Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac

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Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac Gesammelte Werke bei Null Papier

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Sphä­re der Leu­te, die Ver­gnü­gen und Ge­schäft mit­ein­an­der ver­bin­den, in­dem sie, als die Tur­carets ih­rer Zeit, aus dem Foy­er der Oper eine Fi­lia­le der Bör­se ma­chen. Dank Frau Ro­guin, die er bei Bi­rot­teau ken­nen­ge­lernt hat­te, setz­te er sich schnell bei den höchst­ge­stell­ten Finanz­leu­ten fest. Und jetzt war Fer­di­nand du Til­let zu ei­nem Wohl­stand ge­langt, an dem nichts er­lo­gen war. Er stand vor­züg­lich mit dem Hau­se Nu­cin­gen, bei dem Ro­guin ihn ein­ge­führt hat­te, er hat­te sich schnell mit den Ge­brü­dern Kel­ler und mit der Hoch­fi­nanz li­iert. Nie­mand wuß­te, wo­her die­sem jun­gen Men­schen die rie­si­gen Ka­pi­ta­li­en zu­flos­sen, die er ar­bei­ten ließ, man schrieb sein Glück sei­ner In­tel­li­genz und sei­ner Ehr­lich­keit zu.

      Die Re­stau­ra­ti­on mach­te Cäsar zu ei­ner Per­sön­lich­keit, die na­tür­lich in dem Sturm der po­li­ti­schen Kri­sen jene bei­den häus­li­chen Zwi­schen­fäl­le aus dem Ge­dächt­nis ver­lor. Sei­ne un­ver­än­der­te roya­lis­ti­sche Ge­sin­nung, die ihm seit sei­ner Ver­wun­dung sehr gleich­gül­tig ge­wor­den war, in der er aber an­stands­hal­ber ver­harr­te, und die Erin­ne­rung an sei­ne Auf­op­fe­rung im Ven­dé­mi­aire ver­schaff­ten ihm hohe Pro­tek­tio­nen, und zwar ge­ra­de des­halb, weil er nichts für sich ver­lang­te. So wur­de er zum Ba­tail­lons­chef bei der Na­tio­nal­gar­de er­nannt, ob­wohl er nicht im­stan­de war, das ein­fachs­te Kom­man­do zu ge­ben. Im Jah­re 1815 setz­te ihn Na­po­le­on, im­mer noch Bi­rot­te­aus Feind, ab. Wäh­rend der Hun­dert Tage wur­de Bi­rot­teau die Bête noi­re der Li­be­ra­len in sei­nem Vier­tel; denn ge­ra­de im Jah­re 1815 be­gan­nen die po­li­ti­schen Spal­tun­gen in­ner­halb der Kauf­mann­schaft, die bis da­hin in ih­rem Ver­lan­gen nach Ruhe, die sie für die Ge­schäf­te brauch­te, ein­hel­lig ge­we­sen war. Bei der zwei­ten Re­stau­ra­ti­on muß­te die kö­nig­li­che Re­gie­rung