Rabenflüstern. Philipp Schmidt

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Rabenflüstern - Philipp Schmidt

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geblieben war.

      »Heil dem einzig Wahren!«, schallte eine Stimme weit über ihnen.

      »Und König Theodosus!«, rief Sedain zurück.

      Kraeh atmete auf, als er unter dem Gitter hindurch war. Die List schien aufzugehen.

      Im Innenhof erwartete sie ein hünenhafter Mann in rotem Mantel, gleich dem Sedains. Hinter ihm standen gut zwanzig Mann in Waffen. Kraehs Augen suchten die Mauern ab, überall standen kampfbereite Soldaten; mindestens ein Drittel, schätzte er, trug Bögen. Katapulte und Speerschleudern standen bereit, schnell gespannt zu werden. Die ganze Besatzung der Feste hatte sich auf einen Angriff vorbereitet. Sedains Blick traf den Kraehs.

      »Ihr kommt spät, Leodinis«, sagte der Hüne an Sedain gewandt. »Unsre Späher haben berichtet, dass die Armee Brisaks ausgezogen sei.« Er stieß ein dröhnendes Lachen aus, dem sich einige der Männer hinter ihm anschlossen. »Diese Narren dachten wohl, wir würden sie nicht bemerken. Gab’s Probleme unterwegs?«

      Sedain schüttelte den Kopf.

      »Bringt die Wagen in die Ställe.«

      Der Halbelf winkte, woraufhin die verkleideten Krieger die Gäule antrieben. Auf Kraeh wirkten ihre Bewegungen zu nervös und sie zögerten ein wenig zu lange, ehe sie den richtigen Weg einschlugen. Die Sache würde schiefgehen. Oben auf den Zinnen gähnte ein Bogenschütze, zwei unterhielten sich auf ihre Piken gelehnt hinter vorgehaltener Hand über die Regeln eines Würfelspiels. Das Gefühl von Lebendigkeit durchströmte Kraehs Adern.

      Sedain war mit der Vorhut stehen geblieben. Den Kopf gesenkt vermied er einen jeglichen Augenkontakt. Der erste von den acht Wagen hatte die Stallungen erreicht und verschwand nun im Inneren. Ein Spion hatte ihnen berichtet, es gäbe einen Weg, der den Stall mit dem Überbau des Tores verband, von dem aus das Fallgitter heruntergelassen und hochgezogen wurde.

      Kraeh hatte sich zurückfallen lassen und stand seitlich vor dem feindlichen Hauptmann.

      »Hey, Leodinis, du hast da Blut an …«, sagte dieser gerade. – Sie waren aufgeflogen.

      Kraeh machte einen Satz vorwärts aus der Reihe heraus, zog ein Schwert unter einer Decke hervor und ließ es durch die Luft sausen. Knapp vor der Kehle des Hauptmannes kam es zum Stehen. Mit der anderen Hand packte er ihn an der Schulter. Für einen Moment regte sich nichts, dann rief Kraehs Gefangener. »Macht sie nieder!«

      Plötzlich überschlugen sich die Ereignisse. Die Männer auf den Zinnen wandten sich um spannten ihre Bögen, während die unten stehenden Krieger beider Seiten ihre Schwerter aus den Scheiden rissen. »Vorwärts!«, schrie Kraeh, den Hauptmann als lebendes Schutzschild vor sich haltend. Dann surrten Pfeile durch die Luft. Den Männern Brisaks gelang es, vier der Wagen unter das Dach der Stallungen zu schaffen, die übrigen wurden mit Pfeilen gespickt. Schmerzensschreie füllten den Innenhof, als die durchbohrt wurden, die es nicht rechtzeitig aus ihren Verstecken auf den Wagen geschafft hatten. Kaum war der Kampf entbrannt, war er auch schon vorüber. Nur wenige hatten die Klingen gekreuzt, jeder war, so schnell er konnte, unter das schützende Dach gerannt. Sedain war von einem Pfeil aus dem Sattel geworfen worden, woraufhin Kraeh – den leblosen, mit Pfeilen übersäten Körper des Hauptmannes beiseiteschleudernd – und ein weiterer Mann ihm zu Hilfe geeilt waren. Die feindlichen Soldaten waren unter dem Beschuss ihrer eigenen Kameraden zurückgewichen. Sedain stützend war es den dreien mit letzter Kraft gelungen, sich in den Stall zu retten.

      Mehr als die Hälfte der Eindringlinge war bereits tot oder wurde im Moment aufgespießt. Auf Kraehs Anweisung hin wurde die Tür, die sie von den mordenden Soldaten trennte, zugestoßen und mit allem, was sie an Inventar finden konnten, verrammelt. An einen Balken gelehnt verschnauften Sedain und Kraeh einige Atemzüge lang, während draußen Rufe nach einem Rammbock erklangen.

