Sitten, Strolche & Strategen. J. J. Juhnke
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Die Hausmädchen waren jung, schön und hatten keine Ahnung von ihrem Job, was aber nicht von Bedeutung war. Der alte Postbote, der mit Air- Mail Briefen kam, ging gerne die Auffahrt zum Bungalow und weckte die noch schlafenden Mädchen. Die Empfänger durften persönlich quittieren, was selten nötig gewesen wäre. Er sah was er sah und machte sich wieder vom Hof. Ja, ungläubiger Leser, damals tranken Postboten Alkohol im Dienst, fuhren gelbe Fahrräder und kannten jeden in der Straße. Auch waren sie zeitlich flexibler. Ich erinnere mich gut daran wie Vater und der Kamerad von der Post bei einer guten Flasche sich die Weltpolitik erklärten. "Der schnelle Heinz" war ziemlich trinkfest. Gleiches galt für die ostpreußische Köchin im Hause. Sie mochte die morgendlichen Treffen für den schnellen Schluck mit Herrn Heinz. Ihr Wahlspruch lautete: >habe Russen überlebt, überlebe auch trinken mit lieben Herrn Postboten<.
Wenn in Sommernächten Party Löwen die Hüllen fallen ließen, erst den Pool und dann die Löwinnen bestiegen, sagte sie teilnahmslos: >Habe Russen überlebt, werde auch Verfall von Sitte und Anstand überleben<. Bertha war eine gute Köchin und versorgte auch die "Hungerhaken-Mädchen" im Bungalow mit Essen, zu den unmöglichsten Zeiten. Ob Alfredo zuhause war hing davon ab, wie viele zivile und militärische Schiffe im Hafen lagen. In den goldenen Jahren blieb er tagelang verschwunden. Schlich sich eine "Schlange" in seine Nähe bekam man den Eindruck er sei Beichtvater, Beschützer und Liebhaber in einer Person. Ein begnadetes Talent in Sachen "Frauen schmelzen lassen". Selbst Köchin Bertha erlebte eine Wesensänderung, wenn er zugegen war. Was für eine Begabung! Die Rotlichtgröße war ein Bewunderer des alten Giacomo Casanova. Der mehr war, als nur ein Frauenversteher und Herzensbrecher. Die Biographie von Casanova muss er mehrfach gelesen haben. So oft, wie er es verstand, daraus Sätze zu verwenden.
Als Jugendlicher saugt man solche Sprüche auf, vergießt sie nicht und versucht es zu verstehen, irgendwann. Was aus der Feder von Casanova stammte, hat Alfredo gerne uns gegenüber vertont.
Folgende seiner Redewendungen kann ich noch abrufen:
Vernunft ist des Herzens größter Feind!
Ohne Worte verliert die Liebe viel an Reiz!
Nur der Mensch ist zur Lust fähig, er erwartet Lust,
er sucht Lust und er verschafft sich Lust!
Von unerfahrenen Frauen kann man viel lernen!
Poesie aus Lebenserfahrungen, oder? Die schöne Helene konnte ich eigentlich nicht als Mutter von Brando zuordnen. Als Stiefmutter, oder ältere Schwester ging es, aber mehr war nicht vorstellbar. Obwohl sie auf dem Papier bald vierzig sein musste. Alfredo hat sie blutjung, in einem Provinznest am Ende der Zivilisation, entdeckt. Sie war Kinokassen tauglich. Ihre Ausstrahlung hätte die Kraft gehabt Regisseure und Kameramänner schwermütig werden zu lassen. Vielleicht war sie nicht wirklich wunderschön, aber sie sah so aus. Etwas Besonderes war auch das Personal in seinen Betrieben, im Bungalow, die Hausmädchen und was noch so alles kam und ging. Wirklich alle, die ich kennenlernen durfte, besaßen eine Lockerheit, die ich von unseren schönsten Dorfmädchen nicht erwarten konnte. Die Wesen in dieser Umgebung schienen mir handverlesen. Jedem "Neuzugang" wurde Helene schnell zur Freundin und Beraterin, ohne dass man sie ständig zusammen gesehen hätte. Allerdings konnten Alfredos Abwesenheit und Helenes Sanftmut keine nennenswerten erzieherischen Akzente bei Brando setzen. Er lebte in einer, aus der Ferne begleiteten, Selbstverwaltung. Jede Begegnung von Helene mit ihrem Sohn hatte eine starke Note aus Liebe und Verständnis. Gento und ich hätten sofort mit ihm getauscht. Diese Mutter kannte kein nein in ihrem Sprachgebrauch. Doch begegnete Brando mehr dem Hausmädchen und der Köchin, was mit Helenes vielfältigen Aufgaben zusammenhing. Schön sein und schön bleiben war mit zeitlichem Aufwand verbunden. Ferner musste die Vermarktung der wechselnden Mädchen begleitet werden und die gesamten Sexy Flitter Klamotten für die Drachenburg vorhanden und einsetzbar sein. Mit den wechselnden Shows und Mädchen kam da einiges zusammen. An manchen Nachmittagen fuhren die Damen im Chrom Schlachtschiff nach Bremen, Hamburg, oder Groningen davon. Zum Einkaufen, Kaffee trinken, Eis essen und sich sehen lassen. Wahrscheinlich wurden die neuen Mädchen bei dieser Gelegenheit einigen solventen Herren vorgestellt. Wenn das Areal praktisch leer war (Bertha studierte in ihrer großzügig bemessenen Freizeit die Bibel und die Friedhöfe der Umgebung) fielen wir ins Wohnzimmer ein und bestaunten Alfredos Stereoanlage, amerikanischer Herkunft. So was stand in keinem deutschen Fachgeschäft. Lautsprecher, groß wie Särge, komplettierten das potente Bild. Dean Martin flog vom Plattenteller und Beatles, Stones, Kinks und wie sie alle hießen traten die Nachfolge an. Auch war Brando bereit uns den Unterwäschevorrat der Mädchen im Bungalow zu zeigen, welchen wir als sehr reizvoll und überdurchschnittlich bewerten konnten.
Wir sahen kurze Röcke, Handschuhe, Slips, Strümpfe, Mieder, Strumpfhalter Gürtel und Büstenhalter. In rosa, schwarz, weiß, geblümt, durchsichtig und mit Spitzen besetzte Wäschestücke. >Von nix, kommt nix<, meinte Brando dazu, einem Wahlspruch seines Vaters. Ich habe mal, an einem sehr heißen Sommertag (wir schlichen uns an den Pool zu den Mädchen) gehört, wie eine Bungalow Schlange (sie hieß Leonie und war einem Hochschuldozenten Ehepaar entlaufen) zu Alfredo sagte: >Das Rotlichtviertel funktioniert wie eine Tankstelle, nur umgekehrt. Die Männer kommen von See mit vollem Tank und haben leeren Wochen ohne Sex hinter sich. Dann versenken sie ihre Zapfhähne in uns, bis sie abgemolken sind und sie wieder klar denken können. Sie bezahlen dafür das sie ihren "Treibstoff" abpumpen dürfen. Ja, davon leben wir und zwar nicht schlecht und DU bist eine Zapfhahn Göttin<, antwortete Alfredo während er ihren Po mit der flachen Hand streichelte. Beide lachten dabei und das Mädchen leckte mit ihrer Zunge über eine Wange ihres Chefs. >Feuerwasserentnahme- und Spermaabgabe Oasen kann man auch sagen<, meinte Leonie in die Sonne blinzelnd