Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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er solle sich schon mal ein neues Auto aussuchen, sie würd’ es bezahlen.«

      »Na, das scheint mir ja ein rechtes Früchtchen zu sein«, sagte Sebastian. »Woher kommt sie überhaupt? Und warum macht sie Urlaub bei uns?«

      »Frau Heilmann stammt aus Pfarrkirchen und hat ein Zimmer auf dem Granzingerhof gemietet.«

      Der Bergpfarrer schaute nachdenklich vor sich hin.

      Irgendwas stimmt da nicht, überlegte er. Wenn diese Frau Heilmann wirklich so begütert war, warum mietete sie sich dann auf einem Bauernhof ein? Abgesehen davon paßte es, nach allem, was er über diese Frau gehört hatte, gar nicht zu ihr, daß sie ihre Ferien ausgerechnet im Wachnertal verbringen wollte. Solche Leute fuhren doch eher in die Urlaubsorte, wo sich die Schönen und Reichen tummelten und sie zeigen konnten, wie dick ihr Bankkonto war.

      Es mußte also einen besonderen Grund haben, daß die Frau mit so einer bescheidenen Unterkunft vorlieb nahm.

      Aber welchen?

      Sebastian Trenker hatte keine Ahnung, daß er diesen Grund schon sehr bald erfahren würde.

      *

      Jochen Kranzler schreckte aus einem leichten Dämmerschlaf hoch, als die Nachtschwester in das Bereitschaftszimmer kam und den jungen Arzt weckte.

      »Tut mir leid, Herr Doktor«, sagte sie, »aber die Patientin von der Vierzehn verlangt nach Ihnen…«

      »Ach, net schon wieder!« stöhnte Jochen und fuhr sich durch das kurze schwarze Haar. »Was hat unser ›Star‹ denn jetzt für Probleme?«

      »Frau Heilmann behauptet, ihr Nackenwirbel sei angebrochen«, antwortete Schwester Kathrin und mußte an sich halten, um nicht laut loszuprusten. »Ich hab’ versucht, es ihr auszureden, aber sie besteht darauf, daß Sie nach ihr sehen.«

      Die Schwester zuckte hilflos die Schultern.

      »Na ja, was soll ich da machen? Immerhin ist sie Privatpatientin beim Professor.«

      »Schon gut, Schwester«, winkte der Arzt ab. »Sie können ja nix dafür.«

      Seufzend streifte er seinen Kittel über.

      Privatpatientin – da mußte er jeder Laune entsprechen, ob er wollte oder nicht. Immerhin zahlte sie ja dafür.

      Allerdings mochte er es auch mal so gut haben und mit dem Geld um sich werfen können. Das Leben war einfach ungerecht!

      Er ging über den Flur und blieb vor der Tür des Krankenzimmers stehen. Nach einem kurzen Anklopfen trat er ein.

      Iris Heilmann saß aufrecht in ihrem Bett. Der Fernsehapparat war eingeschaltet. Um den Hals trug die junge Frau einen Stützverband, das schöne Gesicht wurde von ein paar blutverkrusteten Schrammen verunziert.

      »Da bin ich, Frau Heilmann«, sagte Jochen Kranzler. »Was kann ich für Sie tun?«

      Iris machte eine klägliche Miene. »Gott sei Dank, Herr Doktor, da sind Sie ja endlich«, jammerte sie. »Ich warte ja schon eine Ewigkeit!«

      »Tut mir leid«, erwiderte er. »Aber es gibt noch andere Patienten, um die ich mich kümmern muß.«

      Daß es in dieser Nacht ungewöhnlich ruhig auf der Station war und er gerade ein wenig geschlummert hatte, mußte die Frau ja nicht wissen.

      »Was fehlt Ihnen denn?« fragte er.

      »Mein Hals«, sagte Iris Heilmann. »Er tut fürchterlich weh. Bestimmt ist ein Wirbel gebrochen.«

      Der junge Arzt hatte am frühen Abend die Station übernommen und gleich schon von seinem Kollegen erfahren, wer die Frau war. Natürlich hatte er sich die Krankenunterlagen angesehen und wußte über ihren Zustand Bescheid.

