Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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tippte auf ein paar Ziffern, die auf einem Zettel standen, der unter einer durchsichtigen Plastikklappe steckte.

      Iris sagte gar nichts mehr. Sie lauschte in den Hörer und vernahm das Freizeichen.

      »War’s das?« fragte Schwester Christel.

      Die Frau im Bett nickte stumm.

      Na, da hast du dich ja schön blamiert, dachte sie. Im Schwesternzimmer werden sie sich ausschütten vor Lachen über die eingebildete Gans, die zu dumm ist zum Telefonieren.

      Nachdem die Schwester gegangen war, wählte sie erneut die Nummer der Pension und wartete, daß sich jemand meldete.

      »Guten Tag, mein Name ist Iris Heilmann«, sagte sie schließlich. »Könnte ich wohl meinen Verlobten sprechen? Thomas Brandmayr. Er wohnt doch bei Ihnen?«

      Einen Moment herrschte noch Schweigen am anderen Ende der Leitung, so daß sie schon glaubte, die Frau habe sie nicht verstanden.

      »Ja, der Herr Brandmayr wohnt hier«, hörte sie endlich die Stimme wieder. »Aber der ist gar net da. Er unternimmt eine Bergtour.«

      »Eine Bergtour? Wie lange dauert denn so etwas?«

      »Tja, das ist schlecht zu sagen. Aber vorm Abend werden die Herrschaften wohl kaum zurück sein.«

      Iris runzelte die Stirn.

      Herrschaften?

      Sie hatte angenommen, Thomas wäre alleine in den Urlaub gefahren. Aber vielleicht hatte er sich ja einer Wandergruppe angeschlossen.

      »Wissen Sie, ich hatte einen Verkehrsunfall und liege hier im Krankenhaus in der Kreisstadt«, sagte Iris. »Würden Sie das meinem Verlobten gleich ausrichten, wenn er zurück ist? Es ist sehr wichtig.«

      »Aber freilich«, antwortete Ria Stubler. »Sind S’ denn schwerverletzt?«

      Ursprünglich hatte sie ja vorgehabt, Thomas zu überraschen. Da sie jetzt im Krankenhaus lag, wurde nichts mehr daraus. Indes paßte ihr der Unfall sehr ins Kalkül. Wenn Thomas davon erfuhr, mußte er doch zu ihr eilen, und dann würde man schon sehen, wie sich die Sache entwickelte.

      »Ja, sehr schwer«, sagte sie mit leidvoller Stimme. »Und ich fühl’ mich schrecklich einsam ohne ihn.«

      »Ich werd’s ausrichten«, versprach die Pensionswirtin. »Lassen S’ den Kopf net hängen. Hauptsache, Sie sind noch am Leben.«

      »Ja, ja, da haben Sie recht«, sagte Iris und legte auf.

      Mit einem verschlagenen Grinsen stellte sie sich vor, wie Thomas die Nachricht aufnahm und zu ihr eilte.

      »Auch wenn du dich zuerst widerspenstig gezeigt hast, ich krieg’ dich doch, mein Süßer!« sagte sie selbstbewußt.

      *

      In der Käserei, in der gründliche Sauberkeit herrschte, standen zwei große Kupferkessel. Unter einem davon brannte ein Feuer lichterloh, unter dem anderen glühte das verbrannte Holz nur noch schwach.

      Franz Thurecker nahm eine Flasche aus einem der Schränke und öffnete sie.

      »Das ist das Lab, das dafür sorgt, daß die Milch dick wird«, erklärte er seinen Zuschauern und deutete auf den anderen Kessel. »Hier, die Milch hab’ ich heut’ vormittag angesetzt, die ist gleich soweit, daß ich sie schneiden kann. Aber erst einmal geb’ ich jetzt das Lab in den Kessel mit der frischen Milch.«

      Der Senner hatte ein kleines Gefäß vom Regal genommen, das eine Skala besaß. Damit maß er genau die Menge von dem Ferment ab, die er benötigte. Er goß den Inhalt des Meßbechers in den Kessel und rührte sorgfältig um.

