Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac

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Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac Gesammelte Werke bei Null Papier

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war eine Ein­ge­bung, die ei­nem ge­wöhn­li­chen wie ei­nem geist­vol­len Man­ne zu­teil wer­den kann; aber da das Pub­li­kum im­mer nach dem Er­fol­ge ur­teilt, galt Bi­rot­teau um so mehr für einen, kauf­män­nisch ge­spro­chen, her­vor­ra­gen­den Men­schen, als er selbst einen Pro­spekt ver­faß­te, des­sen al­ber­ner Stil ein we­sent­li­ches Mo­ment sei­nes Er­fol­ges wur­de; in Frank­reich lacht man nur über Din­ge und Men­schen, mit de­nen man sich be­schäf­tigt, und nie­mand be­schäf­tigt sich mit et­was, das kei­nen Er­folg hat. Ob­wohl Bi­rot­te­aus Al­bern­heit nicht ge­macht war, sprach man ihm doch die Fä­hig­keit zu, sich ge­ge­be­nen­falls dumm stel­len zu kön­nen. Nicht ohne Mühe ist es ge­lun­gen, ein Exem­plar die­ses Pro­spekts im Hau­se Po­pi­not & Co., Dro­gis­ten, Rue des Lom­bards, auf­zu­fin­den. Die­ses amüsan­te Stück ge­hört im wei­te­ren Sin­ne zu de­nen, die die His­to­ri­ker »Quel­len­do­ku­men­te« nen­nen. Es lau­tet so:

      Dop­pel­pas­te der Sul­tan­in­nen

       und Eau Car­mi­na­ti­ve.

       Von Cäsar Bi­rot­teau.

       Wun­der­ba­re Er­fin­dung.

       Ap­pro­biert von der

       Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten.

      Seit lan­ger Zeit wird eine Pas­te für die Hand- und eine Es­senz für die Ge­sichts­pfle­ge, die eine bes­se­re Wir­kung als das Köl­ni­sche Was­ser er­zie­len, all­ge­mein von den Da­men und Her­ren Eu­ro­pas ge­wünscht. Der als Par­füm­lie­fe­rant in Pa­ris und im Aus­lan­de vor­teil­haft be­kann­te Herr Bi­rot­teau hat nun vie­le schlaflo­se Näch­te dem Stu­di­um der Un­ter- und Ober­haut bei­der Ge­schlech­ter ge­wid­met, die nicht ohne Grund das größ­te Ge­wicht auf die Zart­heit, die Ge­schmei­dig­keit, den Glanz und die Weich­heit der Haut le­gen, und hat eine Pas­te und eine Es­senz er­fun­den, die mit Recht von der ele­gan­ten männ­li­chen und weib­li­chen Welt von Pa­ris gleich nach ih­rem Er­schei­nen als wun­der­bar be­zeich­net wur­den. In der Tat be­sit­zen die­se Pas­te und die­se Es­senz er­staun­li­che Wir­kun­gen auf die Haut und zwar ohne die Ge­fahr früh­zei­ti­ger Run­zeln, was bei den bis auf die­sen Tag un­be­dach­ter­wei­se an­ge­wand­ten, von pro­fit­gie­ri­gen Igno­ran­ten er­fun­de­nen Dro­gen un­ver­meid­lich war. Die­se Er­fin­dung stützt sich auf die Un­ter­schei­dung der Tem­pe­ra­men­te, de­nen ent­spre­chend für die zwei Haupt­grup­pen die Pas­te und die Es­senz in zwei Far­ben her­ge­stellt sind, und zwar sind die ro­sa­far­be­nen für die Ober- und Un­ter­haut der Per­so­nen von lym­pha­ti­scher Kon­sti­tu­ti­on, die wei­ßen für sol­che von san­gui­ni­schem Tem­pe­ra­ment be­stimmt.

      Die­se Pas­te nennt sich Sul­tan­in­nen­pas­te, weil ihre Er­fin­dung schon für das Serail von ei­nem ara­bi­schen Arz­te ge­macht wur­de. Sie ist von der Aka­de­mie ap­pro­biert wor­den, nach­dem un­ser be­rühm­ter Che­mi­ker Vau­que­lin sei­nen Be­richt er­stat­tet hat­te, eben­so wie die Es­senz, die nach den glei­chen Prin­zi­pi­en her­ge­stellt ist, die bei der Zu­sam­men­set­zung der Pas­te maß­ge­bend wa­ren.

      Die­se kost­ba­re Pas­te, die den sü­ßes­ten Duft aus­strömt, macht die wi­der­spens­tigs­ten Som­mer­spros­sen ver­blas­sen, läßt die här­tes­te Haut weich wer­den und das Schwit­zen der Hän­de, über das die Da­men nicht we­ni­ger als die Her­ren kla­gen, ver­schwin­den.

      Das Eau Car­mi­na­ti­ve be­sei­tigt den leich­ten Aus­schlag, der zu ge­wis­sen Zei­ten un­ver­se­hens die Da­men be­fällt und ihre Ball­pro­jek­te stört; es er­frischt und be­lebt die Haut, in­dem es je nach dem Tem­pe­ra­ment die Po­ren öff­net; es ist be­reits als Mit­tel ge­gen das Al­tern so be­kannt ge­wor­den, daß vie­le Da­men aus Dank­bar­keit es »das Schön­heits­was­ser« ge­nannt ha­ben.

