Kampf um Katinka. Thomas Pfanner

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Kampf um Katinka - Thomas Pfanner

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Die Jacht drehte sich um, zeigte mit der Nase wieder zum Verfolger. Für die nächsten Sekunden unterbrach Istvan die Beschießung und wartete auf das Ergebnis seiner Bemühungen. Er brauchte nicht lange zu warten. Offenbar wollte die Saskia wieder gegen die Grizzly beschleunigen, um hinter sie zu gelangen, aber das Manöver missriet auf spektakuläre Weise. Ein Teil der Austrittsöffnung flammte wie gewohnt auf und spie den ellenlangen Ionenstrahl aus, in der linken Ecke jedoch blähte sich ein gelblich eingefärbter Ballon aus Flammen heraus und verpuffte wirkungslos im All. Eine halbe Sekunde später stand der komplette Ionenhammer still. Auch die Positionsdüsen erloschen.

      Istvan verzog das Gesicht zu einem kleinen triumphierenden Grinsen und gab der Rakete neue Befehle. Der Kegel sprang regelrecht nach vorne, bremste sofort wieder ab und senkte sich auf eine Stelle im vorderen Drittel der Jacht, dort leicht nach rechts versetzt. Das dicke Ende des Kegels krachte auf die Hülle, hüpfte wieder hoch, senkte sich erneut auf die Jacht herab, nun deutlich langsamer. Bei diesem zweiten Kontakt klappten kleine Füße aus dem Kegel heraus, die wie Landebeine aussahen. Tatsächlich waren sie etwas viel Besseres: Saugnäpfe. Mit ihrer Hilfe fixierte sich der Kegel, saß unverrückbar auf der Hülle und begann mit der eigentlichen Arbeit. Aus dem stumpfen Ende sprang gleißendes Licht heraus, brandete gegen die Hülle an und verfärbte sich und den angestrahlten Punkt im Cardonium ins Violette.

      Dies stellte die zweite Möglichkeit zur Überwindung einer Raumschiffhülle dar. Genügend Zeit und Energie vorausgesetzt, vermochte ein hochenergetischer Plasmastrahl das Cardonium schlicht und ergreifend aufzuschweißen. Der Vorgang nahm einige Zeit in Anspruch, weil auch hier mit rasch fluktuierendem Energieniveau operiert werden musste. Kein Weg führte an der Überlastung der Fähigkeit zur Energieableitung der Kristallgitter vorbei.

      Die Zeitspanne nutzten die Sturmboote. Die beiden ersten Boote warfen ihrerseits Saugnäpfe aus, um an der Jacht festzumachen. Die Leinen an diesen Saugnäpfen, gleichfalls aus Cardonium, dem universellen Material zum Einsatz im Weltall, wurden eingeholt, wodurch die Sturmboote auf der Außenhülle landeten. Sogleich öffneten sich zahlreiche Luken in den Seitenwänden, aus jeder Einzelnen quoll ein Füsilier in vollem Raumkampfanzug heraus. Der gepanzerte und allerlei Gerät behangene Anzug wirkte extrem unförmig, wie ein überdimensionierter Ziegelstein, ausgestattet mit ganz ähnlicher Beweglichkeit. Doch das täuschte nur einen kleinen Augenblick lang. Kaum aus den Luken befreit feuerten die Antriebseinheiten, woraufhin die Füsiliere in erstaunlich flotten Manövern um die Jacht herumflogen und sich in die gähnende und nun auch kräftig qualmende Öffnung des Ionenhammers warfen. Kaum waren sie verschwunden, erreichte die Kegel-Rakete ihr Ziel. Das bestrahlte Cardonium flammte einen winzigen Moment hell auf und wechselte sogleich in tiefes schwarz. Der Strahl drang nun durch die Hülle, erlosch jedoch sofort. Die Saugnäpfe lösten sich, veränderten sich blitzartig zu einer Art Greifwerkzeug und ergriffen die Ränder des frisch entstandenen Loches. Die Rakete drehte sich unter ihren eigenen Werkzeugen durch, das Triebwerk feuerte. Wie ein Kobold hüpfte der Kegel auf seinem Feuerstrahl hin und her, sehr schnell und abrupt. In diesen Sekunden machte sich die Rakete eine Eigenschaft des Cadoniums zunutze, die nach der Durchdringung mit einem Plasmastrahl üblicherweise auftrat. Das an die hineingebrannte Öffnung angrenzende Material wurde spröde. Nicht sehr lange, vielleicht eine Minute, doch es reichte. Die Rakete bog die heißen Ränder des Loches auf, ein etwas umständlicher Prozess, der sehr schnell durchgeführt werden musste. Schließlich war eine Öffnung von vielleicht zwei Metern Durchmesser gebogen, als die Rechner der Rakete erkennen mussten, dass es nicht mehr weiter ging. Folgerichtig öffnete sich der eiserne Griff der Werkzeuge, und die Rakete kehrte zur Grizzly zurück.

      Die beiden verbliebenen Sturmboote hatten die Zeit genutzt, um sich auf der Hülle zu verankern. Sobald die Rakete ihre Position verließ, öffneten sich auch bei diesem Boot die Luken und ein Schwarm gepanzerter Füsiliere bevölkerte die Außenhülle der Jacht. Der erste Mann an der Öffnung warf eine Granate hinein, wartete ab, bis der Glutball an ihm vorbei verpuffte, und stürzte sich kopfüber in die Saskia.

