Quentin Durward. Walter Scott
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In dieser misslichen Lage zeigte Lesley sich nicht gleichgültig; denn kaum hatte er bemerkt, dass er sich in einer Notsituation befand, rief er: „Cunningham, ich danke Dir! Kameraden! Steht mir bei! Es ist ein junger schottischer Edelmann, mein Neffe. Lindesay! Guthrie! Tyrie! Zieht und haut zu!“ Die Aussicht zu einem ungleichen Kampf zwischen den beiden Parteien war nun gegeben. Die Anzahl der Kontrahenten auf beiden Seiten war nicht gleich. Die besseren Waffen der Schotten würden ihnen jedoch zum Sieg verhelfen. Der Generalprofos, entweder, weil er den Ausgang des Gefechts fürchtete, oder weil er sich sorgte, es möchte dem König unangenehm sein, dass es zwischen seinem Profos und seiner Leibgarde zu Blutvergießen kommt, gab seinem Gefolge ein Zeichen, keine Gewalt anzuwenden. Er stellte aber Balafré die Frage, was er, als ein Ritter von der königlichen Leibwache damit bezwecke, sich der Hinrichtung eines Verbrechers zu widersetzen?
„Ich bezweifel, dass dem so ist!“, versetzte Balafré. „Beim heiligen Martin! Es ist doch ein Unterschied zwischen der Hinrichtung eines Verbrechers und der Ermordung meines eigenen Neffen!“
„Euer Neffe kann ebenso gut ein Verbrecher sein, wie jeder andere“, sagte der Generalprofos „und jeder Fremde ist den Gesetzen Frankreichs ebenso unterworfen, wie jeder andere Bürger Frankreichs.“
„Ja, aber wir haben Privilegien, wir schottischen Bogenschützen“, sagte Balafré; „ist dem nicht so, Kameraden?“
„Allerdings, allerdings!“, riefen alle zugleich. „Privilegien – Privilegien! Lang lebe der König Ludwig! Und Tod allen, die uns unsere Vorrechte schmälern wollen!“
„Aber seid doch vernünftig, Ihr Herren“, sagte der Generalprofos; „und bedenkt meinen Auftrag!“
„Von Euch nehmen wir keine Vernunft an!“, entgegnete Cunningham, „unsere eigenen Offiziere sollen uns Vernunft lehren. Wir wollen von des Königs Gnaden gerichtet werden, oder durch unseren eigenen Kapitän, da jetzt der Großkonnetable nicht zugegen ist.“
„Und von niemand gehängt werden“, sagte Lindesay, „als von Sandie Wilson, dem alten Profos von unserm eigenen Korps.“
„Aber so hört doch nur“, sagte der Generalprofos, „der junge Mensch hat mit Euch nichts zu tun, und kann keine Ansprüche auf Eure Privilegien nehmen.“
„Er ist mein Neffe“, sagte Balafré mit triumphierender Miene.
„Aber soviel ich weiß, kein Bogenschütze von der Leibwache“, versetzte Tristan l'Hermite.
Die Bogenschützen sahen zweifelhaft einander an ... „Nur standhaft, Vetter“, flüsterte Cunningham Balafré zu, „sprich, er sei bei uns angeworben.“
„Beim heiligen Martin! Du hast recht, Vetter!“ entgegnete Lesley, und mit lauter Stimme schwur er nun, dass er diesen Tag seinen Verwandten als Gefolgsmann angenommen habe. Diese Erklärung war ein entscheidender Beweggrund, und Profos Tristan, der des Königs Besorgnis vor einem Zwist unter seiner Leibwache kannte, brach mit seinen Leuten auf, während die Bogenschützen zurückblieben und eilig beratschlagten, was als Nächstes zu tun sei. „Vor allen Dingen“, hieß es, „müssen wir die Sache unserm Kapitän Crawford berichten und dann den Namen des jungen Menschen in unsere Liste eintragen lassen.“
„Aber, werte Freunde und Retter“, sagte Quentin, „ich habe mich ja noch gar nicht entschieden, ob ich bei Euch in Dienste treten will oder nicht.“
„Dann musst Du darüber eins werden, ob Du's tun oder hängen willst“, versetzte sein Onkel; „denn sonst, lieber Neffe, bleibt Dir wohl kaum ein Ausweg aus dieser Klemme übrig.“
Das war ein unwiderleglicher Beweisgrund, der Quentin in die Notwendigkeit versetzte, sich in eine Verpflichtung zu fügen, in die er sonst nicht gern gewilligt hätte.