      »Das kann net sein, Frau Heilmann«, antwortete er. »Sie sind gründlich geröntgt worden. Dabei wurden keinerlei Verletzungen im Halswirbelbereich festgestellt. Die Schmerzen rühren von dem Schleudertrauma her, das Sie sich bei dem Aufprall zugezogen haben. Manchmal treten sie erst in ein paar Tagen auf, manchmal eben früher oder auch gar net. Sie sind eine ganz normale Begleiterscheinung und müssen Sie net beunruhigen. Ich werde der Schwester sagen, daß sie Ihnen ein Mittel dagegen gibt, und dann werden S’ ruhig schlafen können.«

      Er deutete auf das Fernsehgerät.

      »Vorausgesetzt, Sie schalten das ab.«

      Um sie zu beruhigen, nahm er das Handgelenk der Patientin und fühlte den Puls.

      »Das ist in Ordnung«, sagte er zufrieden und trug den Wert in das Krankenblatt ein. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«

      »O ja«, nickte Iris Heilmann, wobei ihr Hals plötzlich nicht mehr zu schmerzen schien, so energisch war die Bewegung, »ich hab’ immer noch kein Telefon, obwohl ich schon mehrfach darauf hingewiesen habe. Dabei muß ich dringend telefonieren. Könnten Sie nicht dafür sorgen, daß ich mein Handy bekomme? Bitte, Herr Doktor.«

      Sie zog einen Schmollmund, doch Jochen Kranzler blieb unerbittlich.

      »Tut mir leid«, sagte er. »Handys sind im Krankenhaus verboten, und da machen wir auch für Privatpatienten keine Ausnahme. Ihr Anruf wird wohl noch bis morgen warten können. Ich bin sicher, daß sich die Schwester vom Frühdienst gleich darum kümmern wird, daß Sie einen Apparat auf das Zimmer bekommen. Es hat Komplikationen mit der Anlage gegeben, aus den anderen Zimmern kann auch net telefoniert werden. Aber unser Techniker arbeitet daran.«

      Er wollte das Zimmer verlassen, aber Iris hielt ihn noch einmal auf.

      »Könnten Sie dann nicht diese Nummer anrufen?« bat sie und wedelte mit einem Zettel, der auf dem Nachtkästchen gelegen hatte. »Es wäre wirklich sehr wichtig. Mein Verlobter wohnt in St. Johann in einer Pension. Er weiß noch gar nicht, was geschehen ist.«

      Der Arzt war erstaunt. Bei ihrer Einlieferung war die Frau gefragt worden, ob jemand verständigt werden sollte. Sie hatte verneint.

      »Ach, da war ich doch noch ganz durcheinander von dem Unfall«, behauptete sie jetzt. »Bitte, Herr Doktor, tun Sie mir den Gefallen.«

      Jochen Kranzler nahm den Zettel und schüttelte dabei leicht den Kopf. Er würde veranlassen, daß am nächsten Morgen diese Nummer angerufen und Frau Heilmanns Verlobter benachrichtigt wurde.

      Aber ganz gewiß nicht jetzt – zu nachtschlafender Zeit!

      *

      Die anderen Gäste der Pension schliefen noch, als Familie Lennard und Thomas Brandmayr im Frühstücksraum zusammentrafen. Ria Stubler hatte Kaffee und Tee in Warmhaltekannen bereitgestellt, Brote und Aufschnitte standen zur Bedienung auf dem Tisch, und Vesperpäckchen und Thermoskannen warteten darauf, eingepackt zu werden.

      Die Ausflügler trugen Wanderkleidung; feste Schuhe, Windjacken und Hosen, und zur Ausrüstung gehörten natürlich auch Hüte gegen die Strahlen der Sonne, die in den Bergen besonders intensiv waren. Die beiden Männer hatten auch ihre Fotoapparate mitgenommen, denn dieses Erlebnis sollte natürlich für spätere Erinnerungen festgehalten werden. Jetzt saß man am Tisch, unterhielt sich gedämpft und nahm ein kleines Frühstück ein. Alle waren voller gespannter und freudiger Erwartung, und besonders

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