      Die Brückencrew beobachtete den Kampf über die Displays. Fünf der beteiligten Füsiliere trugen Helmkameras mit sich, deren Aufnahmen direkt ins Mutterschiff gesendet wurden. Major Anheuser hielt sich hinter der Spitze seines Trupps auf, erhielt dadurch die Muße, über das Helmdisplay im Splitscreen-Verfahren alle Einzelheiten des Unternehmens überwachen und lenken zu können. Alle Führungsoffiziere der Raumlande-Füsiliere durchliefen eine langwierige Ausbildung mit dem Ziel, komplexe Informationen auswerten zu können, ohne in Panik oder auch nur Hektik zu verfallen. Die Kunst bestand darin, vielfach sowohl optisch als auch akustisch einströmende Reize bewusst zu verarbeiten, das Sinnvolle vom Unwichtigen zu unterscheiden, die Fakten zu bewerten, sich gleichzeitig Gedanken zu machen, einen Plan zu fassen und ihn den Soldaten mitzuteilen, während gleichzeitig der Strom an neuen Informationen nicht abriss. Erstaunlich viele Menschen vermochten eine derartige Situation für eine kurze Zeit zu bewältigen, für eine für ein Gefecht wesentlich zu knappe Zeit. Bereits nach etwa dreißig Sekunden begannen die Fehler, die ersten wichtigen Informationen gingen unbeachtet durch, der Stress stieg unaufhörlich, die Konzentration ließ in der Form nach, dass sich die Aufmerksamkeit auf immer weniger Details richten ließ. In der Folge stieg die Fehlerquote rapide an, solange, bis sich die Delinquenten entnervt abwandten und flohen. Im Ergebnis schafften es nur äußerst wenige Rekruten, die Anforderungstests zur Gefechtsfeldleitung zu bestehen. Der riesige Major war der beste Absolvent, den Katinka je hervorgebracht hatte. Er war zu etwas fähig, was die Wissenschaftler „fraktionierte Schizophrenie“ nannten, er konnte sich verhalten wie mehrere Personen mit der entsprechenden Anzahl an Sinnesorganen, die Eindrücke jedoch wie ein Gesunder zentral und einheitlich auswerten.

      Wie ein in sich ruhender Guru marschierte Anheuser hinter seinem Trupp her, ein persönlicher Leibwächter ständig hinter ihm, nahm ungerührt die Meldungen und Schreie seiner Leute entgegen, besah sich die Bilder aus den Kameras und gab ruhig und knapp seine Befehle. Die Eroberung des Schiffes verlief wie erwartet. Die Abwehr des Gegners konzentrierte sich auf die Region um das Loch, welches von der Enterrakete aufgerissen worden war. Die sich entwickelnden Kämpfe dort gaben dem Major wichtige Hinweise. So versuchten die Verteidiger, den Weg vom Loch zur Zentrale zu blockieren und die Angreifer zum Heck hin abzudrängen. Befriedigt nahm der Füsilier eine geistige Notiz in sein Gedächtnis auf, offenbar befand sich das für diese Leute Wichtige tatsächlich in der Zentrale. Zuerst jedoch teilte er seinen Trupp, schickte sechs Mann querab durchs Schiff. Die Füsiliere sollten nachschauen, was sich in der Gegend des Schiffes abspielte, in die der andere Stoßtrupp abgedrängt werden sollte.

      Die Männer und Frauen, die durch das Loch kamen, sollten viel Lärm machen, aber keinen Bodengewinn. In ihren nahezu unzerstörbaren Panzeranzügen waren sie den Verteidigern haushoch überlegen, da diese nur in normalen Vakuum-Anzügen steckten, mache nicht einmal das. Gleichwohl verfügten sie über großkalibrige Schnellfeuerwaffen und rückstoßfreie Kampfraketen. Letztere waren durchaus dazu geeignet, einen Füsilier in Schwierigkeiten zu bringen. Zwar bestand auch der Anzug eines Füsiliers zum überwiegenden Teil aus Cardonium, war also praktisch undurchdringlich. Das Risiko bestand jedoch gar nicht in der Möglichkeit einer Beschädigung der Ausrüstung. Es gab im Gefecht lediglich zwei Risiken. Erstens trug ein Raumlandesoldat aufgrund der besonderen Fähigkeiten seines Anzuges eine erstaunliche Menge an Waffen und Munition mit sich. Es konnte passieren, dass sich Teile davon im gegnerischen Feuerhagel entzündeten. Zweitens war da die Beschleunigung. Egal, ob sich eigene Munition entzündete, oder ein Gegner einfach eine genügende Menge Sprengstoff in unmittelbarer Nähe des Anzugs zur Explosion bringen konnte, durch den Druck der Detonation wurde eine Beschleunigung auf den Anzug und damit auch auf den Mann im Inneren ausgeübt. Die Anzüge verfügten nicht über einen Trägheitsnegator, der exorbitante Energieverbrauch ließ es nicht zu. So schlug sich der Druck der Explosion in ein Bewegungsmoment nieder, das ohne Weiteres bis über vierzig g hinausgehen konnte. Die vierzigfache Beschleunigung war das Allerhöchste, was ein Mensch über eine Sekunde aushalten konnte, höhere Andruckwerte führten dazu, dass Adern von den Organen abrissen und weitere, noch unappetitlichere Dinge im Körper geschahen. Verkompliziert wurden die Risiken, wenn diese Dinge in geschlossenen Räumen stattfanden, und ein Raumschiff bestand definitiv aus geschlossenen

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