Grundwissen Psychisch Kranke. Группа авторов

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Kriterien der Posttraumatischen Belastungsstörung. In: Zielke, M.; Meermann, R.; Hackhausen, W. (Hrsg.). Das Ende der Geborgenheit? Lengerich: Pabst

       11 Okon, E., Meermann, R. (Hrsg.) (2002): Prävention und Behandlung posttraumatischer Störungsbilder im Rahmen militärischer und polizeilicher Aufgabenerfüllung. Schriftenreihe der Psychosomatischen Fachklinik Bad Pyrmont, Band 11, Bad Pyrmont.

       12 Meermann, R., Okon, E. (2006): Angststörungen: Agoraphobie, Panikstörung, spezifische Phobien. Stuttgart: Kohlhammer.

       Persönlichkeitsstörungen

       Jürgen Horn

       Leitender Arzt Klinik Berus, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Sozialmedizin, Überherrn-Berus

       „Mad or bad?” – Eine Ermahnung zur Zurückhaltung

      Die Persönlichkeit eines Menschen ist immer komplex und nicht abschließend beschreibbar. Es ist diese Tatsache, die uns von „Individuen“ sprechen lässt, von Menschen, die uns in ihrer Besonderheit liebenswert erscheinen können, die uns dann auch wieder verblüffen angesichts ihrer Unangepasstheit, Widerständigkeit, Undurchsichtigkeit oder Unberechenbarkeit.

      Die Persönlichkeit formiert das allzu Menschliche und Abgründige, das Großartige und Unverwechselbare am Menschen.

      Wenn wir die Persönlichkeit eines Menschen als „gestört“, „abnorm“ oder „krank“ bezeichnen, wenn wir das nicht abschließend Beschreibbare also mit einem bewertenden Etikett versehen, so darf dies nur mit besonderer Zurückhaltung geschehen. Das hat verschiedene Gründe:

       1. Die Störung der Kommunikation: Kein Mensch lässt sich gerne festlegen – am allerwenigsten in negativer Art und Weise. Es mag sich nur jeder selbst fragen, wie er intuitiv auf ein „Du bist so …!“ reagiert. Viele Ehestreitigkeiten beginnen genau mit diesen Worten. Jedes Personalgespräch, das man mit diesen Worten beginnen würde, nähme wahrscheinlich einen destruktiven Verlauf. Die charakterliche Festlegung eines Menschen, seine Reduktion auf einige wenige Wesensmerkmale fühlt sich einfach nicht gut an und ist oft der Anfang einer Eskalation1.

       2. Der Zuschreibungs fehler: Die Festlegung eines Menschen ist nicht nur konfliktträchtig, sondern schlicht irrational: Immer wird dabei etwas weggelassen, immer wird von der konkreten Situation abgesehen (ist doch menschliches Verhalten meistens Antwort auf eine konkrete Erfahrung), immer wird die Polarität des menschlichen Wesens übergangen (selbst der impulsivste Mensch kennt auch Phasen geduldigen Verharrens), immer kommen subjektive und willkürliche Bewertungen hinein (was der eine Beobachter schon für Geiz hält, ist für den anderen noch Sparsamkeit). In der Sozialpsychologie wird die Tatsache, dass Menschen den Einfluss von einzelnen Persönlichkeitsfaktoren auf das Verhalten gemeinhin überschätzen, als „fundamentaler Attributionsfehler“2 bezeichnet.

       3. Labeling und soziale Ausgrenzung: Nicht selten wird unter dem Hinweis auf die „Krankhaftigkeit“ und Andersgeartetheit eines Menschen auch seine soziale Ausgrenzung betrieben. Soziale Probleme, Missverständnisse oder Konflikte lassen sich vordergründig leicht lösen, wenn man einzelnen Menschen die Schuld dafür zuweist und sie ausgrenzt, indem man sie als „verrückt“ oder bösartig definiert. Die diesbezüglichen „Sprachspiele“ oder „Diskursformationen“3 sind unheimlich attraktiv in ihrer Einfachheit und verselbständigen sich rasch. So ist ein sehr alter Begriff für die Persönlichkeitsstörung, die „Psychopathie“, allmählich zu einem Schimpfwort geworden – und sollte heute in der klinischen Psychiatrie und Psychotherapie nicht mehr verwendet werden.4

       Fazit

       Um vorläufig zusammenzufassen:

