Sitten, Strolche & Strategen. J. J. Juhnke

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sitten, Strolche & Strategen - J. J. Juhnke страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Sitten, Strolche & Strategen - J. J. Juhnke

Скачать книгу

Stück vom Sex Angebot in diesem Erotik Kaufhaus.

      Zumal einige Läden in diesem Milieu von Brandos Vater, dem so beliebten Alfredo, geführt wurden. Über Jahre haben Gento, Brando und ich den Stallgeruch dieses Vergnügungsviertel zugeweht bekommen. Vor allem, durch diese besonderen Mädchen, die uns in Alfredos Privatgehege, der gelben Villa, begegnet waren. Durch die Strahlkraft der Dinge mit denen Alfredo sein Leben bestritt waren wir unaufhaltsam reif für die Empfänglichkeit weiblicher Signale geworden. Das wir uns in letzter Zeit als ziemlich erwachsen betrachteten erkannte man schon an den neuen, passenderen Rufnamen wie Brando, nach dem coolen amerikanischen Schauspieler und Gento, nach dem Fußballspieler vom Real Madrid. Irgendwie passten die neuen Namen auf meine Freunde, mich nannte man weiterhin nur: Junge! Ich wirkte wohl nicht älter. Oder vielleicht, weil ich gut zuhören kann und lange schweigen. Schweigen, das mehr sagen kann, als eine lange Reihe von Worten. Gento lag das überhaupt nicht, er kam mehr nach seinem Vater, dem Baulöwen und Bürgermeister in Personalunion. Brando war damals am privilegiertesten und hatte deshalb die besten Anführer Qualitäten, wenn das nicht auch Gento übernommen hätte. Ab dieser Zeit nahmen Mädchen, Frauen und Männer mich gerne beiseite und erklärten mir die Welt. Zuerst dachte ich sie würden instinktiv einen Gegenpol bilden, zum Unterricht meines Führungsoffiziers. Aber das war es nicht, denn viele konnten in ihm nur den normalen Zollbeamten erkennen, der sich um den Zollgrenzbezirk sorgte und besonders nett zu jungen Fräuleins war. Also, im normalen Fahrwasser der Vätergeneration schwamm. Wir waren 9 oder 10 Jahre alt, als wir uns füreinander entschieden. Freunde nennen wollten. Diese Begeisterung dafür habe ich in anderen Jahren, bei neuen Freundschaftsbünden, nicht mehr erlebt. Trotz der Zahl drei gab es nie Streit, Missgunst, oder Intrigen. Es passte einfach und wir gönnten uns die Errungenschaften tiefer Freundschaft.

      Wenn etwas die Größe unserer Freundschaft unterstreichen könnte, dann war es die Zeit der Jugend. Sehr selten findet sich in späteren Jahren eine neue Freundschaft die eine derartige Qualität und Beständigkeit aufweisen wird. Womit ich nicht sagen will das viele Jugendfreundschaften bei Männern sehr lange halten werden. Bald versuchen die Ehefrauen die alten Freunde zu ersetzen, um ihren Mann besser in ihrem Bannstrahl zu halten. Schwache Exemplare der männlichen Gattung lassen das mit sich geschehen und geben sinnlos einen der größten Schätze ihrer Jugend preis: die alten Freunde. Als das Tragen von langen Haaren bei den amerikanisierten und Negermusik hörenden Nachkommen der patriotischen Elitesoldaten, für die sich unsere Väter hielten, Mode wurde, hatten wir drei einen gemeinsamen Vorteil. In unseren Elternhäusern hingen Bilder von ihnen, aus den dreißiger und vierziger Jahren. In voller Montur auf Heimaturlaub, oder an den Fronten. Und sie besaßen eine wallende Löwenmähne als Kopfschmuck. Nicht lang, aber oben voluminös lockig, allerdings an den Seiten kurz. Die waren damals auch erst in ihren Zwanzigern. Wenn die Großdeutsche Wehrmacht derartigen Kopfschmuck durchgehen ließ, dürften unsere väterlichen Führer wenig Einwände zeigen. Zu erdrückend das vorhandene Beweismaterial. Obwohl ich meinen Vater reden hörte, ich hätte ihn sehen sollen, in Russland, wenn Ungeziefer Gefahr vorlag und er mit einer Glatze den Iwan “fernhielt“. Läuse und ähnliches waren in unseren Breiten aber kein wirkliches Argument, soviel war klar. Silvester ist nicht der beste Zeitpunkt um ins Rotlicht abzutauchen. Auch damals war in dieser Nacht wenig normal. Trotzdem, es ließ sich nicht mehr aufschieben. Unser Hunger war groß und es ist der beste Tag um Alfredos Kontrolleuren nicht zu begegnen. Alfredo, der zwar wusste wie nah wir seinen Appetithappen oft waren, aber uns für alles Horizontale mit ihnen disqualifizierte. Brando hatte den besten Durchblick, was die Läden anging. Aber, in dieser Nacht gab es mehr Außergewöhnlichkeit, wie gedacht. Die Neonlicht Tempel beleuchteten unseren Weg und waren für alle da. Für alle die nachts das Vergnügen suchten, das der Tag so nicht anbot. Für alle, die sich halbwegs benehmen konnten. Die Animiermeile glich einer Freihandelszone, in der Seeräuber ständig plündernd einfallen, um dann wieder Segel zu setzen. Jeder Laden glich einem Dschungel voll mit menschlichen Lianen, Sirenen und Libellen. Ohne Türschwellenschönheiten anzutreffen, welche sich am Eingang der Lokalitäten präsentierten, strömten wir in die bunten Dschungelwelten. Schade, denn es gab bildschöne Geschöpfe unter ihnen. Wer den Laden verlassen oder betreten wollte ging zwangsläufig an einer dieser Auslagen vorbei. Wenn, in besten Zeiten, solche Modelle überhaupt mal frei waren. Heute waren sie das mit Sicherheit nicht.

