Sitten, Strolche & Strategen. J. J. Juhnke

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Sitten, Strolche & Strategen - J. J. Juhnke

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Lloyd zur Verfügung stand, wurde rekrutiert. Diese Anzugträgergeneration, im Dienst von ausschweifender Partystimmung, war eine welterfahrene, weitgereiste Künstlertruppe. Sie befuhren unzählige Male den Äquator, kannten sich in jedem großen Hafen aus und nichts von den Belustigungen, an Bord und Land, blieb ihnen unbekannt. Sie haben vieles gesehen und alles erlebt. Alte und neue Klassiker musizierten sie noch mit 3 Promille im Blut, im Schlaf, oder wenn sie bereits tot waren. Stabile Menschenkenner, in Hexenkesseln von Spelunken und Schiffen standen sie auf der Bühne, jeden Seegang erwartend. Als Anheizer von Körper und Geist waren sie in den sündhaften Amüsierjahren zu gefragten Akteuren geworden. Mancher Meister der Töne spielte, speiste und vögelte im Schichtbetrieb. So eine Combo wurde am Rande der Bühne, im großen Saal der Burg installiert. Manchmal kam es im Laufe der Nacht zu spielerischen Verwerfungen zwischen Gästen, Mädchen und dem Spielzug in weißen Gala Uniformen der alten Vergnügungsdampfer. Es soll mal ein Mädchen in einer Schlagzeug Pauke, mit den Hintern, gesteckt haben und dem Mann am Schlagzeug dabei sein Rohr poliert haben. Ein anderes soll über die Pauke gelegt worden sein, um dort, griffig bis zum abwinken, durchgevögelt zu werden. Sexistisches am Rande, um die Combo bei Laune zu halten. Spricht für ein sehr gutes Betriebsklima, finde ich. Jedenfalls war es mal was anderes, zumindest für die wechselnden Gäste. Jede mir erzählte Episode vor dem Vergessen zu bewahren scheint mir in diesem Buch nicht möglich. Mit der Zeit bedrohten neue Probleme dieses nächtliche Engagement der Combo, ehemaliger Vergnügungsdampfer Musiker. Die Zuverlässigkeit der Musikanten nahm bedrohlich ab. Nicht jeder der alternden Herren konnte das Tempo, in der Schleusenkammer der Burg, weiterhin mitgehen. Obwohl es ihnen wahrlich nicht an Interesse und Wille fehlte. Aber das Herz, die Lunge, die alte Kriegsverletzung, oder einfach nur der Zahn der Zeit, holte sie von den bekannten Brettern. So kam es, dass die Combo manchmal in Unterzahl antrat, oder dem Sänger die Stimmbänder versagten. Zwangsläufig und strategisch ersetzte Alfredo den abgängigen Sänger durch ein Nachwuchstalent mit viel Sexappeal und Appetit auf Nachtleben. Er gab ihr den Künstlernamen, Fräulein Wunderbar. Aber es half alles nichts, abgelebten Musikern gehen die Lebenslichter schneller aus. So wurde mancher Kranz bestellt und abgelegt. Die Nachfolgemodell Idee, eine Pin Up Girl Band, wurde von den unter Vertrag stehenden Tänzerinnen unter größtem Protest, abgelehnt. Dem beugte sich Alfredo ausnahmsweise. Besinnung auf den Fortschritt in der Technik, war die Lösung. Es gab bereits brauchbare Raum Beschallung Systeme, sogar in High Fidelity, mit Tonband und mehreren Plattenspielern. So hielten Elvis, Sinatra und die neuen Traumtänzer Einzug in die Burg mit seinen begehrten Darbietungen. So gelangte etwas mehr Neuzeit in den Verteidigungswerten Kulturbetrieb vergangener Jahrhunderte. Aber manchmal schweifen meine Gedanken bei einem alten Lied aus der Burg ab. Dann sehe ich sie in den Paradeuniformen