Sitten, Strolche & Strategen. J. J. Juhnke

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Sitten, Strolche & Strategen - J. J. Juhnke

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Carlo, wenn er lächelte zeigte er tadellose Zähne, und er lächelte oft.

      Doch bei seinen zweibeinigen Katzen zeigte er eine Angewohnheit die man ihm heutzutage als Schwäche auslegen könnte, damals sich nur als Art Markenzeichen des Katers darstellte und nicht sonderlich beachtet wurde. Er tat es gerne und häufig, wobei die Betroffenen keine Missbilligung zeigten. Nun war es nicht so dass die Mädels deshalb Schlange standen, sondern es ergab sich aus dem Moment heraus, aus Lust und Laune. Ich weiß, heute ist das verdächtig nah an Körperverletzung, mindestens diskriminierend. Doch vor Jahrzehnten kultivierte dieser Rotlichtboss so seine Begeisterung für einen der schönsten Körperteile seiner wichtigsten Aktivposten. Erst rieb er seine Handfläche am wohlgeformten Hintern des Mädchens, über dem Kleid oder Rock, in kreisender Bewegung warm, um spontan mit einem kurzen Klaps seine persönliche Wertschätzung abzuschließen. Seine Art einer Heiligsprechung, wie er es gerne nannte. Ich denke diese Symbiose funktionierte, weil alle was davon hatten. Der Kater machte es fachmännisch und genießerisch, die Mädchen registrierten es als Kompliment und uns Zuschauern gefiel es auch. Gento hat später dieses Kunststück erfolgreich übernommen und weiterentwickelt. Irgendwie hatte jeder der alten Bosse seine Vorlieben im zärtlichen Umgang mit dem weiblichen Personal. Alfredo agierte im klassischen Stil, mit Handkuss und feinen Manieren. Gerne streichelte er die Wangen der Mädchen und küsste danach ihre Stirn. Das war auch sehr beliebt auf beiden Seiten. Abgeklärte Geister, unter den Lesern, haben diese "Sugar Daddy Show" als das enttarnt als das was es war: Billige Tricks um die Sex Maschinen motivierter anschaffen zu lassen. Nur eine Effektivität - Steigerung - Maßnahme. Obwohl die Beteiligten es damals so nicht verstanden haben werden, dazu liefen die Läden zu gut. Siggi Salonlöwe erzählte mir das der Kater, seit einem Vorfall, öfter den Spruch brachte: >Tiere sind doch die besseren Menschen!> Das kam so: Bokassa hatte seinen protzigen Sportwagen in sengender Sonne abgestellt. Samt großem Hund auf dem kleinen Rücksitz und vor Carlos Büro. Was schon provokant genug war. Jener Bokassa, der als "Ramblin Gamblin Man" in der Szene einen zweifelhaften Ruf besaß und seine unmoralische Kundschaft, die mit Wünschen nach speziellen Kindfrauen, mit den wildesten Versprechungen anlockte. Aber “Küken Fleisch“ war tabu und verletzte die Regeln der Innung. Trotzdem soll es Mädchen gegeben haben die Bokassa bis zu fünfzigmal erfolgreich als kindliche Jungfrauen vermarktet haben soll. >Sie dürfen sich bei mir den Babyspeck weg ficken lassen<, war sein derber Kommentar. Er nutze folgende Variante: Die älteren, volljährigen Huren boten den Freiern an ihre sehr junge Schwester mit aufs Zimmer zu nehmen, damit sie zusehen und lernen könne. Eine günstige Gelegenheit, sozusagen, weil er so sympathisch und verständnisvoll wirke. Das geilt die angetrunkenen Kerle zusätzlich auf und der Preis schnellte in die Höhe. Manche haben für Kartenspiele gar nichts übrig, andere werden deshalb sterben. Poker war für den Streuner der Kick, ebenso wie Sex und schnelle Autos. Die Scheine welche seine Zugpferdchen er-vögelten flossen in verrauchten Hinterzimmern schnell wieder in andere Taschen. War ihm aber egal, es kam jeden Tag frisches Geld aus dem "Ponyhof", wie Bokassa sein Etablissement gerne nannte. Als das arme Tier im Auto sichtlich in der Hitze zu leiden begann, ließ der Kater Bokassa suchen. Ohne Erfolg. Der Mädchenhändler blieb wie vom Erdboden verschwunden. Also ließ der Kater die Scheibe einschlagen und das hechelnde Tier retten. So was konnte Carlo sehr, sehr böse machen. Als sich Bokassa dann später blicken ließ und sich zusätzlich noch über die Rettungsaktion beschwerte, fragte der Kater ihn neugierig nach seiner "Lebensberechtigungskarte". Ob er die dabeihabe. >So was habe ich nicht und brauche ich nicht<, erwiderte Bokassa, sichtlich müde vom stundenlangen Karten spielen. >Dachte ich mir gleich<, wusste der Kater. Wer so seinen Hund behandelt, hat auch keine "Lebensberechtigungskarte". Selbst wer sich nur in dieser Form an einem Tier verging, wurde vom Kater bereits auf eine Stufe mit spanischen Toreros gestellt. Er hielt diese Kerle für hochgradig feige und von kranker Moral zerfressen, um so was überhaupt tun zu können. Sich dafür feiern zu lassen eine, letztendlich chancenlose, Kreatur, in einem abscheulichen Publikumsspektakel, langsam zu Tode zu foltern. Was dabei für Mut und Ruhm gehalten wird, sei nichts weiteres, als ein tödliches Lebenszeichen grausamer, dummer, menschlicher Entgleisung. Ja, er träumte laut davon, mit den "verehrten" Matadoren, in einem Rollenspiel, die Rollen zu vertauschen. Zur Abwechselung spielt ein anderer den Teufel und stößt mal ihnen das Tor in die Hölle auf. Die mutigen, edlen Herren, anstelle der Stiere, im Sand der Kampfstätte auf Überlebensfähigkeit zu prüfen, mit vorbestimmtem Ergebnis. Danach wären die zahlenden Zuschauer dran. Einer nach dem anderen, dürfte sein Blut dem ausgetrockneten Boden anvertrauen. Sozusagen, um im Staub der Arena, ins Gras zu beißen. Carlo glaubte zu wissen, dass das beim Meister, im Jenseits, ein Wohlgefallen auslösen würde. Denn dieses Pack sei einfach zu degeneriert, um noch im Besitz einer göttlichen Lebensberechtigungskarte zu sein. Immer wenn er erfuhr, dass es einen Torero, im unfairen Kampf, trotzdem erwischt hatte, rief er laut: "hossa, hossa, hossa" aus und spendierte eine Lokalrunde. Das passiere leider viel zu selten, meinte Carlo jedes Mal. Der Kater war schon deshalb, an genau diesem Tage, nicht gut auf Bokassa zu sprechen, weil man ihm zutrug, dass dieser herumerzählte, er trage einen Schnurrbart aus Lackleder. Für Bokassa mag es ein Spaß gewesen sein, für andere kam es einer Majestätsbeleidigung gleich. >Hast du dich für einen echten Freund, das ist nämlich ein Hund, entschieden, hast du Verantwortung. Er ist dir, von unserem größten Chef, schutzbefohlen anvertraut. Weil ich möchte, dass es dem Hund und dir gut geht, überlässt du mir das Tier. Soll ich das für dich tun? fragte Kater Carlo um eine Antwort zu bekommen. Bokassa war klar, hätte er, wie eigentlich sonst immer, mit großer Fresse geantwortet: >Was regst du dich so auf, ist doch nur ein Hund<, wäre es eine 50 zu 50 Wette geworden, ob er betoniert bei den Fischen im Hafen landen würde. So sauer, wie ihm der Kater vorkam. Das war die Sache nicht wert. Soll er doch die Töle behalten, wenn ihm so viel daran liegt. Carlo lief immer noch das Gerücht hinterher, er habe sein Handwerk, als junger Mann, bei den ungarischen Pfeilkreuzlern gelernt. Auch am Donau Ufer. Diese Reputation wog schwer. Viel schwerer, als die Schandtaten von Bokassa in den französischen Kolonien, je gewesen sein konnten. Zusätzlich war der Kater ein zwei Zentner Klotz, dem diese schmächtige, menschliche Enttäuschung (so Alfredo) wenig entgegensetzen konnte. Siggi behauptete auch: Stellst du Bokassa auf den Kopf, fallen mindestens fünf Spielkarten aus ihm heraus. Wenn der Kater sich in seinem Seeräuber Gesicht an die Narbe fasste, wussten Kenner der Situation das eine Entscheidung Anstand und die Beweisaufnahme als abgeschlossen galt. Grabesruhe kehrte ein, man hörte den Straßenverkehr und je nach Tageszeit das erwartungsvolle Geprahle vorbeiziehender Schiffsbesatzungen auf Landgang. Er bekam eine Geldstrafe, an den Tierschutzverein zu zahlen, und wurde auf Bewährung auf freien Fuß gesetzt. Mit außergewöhnlich viel Gefühl in der Stimme garnierte der Pfeil Kreutzer das Ende der Verhandlung mit den Worten: > Hilf uns, dich zu mögen, mein lieber Bokassa. < Kater Carlo war wirklich die uneingeschränkte Nummer zwei im Rotlicht Distrikt. Bokassa fiel nicht alleine in den Norden ein, sondern brauchte den braunen Zumba mit, als seine "rechte Hand". Er lief ihm im tiefsten Afrika, auf einem Marktplatz, über den Weg, kaufte ihn für kleines Geld und hatte sich somit einen zweiten Schatten angeschafft. Allerdings lebte sich Zumba, der Probleme mit gängigen Sprachen hatte und nur schlecht französisch sprach, nie wirklich im Norden ein. Zu kalt und zu geschäftig kam ihm die neue Welt vor.