      Von Gott Amor gezeugte Engel für die Nacht. Nichts Genaueres weiß man, aber die Vermutung liegt nahe.

      Für jeden Geschmack, jede Vorliebe, in unterschiedlichster Gestalt und Farbe, war gesorgt. Ein teuflisch inszeniertes Himmelreich käuflicher Liebe. Der Kapitän nannte diese fleischgewordene Versuchung respektvoll: Enterhaken. Er sagte auch: >an Land braucht der Seemann etwas scharfes, wie karibische Rum und eine höllisch heiße Frau. Je, schärfer desto besser! Diese "Enterhaken" sendeten aus makellosen Körpern, signalisierender Schminke, kräftigem Parfüm und knapper Kleidung direkt ins Lustzentrum eines Männergehirn. Ihr junges lächeln strahlte und lockte, weil überall auf der Welt für Schönheit bezahlt wird.

      Im Angesicht des vom Zweckverband der Rotlichtinnung angebotenen Materials hatten Minderwertigkeits-komplexe der fremden Beutejäger keine Chance sich störend auszuwirken. Begierde nach Sex kann alles hypnotisieren. Mag sein, schöne Körper mit leeren Köpfen. Mag sein, eine Reihe hohler Puppenaugen. Aber genau unser Beuteschema heute Nacht und sie trafen voll unsere Instinkte, mit ihren unmissverständlichen Signalen. Von nah und fern wurde die weibliche Besatzung, vom mystischen Dr. Mabuse, für die Innung und große Teile der westlichen Welt, selektiert und angeheuert. Ich habe diesen Mann sehr selten lachen gesehen. Er besaß eine innere Dunkelheit, weshalb ihn viele Dr. Mabuse nannten, was ihm scheinbar ganz recht war. Am Türschild seiner Praxis, ohne Sprechzeiten, stand Dr. Laffert, oder ähnliches. Er machte immer ein nachdenkliches Gesicht das noch älter war als er. Vielleicht weil ihm nichts mehr fremd war und er alles Mögliche auf der Welt schon gesehen, oder getan hatte. Seine wildeste Zeit war wohl in den vierziger Jahren, wenn ich dem Salonlöwen glauben kann. Mit seiner Loyalität, seinen Fremdsprachenkenntnissen und seiner medizinischen Ausbildung war er der ideale Problemlöser für die Innung. Lange habe ich nicht verstanden wie der Doktor diese schönen Geschöpfe, aus den Hafenstädten dieser Welt an unsere Küste zaubern konnte. Es ist wohl so, dass ein grüner Dollar Daumen, ein vertrauliches Gespräch mit dem Vermittler (was durchaus die Familie sein kann) und rosarote Vorstellungen, diese weite Reise vernünftig erscheinen ließen. Das wichtigste Kriterium bei diesen Anwerber Reisen war sein "Kennerblick". Zu wissen, welches Mädchen sich für den Job, im kalten Europa, eignen wird, für ein paar schnelle Jahre.

      Außerdem konnte er jeden, von nah und fern, unter den Tisch trinken, was ihn noch mehr als Großmeister erscheinen ließ. Sicher verfügte der Mann über ein Geheimelixier, wie es der Leinwand Schurke, Dr. Mabuse, für seine Verbrechen erfand. Ein zusätzliches Erkennungsmerkmal waren Jacken, wie sie der damalige Fernsehmoderator Peter Frankenfeld trug. Darin konnten wir Mabuse aus jeder Menge filtern.

      Doch zurück ins Silvester von 1967: Die Läden platzten in dieser Nacht aus allen Nähten. Viel sichtbares Fleisch tanzt in den Live-Shows. Die verqualmte Luft ist von Raubtiergeruch, Parfüm, Sex und Musik geschwängert. Wir konnten anhand der Zusammenrottung von vergnügungssüchtigen, sittenlosen Gesellen (wenn wir überhaupt eingelassen wurden) feststellen, welche Nationalitäten die Stadt und seine Kneipen belagerten. Die Stimmung war sichtlich am Toben, dass Verlangen hatte bereits zueinander gefunden. Sodass drei Grünschnäbel kein Bein an den Boden bekamen. Außerdem war es voll, brechend voll. Heute wurde nicht nur heftig gefeiert, sondern auch viel Geld wechselte seine Besitzer. Für den einen war es ein teurer Spaß, für den anderen ein billiger. Die Meinungen darüber gingen weit auseinander. Attraktion des Abends war, weit sichtbar, der neu eröffnete "Happy ending Club". Brando meinte, dass Kater Carlo eigentlich einen Club, mit dem Namen "Fuck Inn", aufmachen wollte. Aber dafür bekam er von der Innung und der Stadt kein grünes Licht. So ein “Ending Club“ sei schon grenzwertig und Aussage genug. Kater Carlo, von dem erzählt wurde, er streichle seine Katzen mehr, als seine zu jungen Freundinnen.

      Kater Carlo, der seine Bums-Läden auch gerne "die ewigen Jagdgründe" nannte.

      Kater Carlo,

Скачать книгу