spielen und alles erweckt wieder zum Leben. Obwohl ich nie die Atlantikrouten Combo, dieser ausgestorbenen Lebemänner, persönlich gesehen habe. Ich betrat erst später die lustigen Räume. Es existieren aber Fotos und es gibt dazu legendäre Namen die mir im Gedächtnis haftengeblieben sind. Weil jemand, der sie noch spielerisch zaubern erlebt hat, mir von ihnen erzählte. Von Planken-Hein, der seine Eroberungen auf dem Sonnendeck abgriff. Von Peter Pan, dem Bi- Experten, welcher immer ausgebucht war, oder von Schweden Schwengel, Ziegen Peter, usw. Die angebotenen Motto-Show Termine waren über alle Weltmeere begehrt und oft ausgebucht. Bei außergewöhnlichen Anfragen konnten Sonder- Vorstellungen gefahren werden. Hier fanden Liebhaber von Rollenspielen großen Zuspruch. Die Mädchen waren innerhalb der Themenabende oft identisch gekleidet, brachten Tanz- und Striptease Nummern und waren darauf trainiert sich mit der Person, die sie in den Kleidern spielten, zu identifizieren. Mit enormem Erfolg. Man sah sie auf der Bühne Zaubernetze auswerfen in denen sich die Kerle bereitwillig verfingen. Die tanzenden Hostessen warfen mit Blicken um sich und zeigten steile Brüste und glatte Popos. Jung und strahlend wirbelten sie ihre Beine und Höschen zur Schau. Da gab es die Lufthansa Stewardessen in braver Uniform, die Schulmädchen im Röckchen und weißen Strümpfen, die frechen Lolitas oder die zugeknüpften Russinnen. Zu besonderen Anlässen wurden talentierte Mädchen grell geschminkt, einem Zirkusclown nicht unähnlich und mit Perücken versehen. Vor Beginn der Show wirkten die Mädchen schamhaft, was sehr erotisch sein kann, auch wenn es gespielt war. Zu Spitzenzeiten gab es 3 Besetzungen für die Shows. Aufgestockt mit Tanz begabten Studentinnen die immer Geld brauchten und es als angenehm empfanden es als Party Hostess zu verdienen. Das Arrangement forderte den Mädchen die Stoßfestigkeit einer Qualitätsmatratze ab, weil auch ausgehungerte Seewölfe im Publikum saßen. Darum schafften junge Mädchen nur 2 Vorstellungen in der Woche. Selbst gut bezahltes Aufziehspielzeug läuft ab und macht schlapp. Sehr beliebt war, interessanter Weise, die "Sklavenmarkt Motto Show". Blonde, schwarze, brünette und rothaarige Sklavinnen wurden leicht bekleidet, dazu an den Händen gefesselt, auf die Bühne gezerrt. Dort konnten sie ausführlich begutachtet werden, während sie sich lasziv zu dem Lied Salome (Lucas Quartett) bewegten. Wegen der Mehrfachersteigerungen und damit jeder mindestens eine Sklavin bekam, musste Rex Quoten ausgeben. Schon interessant was sich mancher an so einem Abend zutraute. I take her, oder, I take that Girl, hörte man die Männer im Sperrfeuer der Erotik rufen. Jedes ersteigerte Mädchen wurde dem erfolgreichen Bieter übergeben und musste ihre Bereitschaft signalisieren. Meistens rieben sie sich mit ihrem Hintern an dem Mann, was dieser mit eindeutigen Bewegungen quittierte. Die Hölle ist heiß, aber das war heißer, sagte mal ein zutiefst zufriedener Geschäftsmann zu dem Spektakel auf der Bühne. Zum Herbst kamen die "Hexennächte" mit Besen reiten und dem Hexentanzplatz Aktivitäten. Etwas Besonderes war die "Blitzmädchen Show". Die Mädchen trugen weiße Hemden mit Abzeichen, dunkles Tuch und dunkler Rock. Die Tänzerinnen hatten Kappen auf und zusätzliche Wehrmachtabzeichen an