Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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einem Blick auf die Uhr. »Wir wollen Pfarrer Trenker ja net warten lassen.«

      Sie packten die belegten Brote und Thermoskannen in die Rucksäcke, zogen die Jacken über, setzten die Hüte auf und verließen auf leisen Sohlen die Pension.

      Draußen war es noch recht kühl, doch das würde sich rasch ändern, wenn die Sonne aufgegangen war. Jetzt zeigte sich am östlichen Horizont gerade erst ein glutroter Schimmer.

      Die vier Wanderer gingen bis an die Straßenecke, auf der anderen Seite kam ihnen schon Sebastian Trenker entgegen.

      »Grüß Gott«, begrüßte der Geistliche sie und reichte jedem die Hand. »Wie ich seh’, sind S’ bestens ausgerüstet. Dann kann’s ja losgehen.«

      »Wie lang’ werden wir brauchen, bis wir die Almhütte erreicht haben?« erkundigte sich Franz Lennard.

      »Na, so bis zum Mittag werden wir’s geschafft haben«, antwortete Sebastian. »In den Bergen sind die Entfernungen anders, als wenn man eine gerade Strecke geht. Außerdem wollen wir uns ja Zeit lassen und die Schönheiten der Natur genießen.«

      Sie verließen das Dorf und wanderten über den Höllenbruch zur Hohen Riest hinauf. Hier begann der eigentliche Bergwald, hinter dem sich die Wege kreuzten, die zu den verschiedenen Almen hinaufführten. Hölzerne Wegweiser gaben die jeweiligen Richtungen an.

      Schon jetzt waren Franz Lennard und Thomas Brandmayr eifrig damit beschäftigt, jedes sich bietende Motiv zu fotografieren, wobei es bei dem jungen Burschen meistens Bianca war, die er dabei im Sucher hatte.

      Das Madel war glücklich.

      Am Abend zuvor hatten Bianca und Thomas noch sehr lange vor dem Haus gestanden. Zu neu und aufregend war ihre Liebe, als daß sie so schnell hätten auseinandergehen können – dabei war es ja nur eine Wand, die sie trennte.

      Bianca lag schon seit dem ersten Kuß am Achsteinsee die Frage auf dem Herzen, ob es jemanden in Thomas’ Leben gab, den sie fürchten mußte.

      »Ich liebe dich von ganzem Herzen«, hatte sie gesagt. »Und ich wär’ unendlich traurig, wenn sich herausstellte, daß es nur ein Urlaubsflirt für dich ist…«

      Thomas hatte sie in seine Arme genommen, und der Blick, mit dem er sie anschaute, konnte nicht lügen.

      »Es gibt niemanden«, erwiderte er. »Natürlich bist du net das erste Madel in meinem Leben. Aber ich versichere dir, daß ich noch keine Frau so geliebt hab’ wie dich. Ich würd’ dir niemals wehtun können, und wenn’s eine andere gäbe, dann hätt’ ich’s niemals so weit kommen lassen zwischen uns.«

      Nach diesen Worten küßte er sie zärtlich, und Bianca war überzeugt, daß er die Wahrheit sagte.

      »Schauen S’«, sagte Sebastian und deutete auf ein Waldstück auf der anderen Seite der Wiese, über die sie gerade gingen.

      Aus dem Dickicht trat ein stolzer Hirsch mit einem gewaltigen Geweih. Vorsichtig blickte sich das Tier um und schritt dann majestätisch weiter, als es keine Gefahr witterte. Die fünf Wanderer hatte es nicht bemerkt.

      »Jetzt, in der Morgendämmerung, ist die Zeit, wo Hirsche und Rehe auf Nahrungssuche gehen«, erklärte der Bergpfarrer. »Da hat man die beste Gelegenheit, sie zu beobachten.«

      »Wunderschön«, freute sich Heidrun Lennard über den Anblick.

      Inzwischen kroch die Sonne langsam hinter dem Horizont hervor. Nicht mehr lange, und sie würde ihre volle Kraft entfalten.

      Sebastian hatte seine Begleiter während des Aufstiegs mit kleinen Geschichten unterhalten und sie immer wieder auf Besonderheiten aufmerksam gemacht. Nachdem sie beinahe drei Stunden unterwegs waren, gab er das Zeichen zur Rast.

