Die Magier von Stonehenge Teil II.. Denise Devillard

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Die Magier von Stonehenge Teil II. - Denise Devillard

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sah sich nach beiden Seiten um, ob ihn jemand beobachtete, dann nickte er nur kurz. „Ist gut.“ Dann verschloss er die Klappe. Jacques hoffte, dass der Mann hielt, was er zugesagt hatte. Gut eine halbe Stunde verging, ehe der Wärter die Klappe wieder öffnete. Jacques ging zur Tür und nahm Papier, Feder und ein kleines Tintenfass entgegen, welche der Wärter ihm hindurch reichte. „Gebt mir Bescheid, wenn ihr fertig seid. Klopft drei Mal leise an die Tür“, fügte der Wärter flüsternd hinzu. Jacques nickte und der Wärter verschloss die Klappe erneut.

      Matthew ging wie auf rohen Eiern zu dem Großmeister, der sich hingesetzt hatte, um einen Brief zu verfassen, und sah ihm dabei zu, wie er schrieb.

      „Ein sehr langer kalter Winter kommt zu uns früher als erwartet. Die Leben spendende Sonne verlässt noch einmal ihre Bahn und sinkt hinab ins Reich der Finsternis. Das Rauschen des Meeres schienet uns beruhigend, gleich einer sanften Woge. Das Auge des Adlers muss den ewigen Himmel verlassen, um erneut aufzusteigen, in einem fernen Land. Feuer und Speer werden seinen schweren Weg begleiten und behüten vor aller Gefahr. Dominus vobiscum! J.M.

      Matthew runzelte die Stirn. Was sollten diese Zeilen bedeuten? Sie glichen einem Rätsel, das er nicht verstand. Mit Sicherheit eine Geheimbotschaft, die nur die Auserwählten obersten Templer, zu deuten wussten.

      Jacques de Molay faltete den Brief dreimal zusammen, erhob sich und klopfte dreimal leise an die Tür. Der Wärter hatte wohl schon darauf gewartet und öffnete sofort die Klappe in der Tür, um den Brief und die Schreibutensilien zu entgegen zu nehmen. „Gottes Hand über euch, wenn ihr auch nur ein Wort zu jemandem darüber verliert! Übergebt diesen Brief nur persönlich an Sergeant Dumont! Ihr findet ihn abends in der kleinen letzten Taverne, vor dem nördlichen Stadttor von Paris.“ Der Wärter wirkte etwas eingeschüchtert. Er versteckte den Brief unter seiner Gardeuniform und antwortete leise: „Jawohl eure Gnaden. Ich werde mich nach Beendigung meines Dienstes sogleich auf den Weg machen.“ Dann verschloss er wieder die Klappe. Jacques angespannte Gesichtszüge ließen vermuten, dass er zweifelte, ob der Wärter Wort hielt. Dennoch blieb ihm keine Wahl. Als er sich neben Geoffroy de Charnay niederließ, sagte dieser zu ihm: „Hoffen wir auf die Hilfe des Papstes, und dass die Nachricht sie rechtzeitig erreicht.“ Jacques nickte und antwortete resigniert: „Euer Wort in Gottes Ohr!“ Er warf einen Blick in die Runde und schwieg. Er betrachtete die anderen Brüder. Was konnte er ihnen sagen, dass ihren Mut und ihre Hoffnung am Leben erhielt? In seinem Innersten wusste er jedoch genau, dass es für den Papst unumgänglich war, dem König zu folgen, wollte er nicht selbst als Ketzer geächtet, oder gar ebenfalls ermordet werden wie Bonifatius. Dennoch klammerte er sich an die vage Hoffnung auf Rettung. So setzte er sich still und schwieg wie seine Schwertbrüder.

      Matthew grübelte. Was sollte er nun tun? Abwarten, was hier weiterhin geschah, oder dem Boten dorthin folgen, wohin er geschickt worden war? Er entschloss sich für Letzteres. Um jedoch nicht aufzufallen, entschied er sich für einen Zauber, der die Männer erstarren und vergessen ließ, was sie sehen oder hören hätten können. Konzentriert hob er seine Rechte und murmelte: „Obliviscatur te vidimus et audivimus! Obvelare cogitationes tuae! Luminis dicam terrae!“ Die Männer schienen daraufhin wie paralysiert zu sein und Matthew legte zufrieden seine Hand auf die Tür. „Magia terrae, Magicis ignis, in abulant, in aerem!“ Die schwere Eisentür gehorchte seinem Befehl und ließ ihn hindurch.

      Er wandelte leise durch die Gänge und Wendeltreppen, bis er den hinteren kleinen Ausgang erreicht hatte, über den er die Burg verließ. Als er ins Freie trat, atmete er ganz bewusst tief durch. Es war sehr anstrengend, die ganze Zeit über nicht den kleinsten Laut von sich zu geben. Dem kleinen Pfad zur Burg folgend, ging er bis zu einem großen Stein, der da in einigem Abstand zur Burg lag, und setzte sich. Es konnte seine Zeit dauern, bis der Wärter die Burg verließ. Doch sobald er dies tat, würde er ihm folgen. Sein Blick schweifte nachdenklich rings um die Burg. Es war ein schönes und vor allem strategisch gut ausgesuchtes Plätzchen, auf dem man sie errichtet hatte. Jeder, der hierherkam, wurde bereits von Weitem sofort gesehen. Matthews Magen machte sich bemerkbar. Er hatte ganz darauf vergessen, etwas zu sich zu nehmen, seitdem er aufgebrochen war. Da er jedoch nicht seinen Platz verlassen konnte, nahm er seine Kräfte zu Hilfe und murmelte beschwörend: „Assum pullum, veniat ad me!“ Er hielt seine Linke weit von sich gestreckt und wartete. Da erschien in seiner Hand urplötzlich ein Teller mit gebratenem Hühnchen und Kartoffeln, das jedoch nur er sehen konnte. Es war manchmal sehr praktisch, dass er auf diese Weise Dinge zu sich rufen konnte. Auch wenn sich diese nicht selbst herstellten, sondern irgendjemandem weggenommen wurden. Gerecht oder nicht, er brauchte schließlich etwas zu essen, um seine Kräfte zu stärken.