      »Jetzt darf das Feuer net mehr so stark brennen«, fuhr er in seiner Erklärung fort. »Die Milch darf nur ganz allmählich erhitzt werden. Das dauert eine Weile.«

      Familie Lennard und Thomas Brandmayr schauten gespannt zu, als der Senner ein Gerät von der Wand nahm und damit zum zweiten Kessel ging.

      Nach dem Spaziergang waren sie wieder auf der Terrasse zusammengekommen. Dort standen schon Kaffee und Kuchen bereit. Der Senner hatte einen einfachen Rührteig in eine Gugelhupfform gefüllt und abgebacken. Das Ergebnis konnte sich sehen und schmecken lassen.

      Danach äußerten die Besucher den Wunsch, einmal bei der Käseproduktion zuschauen zu dürfen. Pfarrer Trenker hatte schon während des Aufstiegs erzählt, daß es der Thurecker-Franz darin zu einer wahren Meisterschaft gebracht hatte. Der Senner hatte dem Wunsch gerne entsprochen.

      »Das nennt man eine ›Käseharfe‹«, erklärte Franz weiter. »Damit schneid’ ich jetzt den Bruch. Je feiner der ist, um so fester wird nachher der fertige Käse.«

      Mit geübten Bewegungen fuhr er mit der Harfe durch die dickgelegte Milch und zerteilte sie in Bahnen, die mit jedem Eintauchen des Gerätes kleiner und kleiner wurden.

      »Das ist wirklich interessant«, sagte Franz Lennard. »Da sieht man mal, wieviel Arbeit in so einem Käse steckt. Und da schimpfen die Leute immer über die hohen Preise.«

      »Und gehen lieber in den Supermarkt«, nickte Sebastian, der natürlich längst wußte, wie ein guter Käse gemacht wurde.

      Franz Thurecker überprüfte noch einmal die Konsistenz des Käsebruchs und nickte zufrieden. Die Besucher hatten sich schon gefragt, wozu wohl die großen, weißen Tücher dienen mochten, die fein säuberlich über eine Leine gehängt waren. Jetzt bekamen sie die Antwort auf diese Frage.

      Der Senner nahm zwei Enden eines Tuches zusammen und hielt sie mit den Zähnen fest. Die beiden anderen Zipfel hielt er in den Händen und tauchte damit tief in die Masse im Kessel ein. Wie ein Fisch sein Netz hob er das Tuch wieder heraus. Darin war nun ein Großteil des Käsebruches, während die Molke durch das feine Gewebe ablief.

      »Das sieht aber schwer aus«, meinte Thomas.

      Franz konnte nicht antworten, weil er immer noch die beiden Zipfel im Mund hatte, aber die Anstrengung auf seinem Gesicht war Antwort genug.

      Zuvor hatte er auf einem Tisch an der Wand Formen bereitgestellt. Sobald die Molke nur noch tropfte, brachte er das Tuch mit dem schweren Inhalt an den Tisch und ließ es in die Form gleiten. Franz drückte die Masse ein wenig zurecht, legte sorgfältig das Tuch darüber und einen Deckel auf.

      Über dem Tisch war eine Presse. Der Senner zog das Gewicht herunter, bis es auf dem Deckel lag, und drehte dann an einer Kurbel. Aus der Form, deren Unterseite durchlöchert war, tropfte weitere Flüssigkeit ab.

      »So bleibt’s jetzt bis morgen früh«, sagte er. »Dann kommt der Laib für ein paar Stunden in ein Salzbad und anschließend ins Reifelager. Da gehen wir jetzt hin.«

      Er öffnete eine Tür auf der anderen Seite des Raumes. Hatte es schon vorher stark nach geronnener Milch gerochen, so schlug der kleinen Wandergruppe jetzt ein deftiger Geruch entgegen, als sie das Käselager betraten.

      Aber es war ein Geruch, der ihnen das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ.

      In Regalen, die bis an die Decke reichten, lagerten die Laiber, sortiert nach dem Tag ihrer Herstellung und dem jetzigen Reifegrad. Franz nahm einen Käse heraus.

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