      Der Bergpfarrer hatte ein schönes Plätzchen ausgesucht, von dem sie einen herrlichen Blick hinunter ins Tal hatten. St. Johann nahm sich aus wie das Dorf in einer Spielzeuglandschaft, und der Blick ging weiter über das Wachnertal.

      Die Wanderer hatten ihre Jacken ausgezogen, lediglich ihre Hüte behielten sie auf, und öffneten ihre Rucksäcke.

      »Wenn’s net reichen sollt’ – ich hab’ genug zu essen mit«, sagte Sebastian.

      Sophie Tappert, seine Haushälterin, packte ihm immer viel zuviel ein, wenn der Geistliche eine Bergtour unternahm. Die gute Seele des Pfarrhaushalts hatte immer eine fürchterliche Angst, Hochwürden könne sich in den Bergen verirren, dann sollte er wenigstens nicht verhungern.

      Natürlich war diese Angst völlig unbegründet. Seit jungen Jahren war Sebastian Trenker in den Bergen zu Hause. Sein Spitzname rührte ja nicht von ungefähr. Kaum jemand kannte sich besser hier droben aus als er. An die Kenntnisse des Geistlichen reichte vielleicht noch der alte Alois Vinger heran, der bis vor einiger Zeit noch Leiter der Bergrettung gewesen war. Der gute Hirte von St. Johann hatte seinerzeit mit ihm zusammengearbeitet, als er als Bergführer tätig war und sich so sein Studium finanzierte.

      Herrlich schmeckten die Brote in der freien Natur. Dazu dampften Kaffee und Tee in den Bechern, und nach dem Aufstieg hatte man ordentlich Appetit.

      Sebastian hatte amüsiert beobachtet, daß Bianca Lennard und Thomas Brandmayr sich immer wieder verstohlen berührten, wenn sie glaubten, daß gerade niemand hinschaute.

      Hatte der Bursche also Glück gehabt. Bei seinem Besuch in der Kirche hatte er so von dem Madel geschwärmt, und nun hatte es ihn offenbar erhört.

      Allerdings schienen sie ihre Liebe noch nicht so offen zeigen zu wollen. Sebastian vermutete, daß Franz Lennard der Grund war. Biancas Vater, das war ihm schon in der Kirche aufgefallen, schien nicht sehr glücklich über die Anwesenheit des jungen Mannes.

      Indes hatte er es nicht verhindern können, daß seine Tochter sich in Thomas verliebte. Und Sebastian fand, daß die beiden sehr gut zusammenpaßten.

      *

      Gegen Mittag erreichten sie die Kandererhütte. Sie lag malerisch in einer Senke, alt und verwittert. Auf den Hängen standen Ziegen und Kühe, bewacht von zwei Hütehunden. An den Tischen und auf der Terrasse saßen schon zahlreiche Wanderer, die über andere Wege heraufgekommen waren.

      Unterwegs hatten Sebastian und seine Begleiter sich schon an einem Gebirgsfluß erfrischt, dessen kühles, kristallklares Wasser ihren Durst löschte. Aber jetzt freuten sie sich auf ein großes Glas frischer Alpenmilch.

      Franz Thurecker, der Senner der Kandereralm, grüßte schon von weitem, als er den Bergpfarrer erkannte.

      »Grüß Gott, Hochwürden, schön, daß Sie mal wieder heraufschau’n«, sagte er und begrüßte auch die anderen herzlich.

      Der Alte, der mit seinem Rauschebart wie ein Senner aus dem Bilderbuch aussah, lebte schon sein ganzes Leben hier oben. In der Einsamkeit der Berge, nur in Gesellschaft seiner Tiere, fühlte sich Franz am wohlsten. Es war ihm schon ein Grauen, in den Wintermonaten, nach dem Almabtrieb, ins Tal hinunter zu müssen. Kaum daß der Schnee geschmolzen war und sich die ersten Knospen zeigten, zog es ihn wieder hinauf.

      »Suchen S’ sich nur einen Platz«, sagte er zu den Wanderern. Ich bring’ Ihnen gleich was zu trinken.«

      Sebastian blickte sich um. Die meisten Gäste waren bereits mit Essen und Trinken versorgt, ansonsten hätte der Geistliche Franz

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