„Jetzt zum Schloss!“, sagte Balafré; „unterwegs soll uns mein Neffe erzählen, wie er sich den Generalprofos auf den Hals gehetzt hat, damit wir wissen, wie wir unseren Bericht an Crawford einreichen müssen.“
Siebentes Kapitel.
Als sie vor dem Schloss ankamen, öffnete sich die kleine Pforte im Tor, und die Zugbrücke fiel. Einer nach dem andern ritt hinein; die Schildwachen aber kreuzten ihre Piken vor Quentin und befahlen ihm, anzuhalten. Von den Wällen herab spannten Bogenschützen ihre Waffen und zielten mit Arkebusen auf ihn. Obwohl der Jüngling in Begleitung des Korps und in Begleitung seines Onkels einritt, nahm die Schildwache auf ihrem Posten ihren Auftrag sehr ernst. Balafré neben ihm gab die nötigen Erklärungen ab. Unter starker Bewachung in Begleitung Balafrés und Cunninghams wurde Durward zu Crawford gebracht.
Crawford war schottischer Edelmann und einer der letzten Überlebenden jenes tapferen Stammes schottischer Lords und Ritter, die Karl dem Sechsten lang und treu in den blutigen Kriegen gedient hatten. Mit ihre Hilfe gelang die Unabhängigkeit der französischen Krone und die Vertreibung der Engländer. Schon als Knabe hatte er unter Douglas und Buchanan gefochten, hatte unter der Fahne der Johanna d'Arc gestanden und war vielleicht einer der letzten der schottischen Ritterschaft, die so willig ihre Schwerter für die Lilie der Bourbonen gegen ihren alten englischen Erbfeind gezogen hatte.
Lord Crawford war alt, schlank und ziemlich hager. Seine Glieder waren nicht mehr so geschmeidig aber doch kräftig. Er konnte das Gewicht seiner Rüstung noch immer so gut tragen, wie der jüngste Mann in seinem Gefolge. Seine Gesichtszüge waren etwas grob, mit Narben bedeckt und von der Sonne stark gebräunt. Sein Blick, der dem Tod in dreißig großen Schlachten ins Angesicht gesehen hatte, drückte mehr gutmütige Verachtung der Gefahr als den wilden Söldnermut aus. Seine hochaufgerichtete Gestalt war in einen weiten Hausmantel gehüllt, den ein büffellederner Gürtel umschloss. An ihm hing ein mit kostbarem Griff versehener Dolch. Um den Hals trug er die Kette und das Zeichen des St. Michaels-Ordens. Er saß auf einer Art von Kanapee, das mit einer Wildhaut bedeckt war, und las, mit einer neuartigen Brille auf der Nase mit Anstrengung ein großes Manuskript, „le Rosier de la guerre“ genannt, ein Gesetzbuch für militärische und bürgerliche Polizei, das Ludwig zum Besten seines Sohnes, des Dauphins, hatte zusammentragen lassen und worüber er die Meinung des erfahrenen schottischen Kriegers zu hören wünschte.
Lord Crawford legte sein Buch etwas verdrießlich beiseite, als der unerwartete Besuch eintrat, und fragte in seinem breiten Dialekt: „Was in Teufels Namen wollt Ihr?“
Balafré schilderte umständlich die Lage, in der sich sein Neffe befand, und bat demütig um Schutz für ihn. Crawford hörte aufmerksam zu und konnte nicht umhin, über die Einfalt zu lächeln, womit der Jüngling sich des Verbrechers angenommen hatte; allein er schüttelte den Kopf bei dem Bericht über den Streit zwischen den schottischen Bogenschützen und der Wache des Generalprofos.
„Wie oft“, sagte er, „werdet Ihr mir noch solche Knäuel zum Entwirren bringen? Wie oft soll ich's Euch wiederholen, Ludwig Lesley und Archie Cunningham, dass sich Schotten bescheiden und anständig benehmen sollen gegen die Einwohner des Landes, sofern sie nicht alle Hunde der Stadt an ihren Fersen haben wollen? Immerhin ist mir es lieber, dass Ihr mit dem Profos, als jemand anders in Streit geraten seid. Es ist verständlich, Eurem Verwandten beizustehen, denn der einfältige Bursche konnte in arge Verlegenheit geraten. Langt mir die Musterrolle der Kompagnie von dem Gesims; wir wollen seinen Namen gleich auf die Liste setzen.“
„Wenn Eure Herrlichkeit erlauben ...“, begann Durward.
„Ist