Der Irrläufer. Gudmund Vindland

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Der Irrläufer - Gudmund Vindland

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gab es auch viele, die ihre Gesichter abwendeten und kicherten, während andere diskret «Psst!» machten. Janne lachte auch.

      «Jesses, ist das sooo komisch?»

      «Ja, weißt du das nicht? Er wird danach genannt ... Jesu Blut. Weil er fast über nichts anderes redet. Und dann braucht er auch so lange, um das zu sagen.»

      Es war befreiend, wieder zu lachen. Janne war wirklich nett und lustig – und außerdem war er geil auf mich.

      «Du brauchst mir nichts von dir und Magnus zu erzählen, wenn du keine Lust hast. Wir haben ja sonst auch noch viel, worüber wir reden können.» Er strich mir über den Rücken und zog mich an den Haaren.

      Wir saßen ziemlich lange und redeten. Ich vergaß zwischendurch sogar, Magnus zu beobachten. Es ging mir gut. Aber plötzlich merkte ich, wie Janne erschrak, und folgte seinem Blick genau in Magnus’ Augen. Magnus hatte sich umgedreht und starrte uns an. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Habichtsblick. Wachsam und tödlich. Janne hob sacht die Hand zu einem ironischen Gruß. Magnus wandte sich brüsk ab.

      «Na, jetzt werden wir sehen, ob er sich was aus dir macht», sagte Janne leise.

      Ich hatte Herzklopfen. Der Blick hatte so unendlich viel enthalten. «Da hast du’s gesehen! Er mag mich doch!»

      «Und er muß ja auch sein Eigentumsrecht wahren, oder?»

      «Sei nicht so gemein. Denk doch dran, daß ich ihn auch mag.»

      «Also, hör mal, Yngve. Ich sag das jetzt nicht, um fies zu sein. Oder um irgendwas zwischen euch kaputtzumachen. Außerdem ist schon alles kaputt, glaub ich. Auf jeden Fall wird er es kaputtmachen. Ich kann ihm das ansehen! Und ich sag das nicht, um mich anzupreisen. Aber ich finde, du bist in Ordnung, und ich möchte dich gern richtig kennenlernen ... und ich hab dauernd Lust, mit dir zu schlafen.» Er kniff mich ins Ohr. «Ich weiß eine schöne Stelle, wo wir nachher hingehen können. Im Wald hinter der Jungenbaracke ...»

      «Ich muß mit Magnus reden.»

      «Ja, das mußt du wohl. Aber hör zu: Wenn du mit ihm redest und hast die Nase voll von ihm, dann komm hinter die Baracke und pfeif nach mir.»

      «Ich versprech dir nichts.»

      «Ich bin da.»

      Ich fand Magnus auf halbem Weg zum Strand. Es waren nur noch drei Fans übrig. Ich ging zu ihm und faßte ihn am Arm: «Ich muß mit dir reden. Kannst du die Leute hier nicht loswerden, die so an deinem Hemdzipfel hängen?»

      «Über das Unterhaltungsprogramm morgen?» Magnus war abweisend.

      «Nein», sagte ich mürrisch. Die anderen gingen widerstrebend weiter. Und wir waren allein. Keiner von uns sagte etwas. Ich versuchte, seine Hand zu nehmen, aber er zog sie weg.

      «Das hat keinen Zweck, Yngve! Kapier das doch endlich!»

      «Wozu hast du mich denn hierher geschleift?»

      «Weil du das nötig hast. Du brauchst Gott, Yngve, und hier kannst du ihn finden.»

      «Ich brauch keinen außer dir!» Ich warf die Arme um ihn und klammerte mich an.

      «Laß mich los, Yngve! Loslassen! Ich hab Gott geschworen, das nie mehr zu tun. Das ist Sünde. Hörst du, Sünde!»

      «Erst, seit du mit Christian geschlafen hast!»

      «Nein, aber er hat mich dazu gebracht, das einzusehen.»

      «Ach, zum Teufel! Also hast du doch mit ihm geschlafen. Das Schwein!»