der Kleidung. Später trugen sie nur noch ein kurzes Sportkleid und auf dem Kopf saß ihnen eine zu große Uniformmütze. Vielleicht glaubten die entfesselt feiernden Herren sich mit der Mütze die Macht, aus einer der dunkelsten Stunde der Menschheitsgeschichte, einverleiben. Jedenfalls wurde niemand gezwungen diese Mützen zu tragen. Aber, ganz im Gegenteil, es fehlten immer welche am Ende der Nacht und so entschloss man sich die Restbestände nicht mehr anzufassen, sondern mit Kopien weiter zu arbeiten. Der Raum tobte nach den ersten zehn Minuten der Show. Alfredo fühlte sich an die alten Fronttheatertage mit den Soldaten erinnert. Nur das viele der begeisterten Zuschauer damals auf der anderen Seite kämpften. >Komisch, dass gerade diese Kerle, aus aller Herren Länder, sich für die diese Kostümshow so begeistern konnten<, meinte Rex dazu. Zusätzlich fand er es befremdlich das die Herren sich Mühe gaben eine der wenigen Mützen zu ergattern und sie während der restlichen Nacht auf dem Kopf zu behalten. Auch wenn sie sonst keine Kleidung mehr trugen. Was mag in einem Kerl vor sich gehen, wenn er in den Spiegel blickt, dabei die böse Mütze trägt und gerade eine dieser Tänzerinnen nach Gutsherrenart besteigt. Werden gebildete Männer, aller Erdteile, von Allmachtsfantasien heimgesucht? Es soll fragwürdige Kapitäne gegeben haben, die auf offener See die alte schwarze Kappe zelebrierten haben. >Wenn sie gerne für Irritationen sorgten, sollten diese Kerle es mal in einem israelischen Hafen ausprobieren. Dann wüssten sie Bescheid, wenn sie es denn überleben. Ich meine, wer trägt schon gerne ein Symbol einer verbotenen verbrecherischen Organisation<, frage uns Rex, der diese äußerst beliebt Show gerne abgesetzt hätte. Ich hielt damals den Mund, schon aus Gewohnheit, bei diesem Thema. Tröstlich nur, Geschlossene Gesellschaft, hin oder her: so eine Show würde heute, im 21. Jahrhundert, niemandem mehr einfallen. Der völlig überbuchte Knüller war im Dezember die Christmas Show. Die Mädchen waren vom Mäntelchen bis zu den Dessous komplett in rotweiß gekleidet. Das Cabaret war weihnachtlich, in rotweiß dekoriert. Man konnte den Eindruck haben, beim Weihnachtsmann und seinen Helferinnen zu Gast zu sein. >Das wäre den Männern viel Geld wert<, meinte Rex anerkennend. Diese Show war so stark nachgefragt, das Alfredo überlegte, damit schon im November anzufangen. Nicht jedes Schiff lief im Dezember den Hafen an. Auch wurden Konferenzen und Geschäftsreisen seltener auf diesen Monat gelegen. Der Kunde sollte schließlich König sein und Alfredo hatte besonders Verständnis für Phantasien und Sehnsüchte nach "Bitches for married Rovers". Im Hochsommer wurde auch die nicht einsehbare Dachterrasse genutzt. Bei sommerlichem Ambiente gab es dort oben die Waikiki Bikini Partys. Dazu wurde ein Pool installiert, bunte Birnen aufgehängt und Musik aus den 50zigern gespielt. Den Rest erledigten die Drinks, die Mädchen, die Gäste. Ich denke auch, dass so mancher Show Abend von den jeweiligen Firmen der Gäste beglichen wurde. In diesen Boomjahren lag den internationalen Firmen viel daran ihr leitendes Personal zu halten. Oder man war selber Firmeninhaber, Lebemann, vielleicht auch nur normaler Ganove. Nachdem der fallende Vorhang das Ende,

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