      Das Licht entschwand langsam im Nebel, der sich ausgebreitet hatte, und die Dämmerung brach heran. Vom nahe gelegenen Wald hallte der Ruf eines Käuzchens, als er plötzlich die Umrisse der Gestalt eines Mannes sah, der ihm entgegenkam. Matthew kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Der Nebel schluckte alles Licht und Finsternis breitete sich aus. Aufmerksam, den Blick auf die Gestalt gerichtet, wartete Matthew, bis der Mann ganz nahe an ihn herangekommen war. Als er sah, dass es derselbe Wärter war, folgte er ihm leisen Schrittes, den Weg hinunter bis ins nächste Dorf. Nur wenige Menschen waren zu sehen. Der Wärter winkte einen Kutscher heran, stieg ein und rief ihm zu: „Nach Paris!“ Matthew reagierte blitzschnell und sprang hinten auf die Kutsche auf. Er musste sich gut festhalten, als der Kutscher die Pferde lauthals antrieb und sich die Kutsche in Bewegung setzte. Da er in der anderen Hand Myrddins Stab halten musste, war das mehr als anstrengend. Die einsame schmale Landstraße führte sie durch die Stille der ländlichen Dunkelheit, die nur selten von den Vögeln der Wälder, die sie auf ihrem Weg durchkreuzten, durchbrochen wurde.

      Matthew sah schon aus der Ferne die Lichter der Stadt als sie nach einiger Zeit Paris erreichten. Als die Kutsche dann am Stadttor hielt und der Wärter ausstieg, sprang Matthew ebenfalls ab, um ihm zu folgen. Der Mann blieb stehen, wartete, bis die Kutsche gänzlich verschwunden war, und schien abzuwägen, ob er seinen gefährlichen Auftrag wirklich erfüllen sollte. Der Wärter sah sich nach der kleinen Taverne um, die man ihm beschrieben hatte. Danach wandte er sich um und beobachtete die Wachablöse, die gerade am Stadttor stattfand. Dann zog er seinen breiten Hut tiefer ins Gesicht, sodass ihn niemand in dem fahlen Licht erkennen konnte. Ihm war wohl bewusst, wie gefährlich sein Auftrag war. Würde man ihn dabei ertappen, wäre dies sein sicheres Ende. Er setzte seinen Weg fort und ging in die kleine Seitengasse nahe dem Stadttor, bis er schon von Weitem den grölenden Gesang eines älteren, stark betrunkenen Mannes vernahm. Er hielt darauf zu und sah, dass der Mann gerade aus einer Wirtschaft gekommen war, die nicht größer schien, als ein kleiner Stall. Da in der Nähe nirgends eine zweite erblicken konnte, nahm er an, dass er hier richtig war. Nervös betrat er die Taverne und setzte sich an einen kleinen Tisch, der ganz hinten in einer kleinen Nische stand, von wo aus er alles gut beobachten und sich einen Überblick verschaffen konnte.

      Der Wirt, ein korpulenter älterer Mann mit Glatze, kam an seinen Tisch und fragte nach seinen Wünschen. „Einen schönen Abend, der Herr! Was darf ich ihnen bringen? Unsere Küche ist vorzüglich und unser Wein schmeckt wunderbar.“ Der Wärter verzog seine Lippen kaum merklich zu einem gedrungenen Lächeln und erwiderte: „Bringt mir nur einen Becher Wein, das genügt mir vollends.“ Der Wirt nickte stumm und verschwand. Der Wärter beobachtete indessen die Leute, die sich um die Tische scharrten. Allesamt Bauern, Handwerker und Tagelöhner, die sich ihren Frust des Lebens, begleitet von lautstarkem Geschwätz, hinter die Binde kippten. Aber einen Sergeanten konnte er nicht entdecken. Als der Wirt mit seinem Wein zurückkehrte, fragte er ihn: „Guter Wirt, kennt ihr zufällig Sergeant Dumont? Er ist ein guter Freund von mir und ich sollte ihn hier heute Abend treffen.“ Es war für ihn besser, den Wirt glauben zu machen, es wäre ein guter Freund, damit er nicht auf unerwünschte Gedanken käme, die ihm schaden konnten. Der Wirt lächelte plötzlich sehr freundlich und antwortete ihm: „Oh ja, mein Herr, Sergeant Dumont ist bei uns ein gern gesehener Gast, er verkehrt fast täglich in unserem Hause. Heute war er noch nicht da, aber er müsste eigentlich sehr bald hier eintreffen, in der nächsten Stunde.“ Der Wärter bedankte sich freundlich für die Auskunft und der Wirt verschwand hinter seinen Tresen. Er musste jetzt nur noch warten,

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