      Auch ärgerte er Anlieger im Viertel, weil er nicht ganz von seinen afrikanischen Bräuchen und Ritualen ablassen konnte. Einmal hatte er die Reifen vom Leichenwagen des Salonlöwen platt gelegt, weil sich in den Reifen die Geister vieler transportierter Toter befanden, die sich nicht selbst befreien konnten. Schade, dass er dazu ein Messer benutzte und es nicht mit öffnen der Ventile bewenden ließ. Eine Attraktion war ein besonders ausgeprägtes Körperteil an Zumba. Es soll sich um den größten Schwengel gehandelt haben den Siggi je gesehen hat. Pechschwarz soll er gewesen sein. Vielleicht war das auch Bokassas Motiv gewesen den Afrikaner zum Zwecke einer besonderen Vermarktung mit nach Europa zu nehmen. Vielleicht an ein Varieté, oder Cabaret, die einem exklusiven Publikum gerne solche darboten. Im Rotlicht war leider mit dem schwarzen Riesen nicht viel zu bewegen. Viele Mädchen hatten Angst und lehnten jede Zusammenarbeit mit dem "Monster", wie sie seinen langen Knüppel nannten, ab. Und Alfredo wäre eine Showeinlage mit dem schwarzen Monster, in der Drachenburg, zu vulgär gewesen. Auch galt es nicht Minderwertigkeits-komplexe beim zahlenden Publikum zu fördern. Für Gento, mit seiner Filmkunstfirma, wäre Zumbas Kolben interessant gewesen, aber das lag noch in ferner Zukunft und der schwarze Riese blieb nicht

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