      »Ein hervorragender Plan«, stöhnte Sedain und brach den Pfeil ab, der ihm in der Schulter steckte.

      »Danke Leodinis«, sagte Kraeh, auf gleiche Weise mit einem Pfeil in seinem Oberschenkel verfahrend, »aber das Beste kommt jetzt.« Keuchend richtete er sich auf. Kein Wort der Klage kam über die Lippen des Dutzends grimmig dreinblickender Krieger. Sie warteten still, einige mit bloßen Händen damit beschäftigt, die Blutungen ihrer Wunden zu stoppen. »Holt das Öl. Und ihr« Kraeh deutete auf die wenigen Unverletzten, »sucht einen Weg, der uns hier herausbringt.«

      Obwohl nur vier Wagenladungen zur Verfügung standen und einige der Tonamphoren in Scherben lagen, würde es ausreichen, dachte Kraeh. Als einer der Krieger Kraehs Schwert fand und es ihm reichte, nickte er erleichtert. Es war ein Geschenk Brans, ein gut geschmiedeter Anderthalbhänder, bestens ausbalanciert und mit einem für seine Länge außergewöhnlich geringen Gewicht.

      Die hölzernen Wände und Balken wurden mit dem Öl übergossen, während es im Takt gegen die Tür donnerte. Nicht mehr lange und die Barrikade würde nachgeben, schon flogen Späne und Splitter umher, Pferde wieherten in ihren Boxen und bäumten sich auf.

      Da hatte Sedain einen Einfall. Er riss ein Stück Stoff von seinem Umhang und tränkte es in der Flüssigkeit, deren Geruch den Raum schwängerte. Eilig knotete er den Fetzen um einen aufgelegten Bolzen. Er suchte einen Spalt in der Wand, entzündete den Stoff mit einem Feuerstein und schoss auf eine Lache, die sich unter einem der Wagen im Innenhof gebildet hatte. Die Soldaten ließen von der Tür ab, als sich der Wagen zischend in Brand setzte.

      Kurze Zeit später kamen die, die Kraeh ausgeschickt hatte, zurück. »Weiter hinten gibt es eine Treppe, die ins Innere der Mauer zu führen scheint.«

      »Also los«, sagte Kraeh, »bevor die Narren da draußen auf die gleiche Idee kommen.« Blut rann ihm von seinem Streifschuss den Hals hinab. Er wartete, bis Sedain, den zwei Männer stützen mussten, an ihm vorbei war, und holte Zunderbüchse und Feuerstein aus einer Tasche. Als der Zunder brannte, ließ er ihn fallen. Ohne sich umzuschauen, rannte er, ungeachtet der Schmerzen in seinem Bein, den anderen hinterher. Hitze breitete sich hinter ihnen aus, als sie die Treppe hinter sich hatten und in einen engen Gang einbogen. Wegen der niedrigen Decke mussten sie geduckt laufen. Wo Sedain die Wände streifte, hinterließ er Blutspuren.

      Beißender Rauch fraß sich in ihre Lungen. Schließlich erreichten sie mehr tot als lebendig eine eisenbeschlagene Tür. Gegen seine Gewohnheit dankte Kraeh den Göttern, dass sich die Tür als unverriegelt erwies. Er hatte jedoch nicht viel Zeit dafür, denn in dem engen Raum wurden sie von drei Männern erwartet, die sofort zu ihren Waffen griffen. Bis Kraeh über die Schwelle trat, war die Besatzung ebenso wie ein weiterer seiner Kämpfer bereits in die nächste Welt befördert worden.

      Er schloss die Tür hinter sich, schob den Riegel vor und machte sich unverzüglich an dem Seilzug zu schaffen. Mit vereinten Kräften gelang es den Überlebenden schließlich, das schwere Fallgitter ächzend hochzuziehen.

      Sedain war zu schwach, um ihnen zu helfen. Er lehnte an einer Wand und sah durch eine Schießscharte. »Sie kommen«, brachte er schmerzverzerrt hervor.

      Das gerodete Land vor der Feste war auf einmal in hektischer Bewegung. Die Feuersbrunst hatte bereits die oberen Wehrgänge erreicht und arbeitete sich nun an der Balustrade des großen Turms hoch. Die Flammen, die an allem, was ihnen als Nahrung diente, leckten, spiegelten sich in den Waffen und Rüstungen der kleinen Armee, die aus den Wäldern auf die Ebene sprengte. An ihrer Spitze ritten Berbast und Maet. Zum ersten Mal war Kraeh erfreut über den Anblick des verschlagenen Nachbarfürsten, der offensichtlich Wort gehalten hatte.

      Vereinzelte Pfeile durchschnitten die Luft, doch sie konnten den Angriff nicht mehr aufhalten. In dem Augenblick, da Berbasts Streitross unter ihnen hindurchdonnerte, traten Kraeh und seine verbleibenden Männer

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