Der Irrläufer. Gudmund Vindland

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Irrläufer - Gudmund Vindland страница 12

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Irrläufer - Gudmund Vindland

Скачать книгу

um irgendeine Sonderbehandlung zu kriegen? Ich hatte das jedenfalls nicht beabsichtigt. Ich dachte, wir wollten von jetzt ab ganz normale Freunde sein! Oder stimmt das vielleicht nicht?»

      «Und nie miteinander reden?» Ich kämpfte mit den Tränen.

      «Jetzt nimm dich doch zusammen! Für so was hab ich wirklich keine Zeit!»

      Magnus drehte sich auf dem Absatz um und lief zu den anderen, die sich schon in zwei Parteien aufgestellt hatten.

      Ich blieb auf der Treppe sitzen und schluckte, die Hände vor den Augen. Dann hörte ich etwas hinter mir und nahm mich krampfhaft zusammen.

      «Kümmer dich nicht um den Typ, du. Der ist nichts für dich ...»

      Ich fuhr herum. In der Türöffnung stand einer und lächelte schief zu mir herunter. Ich hatte ihn zwar vorher schon bemerkt, wußte aber nicht, wer er war.

      «Was ... was meinst du damit?» stotterte ich.

      «Ach, tu nicht so. Ich hab doch gehört, was ihr gesagt habt. Aber vor mir brauchst du wirklich keine Angst zu haben. Ich bin ganz okay. Komm mit, wir gehen schwimmen. Hat doch keinen Sinn, hier zu sitzen und zu motzen.»

      Er nahm mich am Arm und zog mich hoch. «Ich heiße Janne und komme aus Lilleström. Komm, wir ziehen uns um.»

      Er gebrauchte eifrig seine Augen, während ich mir die Badehose anzog.

      Auf dem Weg zum Strand redete er eine Menge, bevor er fragte: «Was ist denn so Besonderes an dem Magnus?»

      «Ich will nicht darüber reden.»

      «Wichst ihr zusammen?»

      «Herrgott, halt die Fresse! Das geht dich ja wohl nichts an.»

      «Nein, nein, reg dich doch nicht auf. Man wird ja wohl noch fragen dürfen.»

      «Nein, darf man nicht.»

      «Okay, also Entschuldigung. Wer zuerst an der Schäre ist!»

      Weg war er. Ich stand auf dem Sprungbrett und sah ihm nach. So was von Frechheit! Aber irgendwie war der Typ schon in Ordnung. Im Grunde mochte ich ihn leiden. Ich sprang hinein und schwamm ihm nach.

      «Vorsicht, tritt nicht auf die Muscheln. Komm hierhin, ich helf dir. Auf der anderen Seite kann man gut sitzen. Hier, siehst du!» Er wies auf einen großen flachen Absatz im Felsen. Ich setzte mich. «Und außerdem kann uns hier vom Land aus niemand sehen», sagte Janne und zog seine Badehose aus, während er sich neben mich setzte und mir den Arm um die Schultern legte.

      Ich war total überrumpelt. «He! Laß das! Das wollte ich nicht ...»

      Aber Janne hatte schon seine rechte Hand in meiner Badehose und warf sich über mich. «Sei doch nicht so wählerisch! Ich bin bestimmt so gut wie der andere Typ ... wahrscheinlich sogar viel besser. Ich bin schon lange mit Jungen zusammen ... Wie alt bist du übrigens?»

      «Fünfzehn. Und du?»

      «Ich bin achtzehn, also darfst du keinem was verraten! Versprichst du das?» sagte Janne und drückte mich fast platt.

      «Ja, klar», sagte ich atemlos und drückte mich ein bißchen hoch, damit er mir die Badehose ausziehen konnte.

      Der Abend brachte ein Lagerfeuer, Unterhaltung, Bekenntnisse und frischen, jugendlichen, christlichen Gesang:

       Kommt, wir künden jetzt von Stadt zu Stadt,

       Daß uns Christ aus Tod und Sünden losgebunden hat.

