Das Neue Testament - jüdisch erklärt. Группа авторов
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17 Und es begab sich eines Tages, als er lehrte, dass auch Pharisäer und Lehrer des Gesetzes dasaßen, die gekommen waren aus allen Dörfern in Galiläa und Judäa und aus Jerusalem. Und die Kraft des Herrn war mit ihm, dass er heilen konnte. 18 Und siehe, einige Männer brachten einen Menschen auf einem Bett; der war gelähmt. Und sie versuchten, ihn hineinzubringen und vor ihn zu legen. 19 Und weil sie wegen der Menge keinen Zugang fanden, ihn hineinzubringen, stiegen sie auf das Dach und ließen ihn durch die Ziegel hinunter mit dem Bett mitten unter sie vor Jesus. 20 Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.
21 Und die Schriftgelehrten und die Pharisäer fingen an zu überlegen und sprachen: Wer ist der, dass er Gotteslästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben als allein Gott? 22 Als aber Jesus ihre Gedanken erkannte, antwortete er und sprach zu ihnen: Was denkt ihr in euren Herzen? 23 Was ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? 24 Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat auf Erden, Sünden zu vergeben – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim!
25 Und sogleich stand er auf vor ihren Augen und nahm das Bett, auf dem er gelegen hatte, und ging heim und pries Gott. 26 Und sie entsetzten sich alle und priesen Gott und wurden von Furcht erfüllt und sprachen: Wir haben heute seltsame Dinge gesehen.
Lk 5,17–26 Die Heilung des gelähmten Mannes (Mt 9,1–8; Mk 2,1–12) 5,17 Pharisäer, vgl. „Strömungen innerhalb des Judentums in neutestamentlicher Zeit“. Lehrer des Gesetzes, Apg 5,34; 1Tim 1,7; eher ein christlicher als ein jüdischer Begriff. Die Kraft des Herrn, vgl. Num 14,17; 2Kön 3,15; vgl. auch Ri 14; eine solche Macht kann nicht immer anwesend sein und manifestiert sich auf unterschiedliche Weise, meist durch ungewöhnliche Handlungen. 5,19 Ziegel, Markus beschreibt ein Lehmputzdach während Lukas das Haus aufwertet. 5,20 Deine Sünden sind dir vergeben, die Bemerkung impliziert eine Verbindung zwischen Gebrechlichkeit und Sünde (Ex 34,7; Joh 9,2). Auch im Judentum wurde angenommen, dass Dämonen Krankheiten verursachen (vgl. Anm. zu 4,39) und Krankheit eine Prüfung der Rechtschaffenen (v.a. Hiob) und ein Teil des Lebens ist. 5,21 Schriftgelehrte, hebr. soferim. Gotteslästerungen, ein Kapitalverbrechen (Lev 24,14–16), obwohl Jesus hier nicht blasphemisch spricht, indem er den göttlichen Namen benutzt. Hätte er tatsächlich gotteslästerlich geredet, würden seine Gegner mehr tun, als es nur in [ihren] Herzen zu bewegen (V. 22). In 4QOrNab vergibt ein jüdischer Exorzist die Sünden eines erkrankten Mannes. 5,24 Menschensohn, die Selbstbezeichnung Jesu, die sowohl auf Menschen (Ez 2,1; Ps 8,5) als auch auf einen apokalyptischen Erlöser (Dan 7,13–14; äthHen 71) verweisen kann. 5,25 Pries Gott, oder gab Gott die Ehre (oder rühmte); vgl. Lk 18,43. Lukas stellt Jesus zwar nicht mit Gott gleich, aber die Leserschaft konnte diese Verbindung ziehen (vgl. Anm. zu 4,8).
Pharisäer bei Lukas
Die Darstellung der Pharisäer im Lukasevangelium ist außergewöhnlich, in sich inkonsistent und komplex. Positiv hervorzuheben ist zwar, dass Lukas in seinem Passionsbericht keine Pharisäer erwähnt, sie aber als Mitglieder der christlichen Gemeinde nennt (Apg 15,5). Die ersten Worte aber, die er Pharisäern zuschreibt – „Wer ist der, dass er Gotteslästerungen redet?“ (Lk 5,21) – zeigen, dass sie Jesus bestenfalls missverstehen. Als nächstes erscheinen sie missmutig gegen Jesu Jünger, wobei sie Jesus der unangemessenen Tischgemeinschaft bezichtigen (Lk 5,30; ein Punkt, der Lk 15,2 aufgegriffen wird) und die Jünger wegen ihres Versäumnisses, zu fasten, zur Rede stellen (Lk 5,33). In Lk 6,1–5 kritisieren sie die Jünger wegen der Missachtung des Sabbatgebots und in Lk 6,6–11 versuchen Pharisäer, Jesus selbst wegen der Verletzung des Sabbats anzuklagen. Lk 7,29–30 beschreibt, wie die Pharisäer die Taufe des Johannes ablehnen, was für das Lukasevangelium nicht weniger als die Zurückweisung des Heilsplans Gottes bedeutet. In Lk 7,36–50 geht die Geschichte weiter und schildert zusammen mit Lk 11,37–54 und 14,1–24, wie die Pharisäer Jesus zu Tisch einladen. Jedes Mal greift Jesus seine Gastgeber verbal an, z.B. durch die Anklage, sie gehen „vorbei am Recht und an der Liebe Gottes“ (Lk 11,42). Jesus unterweist zudem seine Jünger – in Hörweite von mehreren Tausend Zuhörerinnen und Zuhörern: „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das ist die Heuchelei.“ (Lk 12,1)
In Lk 16,14–15 fügt Lukas ein, dass Pharisäer selbstgerecht seien (ein Punkt, der von Lk 18,9–14 untermauert wird) und „am Geld hängen“.