      Mehr noch als bei anderen psychischen Erkrankungen muss man sich im Falle der Persönlichkeitsstörungen vor einem schnellen Urteil und vor der Stigmatisierung der Betroffenen hüten. Menschen kann man nicht mit einem diagnostischen Etikett versehen. Sehr prägnant wurde das von dem Arzt und Philosophen Karl Jaspers formuliert: „Es ist wissenschaftlich und menschlich unmöglich, unter einen Menschen gleichsam einen Strich zu machen, die Bilanz zu ziehen und zu wissen, was er ist. … Menschlich aber bedeutet die Feststellung des Wesens eines Menschen eine Erledigung, die bei näherer Besinnung beleidigend ist und die Kommunikation abbricht.“5

      Der Leser wird gebeten, sich bei der Lektüre dieses Kapitels dessen bewusst zu sein, wie vorsichtig mit dem „Wissen“ der Psychiatrie/Psychologie im Falle der Persönlichkeitsstörungen umgegangen werden muss.

       1. Die Persönlichkeit – Bestimmungsversuche und Perspektiven

      Die Persönlichkeit eines Menschen umfasst seine jeweiligen besonderen Eigenschaften, seinen Charakter und sein Temperament. In einer Persönlichkeit finden sich diese Eigenschaften mehr oder weniger überdauernd. Sie erlauben dem Menschen die Anpassung an seine jeweilige Umwelt, die Gestaltung des eigenen Lebens und eine angemessene Reaktion auf alltägliche oder kritische Anforderungen. Die Persönlichkeit wird durch angeborene, vererbte, aber auch durch erlernte Verhaltens- und Erlebensmuster geformt.

      Die Versuche, Persönlichkeiten zu kategorisieren, reichen bis in die Antike zurück. Hier gab es erstmals in der sogenannten „Säftelehre“6 den Versuch, vier Persönlichkeitstypen zu unterscheiden, deren Verschiedenheit man auf eine jeweils andere Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit (griechisch: „cholé“) zurückführte. Dieses Modell hatte über viele Jahrhunderte hinweg bis in die Renaissance hinein Bestand und wirkt bis heute nach in Begriffen wie „Choleriker“ (= aufbrausender Mensch, Hitzkopf) oder „Melancholiker“ (griechisch „melas“ = schwarz, Krankheit der schwarzen Galle, schwermütiger Mensch).

       1.1 Dimensionale Persönlichkeitsmodelle

      Mit Beginn der Wissenschaftsära favorisierte man unter dem Einfluss einer akademischen Psychologie, die sich mit statistischen Methoden dem Problem näherte, sogenannte dimensionale Modelle zur Bestimmung der Persönlichkeit.

      Dabei werden bestimmte Grundzüge der Persönlichkeit in ihrem Ausprägungsgrad zu erfassen und zu quantifizieren versucht. Ein Mensch kann demnach mehr oder weniger introvertiert, mehr oder weniger emotional erregbar, mehr oder weniger verträglich usw. sein. Bei der dimensionalen Modellierung geht man in der Regel davon aus, dass es kontinuierliche Übergänge von gesund nach krank und auch zwischen den einzelnen Persönlichkeitsstörungen gibt.

      Als Beispiel sei das psychobiologische Persönlichkeitsmodell des amerikanischen Psychiaters und Genetikers C. Robert Cloninger7 genannt. Er unterschied vier angeborene bzw. vererbte Temperamentsdimensionen (nach Neuem suchen, der Bestrafung entgehen, Belohnung nötig haben, ausdauernd sein) von drei, eher auf Lernerfahrungen und biographische Prägungen zurückgehenden Charakter-Dimensionen (Selbstkontrolle, Kooperativität, Selbsttranszendenz).

      Ein weiteres, sehr einflussreiches dimensionales Modell ist das „Big-Five-Modell“8, nach dem sich Menschen in den Merkmalen „Neurotizismus“ (emotionale Labilität), „Extraversion“ (Begeisterungsfähigkeit), „Offenheit für Erfahrungen“ (Interesse/Neugier/geistige Beweglichkeit), „Verträglichkeit“ (Konformität) und „Gewissenhaftigkeit“ (Rigidität) unterscheiden. Das Modell hat vor allem in der Persönlichkeitsforschung und psychosomatischen Forschung eine weite Verbreitung gefunden. Die einzelnen Merkmale sollen jeweils zu ca. 50 % auf vererbte Faktoren zurückgehen.

       1.2 Kategoriale

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