      Ich wußte nur eins: Jetzt mußte ich mit Magnus sprechen. Wegen der Sache mit Janne hatte ich ein schlechtes Gewissen, aber ich war auch ein bißchen stolz. Nicht nur Magnus konnte mit anderen Zusammensein – aber ich wußte ja nicht sicher, ob er sich von dem Pastor hatte verführen lassen. Vielleicht hatte Christian sich gedacht: Wenn er ihn nicht kriegen kann, darf ich ihn auch nicht haben. Gott sei Dank war der Pastor nicht im Lager. Diesen Vorteil wollte ich ausnützen. Leider hatte er eine Handvoll Stellvertreter.

      Ich sah Magnus auf dem Weg zum Lagerfeuer. In einer schwarzen Kordhose, den weißen Wollpullover über der Schulter. Strahlend wie die Sonne, das dunkle Haar stand wild nach allen Seiten ab. Schön wie ein Gott – und um ihn herum eine ganze Schar Bewunderer. Jungen und Mädchen drängten sich um ihn. Mir wurde schwer ums Herz. Sollte ich denn nie mit meinem Jungen allein sein können? Der Teufel hole seine Fans!

      Magnus ließ sich mitten unter den Leuten nieder, ohne mir auch nur einen Blick zuzuwerfen. Ich setzte mich unter einen Baum, um mit mir allein zu sein.

      Sofort setzte sich Janne neben mich. «Na, war doch schön!» Er stieß mich kameradschaftlich an.

      Ich antwortete nicht.

      «Du bist jetzt doch nicht sauer, oder? War’s nicht gut?»

      «Nein, ich bin nicht sauer auf dich, und das war wirklich ... ganz in Ordnung. Aber ich möchte jetzt gerade allein sein. Ich will mit keinem reden.»

      «Oi, joi, joi! Hast wohl Schiß, daß der Stern da uns zusammen sieht, was! Da mich dir man keine Sorgen. Der ist da so beschäftigt, der kriegt nicht mit, was du machst. Der wird bestimmt berühmt, wenn er groß ist. Der weiß, wie man’s macht!»

      «Halt die Fresse.»

      «Du bist jetzt doch nicht sauer, oder? War’s nicht gut?»

      «Nein, ich bin nicht sauer auf dich, und das war wirklich ... ganz in Ordnung. Aber ich möchte jetzt gerade allein sein. Ich will mit keinem reden.»

      «Oi, joi, joi! Hast wohl Schiß, daß der Stern da uns zusammen sieht, was! Da mich dir man keine Sorgen. Der ist da so beschäftigt, der kriegt nicht mit, was du machst. Der wird bestimmt berühmt, wenn er groß ist. Der weiß, wie man’s macht!»

      «Halt die Fresse.»

      «Guck doch nur, wie er die Mädchen anlächelt und wie er sie ab und zu anfaßt. Die werden Wachs in seiner Hand ... die Jungs übrigens auch. Die Spannung spür ich bis hier. Aber es gibt nur eins, worauf dein Magnus Lust hat: sich selber!»

      «Er hat Lust auf mich!» Ich sagte das ganz leise durch die Zähne.

      «Ja, da hast du sicher recht. Er ist genauso scharf drauf, mit dir zu schlafen, wie ich, aber mehr auch nicht. Hat ’nen Pißbammel vor dir. Niemand soll rausfinden, wie’s in ihm wirklich aussieht. Minderwertigen Kram kann der sich nämlich nicht leisten.»

      «Wenn du jetzt nicht endlich still bist, hau ich dir eine rein!» Ich wollte wirklich gerade zuschlagen, da stieg der Lagerleiter Eirik auf das Plankenpodium, um Andacht zu halten.

      «Okay, ich halt den Mund», sagte Janne, bevor die Andacht losging.

      «Alle, die wir hier versammelt sind, sind sünnnndige Menschen!» Eirik hatte eine schnarrende Fistelstimme, er brauchte keinen Lautsprecher.

      «Jetzt kommt sicher der Spruch von Jesu Blut», flüsterte Janne erwartungsvoll.

      Es folgte Gesabbel von Sünde und Schande und Buße und Besserung, und dann – ganz richtig:

Скачать книгу