Sitten, Strolche & Strategen. J. J. Juhnke

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Sitten, Strolche & Strategen - J. J. Juhnke

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die rein-raus Bewegung bis tief in den Rachen. Währenddessen arbeiten Kalkleiche und Stalinbart synchron mit. Es entstand eine ausgelassene Atmosphäre bei allen Anwesenden. Man war begeistert und froh dabei zu sein. Wir starrten gefesselt auf das ungezwungene treiben und waren hellwach. Währenddessen schleppten sich zwei späte Pärchen in die Kneipe, weil Antje vergessen hatte endlich abzuschließen. Die Frauen setzten ihre volltrunkenen Männer in eine Ecknische ab, wo sie sofort ins Koma fielen. Sie gingen an den Tresen und man sah das es sich um Schwestern handelte. Die bestellten Kaffee und hofften das es Antje gelingen könnte ein Taxi zu besorgen. Aber jetzt, von ihrer Position aus, erblickten auch sie das Sex Inferno auf der anderen Seite. Zusätzlich gab die Musikbox keinen Ton mehr von sich. Laut und deutlich hörten wir die Geräusche der laufenden Show. Antje gab ihnen den Kaffee aus, aber die jungen Frauen bewegten sich keinen Schritt zurück zu ihren Männern. Gebannt folgten auch sie, eine Handbreit neben Gento, dem Spektakel bis zum letzten spritzen. Diese pornographische Prozession war die letzte Aktion dieser Nacht. Die Japaner und Russen verließen zufrieden gemeinsam das Lokal. Die sibirischen Wölfe in Richtung Hafen und ihre japanischen Bewunderer ließen sich ins Hotel zurückfahren. Die Antje meinte, sie würde bald von ihrem Freund abgeholt und werde schließen. Im morgendlichen Nebel lösen sich die letzten Männer auf. Dann beginnt die Zeit der streunenden Raubkatzen die die letzten Trunkenbolde abfangen und ihnen, für eine schnelle Nummer, dass letzte Geld abnehmen. In eines der Frühlokale, wie die Überseestuben, die Sturmflutklause, oder wo sonst zu dieser unchristlichen Zeit der Südwind noch weht. In einer Ecke, in einer Nische, oder im Stehen an einer warmen Heizung. Käpt´n Reinhold nannte diese, von Alkohol und Sperma gegerbten Auslaufmodelle, "bankrotte Totenglocken". In jeden Hafen streunten sie am Ende der Show, in Sichtweite der Ausgänge und Taxistände, ihr unsichtbares Revier ab. Alkoholkranke Hexenschlitze, die irgendwann in ihrer Huren Karriere, trotz oder wegen der Hochkonjunktur, den Ausstieg nicht gefunden haben, oder ihn verlachten. Zweifelsohne konnten sie sich aus den Erträgen der treulosen Matrosen, vor dem Gang über die Gangway, mehr schlecht als recht die benötigten Alkoholmengen zuführen. Sozialstaat und Heilsarmee helfen da nicht wirklich. Der Bockschein ist seit Jahren abgelaufen, sodass sie sich nicht aufgreifen lassen durften. Krankenversichert sind sie auch nicht mehr und für jeden Zahnarzt wären sie eine echte Herausforderung. So dümpeln sie im Schatten der bunten Versprechungen und bei jedem Wetter ihrer Bestimmung entgegen, die alten, leichten Mädchen. Von niemanden mehr vermisst. Und ist eine abgängig, so füllt eine neue Alte ihren Platz, im toten Winkel, nahtlos aus. Für uns waren das keine geeigneten Modelle um Sex zu haben. Außerdem war Antje unsere Favoritin. Wir hatten kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu. Als wir uns gerade auf den Weg machen wollten, aus der bunteste Straße der Stadt, stand er im Türrahmen: Bootsmann, die rechte Hand von Brandos Alten. Das war eine Überraschung. Aber Bootsmann war schwer in Ordnung. Alles im grünen Bereich, wie er zu sagen pflegte. Er rief sogar noch Belmondo, der uns nachhause fuhr. In seinem Zwölfzylinder Chrom Boliden, was einmal ein prachtvoller amerikanischer Leichenwagen war. Eisiger Wind fegte durch die vom Schnee gepuderten Straßen und die Heizung im Wagen lief auf vollen Touren. Wir haben zwar unser Ziel nicht erreicht, aber fühlten uns dem ein großes Stück nähergekommen. Als wir uns trennten fasste es Brando in Worte: >Freunde, ich denke, das wird ein ganz wunderbares Jahr für uns. Die Sterne stehen günstig. Denkt nur an das letzte Lied bei Antje. Das war Santo Domingo (Wanda Jackson). Da heißt es doch von dem Märchen einer Nacht und das noch Wunder geschehen. Und den drei Jungs, die ihr Glück machten, in der großen weiten Welt<. Dabei dachte ich momentan nur an Antje. Alfredo behauptete, dass für Animiermädchen die Zeit doppelt zählt. Oft strandeten Dirnen, die sich keine Wahl ließen, oder keine hatten, hinter einem Tresen. Antje war für Bootsmann deutlich zu jung, fanden jedenfalls wir Ahnungslosen. Bootsmann sagte uns mal: >Im Bordell verlieben, ist wie Schlösser aus Sand bauen, an der Nordseeküste<. Er wird es wissen. >Ihr solltest nur mit Mädchen zusammen sein, solange sie unvernünftig sind. Wenn sie erst vernünftig werden, verlangen sie nur noch unvernünftiges von euch. So vernünftig wollt ihr aber nicht werden, glaubt mir<, mahnte Bootsmann, im Angesicht seiner größeren Lebenserfahrung, gerne uns an. Manchmal gewinnt man, manchmal lernt man und manchmal fängt alles erst an.