den Mu­ni­zi­pal­rat um­ge­stal­ten. Der Prä­fekt woll­te Bi­rot­teau zum Bür­ger­meis­ter er­nen­nen. Dank sei­ner Frau nahm der Par­füm­händ­ler aber nur die Stel­le ei­nes Bei­ge­ord­ne­ten an, wo er we­ni­ger der Öf­fent­lich­keit aus­ge­setzt war. Die­se Be­schei­den­heit er­höh­te noch be­deu­tend die Ach­tung, die er schon all­ge­mein ge­noß, und ver­schaff­te ihm die Freund­schaft des Bür­ger­meis­ters, des Herrn Fla­met de la Bil­lar­diè­re. Bi­rot­teau, der ihn zur Zeit, da die Ro­sen­kö­ni­gin als Sam­mel­platz für die roya­lis­ti­schen Ver­schwö­run­gen diente, dort hat­te ver­keh­ren se­hen, schlug ihn selbst dem Sei­ne­prä­fek­ten vor, der ihn über die zu tref­fen­de Wahl kon­sul­tiert hat­te. Herr und Frau Bi­rot­teau wur­den auch nie­mals bei den Ein­la­dun­gen des Bür­ger­meis­ters über­gan­gen. Schließ­lich sam­mel­te Frau Cäsar häu­fig für die Ar­men Al­mo­sen in Saint-Roch. La Bil­lar­diè­re trat warm für Bi­rot­teau ein, als es sich dar­um han­del­te, die für den Mu­ni­zi­pal­rat be­wil­lig­ten Kreu­ze der Ehren­le­gi­on zu ver­tei­len, in­dem er sei­ne Ver­wun­dung von Saint-Roch, sei­ne An­häng­lich­keit an die Bour­bo­nen und die Ach­tung, die er ge­noß, her­vor­hob. Das Mi­nis­te­ri­um, das ver­schwen­de­risch das Kreuz der Ehren­le­gi­on ver­teil­te, um Na­po­le­ons Werk zu zer­stö­ren, sich ge­fü­gi­ge Krea­tu­ren zu schaf­fen und die ver­schie­de­nen Zwei­ge des Han­dels, die Künst­ler und die Ge­lehr­ten den Bour­bo­nen zu ver­bin­den, setz­te da­her Bi­rot­teau auf die nächs­te Lis­te. Die­se Aus­zeich­nung, im Ve­rein mit dem Glanz, den Bi­rot­teau sei­nem gan­zen Ar­ron­dis­se­ment ver­lieh, brach­te ihn in eine Lage, in der sich die Ge­dan­ken ei­nes Man­nes, dem bis da­hin al­les ge­glückt war, ins Gro­ße ver­stei­gen muß­ten. Die Nach­richt von sei­ner Er­nen­nung, die der Bür­ger­meis­ter ihm mit­ge­teilt hat­te, gab den letz­ten ent­schei­den­den An­stoß für den Par­füm­händ­ler, sich auf das Spe­ku­la­ti­ons­ge­schäft, das er eben sei­ner Frau aus­ein­an­der­ge­setzt hat­te, ein­zu­las­sen, um so schnell als mög­lich den La­den­han­del auf­zu­ge­ben und Mit­glied der hö­he­ren Bour­geoi­sie von Pa­ris zu wer­den.

