is’ das mein Telefon? Ja? Na, das wird wohl mal wieder mein Thomas sein, der Döskopp, ob er am Sonntag mit die Lütten kommen kann, wegen der Migräne von seiner Polnischen. Wissen Sie was, richtig miesepetrig sehen Sie aus, das is‘ mich vorhin gar nich‘ so aufgefallen. Und so geschwollen unter die Augen. Haben Sie nich’ gut geschlafen? Nu, nu ich komm ja gleich. Tschüsschen, Frau Nichterlein, vielleicht sollten Sie sich ’n büschen hinlegen. Die Monika, die soll sich ja auch ‘ne Grippe geholt haben, Sie wissen schon, die Mittlere von Schröders, die wo die Kleine gestorben is’ und das Würmchen im Pathologischen gelandet is’, weil die Nachbarn bei der Polizei gesagt haben, der ihr Freund, der soll’s tot gemacht haben. Jetzt sitzt sie beim Aldi an der Kasse.“

      Unvermittelt schnellten die grünen Triebe der Hecke wieder zusammen, Kopf und Kopftuch verschwanden, Schritte trappelten auf die Terrasse, eine Tür knarrte, das Schrillen des Telefons wurde lauter, dann, peng, klappte die Tür energisch zu, und das Schrillen wurde zum leisen Schnarren und verstummte schließlich.

      „Grundgütiger“, murmelte Emmi erschlagen und schwankte auf ihrem Trittstein mitten im Steingarten. „An die werd’ ich mich mein Lebtag nicht gewöhnen.“ Wie konnte der Allmächtige einer so gut aussehenden Frau nur ein so schreckliches Mundwerk angehext haben. Kein Wunder, dass jeder zurückschreckte, sobald ihre Zunge loslegte.

      Und dann begann, wie immer, der Ärger an ihr zu nagen. Miesepetrig sah sie also aus, und die neue Bluse war ein Ladenhüter. Hermanns Gaitana musste die Olle natürlich ebenfalls erwähnen. Und dann der Seitenhieb mit den Kindern und ihren seltenen Besuchen. Diese alte Hexe mit den Grübchen in den Wangen und den tadellosen Zähnen. Bekam die Taube etwa Altersflecken oder Rettungsringe um die Taille? O nein, alle im Birkenpfuhl jammerten, nur sie nicht. Sie sah immer noch so aus wie vor zwanzig Jahren und war lediglich geschrumpft. Nicht einmal die dunklen Haare wollten sich grau färben. Die Blum mit ihrem Glatzkopf und den aufgeschwollenen Lippen bekreuzigte sich sogar hinter ihrem Rücken und murmelte neidvoll etwas von Zauberei, während sich der alte Brunner in aller Öffentlichkeit dafür aussprach, in der Sackgasse einen Scheiterhaufen für Lästermäuler zu errichten.

      „Aufs Rad flechten“, sagte Emmi grimmig. „Oder ersäufen!“

      Sie stapfte wütend in den Keller und füllte die Gießkanne zum dritten Mal.

      „Es gibt keine Werte mehr in der Welt“, brummelte sie und goss die Gänsekresse und ihre Zehen.

      Erst als im Steingarten das Wasser kaskadenartig über die Trittsteine rann, stellte sie die leere Gießkanne ab und stapfte immer noch wütend den Gartenweg hinunter. Den Birnbaum auf der kleinen Rasenfläche brauchte sie nicht mehr zu gießen, er sollte ohnehin gefällt werden und seit ihrem halbherzigen Versuch mit der rostigen Säge im letzten Herbst streckte nur noch ein mannshoher Torso anklagend ein paar Armstümpfe gen Himmel, aus denen lange grüne Triebe sprossen.

      Wenn David kommt, dachte sie vage und pflückte die letzten reifen Erdbeeren von den Büschen am Fuße der Ligusterhecke. Die meisten hatten sowieso schon die Schnecken gefressen, vor allem die großen roten Nacktschnecken, die unter den Füßen so eklig zerplatzten, wenn man auf sie trat. Letztes Jahr war sie erst böse ausgerutscht, und ab und an tat ihr immer noch das Handgelenk weh. Seitdem stellte sie biergefüllte Schälchen aus, aber den Schnecken schmeckten die Erdbeeren offensichtlich viel besser als das Bier. Ob sie vielleicht die falsche Sorte kaufte? Oder lebten heutzutage auch die Schnecken gesundheitsbewusster und nahmen Rücksicht auf ihre Leber? Hatten sie überhaupt eine Leber? Emmi runzelte nachdenklich die Stirn und betrachtete die Erdbeeren in ihrer Hand. Wenn sie die Nachzügler nicht in den Mund, sondern in eine Schale sammelte, könnte es für Sonntag vielleicht für zwei kleine Torteletts reichen. Erdbeertorteletts mit frisch geschlagener Sahne. Lecker!

      „Lass das“, sagte sie streng. „Oder willst du ein Fettkloß werden?“

      Die

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