      Das Köl­ni­sche Was­ser ist, kurz ge­sagt, ein ge­wöhn­li­ches Par­füm ohne jede spe­zi­fi­sche Wir­kung, wäh­rend die Dop­pel­pas­te der Sul­tan­in­nen und das Eau Car­mi­na­ti­ve zwei Kom­po­si­tio­nen sind, die eine ein­grei­fen­de aber un­ge­fähr­li­che Wir­kung auf die in­ner­li­chen Vor­gän­ge aus­üben, in­dem sie sie un­ter­stüt­zen; ihr ganz be­son­ders bal­sa­mi­scher Duft und ihr an­re­gen­der Hauch er­fri­schen in wun­der­ba­rer Wei­se Herz und Kopf, schmei­cheln den Ge­dan­ken und re­gen sie an; sie sind eben­so er­staun­lich durch ihre Be­deu­tung wie durch ihre Ein­fach­heit; sie brin­gen, mit ei­nem Wort, den Frau­en einen neu­en Reiz und den Män­nern ein Mit­tel der Ver­füh­rung.

      Der täg­li­che Ge­brauch der Es­senz ver­hin­dert das Bren­nen der Haut nach dem Ra­sie­ren; er ver­hin­dert das Auf­sprin­gen der Lip­pen und er­hält sie rot; er ver­nich­tet, na­tür­lich bei län­ge­rer An­wen­dung, die Som­mer­spros­sen und gibt schließ­lich der Haut ihre Far­be wie­der. Die­se Ei­gen­schaf­ten be­wir­ken beim Man­ne ein voll­kom­me­nes see­li­sches Gleich­ge­wicht und be­frei­en die­je­ni­gen, die an Mi­grä­ne lei­den, von die­ser fürch­ter­li­chen Krank­heit. Schließ­lich kann das Eau Car­mi­na­ti­ve von den Da­men bei der Toi­let­te in je­der Wei­se ge­braucht wer­den; es be­wahrt vor al­len Haut­lei­den, ohne daß es die Tran­spi­ra­ti­on des Ge­we­bes hin­dert, und er­hält es dau­ernd in sam­met­ar­ti­ger Weich­heit.

      Man wen­de sich, mit Frei­mar­ke, an Herrn Cäsar Bi­rot­teau, Nach­fol­ger von Ra­gon, ehe­ma­li­gem Hof­lie­fe­ran­ten der Kö­ni­gin Ma­rie-An­to­i­net­te, in der Ro­sen­kö­ni­gin, Rue Saint-Ho­noré, Pa­ris, nahe dem Ven­dô­me­platz.

      Der Preis des Stückes Pas­te be­trägt drei Fran­ken, der der Fla­sche sechs Fran­ken.

      Herr Bi­rot­teau be­nach­rich­tigt, um Nach­ah­mun­gen zu ver­hü­ten, das ver­ehr­li­che Pub­li­kum, daß die Pas­te eine Pa­pier­hül­le mit sei­ner Un­ter­schrift hat, und daß die Fla­schen eine in das Glas ein­ge­preß­te Mar­ke tra­gen.

      Den Er­folg hat­te Cäsar, ohne daß er es ahn­te, Kon­stan­ze zu ver­dan­ken, die ihm riet, das Eau Car­mi­na­ti­ve und die Sul­tan­in­nen­pas­te in Kis­ten an alle Par­füm­händ­ler Frank­reichs und des Aus­lan­des zu ver­sen­den und ih­nen einen Ra­batt von drei­ßig Pro­zent zu be­wil­li­gen, wenn sie die bei­den Ar­ti­kel gro­swei­se neh­men woll­ten. Pas­te und Es­senz wa­ren in der Tat mehr wert als die an­dern der­ar­ti­gen Schön­heits­mit­tel und ver­lock­ten die Un­wis­sen­den durch die Un­ter­schei­dung zwi­schen den Tem­pe­ra­men­ten; die fünf­hun­dert fran­zö­si­schen Par­füm­händ­ler, an­ge­lockt durch den Ra­batt, kauf­ten ein je­der bei Bi­rot­teau jähr­lich mehr als drei­hun­dert Gros der Pas­te und der Es­senz, was ihm an den Ar­ti­keln selbst nur einen be­schei­de­nen Ge­winn ließ, der aber durch die Quan­ti­tät doch sehr groß war. Cäsar war da­her im­stan­de, die Schup­pen und Ter­rains im Fau­bourg du Tem­ple zu er­wer­ben, dort große Fa­bri­kräu­me zu er­bau­en und den La­den der Ro­sen­kö­ni­gin präch­tig aus­zu­stat­ten; das Ehe­paar ge­noß nun das be­schei­de­ne Glück ei­nes grö­ße­ren Wohl­stan­des und Kon­stan­ze zit­ter­te nicht mehr so sehr.

      Im Jah­re 1810 sah Frau Bi­rot­teau eine Stei­ge­rung der Mie­ten sich an­bah­nen und riet ih­rem Mann, Haupt­mie­ter

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