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      Das gelbe Haus der Schlangen

      Rückblende: Alfred war nicht für eine Existenz unter Tageslichtbedingungen geboren. Aus nördlichen Breiten stammend konnte man trotzdem annehmen er sein unter tiefster südlicher Sonne geboren und aufgewachsen. Ein Lebemann mit bürgerlicher Existenz dessen Künste sich im Betrieb der Nacht offenbarten. Er war wesentlich älter als seine Frau. Durch ihn begann mein Respekt vor Männern zu wachsen, die sehr schöne Frauen an sich binden konnten. Ein seltenes Mal sah ich Alfred (Rufname: Alfredo) nachmittags am Pool schlafen und wusste seither das er nicht Mitglied im schwarzen Orden gewesen ist, wie andere Vagabunden und Leitwölfe in meinem Vaters Umfeld. Wie mag das sein, wenn man aus Jubeljahren in Zeiten der Angst und Entbehrung gerät? Am 8. Mai 1945, war überall “Feierabend". Gefängnisse und Lager waren überfüllt, ans tägliche Brot zu kommen beherrschte das Denken. So begab sich ein ganzes Volk auf Reisen. Manche hatten danach schnell eine staubfreie Entnazifizierung hinbekommen. Besonders die aus dem Lagern und Kesseln des Weltenbrandes lebend entkommenen Männer blieben mit ihren Gefühlen draußen vor der Tür. Verschlossen und misstrauisch gegenüber dem was morgen schon passieren kann. Verhaftet in frischen Erlebnissen mit Standgerichten, Massenerschießungen, geschliffene Dörfer und Leichen an Laternenpfählen. Bei vielen kam nur ihr geschundener Körper nach Hause, ganze Gefühlswelten blieben größtenteils in den Weiten Russlands verschollen. Woher sie auch immer kamen, es sollte englischsprachiger Machtbereich sein. So hat es Alfred, mit Resten seiner Traumtänzerinnen, an die Nordsee verschlagen. Eine zusammengewürfelte Truppe aus Fronttheater-künstlern, Blitzmädchen, Soldaten, Deserteure und als was man sie noch bezeichnen möchte. Die Fronttheateraufführungen, die Auswahl der Mädchen für die Frontbordelle und Offiziersfeiern haben Alfredos Kriegsaktivitäten bestimmt. Über die Jahre erfuhr ich genaueres durch vom Alkohol gelöste Zungen. Überwiegend Geschichten aus Frankreich und Polen. Aus Paris, Posen, Warschau und Krakau.

      Arroganz, Dummheit und Verkommenheit! Alles trifft man zu einer Zeit, die alle Werte vernichtet hat, in den wenigen offenen Kneipen. Aber vielleicht trifft man auch die eine, entscheidende Kontaktperson für die Erfüllung gemeinsamer Träume. Die "Drachenburg", ein gewaltiger Gründerzeitbau wird eine Rolle gespielt haben. Früher gab es im Erdgeschoss ein bekanntes SA Lokal und bald nach dem Einmarsch der Alliierten, eine Bar für amerikanische Soldaten. Alfredo, durch seine Vergnügungsdampfer Jahre gut Englisch sprechend und international erfahren, könnte seine Dienste und Angebote den richtigen Augen und Ohren dort vorgetragen haben. Was er wieder brauchte waren geeignete Räumlichkeiten. Geschützt vor dem Zugriff der Militärpolizei, sowie sonstiger Banden und beliebt bei amerikanischen Verehrern begehrter deutscher Fräulein. So klapperte Alfredo im Sommer 45 die Umgebung ab und lernte am Wegesrand den dicken Rehm kennen, der zu diesem Zeitpunkt aber noch dünn war. Rehm stöberte in der Gegend nach liegengebliebenen, hochwertigen Metallschrott der untergegangenen Wehrmacht. Sammelte für spätere Tauschgeschäfte. Auch weil es für einen Spezialisten, wie ihn, keine andere Arbeit gab. Nicht mal Anfragen nach neuen Papieren fanden, zu diesem frühen Zeitpunkt, den Weg zu ihm. Alfredo schilderte offen seine Geschäftsidee und so verkuppelte Rehm ihn mit dem Oberst. Alles fand sich auf der Domäne, dem neuen Standort vom Oberst, den er bereits während des Krieges erworben hatte, zusammen. Alfredo machte dem Krieger ein Angebot das dieser für strategisch klug erachtete und somit zustimmte. Es war ja nicht für immer und der Haudegen hatte ein Ausweichquartier, im Gesindehaus, in der Hinterhand. Wenn sich zu viel „gefährlicher Betrieb“ auf der nächtlichen Domäne einstellen würde, zöge sich der arbeitslose Wehrmachtsoffizier mit seinem Gefolge, in einen versteckten Bunker auf dem weitläufigen Grundstück der Domäne, zurück. Alfredo machte auf dem Gutshof “klar Schiff" für Lustspielwiesen der neuen Zeitrechnung. Verbindungsmann wurde Runen Rudi, eine langjährige, loyale Schützengrabenbekanntschaft vom Oberst.

      Die Mädchen waren erschreckend schnell gefunden und bald kamen die benötigten Lieferanten für essen und trinken. Der Frieden,

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