      «Sieh dich vor! Und wo wir gerade von Schweinen reden: Wer ist dieser andere Typ?»

      «Darauf kannst du doch scheißen!»

      «Nein, tu ich nicht. Oder eigentlich doch. Ich wohl, aber nicht Gott! Was ihr da treibt, ist Sünde, und ich erlaube dir nicht ... Gott erlaubt dir nicht, das noch länger zu tun! Das ist Sünde, das ist Sünde, das ist Sünde!» Er packte mich an den Schultern und schüttelte mich.

      Ich brach zusammen und blieb dort auf dem Hügel liegen und weinte. Als ich aufsah, war Magnus weg. Ich kroch unter einen Karren und blieb dort stundenlang liegen. Nur eines wußte ich ganz sicher: Ich wollte mir auf keinen Fall das Leben nehmen. Das wagte ich nicht.

      Am nächsten Morgen wollte ich nicht aufstehen. Blieb im Schlafsack liegen, das Gesicht zur Wand, den Kopf voll von bitteren Gedanken. Ich wurde ein paarmal in den Rücken geknufft, reagierte aber nicht. Als die anderen endlich zur Andacht gegangen waren, beschloß ich abzureisen. Ich sprang aus dem Bett – genau auf Janne zu, der mit seinem Lächeln in der Tür stand. «Ich fahr nach Hause!»

      «War’s so, wie wir es gestern prophezeit haben?»

      «Wie du es prophezeit hast, ja. Genau so. Ich hau ab.»

      «Ich hab auf dich gewartet. Und dich auch gesucht.»

      «Ich ... ich wollte nicht. Wollte allein sein.»

      «Solltest du nicht tun, dich mit deinen Problemen zu verkriechen. Du solltest mit jemand reden. Abhauen nützt nichts. Auch jetzt nicht. Du läufst nur vor all den Schwierigkeiten davon. Meinst du, davon wird’s leichter?»

      «Ich hab hier nichts mehr zu suchen. Das ganze Lager macht mich krank.»

      «Weil du nicht kriegst, was du willst?»

      «Nein, zum Teufel. Sag mir doch nur einen Grund zum Bleiben.»

      «Ich sag dir zwei: Zum einen solltest du hierbleiben und Magnus zeigen, daß er dich nicht kaputtmachen kann. Zum anderen hab ich unheimlich Lust zum Schwimmen!»

      Ich glotzte nur. «Du gibst wohl nie auf, was?»

      «Nein, und du solltest das auch nicht!»

      «Okay, Janne. Wer zuerst an der Schäre ist!»

      Nach dem Essen kam Magnus zu mir und tat sehr geschäftig und geschäftsmäßig. «Wir sind für das Unterhaltungsprogramm heute abend verantwortlich. Hast du etwas vorbereitet?»

      «Nein. Ich hatte an anderes zu denken.»

      «Dann fängst du vielleicht gleich damit an, oder?»

      «Ja, klar doch. Du bist sowieso überall gleichzeitig, kannst du nicht für in einer halben Stunde ein Gruppentreffen im Haupthaus einberufen? Dann hab ich das Programm fertig.»

      Ich setzte mich unter einen Baum und überlegte, womit ich zwei Stunden Unterhaltung füllen sollte. Es gab genug fähige Mitwirkende. Der halbe Club gehörte inzwischen zur Theatergruppe, und fast die ganze Gruppe war mit im Lager. Und dann hatte ich die Idee Blut! Natürlich mußten wir das herrliche Blut aufführen, das der Pastor Christian nach nur einer Aufführung wegzensiert hatte. Das sei zu weit gegangen. Teufel auch! Wenn sie Widerstand haben wollten, sollten sie den auch kriegen. Ich fegte los, um Frode zu finden.

      Ein paar Stunden später war unten am Strand zur Unterhaltung gedeckt, und jetzt mußt du dir vorstellen, du bist in einem christlichen Jugendlager. Schönes Wetter, Sonnenuntergang und Lagerfeuer, und du sitzt mitten zwischen einigen

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