      Cäsar war da­mals vier­zig Jah­re alt. Das Ar­bei­ten in sei­ner Fa­brik hat­te ihm ei­ni­ge früh­zei­ti­ge Run­zeln auf­ge­drückt und sein lan­ges dich­tes Haar leicht über­sil­bert, in das sich durch den Druck des Hu­tes ein glän­zen­der Kreis ein­ge­prägt hat­te. Sei­ne Stirn, in die das Haar so hin­ein­ge­wach­sen war, daß es in fünf Za­cken aus­lief, gab Zeug­nis von sei­ner ein­fa­chen Le­bens­wei­se. Sei­ne star­ken Au­gen­brau­en hat­ten nichts Er­schre­cken­des, denn der kla­re, im­mer of­fe­ne Blick sei­ner blau­en Au­gen war in Ein­klang mit sei­ner ehr­li­chen Stirn. Sei­ne an der Wur­zel ein­ge­drück­te, an der Spit­ze di­cke Nase gab ihm das er­staun­te Aus­se­hen ei­nes Pa­ri­ser Maulaf­fen. Die Lip­pen wa­ren sehr wuls­tig, und das große Kinn fiel steil ab. Das kräf­tig ge­färb­te Ge­sicht von vier­e­cki­gem Um­riß wies durch die Ver­tei­lung der Run­zeln und in sei­nem gan­zen Aus­druck den dumm­schlau­en Ty­pus des Bau­ern auf. Die Kör­per­stär­ke, die di­cken Glie­der, der brei­te Rücken, die großen Füße, al­les ver­riet den nach Pa­ris ver­pflanz­ten Dorf­be­woh­ner. Sei­ne brei­ten, be­haar­ten Hän­de, sei­ne großen vier­e­cki­gen Fin­ger­nä­gel hät­ten sei­nen Ur­sprung be­zeugt, auch wenn sei­ne gan­ze Per­son kei­ner­lei sons­ti­ge An­zei­chen da­für auf­ge­wie­sen hät­te. Um sei­ne Lip­pen spiel­te das lie­bens­wür­di­ge Lä­cheln, das die Kauf­leu­te dem Kun­den ge­gen­über im­mer auf­set­zen; aber die­ses Kauf­manns­lä­cheln war bei ihm der Re­flex sei­ner in­ner­li­chen Zufrie­den­heit und sei­nes wei­chen Ge­müts. Sein Miß­trau­en mach­te sich nur bei Ge­schäf­ten gel­tend, und wenn er die Bör­se ver­ließ oder sein Haupt­buch schloß, war sei­ne Ver­schla­gen­heit ver­schwun­den. Ver­dacht war für ihn das­sel­be wie das, was auf sei­nen Fak­tu­ren ge­druckt stand: eine mit dem Ge­schäf­te­ma­chen ver­bun­de­ne Not­wen­dig­keit. Sein Ge­sicht drück­te Si­cher­heit mit ei­nem ge­wis­sen ko­mi­schen An­flug aus, eine Mi­schung von Selbst­ge­fäl­lig­keit und Wohl­wol­len, die es ori­gi­nell er­schei­nen ließ und ver­hin­der­te, daß es all­zu­sehr den plat­ten Ge­sich­tern der Pa­ri­ser Bour­geois ähn­lich sah. Ohne die­sen Zug nai­ver Selbst­be­wun­de­rung und Glau­ben an sich hät­te er zu­viel Re­spekt ein­ge­flö­ßt; so kam er den üb­ri­gen Men­schen nä­her, in­dem er den ihm zu­kom­men­den An­teil am Lä­cher­li­chen bei­steu­er­te. Wenn er sprach, kreuz­te er ge­wöhn­lich die Hän­de auf dem Rücken. Wenn er et­was Lie­bens­wür­di­ges oder Be­deu­ten­des ge­sagt zu ha­ben glaub­te, so er­hob er sich un­merk­lich zwei­mal auf den Fuß­spit­zen und ließ sich dann schwer auf die Ha­cken zu­rück­fal­len, als woll­te er sei­nen Auss­pruch be­kräf­ti­gen. Auf der Höhe ei­ner Dis­kus­si­on sah man ihn zu­wei­len sich plötz­lich um sich selbst dre­hen, ei­ni­ge Schrit­te ma­chen, als wenn er nach ei­ner Ent­geg­nung su­che, und dann mit ei­ner brüs­ken Be­we­gung auf sei­nen Geg­ner los­ge­hen. Nie­mals un­ter­brach er den an­dern und sah sich oft das Op­fer die­ser strik­ten Beo­b­ach­tung des Schick­li­chen wer­den, denn die an­dern ris­sen sich die Wor­te vom Mun­de, und der arme Mann ver­ließ schließ­lich den Kampf­platz, ohne daß er ein Wort hat­te sa­gen kön­nen. Sei­ne große Er­fah­rung in ge­schäft­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten hat­te bei ihm Ge­wohn­hei­ten aus­ge­bil­det, die von ei­ni­gen für fixe Ide­en ge­hal­ten wur­den. Wenn ein Wech­sel nicht ein­ge­löst wur­de, so sand­te er ihn an den Ge­richts­voll­zie­her und küm­mer­te sich nicht wei­ter dar­um, bis er Ka­pi­tal, Zin­sen und Kos­ten emp­fan­gen hat­te; der Ge­richts­voll­zie­her muß­te die Sa­che so lan­ge

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